Spassgesellschaft & Börse geschichtlich

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LittleMonkey:

Spassgesellschaft & Börse geschichtlich

 
30.10.01 14:10
Das Ende der Spaßgesellschaft
27.10.2001

von Uwe Warmbein

 

Dieses Wort, geprägt von Peter Scholl-Latour, wird uns in den kommenden Jahren noch viel beschäftigen, trifft es doch hervorragend den Zustand unserer jetzigen Gesellschaft. Das Phänomen" Generation der Sorglosen" ist nicht etwa eine Mode-Erscheinung innerhalb der Geschichte, sondern Vorbote für kommende Veränderungen.

"Die wilden 20iger" Jahre waren ebenso geprägt von einer solchen "Spaßgesellschaft". Wie die ökonomischen und politischen Veränderungen in den Jahren danach unsere Welt verändert haben, können bestenfalls die Großeltern der heutigen Spaßgeneration erzählen. Wie die Spaßgesellschaft des "Römischen Reiches"  endete, ist uns aus Geschichtsbüchern überliefert. Es lohnt sich somit, diese langfristigen Veränderungen unserer Gesellschaft vom ökonomischen Standpunkt aus zu beleuchten.

In meinen Marktberichten versuche ich, Ihnen den Blick zu schärfen für kommende Trends an den Finanzmärkten. Nun sind jedoch die Finanzmärkte ein Ausdruck der wirtschaftlichen Entwicklung. Besser noch - die Börse steht in dem Ruf - kommende Entwicklungen vorauszuahnen. Bedienen wir uns unserer Hilfsmittel zur Analyse der Finanzmärkte, kommen dabei oft erstaunliche Ergebnisse heraus. Wir verwandeln uns von einem Blinden in einen Sehenden und haben die Möglichkeit, uns auf die Dinge, die da kommen werden, einzustellen.



Jeder will ein schönes Leben führen.

Eines der wichtigen Dinge, die einen im Leben erfolgreichen Menschen auszeichnen, ist die Fähigkeit, sich Ziele zu setzen, sie zu verfolgen, durchzusetzen und sich neue Ziele zu setzen. Sich ein Ziel zu setzen, beinhaltet schon einmal planmäßiges bzw. bewusstes Denken. Es gibt sehr viele Menschen, die nur auf die Welt reagieren, ohne nennenswerte eigene Ziele zu verfolgen. Nun reicht es beileibe nicht, nur ein Ziel zu haben -  es muss auch erreichbar sein. Was nützt es einem Hochspringer, 4m hoch springen zu wollen - es wäre ein absolut unrealistisches Ziel.

Hinzu kommt ein Plan oder eine Strategie, wie man auf dieses Ziel hinarbeiten kann. Ich bin in während meiner beruflichen Tätigkeit immer wieder erstaunt darüber, wie Leute auf die Frage reagieren: "Welchen Lebensplan haben Sie". Die Tatsache, dass man seinen beruflichen Erfolg, eine Selbständigkeit plant, ist noch jedem geläufig, denn ohne Plan funktioniert es einfach nicht. Aber ein Lebensplan? Meist besteht er aus diffusen Vorstellungen wie

Ich möchte eine Familie gründen

Ich möchte einmal ein Haus mit Garten besitzen

Ich möchte die Welt bereisen etc.

Alles Lebensziele, gegen die absolut nichts einzuwenden ist. Aber an einen Plan, der vielleicht differenziert in kleine Teilschritte aufgeteilt ist und die zu schaffenden Voraussetzungen und Randbedingungen für das Erreichen der Ziele auflistet, denkt kaum jemand. Warum erzähle ich das alles?

Es geht um diese Randbedingungen oder besser - die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, denen jeder unterworfen ist. Will ich meinen Lebensplan umsetzen, ist es wichtig, diese Rahmenbedingungen zu kennen und in meine Strategie einzubauen. Für die Umsetzung meiner Ziele gehört nicht nur, dass ich gewisse Voraussetzungen schaffen muss, sondern auch vor allem ein gewisses "Krisenmanagement". Denn nur allzu viele Dinge können meine ganzen Bemühungen zu Nichte machen. Also muss ich versuchen, mich so gut es geht zu schützen.

