Starker Euro kennt nur wenige Gewinner

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ribald:

Starker Euro kennt nur wenige Gewinner

 
20.05.03 12:21
Starker Euro kennt nur wenige Gewinner

Mit Werten wie Adidas, Vivendi, H&M, Puma, Corus oder Iberia kommen Anleger am ehesten durch die Dollar-Schwäche

von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

 
Berlin -  Am Devisenmarkt geht es zu wie in der Werbung: Nichts ist unmöglich. So zumindest scheint, nachdem der Euro zu Wochenbeginn zwischenzeitlich nicht nur die Marke von 1,16 Dollar sondern gleich noch 1,17 hinter sich ließ. Und genauso wie in der Reklame kommt es mehr aufs Image denn auf Fakten an. Aus dem ehemals gelobten Land Amerika mit fulminanten Wachstumsraten ist in der Wahrnehmung der Devisenhändler ein verantwortungsloser Schuldner geworden. Das US-Leistungsbilanzdefizit - früher unter "ferner liefen" verbucht - ist jetzt zum Aufreger Nummer Eins geworden. Plötzlich schlägt den Marktteilnehmern auf den Magen, dass die US-Wirtschaft pro Minute eine Mio. Dollar benötigt, um das Loch zwischen Exporten und Importen zu stopfen. Wenig vertrauensbildend wirkt in dieser Situation US-Finanzminister Snow, der den Dollar-Kollaps als "moderat" bezeichnete.


Dumm nur, dass die Währungs-Verwerfungen sich nicht auf den Devisenmarkt beschränken, sondern weltweit die Volkswirtschaften und Börsen durcheinander wirbeln. Denn der Kurs von Dollar & Co. Hat unmittelbare Auswirkungen auf die Geschäfte und damit Gewinne der Gesellschaften.


Kein Wunder, dass zu Wochenbeginn die als besondern währungssensibel geltende deutsche Börse am stärksten unter die Räder. Zwischenzeitlich ging es mit dem Dax um mehr als vier Prozent bergab. "Nicht nur das aktuelle Euro-Niveau bereitet uns Sorgen, sondern die Wucht der Entwicklung", sagt Joachim Paech, Chefhändler beim Bankhaus Julius Bär. "Sollte die Gemeinschaftswährung über 1,18 Dollar klettern, befinden wir uns im charttechnischen Nirwana. Dann gibt es keinen Widerstand mehr." Die Währungsstrategen haben daher in der vergangenen Woche im vorauseilenden Gehorsam ihre Prognosen nach oben angepasst. Der größte Dollar-Bär ist Deutsche-Bank-Stratege Michael Rosenberg, der auf Sicht von 18 Monaten den Euro bei 1,45 Dollar sieht. Schaut man in die Historie, muss das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Kommt eine Währung erst einmal in Fahrt, kann sich ihr Wert schnell verdoppeln. Der Euro stände gemessen daran bei 1,60 Dollar.


Für hiesige Anleger sind dies schlechte Aussichten. Denn jedes Prozent, den der Dollar fällt, kostet die europäischen Konzerne im Schnitt ein halbes Prozent Gewinn. Einzelne Unternehmen sind sogar noch weitaus stärker betroffen.


Profiteure der Dollarschwäche muss man in Europa mit der Lupe suchen. Fündig wird man vor allem bei Adidas Salomon. Der Sportartikelhersteller hat den Charme, dass 90 Prozent der Kosten im schwachen Dollarraum anfallen, weil Adidas vor allem im Ausland produzieren lässt. Die Einnahmen stammen zu rund 50 Prozent aus der Euro-Zone. So treibt jede Dollar-Abwertung um zehn Prozent die Gewinne von Adidas um 20 Prozent. Auf der Sonnenseite stehen daneben Gesellschaften aus dem Technologiebereich oder der Medien-, Stahl- und Luftfahrtbranche. Diese Unternehmen kaufen ihre Rohstoffe im Dollarraum und verkaufen ihre Produkte auf dem alten Kontinent.


Nutznießer der Euro-Stärke sitzen aber jenseits des großen Teiches. Die globalen exportorientierten US-Konzerne profitieren von der schwachen heimischen Währung. Nicht ohne Grund hob gestern die Investmentbank JP Morgan die Gewinnerwartungen für die US-Gesellschaften in diesem Jahr um durchschnittlich vier Prozent an, während sie gleichzeitig die Ergebnis-Aussichten für europäische Firmen um sechs Prozent zusammenstrich. Doch ein Investment in einem der großen US-Konzerne wie Caterpillar, Altria, McDonalds, Procter& Gamble oder Coca Cola hat einen entscheidenden Haken. Die Aktien werden in Dollar gehandelt, etwaige Kursgewinne können schnell durch Währungsverschiebungen konterkariert werden. Deshalb sollten europäische Anleger an der Wall Street ihre Investitionen mit Devisenoptionsscheinen oder -zertifikaten absichern.


Artikel erschienen am 20. Mai 2003
 
 
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