+++ Achtung, positiver Unterton in den letzten 2 Absätzen - noch ist nichts ausgestanden +++
SPIEGEL ONLINE - 01. September 2006, 13:15
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,434695,00.html
Septembersorgen
Die Angst vor dem Horrormonat
Von Helmut Reich
Der Börsenmonat September verbreitet regelmäßig Angst und Schrecken auf dem Aktienmarkt, denn er weist die schlechteste Bilanz auf. Vor vier Jahren brach der Dax im September sogar um satte 25 Prozent ein. Auch dieses Jahr besteht genügend Anlass zur Sorge.
Hamburg - Jede Serie ist dazu da, gebrochen zu werden. Darauf hoffen im September viele Börsianer. Denn seit 20 Jahren bricht der Dax in diesem Börsenmonat regelmäßig ein. 1986 lag das Minus bei sechs Prozent, 1990 bei 18 Prozent, 1994 bei neun Prozent und 1998 bei sieben Prozent. Im September 2002 rutschte der Dax sogar um 25 Prozent in die Verlustzone.
Ganz so schlimm wird es dieses Jahr Experten zufolge wohl nicht kommen. "Für solch starke Kursverluste müsste es schon zu einer massiven Verschlechterung der Datenlage oder zu einer politischen Eskalation kommen", so Gerhard Schwarz, Analyst der HypoVereinsbank im Gespräch mit manager-magazin.de.
Doch auch er kennt die Problematik des gefürchteten Börsenmonats: "Der September ist wie immer eine Gratwanderung. Die beiden vergangenen Jahre lief es zwar nicht so schlecht, doch die sechs Jahre zuvor gab es im September fallende Kurse und steigende Volatilitäten", sagt Schwarz.
Derzeit halten sich Bären und Bullen die Waage, der Dax pendelt seit zwei Wochen mit leicht steigender Tendenz um die 5800-Punkte-Marke. "Das Stimmungsbild ist diffus, im September könnte sich entscheiden, von welchem Lager die Investoren überlaufen", sagt Schwarz und gibt eine Prognose ab: "Für den September erwarten wir eine Konsolidierung, die den Dax zumindest auf die technische Unterstützungsmarke von 5680 Punkten zurückführen sollte."
Die Möglichkeiten, warum es zu einem Rückgang der Kurse kommen könnte, sind vielfältig. Zum einen der Blick auf die Konjunktur in den USA: "Anleger müssen aufpassen, dass sich das Szenario einer sanften Landung in den USA nicht als trügerisch erweist", so der Aktienstratege der HypoVereinsbank. In den USA sank das Konsumklima zuletzt deutlich, der Index des Verbrauchervertrauens fiel auf den niedrigsten Stand seit November 2005.
Zwar hat die Notenbank Federal Reserve ihre Politik der beharrlichen Zinserhöhungen zuletzt gestoppt, doch die Furcht der Verbraucher vor einer steigenden Arbeitslosenquote und einer Abkühlung der Konjunktur wirkten sich offenbar stärker auf das Konsumklima aus.
Auch die konjunkturelle Lage in Deutschland gibt trotz der zahlreichen positiven Nachrichten genügend Anlass zur Sorge. Finanzexperten rechnen bereits mit einem Abschwung. So ging etwa der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland kürzlich zum siebten Mal in Folge zurück und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit 2001. Für das Stimmungsbarometer werden rund 300 Analysten und institutionelle Anleger nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt.
Das Urteil der ZEW-Experten fällt dementsprechend deutlich aus: "Die Entwicklung des Indikators signalisiert eine deutliche Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten." Analyst Schwarzer sieht das genauso: "In Deutschland befinden wir uns in einer konjunkturellen Abschwungphase."
Auch die Hurrikans könnten den Börsianern in den nächsten Wochen die Stimmung vermiesen: "Bisher gab es wenig Hurrikans, die Förderplattformen waren nicht bedroht. Doch die Saison geht noch bis Mitte Oktober, für eine Entwarnung ist es also viel zu früh", so Schwarzer.
Und schließlich bleibt die Gefahr, dass die vielen aktuellen Konfliktherde auf der Welt bei einer erneuten Eskalation oder auch neue Terroranschläge heftige negative Kursreaktionen herbeiführen. Immerhin jährt sich am 11. September der Terrorakt auf das World Trade Center zum fünften Mal. Pläne von Terroristen, zu diesem Zeitpunkt erneut Anschläge durchzuführen, werden befürchtet.
Schon ein missglückter Versuch würde den Ölpreis erneut kräftig nach oben schießen lassen. "Geopolitische Entwicklungen können sich auf den Ölpreis in Form einer gestiegenen Risikoprämie niederschlagen. Derzeit ist eine Entspannung eingepreist, die von den harten Fakten nicht unbedingt widergespiegelt wird", warnt Schwarz.
Die Gefahr eines erneuten Kursrückgangs an den Börsen im Monat September ist also gegeben. Technische Analysten sehen den Markt allerdings nach unten gut abgesichert. "Selbst zum Höhepunkt des Israel-Libanon-Konflikts bewies die Börse Stärke und rutschte nicht wesentlich nach unten ab", so die Charttechnikstrategen von Staud Research gegenüber manager-magazin.de.
Optimistisch schauen die Staud-Analysten auf die Indexcharts in den USA: "Wir rechnen damit, dass der Dow Jones bald wieder die Hürde von 11.400 Zählern nehmen wird. Das könnte dann Impulse nach oben am europäischen Markt und somit für den Dax auslösen."