Schützen kann ich mich jedoch nur, wenn ich eine Vorstellung davon habe, was auf mich zukommen kann. (Jetzt habe ich aber ganz wunderbar die Kurve gekriegt).



Das Wissen über die Funktionsweise der Finanzmärkte

und ihre Wirkungen ist wie eine Versicherung für unseren Lebensplan. Die Historie der Finanzmärkte ermöglicht uns erstaunliche Einsichten, die wir für die Zukunft nutzen können.  

"Wenn man das ganze weltwirtschaftliche und damit auch das politische Geschehen (Primat der Ökonomie) als einen Prozess betrachtet, der sich nach - auch wenn uns verborgenen - Gesetzmäßigkeiten entwickelt, sind Kriege ein unumgängliches Element dieses Prozesses, der sich zwar aus unendlich vielen Variablen zusammensetzt, aber - wie man an der Entwicklung der Wirtschaftszyklen sieht - doch eine gewisse Gesetzmäßigkeit aufweist. Alle Bemühungen der Politik, diese Gesetzmäßigkeiten zu beeinflussen, berühren wahrscheinlich nur wenige Variablen dieses Prozesses und bewirken lediglich eine Verlagerung bzw. zeitliche Verschiebung von Entwicklungen, die durch diese Gesetzmäßigkeiten hervorgebracht werden." (Diese Sätze entstammen meinem Markbericht vom 16.09.2001 anlässlich des Angriffs auf das World Trade Center.)

Diese Katastrophe wird man nicht als ein isoliertes Ereignis betrachten können. Der Zustand der Finanzmärkte bereits vor diesem Ereignis wirft einige langfristige und grundsätzliche Fragen auf, denen wir uns nicht verschließen sollten, wenn wir in der Zukunft kein "Unglückliches Leben" führen wollen.



Vorboten von Wirtschaftskrisen

Große Wirtschaftskrisen in der Vergangenheit sind nicht etwa durch Kriege entstanden. Es verhält sich vielmehr umgekehrt. Große wirtschaftliche Umwälzungen bringen gesellschaftliche Verhältnisse hervor, die zu Kriegen führen. Da wir um die seherischen Qualitäten der Börse wissen, ist es wahrscheinlich, dass es es vor diesen jeweiligen Wirtschaftskrisen von dieser Seite Hinweise gab, die zur Vorsicht mahnten.

In jedem Krieg werden Unmengen an Werten vernichtet, von Menschenleben einmal abgesehen.  Der Krieg erscheint aber bei genauer Betrachtung nur als Kulmination eines Prozesses, in welchem noch viel größere Mengen an Werten vernichtet werden. Wenn wir also diesem Prozess rechtzeitig auf die Spur kommen, können wir dann auch Kriege vor ihrer Entstehung vorhersagen?

Im folgenden sehen Sie drei Grafiken, die genau diese Frage anschaulich machen. Sie entstammen einem Vortrag von Johann A. Saiger anlässlich einer Elliott-Wave-Tagung am 07.10.2001 in Friedrichroda (http://www.elliott-tagung.de).


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Jeder Strich im Chart repräsentiert ein ganzes Jahr.



Solche Bilder sind beängstigend und beindruckend zugleich. Es drängt sich unmittelbar die Frage auf: Wiederholt sich die Geschichte?

Leider ja - möchte man meinen. Die Bewegungskräfte scheinen dieselben zu sein, nur das Drumherum sieht unterschiedlich aus. Wir in unserem gemütlichen Kartenhaus können uns den Gedanken über solch drastische Veränderungen, der uns vielleicht nach der Betrachtung dieser Zusammenhänge anspringt, nicht wirklich vorstellen - ist er doch weit entfernt von unserem heutigen Denken.

Von den Folgen der geplatzten Börsen-Bubble in Japan hat sich diese Nation nach 10 Jahren noch nicht erholen können, obwohl die Zinssätze schon seit langem nahe Null notieren. Die Liquiditätsspritzen der japanischen Notenbank haben nicht geholfen. Man kann argumentieren, dass aber nichts Schreckliches passiert ist. Richtig ? Sprechen sie mal mit einem Japaner darüber.

