Die Immobilienaffäre ist noch nicht abgeschlossen, da droht der Telekom neuer Ärger. Auch die Technik könnte in der Bilanz überbewertet sein - in Milliardenhöhe.
Der Chef der Deutschen Telekom AG gab sich - wie stets - kämpferisch und optimistisch. Nichts, aber auch gar nichts, versicherte Ron Sommer den Aktionären noch kurz vor der Hauptversammlung des Unternehmens vor knapp fünf Wochen, sei bei der Telekom "unseriös gelaufen. Weder beim Eröffnungsbörsengang noch später“. Er sei deshalb sehr zuversichtlich, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn und weitere Kollegen aus Vorstand und Aufsichtsrat wegen der vermeintlichen Fehlbewertung des Telekom-Vermögens schon recht bald eingestellt würden.
Sie fangen offensichtlich erst richtig an. Vergangenen Mittwoch zumindest haben die Ermittler kistenweise weiteres Aktenmaterial in der Bonner Telekom-Zentrale abholen lassen. Der Grund: Sie haben Anhaltspunkte, dass nicht nur das Immobilienvermögen in den Telekom-Bilanzen überbewertet gewesen sein könnte (SPIEGEL 12/2001), sondern auch das technische Anlagevermögen, also Telefonleitungen oder Vermittlungsstellen, eventuell zu überhöhten Preisen in die Bilanzen eingegangen ist. Nach internen Telekom-Vermerken, die den Ermittlern vorliegen, soll die Technik des Telefonriesen in den Bilanzen um eine Summe zwischen 15 und 21 Milliarden Mark zu hoch bewertet worden sein. Die vermeintliche Bilanzmanipulation könnte den Unterlagen zufolge bis in die Gründungszeit der Aktiengesellschaft zurückreichen, Die laufenden Ermittlungen wegen Kapitalbetrugs, so hat die Staatsanwaltschaft der Telekom mitgeteilt, seien deshalb auf den Zeitraum zwischen1990 und1995 ausgedehnt worden. Die Telekom hat die Ausweitung des Ermittlungsverfahrens auf das technische Anlagevermögen durch die Bonner Strafverfolgungsbehörde inzwischen bestätigt. Zu der Summe von bis zu 21 Milliarden Mark jedoch will das Unternehmen keine Stellung nehmen. Das könnte gute Gründe haben: Denn sollte es sich tatsächlich um einen so gewaltigen Betrag handeln, hätte das Unternehmen die Kapitalmärkte in der vergangenen Woche womöglich in Form einer Pflichtmitteilung über die neuen Vorwürfe informieren müssen - zumal die Telekom fast zeitgleich eine Rekordanleihe von 10 Milliarden Mark an den Aktienmärkten platziert hat, mit der sie ihre weitere Finanzierung sicherstellen will.
Nach heftigen internen Diskussionen entschied sich der Telefonmulti jedoch gegen eine solche Mitteilung an die Börse. Der gesamte Vorgang, so die Begründung von Telekom- Vorstandsmit- Max Hirschberger, sei bisher noch so vage, dass man aus Sicht des Unternehmens "kaum etwas Konkretes dazu sagen" könne. Bisher hätten die Ermittler der Telekom zudem jede Akteneinsicht verweigert, so dass eine Mitteilung an die Finanzmärkte bei Anlegern und Aktionären womöglich mehr Klarheit gebracht hätte. Allerdings, gibt man sich beim Telefonmulti überzeugt, sei eine Überbewertung des technischen Anlagevermögens kaum möglich. Immerhin sei der Technikbesitz bereits mit der Erstellung der Eröffnungsbilanz im Jahr 1995 um rund 14,8 Milliarden Mark abgewertet worden. Außerdem seien viele Anlagen inzwischen vollständig steuerlich abgeschrieben oder wie das TV-Breitbandkabelnetz in andere Gesellschaften ausgegliedert. Darüber hinaus habe die Telekom in den vergangenen sechs Jahren durchschnittlich fast 14 Milliarden Mark pro Jahr in neue Technik investiert, so dass viele Anlagen, für die1995 in der Eröffnungsbilanz rund 86 Milliarden Mark angesetzt wurden, heute gar nicht mehr vorhanden seien. Doch genau hier könnte ein Problem liegen. Denn der Staatsanwaltschaft liegen nicht nur Hinweise vor, dass die 1995 vorgenommene Abwertung zu gering war. Auch Sonderwertberichtigungen könnten bei den zahlreichen Modernisierungsprogrammen wie der milliardenschweren Umrüstung von analoger Telefontechnik auf ISDN nicht in vorgeschriebenem Umfang getätigt worden sein. Solche Wertberichtigungen fallen beispielsweise an, wenn alte Anlagen durch modernere Technik ersetzt wird, bevor sie in der Bilanz vollständig, abgeschrieben sind. Auch solche Vermutungen hält die Telekom für unzutreffend. Sämtliche Bilanzen, so heißt es, seien von Wirtschaftsprüfern testiert worden. Innerhalb des Unternehmens gebe es weder Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten bei der Technik noch bei, den Immobilien. Die Notwendigkeit einer Wertberichtigung weist die Telekom deshalb auch weit von sich. Viele technische Anlagen wie beispielsweise das TV-Kabelnetz seien in der Bilanz "eher konservativ bewertet". Bei einem Verkauf könnten am Markt wesentlich höhere Preise erzielt werden. Doch eine gewisse Skepsis bleibt. Ähnliches hatte die Telekom auch über ihre Immobilien gesagt. Und die musste Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick am Ende doch noch abwerten - um fast vier Milliarden Mark.
Georg Bönisch, Frank Dohmen Spiegel Nr. 28 09/07/01
Na ja bei 15€ kaufe ich vielleicht doch noch welche. Eigentlich sollt man ja diese Firma ja nicht unterstützen!?!