SPIEGEL ONLINE - 01. September 2006, 13:15
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,434695,00.html
Septembersorgen
Die Angst vor dem Horrormonat
Von Helmut Reich
Der Börsenmonat September verbreitet regelmäßig Angst und Schrecken auf dem Aktienmarkt, denn er weist die schlechteste Bilanz auf. Vor vier Jahren brach der Dax im September sogar um satte 25 Prozent ein. Auch dieses Jahr besteht genügend Anlass zur Sorge.
Hamburg - Jede Serie ist dazu da, gebrochen zu werden. Darauf hoffen im September viele Börsianer. Denn seit 20 Jahren bricht der Dax in diesem Börsenmonat regelmäßig ein. 1986 lag das Minus bei sechs Prozent, 1990 bei 18 Prozent, 1994 bei neun Prozent und 1998 bei sieben Prozent. Im September 2002 rutschte der Dax sogar um 25 Prozent in die Verlustzone.
Ganz so schlimm wird es dieses Jahr Experten zufolge wohl nicht kommen. "Für solch starke Kursverluste müsste es schon zu einer massiven Verschlechterung der Datenlage oder zu einer politischen Eskalation kommen", so Gerhard Schwarz, Analyst der HypoVereinsbank im Gespräch mit manager-magazin.de.
Doch auch er kennt die Problematik des gefürchteten Börsenmonats: "Der September ist wie immer eine Gratwanderung. Die beiden vergangenen Jahre lief es zwar nicht so schlecht, doch die sechs Jahre zuvor gab es im September fallende Kurse und steigende Volatilitäten", sagt Schwarz.
Derzeit halten sich Bären und Bullen die Waage, der Dax pendelt seit zwei Wochen mit leicht steigender Tendenz um die 5800-Punkte-Marke. "Das Stimmungsbild ist diffus, im September könnte sich entscheiden, von welchem Lager die Investoren überlaufen", sagt Schwarz und gibt eine Prognose ab: "Für den September erwarten wir eine Konsolidierung, die den Dax zumindest auf die technische Unterstützungsmarke von 5680 Punkten zurückführen sollte."
Die Möglichkeiten, warum es zu einem Rückgang der Kurse kommen könnte, sind vielfältig. Zum einen der Blick auf die Konjunktur in den USA: "Anleger müssen aufpassen, dass sich das Szenario einer sanften Landung in den USA nicht als trügerisch erweist", so der Aktienstratege der HypoVereinsbank. In den USA sank das Konsumklima zuletzt deutlich, der Index des Verbrauchervertrauens fiel auf den niedrigsten Stand seit November 2005.
Zwar hat die Notenbank Federal Reserve ihre Politik der beharrlichen Zinserhöhungen zuletzt gestoppt, doch die Furcht der Verbraucher vor einer steigenden Arbeitslosenquote und einer Abkühlung der Konjunktur wirkten sich offenbar stärker auf das Konsumklima aus.
Auch die konjunkturelle Lage in Deutschland gibt trotz der zahlreichen positiven Nachrichten genügend Anlass zur Sorge. Finanzexperten rechnen bereits mit einem Abschwung. So ging etwa der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland kürzlich zum siebten Mal in Folge zurück und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit 2001. Für das Stimmungsbarometer werden rund 300 Analysten und institutionelle Anleger nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt.
Das Urteil der ZEW-Experten fällt dementsprechend deutlich aus: "Die Entwicklung des Indikators signalisiert eine deutliche Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten." Analyst Schwarzer sieht das genauso: "In Deutschland befinden wir uns in einer konjunkturellen Abschwungphase."
Auch die Hurrikans könnten den Börsianern in den nächsten Wochen die Stimmung vermiesen: "Bisher gab es wenig Hurrikans, die Förderplattformen waren nicht bedroht. Doch die Saison geht noch bis Mitte Oktober, für eine Entwarnung ist es also viel zu früh", so Schwarzer.
Und schließlich bleibt die Gefahr, dass die vielen aktuellen Konfliktherde auf der Welt bei einer erneuten Eskalation oder auch neue Terroranschläge heftige negative Kursreaktionen herbeiführen. Immerhin jährt sich am 11. September der Terrorakt auf das World Trade Center zum fünften Mal. Pläne von Terroristen, zu diesem Zeitpunkt erneut Anschläge durchzuführen, werden befürchtet.
Schon ein missglückter Versuch würde den Ölpreis erneut kräftig nach oben schießen lassen. "Geopolitische Entwicklungen können sich auf den Ölpreis in Form einer gestiegenen Risikoprämie niederschlagen. Derzeit ist eine Entspannung eingepreist, die von den harten Fakten nicht unbedingt widergespiegelt wird", warnt Schwarz.
Die Gefahr eines erneuten Kursrückgangs an den Börsen im Monat September ist also gegeben. Technische Analysten sehen den Markt allerdings nach unten gut abgesichert. "Selbst zum Höhepunkt des Israel-Libanon-Konflikts bewies die Börse Stärke und rutschte nicht wesentlich nach unten ab", so die Charttechnikstrategen von Staud Research gegenüber manager-magazin.de.
Optimistisch schauen die Staud-Analysten auf die Indexcharts in den USA: "Wir rechnen damit, dass der Dow Jones bald wieder die Hürde von 11.400 Zählern nehmen wird. Das könnte dann Impulse nach oben am europäischen Markt und somit für den Dax auslösen."