Doch die USA sind die größte Wirtschaftsnation der Welt. Die amerikanischen Finanzmärkte sind das Herz der internationalen Finanzwelt. Die Entwicklungen, die sich dort abzeichnen, werden weltweite Folgen haben. Mir liegt nichts daran, hier ein gruseliges Szenario zu zeichnen, sondern ich möchte lediglich den Blick für Dinge schärfen, die sich unter der Oberfläche entwickeln könnten. Wie jeder damit umgeht, bleibt ihm selbst überlassen

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Im obigen Bild ist zu erkennen, dass jeweils vor den zwei Weltkriegen die  Wachstumsrate  der Geldmenge (hier M3)  sehr hoch gewesen ist. Direkt im Zusammenhang mit dieser Wachstumsrate steht die Inflation (CPI = Consumer Price Index). Wie die hohe Inflation nach den beiden Weltkriegen wieder abgebaut wurde, wissen wir auch - nämlich durch eine Währungsreform (man nennt es auch Enteignung) und nicht durch Zinserhöhungen !!!!

Zur Zeit steigt die Wachstumsrate der Geldmenge von sehr niedrigen Werten geradezu dramatisch an (siehe mein Special 02 "The Inflation Tsunami"). Befinden wir uns im Vorfeld eines weltweiten Krieges? Gehen die Aktienmärkte noch viel dramatischer zurück als zur Zeit vorstellbar? Schauen sie sich die erste Grafik an und sie bekommen vielleicht ein Gefühl dafür, was alles "machbar" wäre. Berücksichtigen Sie diese Informationen bei Ihrer Lebensplanung oder behalten Sie sie zumindest im Hinterkopf. Eine Versicherung benötigt man auch nicht immer, aber im Schadensfall kann sie sehr nützlich sein. Die Spaßgesellschaft ist jedoch definitiv vorbei - nicht etwa wegen des Anschlages auf das World Trade Center, sondern aus handfesten ökonomischen Gründen. Der Anschlag ist lediglich ein Symptom der Krankheit, nicht die Krankheitsursache.

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Bitte beachten Sie, dass die Wachstumsrate der Geldmenge nur bis Ende 2000 dargestellt ist. Zur aktuellen Entwicklung des Geldmengen-Wachstums können sie im meinem Special 02 mehr erfahren.

Wir neigen dazu, uns selbst als den Mittelpunkt der Welt zu begreifen. Alle unsere persönlichen Erfahrungen beziehen sich auf den Zeitabschnitt, in dem wir bisher gelebt haben. Dass es Zyklen und Kräfte gibt, die jenseits unseres kleinen, beschränkten Zeitfensters existieren, wissen wir. Doch erscheint dies alles nicht erfahrbar, wir können es lediglich intellektuell erfassen.



Wohin flieht das Kapital in Krisenzeiten?

Ich lege schon seit geraumer Zeit den Fokus auf die kommende Entwicklung des Goldpreises. Seit ewigen Zeiten ist dieses Metall eine Krisenwährung gewesen. Daran wird sich auch nichts ändern. Die schlechte Performance des Goldpreises in den letzten Jahren wird von denen, die von längeren Zyklen nichts verstehen oder verstehen wollen, dazu benutzt, uns erzählen zu wollen, Gold hätte als Wertanlage ausgedient. Würden sie auf die Idee kommen, zu behaupten, Immobilien hätten als Wertanlage generell ausdient, nur weil sie einen zyklischen Abschwung der Immobilienpreise gesehen haben?

Die Ignoranz dieser Leute liegt wohl eher daran, dass sie ein recht kleines Zeitfenster besitzen, aus dem sie die Dinge betrachten.

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Ab 1970 beginnt eine unvorstellbare Rallye des Goldpreises.