Gruß Borgling
Der Chef der Deutschen Telekom AG gab sich - wie stets - kämpferisch und optimistisch. Nichts, aber auch gar nichts, versicherte Ron Sommer den Aktionären noch kurz vor der Hauptversammlung des Unternehmens vor knapp fünf Wochen, sei bei der Telekom "unseriös gelaufen. Weder beim Eröffnungsbörsengang noch später“. Er sei deshalb sehr zuversichtlich, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn und weitere Kollegen aus Vorstand und Aufsichtsrat wegen der vermeintlichen Fehlbewertung des Telekom-Vermögens schon recht bald eingestellt würden.
Sie fangen offensichtlich erst richtig an. Vergangenen Mittwoch zumindest haben die Ermittler kistenweise weiteres Aktenmaterial in der Bonner Telekom-Zentrale abholen lassen. Der Grund: Sie haben Anhaltspunkte, dass nicht nur das Immobilienvermögen in den Telekom-Bilanzen überbewertet gewesen sein könnte (SPIEGEL 12/2001), sondern auch das technische Anlagevermögen, also Telefonleitungen oder Vermittlungsstellen, eventuell zu überhöhten Preisen in die Bilanzen eingegangen ist. Nach internen Telekom-Vermerken, die den Ermittlern vorliegen, soll die Technik des Telefonriesen in den Bilanzen um eine Summe zwischen 15 und 21 Milliarden Mark zu hoch bewertet worden sein. Die vermeintliche Bilanzmanipulation könnte den Unterlagen zufolge bis in die Gründungszeit der Aktiengesellschaft zurückreichen, Die laufenden Ermittlungen wegen Kapitalbetrugs, so hat die Staatsanwaltschaft der Telekom mitgeteilt, seien deshalb auf den Zeitraum zwischen1990 und1995 ausgedehnt worden. Die Telekom hat die Ausweitung des Ermittlungsverfahrens auf das technische Anlagevermögen durch die Bonner Strafverfolgungsbehörde inzwischen bestätigt. Zu der Summe von bis zu 21 Milliarden Mark jedoch will das Unternehmen keine Stellung nehmen. Das könnte gute Gründe haben: Denn sollte es sich tatsächlich um einen so gewaltigen Betrag handeln, hätte das Unternehmen die Kapitalmärkte in der vergangenen Woche womöglich in Form einer Pflichtmitteilung über die neuen Vorwürfe informieren müssen - zumal die Telekom fast zeitgleich eine Rekordanleihe von 10 Milliarden Mark an den Aktienmärkten platziert hat, mit der sie ihre weitere Finanzierung sicherstellen will.
Nach heftigen internen Diskussionen entschied sich der Telefonmulti jedoch gegen eine solche Mitteilung an die Börse. Der gesamte Vorgang, so die Begründung von Telekom- Vorstandsmit- Max Hirschberger, sei bisher noch so vage, dass man aus Sicht des Unternehmens "kaum etwas Konkretes dazu sagen" könne. Bisher hätten die Ermittler der Telekom zudem jede Akteneinsicht verweigert, so dass eine Mitteilung an die Finanzmärkte bei Anlegern und Aktionären womöglich mehr Klarheit gebracht hätte. Allerdings, gibt man sich beim Telefonmulti überzeugt, sei eine Überbewertung des technischen Anlagevermögens kaum möglich. Immerhin sei der Technikbesitz bereits mit der Erstellung der Eröffnungsbilanz im Jahr 1995 um rund 14,8 Milliarden Mark abgewertet worden. Außerdem seien viele Anlagen inzwischen vollständig steuerlich abgeschrieben oder wie das TV-Breitbandkabelnetz in andere Gesellschaften ausgegliedert. Darüber hinaus habe die Telekom in den vergangenen sechs Jahren durchschnittlich fast 14 Milliarden Mark pro Jahr in neue Technik investiert, so dass viele Anlagen, für die1995 in der Eröffnungsbilanz rund 86 Milliarden Mark angesetzt wurden, heute gar nicht mehr vorhanden seien. Doch genau hier könnte ein Problem liegen. Denn der Staatsanwaltschaft liegen nicht nur Hinweise vor, dass die 1995 vorgenommene Abwertung zu gering war. Auch Sonderwertberichtigungen könnten bei den zahlreichen Modernisierungsprogrammen wie der milliardenschweren Umrüstung von analoger Telefontechnik auf ISDN nicht in vorgeschriebenem Umfang getätigt worden sein. Solche Wertberichtigungen fallen beispielsweise an, wenn alte Anlagen durch modernere Technik ersetzt wird, bevor sie in der Bilanz vollständig, abgeschrieben sind. Auch solche Vermutungen hält die Telekom für unzutreffend. Sämtliche Bilanzen, so heißt es, seien von Wirtschaftsprüfern testiert worden. Innerhalb des Unternehmens gebe es weder Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten bei der Technik noch bei, den Immobilien. Die Notwendigkeit einer Wertberichtigung weist die Telekom deshalb auch weit von sich. Viele technische Anlagen wie beispielsweise das TV-Kabelnetz seien in der Bilanz "eher konservativ bewertet". Bei einem Verkauf könnten am Markt wesentlich höhere Preise erzielt werden. Doch eine gewisse Skepsis bleibt. Ähnliches hatte die Telekom auch über ihre Immobilien gesagt. Und die musste Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick am Ende doch noch abwerten - um fast vier Milliarden Mark.
Georg Bönisch, Frank Dohmen Spiegel Nr. 28 09/07/01
Na ja bei 15€ kaufe ich vielleicht doch noch welche. Eigentlich sollt man ja diese Firma ja nicht unterstützen!?!
Gruß Borgling