Am 27. Febr. 02 hat die FDP-Bundestagsfraktion 208 Einzelfragen zum Thema “Bundeswehr im neuen Jahrhundert” abgegeben - am 19. Juni gab das Kabinett die Bundestags-Drucksache 14/9501 (71 S.) mit den Antworten zur Weiterleitung an den Bundestag frei.
Dass man den Wortlaut im Archiv haben muss, zeigen nicht wenige detaillierte Angaben, allerdings nur zu Fragen, die für “Strategen” nicht ganz so prickelnd sind:
Über die Zahlen zum Attraktivitäts-Programm werden sich die Soldaten freuen; hoffentlich gibt es nicht zuviel Frust bei denen, die leer ausgegangen sind (Ziff. 22 ff.);
Zum Nachrechnen werden die durchschnittlichen, jährlichen Personal-Kosten genannt (Ziff. 30):
- Grundwehrdienst-Leistende (W9): 11.600 EUR,
- Freiwillig-Wehrdienst-Leistende (FWDL): 15.700 EUR,
- Mannschaften/Soldaten auf Zeit (SAZ): 20.700 EUR,
- Unteroffiziere/Feldwebel: 26.600 EUR,
- Offiziere (Mil.Fachdienst): 40.800 EUR,
- Offiziere (Truppendienst): 46.100 EUR;
Leider hat die FDP vergessen, nach den Kosten für Beamte, Angestellte und Arbeiter zu fragen.
Ab Ziff. 31 wird interessantes zu Vergleichen mit den Bündnis-Armeen geboten;
Zum Thema Frauen ist zu dokumentieren (Ziff. 43):
“Die hohe Leistungsbereitschaft, die Motivation und der Ehrgeiz haben bei den männlichen Kameraden leistungsanspronend gewirkt und zur Harmonisierung des Dienstbetriebes geführt”(!);
U. E. wird es erst wieder ab Ziffer 134 interessant:
- Die Luftwaffe beziffert genau die Einsatz-Rollen;
- in Ziff. 140 ist nachzulesen, dass 2001 nur 140 Flugstunden geflogen wurden, eindeutig zu wenig. Der BMVg hat nun entschieden, 180h/Jahr zu erreichen; “die schrittweise Umsetzung dieser Weisung hat begonnen.” (Wiedervorlage);
- die Marine glänzt mit einer detaillierten Aufzeichnung der “Fahrtstunden” ab 1996 all ihrer Schiffstypen (Ziff. 146).
Ab Ziff. 159 beginnt der Eiertanz zum Thema Rüstung und Haushalt. Bis zur Ziff. 173 wird die reale Lage brav verscharpt. Wer angesichts des Datenwerks zur Rüstungsplanung das Parlament derart verschaukelt, ist sich der Unmöglichkeit der kurzfristigen Abstrafung sicher - wird aber (hoffentlich rechtzeitig) von der Wahrheit überholt.
Die Ziffern 178 bis 181 sind der “deutschen wehrtechnischen Industrie” gewidmet. Angesichts der tatsächlichen Lage auch pisa-verdächtig.
Experten werden sich freuen, konkrete Angaben über die Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge von Heer, Luftwaffe und Marine zu erhalten.
Es wäre schon möglich, einen Ansatz zu konzipieren, der die Grosse Anfrage zu einem tauglichen Instrument der Aufklärung befördert. dazu würde aber z.B. gehören, dass man dem Dokument mit den Fragen und Antworten eine fachliche Kommentierung anhängt, die die gescharpten Antworten mit Daten und Fakten enthüllt. Insgesamt hilft nicht, immer wieder die (einzige) Beleg-Quelle der FAZ/So. mit Ex-Heeres-Inspekteur Willmann heranzuschleifen. Den Rest der dazugehörigen Vorschläge bieten wir ganz arrogant als Consulter an, in der “Stand Alone”-Rolle.
Peter Lynch: "Don't lose!"
fG