Köln - Die SPD in der Eier-Krise: Wegen des Spendenskandals trauen sich die Genossen in diesem Jahr nicht auf die Straße, um Ostereier mit SPD-Aufklebern an die Kölner zu verschenken.
„Wir verteilen doch nicht freiwillig Wurfgeschosse“, protestierten laut die Ortsvereine. Tradition hin oder her. Gestern sagte die SPD-Parteizentrale die Eier-Aktion ab. Dort hieß es nur: „Unsere Leute haben einfach Angst, dass ihnen die verärgerten Leute die Ostereier an den Kopf werfen.“
Als Eier-Alternative wollen einige Ortsvereine lieber Schokoladenhasen und Flugblätter unters Volk bringen. Die meisten Parteisoldaten haben ohnehin genug und wollen einfach zu Hause bleiben. Selbst zu einem Besuch der Osterkirmes haben sie keine Lust. „Wir fahren ohnehin seit drei Wochen Achterbahn.“
Einige örtliche Parteifunktionäre, die die bemalten und beklebten SPD-Eier bereits in großem Stil bestellt hatten, wollten die Eier jetzt spenden, etwa an Kindergärten. Dabei symbolisiert das Osterei die christliche Auferstehung. Aber davon ist die Kölner SPD-weit entfernt. Denn die Genossen stecken noch in anderen Krisen.
Die Fax-Krise: Nach drei Skandal-Wochen verschickte die Fraktion erstmals wieder eine Pressemitteilung zu einem lokalpolitischen Thema jenseits des Spendensumpfs. Und was steht am Ende der Erklärung zum Thema Leichtathletik-Stadion? „Verantwortlich: Norbert Rüther - Rathaus“. Aus weia!
Aber es kommt noch dicker…
Die Generalbundesanwalt-Krise: Der Bonner Aktionskünstler Alfred Kerger hat jetzt Generalbundesanwalt Kay Nehm eingeschaltet. Der Chef der obersten Strafverfolgungsbehörde soll prüfen, ob der SPD-Unterbezirk eine „kriminelle Vereinigung“ nach § 129 Strafgesetzbuch ist.
Die Austritts-Krise: 166 Austritte seit Bekanntwerden des Skandals. Die Führungs-Krise: Mit den belasteten Fraktionschef Heinz Lüttgen (Biciste-Liste, Selbstanzeige), der Schwarzen-Kassen-Mitwisserin und Geschäftsführerin Marlis Herterich und der bürgermeisterlichen Pseudo-Quittungsempfängerin Renate Canisius ist die Spitze gelähmt. Parteichef und Krisenmanager Jochen Ott macht Urlaub, liegt zurzeit irgendwo am Strand. Ergebnis: Die Kölner SPD ist zurzeit handlungsunfähig, ein Patient im Wachkoma.