Scrollen Sie hoch zum vorherigen Bild. Sie erkennen, dass das Wachstum der Geldmenge von 1970 an sich fast explosionsartig entwickelt. Ich hatte zu dieser Zeit noch andere Dinge im Kopf als die Börse und kann Ihnen leider nichts darüber berichten, ob die allgemeine Meinung auch damals konstatierte:

Die Inflation ist tot

Gold ist keine Wertanlage mit Zukunft

Kaum jemand kann sich heute vorstellen, dass Gold in einigen Jahren neue historische Höchststände erreichen wird. Doch die Finanzmärkte sind zyklisch. Auf einen zyklischen Abschwung folgt ein zyklischer Aufschwung. Betrachten Sie die Extrempunkte der obigen M3 -Kurve mit den Extrempunkten des Goldpreises. Und sie werden nicht leugnen können, dass es hier einen direkten Zusammenhang geben muss.

Die nächste große Rallye des Goldpreises werden zukünftige Analysten sicherlich als atemberaubend beschreiben. Im Special 01 habe ich konstatiert:

"Im kommenden Rohstoff-Bullenmarkt kann und wird genug Geld für ein ganzes Leben gemacht werden. Und jene, die früh ein- und rechtzeitig aussteigen werden wahrscheinlich die neuen "Masters of the Universe" an der Wall Street im Jahr 2011 sein. "

Im folgenden sehen Sie ein das Gold in einer historischen Darstellung:

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Weitere interessante Beiträge findet Ihr unter http://www.bialuch.de

Gruss

L.M.
zit1:

Interessanter Artikel!

 
30.10.01 15:03
endlich wieder mal ein lesenswertes, zum nachdenken anregendes thema am Star Ikone-board.

es gibt unzählige argumente dafür, daß der goldpreis zumindest nicht mehr viel tiefer fallen kann und das risiko einer solchen anlage damit als verhältnismäßig gering einzuschätzen ist.
gold ist eine erschöpfliche resource, die nachfrage übersteigt seit jahren schon die fördermengen und wird somit aus vorhandenen beständen gesättigt.
gemäß meiner "patience is the key to success"-philosophie, der niemals-alles-auf-eine-karte-setzen-versicherung sowie der tugend von bescheidenheit kaufe ich bereits seit jahren schritt für schritt kleine positionen, ausschließlich seriöser, bedeutender rohstoff/goldminen-aktien und werde bei ensprechenden signalen mein engagement vergrößern.
vor gold-termingeschäften kann ich jedem gierigen nicht-profi nur abraten, die sache hat viele haken.

beste grüße,
zit


ps: nicht das unbedingte erreichen von zielen ist der sinn unseres daseins, sondern vielmehr das vorhandensein eben solcher sowie das engagement dafür.
eine tatsache, die durch schwindendes menschliches bewußtsein und instinkt immer weiter abhanden kommt, mit fatalen folgen.  
LittleMonkey:

@Zit

 
30.10.01 21:30
Gold- und Rohstoffaktien sind in meinem Depot Mangelware. Halte lediglich die gute, alte Gazprom als Langzeitinvestment.

Gruss

L.M.
Fips17:

He Little Monkey

 
30.10.01 21:33
könntest dich auch wieder mal melden - so nebenbei...


LG Fips17
Fips17:

übrigens..

 
30.10.01 21:33
is mir gerade eingefallen - schöne Grüsse von meinen Eltern und Großeltern.


LG aus Salzburg
LittleMonkey:

Mach ich, Kleener ....

 
30.10.01 21:38
hab nur irre viel zu tun ... Ich glaub, ich komme lieber bald mal wieder für ein paar Tage und miete mich bei Deinen Grosseltern ein.
Ganz liebe Grüsse an alle!

TV-Tip kommt per e-mail.

L.M.
DarkKnight:

Der Artikel ist in der Tat sehr interessant, aber

 
30.10.01 21:42
er beinhaltet zwei Unterstellungen, die wie selbstverständlich so nebenbei gebracht werden und damit eine Scheinlogik konstruieren:

1. Primat der Ökonomie

2. Krieg als Instrument des Kapitals zur weiteren Bereicherung (indirekt erwähnt)

Beides möchte ich für die Zukunft in Frage stellen: die unglaubliche Beschleunigung der letzten 10 Jahre in der Economy bringt den Faktor "menschliche Arbeit" inzwischen an den Rand des Kollaps. Hinzu kommt die Krisenanfälligkeit und die Abhängigkeit von EDV: beides wird bald zu einer Rückbesinnung führen, der "Shareholder Value" - Gedanke ist m. E. tot, es hat nur noch keiner ausgesprochen. Denn die Konsequenz wäre (über mehrere Schritte) tatsächlich mehr soziale Kompetenz, das gilt immer noch nicht als "schick".

Zu 2. kann man nur sagen, daß es soetwas wie Kapital, Bourgoisie oder zumindest sehr reiche und einflußreiche Interessengruppen gibt. Die beiden Weltkriege können als Eskalationen und Hineinrutschen in größere Katastrophen interpretiert werden, genau das wird ja seit Jahrzehnten um jeden Preis vermieden.

Grüße an alle
Fips17:

@LittleMonkey

 
30.10.01 21:50
würd mich freun dich mal wieder zu sehen.. gehen wir mit dem karl wieder einen trinken und du schläfst uns dann wieder wech... und überhaupt was heißt hier kleener.. bist ja nicht mal 1,60 - *gg*

freu mich schon auf den TV-Tip

lg Fips17
LittleMonkey:

@DK

 
30.10.01 21:58
Du stellst die beiden Punkte als Underlying in Frage? Das wundert mich .... ja, das wundert mich DK, sehr sogar.

L.M.
DarkKnight:

@LM: Anmerkungen zur Verringerung des Wunders:

 
30.10.01 22:16
Letztlich habe ich nur die immanente Struktur kritisiert und zwei Gedanken reingestellt, die "open to discussion" sind.

Natürlich kann der Autor auch recht haben, wenn er sagt: so ist es seit 100 Jahren und so wird es in alle Ewigkeit sein.

Aber veränderte Rahmenbedingungen erlauben verändertes Denken: vor 100 Jahren kam die Eisenbahn, eine technische Revolution, so wie die Informationstechnologie heute.

Oder hast Du den Artikel verfaßt? Dann widerspreche ich natürlich nicht.
LittleMonkey:

Teil 2: The inflation-tsunami

 
31.10.01 00:26
Isaac Newton, der geniale englische Wissenschaftler des 17 Jahrhunderts, hatte die brilliante Idee, dass auf jede Aktion eine Gegenreaktion erfolgt. Newton verbrachte Dekaden damit, seine Ideen zu entwickeln und zu verifizieren anhand verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen wie Physik, Astrologie und Mathematik.

Newton änderte für immer die damals populäre wissenschaftliche Vorstellung über das Universums mit seinen legendären Three Laws of Motion. Sein erstes Gesetz betraf das wichtige Prinzip der Schwungkraft und sein zweites Gesetz beschäftigte sich mit den Kräften, die auf ein Objekt einwirken. Newtons drittes Gesetz - uns scheint es heutzutage selbstverständlich - hatte eine überwältigenden Einfluss darauf, wie wir unsere Welt heute verstehen.

In seinem dritten Gesetz konstatierte Newton: "Für jede Aktion gibt es eine entsprechende Gegenreaktion." Newtons Naturgesetz betrifft sehr wichtige Anwendungen aus allen Bereichen des Wissenschaft, einschließlich der Finanzmärkte.

Eine der gefürchtetsten Kräfte der Natur - gleichsam eine perfekte Illustration des dritten Gesetzes von Newton - sind die mächtigen Tsunamis, welche in den Weiten der Ozeane entstehen. Der Begriff Tsunami entspringt der japanische Sprache und bezeichnet sogenannte Monster-Wellen, die nach einem Seebeben entstehen. Japan ist ein Land mit einer langen Küstenlinie, welche über einem seismisch äußerst aktiven Gebiet liegt. Japaner haben in Ihrer Geschichte viele leidvolle Erfahrungen mit Tsunamis gemacht.

Eine Tsunami entsteht, wenn ein Erdbeben in die Tiefsee den Grund des Ozeans plötzlich und heftig verschiebt. Wenn die Erdkruste unter dem Ozean als Auswirkung des Bebens sich hebt oder senkt, verschiebt sie große Wassermassen, Millionen von Tonnen.

Diese enormen Kräfte, hervorgerufen durch das Erdbeben, müssen nach Newtons Gesetz auf irgendetwas einwirken. Das einzige Medium, welches diese riesige Energie absorbieren kann, ist das Wasser. Das Wasser, welches durch die tektonische Verschiebung des Meeresgrundes verdrängt wird, erzeugt eine Verdrängungswelle ähnlich wie die Kreise in einem See, wenn man einen Stein hinein wirft.

Tsunamis in der offenen See richten keinen Schaden an, weil die Amplitude der Welle erst beim Auftreffen auf die Küstenlinie dramatisch ansteigt. Schiffe in der Nähe des Seebebens sind keinen Gefahren ausgesetzt, da die Amplitude hier noch recht klein ist. Eine Katastrophe hat stattgefunden, aber die Auswirkungen sind noch nicht spürbar. Die vom Wasser absorbierte Energie wird von der Verdrängungswelle transportiert und wandert durch den Ozean, bis sie auf flache Küstengewässer trifft. Dort entwickelt die Welle eine Amplitude von teilweise bis zu 30 Metern und enorme Wassermassen zerstören die Küste und das Hinterland. Sie hinterlässt Zerstörung, Verwüstung und Tod. Über 30.000 Menschen starben bei einer Tsunami, welche im Jahre 1883 Java heimsuchte. Tsunamis entwickeln eine unvorstellbare Zerstörungskraft, wenn sie auf Land treffen.

Während das Prinzip von actio und reactio helfen, die Entstehung von Tsunamis zu verstehen, ist es in unserer unüberschaubaren Finanzwelt nicht unbedingt offensichtlich, wie die Wirkungen von Newtons drittem Gesetz uns betreffen werden. Zur Zeit werden wir Zeugen einer "tektonischen Verwerfung" der Geldmenge, die sich in nächster Zeit wie eine Tsunami weltweit ausbreiten wird und letztendlich die empfindlichen "Küstengebiete der globalen Märkte" erschüttern wird.

Die Federal Reserve of the United States (Zentralbank) verfiel nach dem Terroranschlag von New York in Panik. Die einzige Antwort der Zentralbanker auf die entstandene Situation war jene, massenhaft Geld aus dem Nichts  in das Finanzsystem zu pumpen und eventuelle Probleme mit neu gedrucktem Geld zu ersticken. Wenn sie wissen wollen, welche Antwort die Zentralbank auf jedwede Krise bereithält - es ist immer die gleiche: Das Anwerfen der Notenpresse. Für Zentralbanker ist das der gewöhnliche und einfachste Weg des Krisenmanagements.

In diesem Essay werden wir die frühen seismischen Anzeichen eines Seebebens der Finanzmärkte untersuchen, verursacht durch die Explosion der Geldmenge. Die kommende Inflations-Tsunami hat das Potenzial unsere  Finanzlandschaft (und wahrscheinlich auch die politische) radikal zu verändern.

Bevor wir beginnen, ist es wesentlich, den Begriff Inflation zu kennen. Webster's Lexikon definiert Inflation in zweifacher Hinsicht.

Inflation bezeichnet einen dauerhaften und substantiellen Anstieg des generellen Preisniveaus im Verhältnis zum Anstieg der Geldmenge und resultiert in einem Verfall des Wertes der Währung. Mit Newtons Worten ausgedrückt, bedeutet dies: "der Anstieg der Geldmenge" (=actio) führt zum dauerhaften und substantiellen  Anstieg der Preise (reactio). Eine Geldmenge, welche schneller wächst als die verfügbare Menge an Gütern und Dienstleistungen sowie Investments erzeugt Inflation. Mit anderen Worten: Die Inflation steigt, wenn die Geldmenge schneller wächst als das Bruttosozialprodukt.

Websters zweite Definition von Inflation betrifft den Akt der Inflationierung. Zur Zeit beobachten wir eine erschreckende Verkürzung des Begriffs Inflation, der von den gewöhnlichen Medien an den Investor herangetragen wird. Das weitverbreitete Verständnis von Inflation beschränkt sich lediglich auf einen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus. Die ultimative Ursache und die Frühindikation für Inflation, nämlich das Drucken von Geld ohne Gegenwert, wird total ignoriert. Ältere Generationen wissen ein Lied davon zu singen.

Die offiziellen Stellen geben Zahlen heraus für Frühindikatoren, wie z.B. PCI (Producer Price Index), die ständig und beabsichtigterweise niedrig ausfallen, um das Geld der Regierung zu schützen. Umso niedriger die offiziellen Angaben über die Inflationsrate ausfallen, desto weniger Geld muss der Staat für seine Pensionsprogramme und seine Verschuldung herausrücken. Das Prinzip der Inflation verstehen, hat den unangenehmen Nebeneffekt, mit kunstvollen statistischen Tricks wichtige finanzielle Warnsignale vor den Investoren verbergen zu müssen. Somit ist es kein Wunder, dass aufgrund dieser statistischen Spielereien (wer glaubt schon an eine Statistik, die er nicht selbst gefälscht hat), die meisten Menschen blindlings das Ammenmärchen von der nicht existenten Inflation in den USA glauben.

Nichtsdestotrotz - wie das gebräuchlichste amerikanische Wörterbuch betont - ist die "Steigerung der umlaufenden Geldmenge" der eigentliche Akt der Inflationierung.

Die Federal Reserve mit Alan Greenspan geht unbeirrt den Weg der gefährlichen Manipulation des Finanzsystems, indem sie die größte Spekulationsblase der Börsengeschichte erst entfacht, dann genährt und schließlich zum Platzen gebracht hat und genau dasselbe Spielchen weitertreibt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Greenspan und seine Mitstreiter quälen in den Tagen nach dem Anschlag die Notenpressen wie nie zuvor, um genügend Geld in die US-Ökonomie zu pumpen. Ein Vorgehen, dass normalerweise die "Wertschöpfung" von "Bananenrepubliken" auszeichnet.

Unsere Grafik deckt den absolut Besorgnis erregenden Anstieg der Inflationsrate der MZM auf. (Geldmenge - MZM misst die Geldmenge aller in Umlauf befindlichen Barmittel, welche sofort zur Verfügung stehen, inklusive Banknoten, Schecks und die Mittel der Geldmarktfonds.) Die Geldmenge M1 ist nach unserer Einschätzung weniger für Untersuchungen geeignet, da sie nicht die enormen Reserven der Geldmarktfonds berücksichtigt.

Die Grafik illustriert die wöchentliche Änderung der MZM gegenüber der Vorwoche auf ein Jahr bezogen, um die Veränderung der jährlichen Inflationsrate zu ermitteln. Beispiel: Steigt die MZM um 1% in sieben Tagen, wird dieses 1% mit 52 Wochen multipliziert. Man erhält dann die auf ein Jahr bezogene Rate der MZM. Die MZM-Inflation, welche die Maßnahmen der FED nach den Terroranschlägen in den Tagen danach hervorrief, war schlichtweg atemberaubend (gelbe Linie).

Spassgesellschaft & Börse geschichtlich 457727
Nach den Anschlägen entschied die FED , es wäre opportun die schmerzhaften Lektionen in der Geschichte der Finanzmärkte in den Wind zu schlagen und die Märkte mit ungedecktem Geld zu überschwemmen. Dies war ein außergewöhnliches monetäres Ereignis, nämlich das finanzielle Äquivalent eines Seebebens, welches enorme Auswirkungen auf die weltweiten fragilen Finanzsysteme haben wird, wenn die dadurch ausgelöste Tsunami die "Küsten der Finanzwelt" erreichen sollte.

Zum Verständnis der Grafik: LTCM bezeichnet den in Finanznöte gekommenen Hedgefond, der in 1998 durch Alan Greenspans Expansion der Geldmenge vor Millardenverlusten bewahrt wurde als die russische Regierung bekannt gab, ihren Auslandsschulden nicht mehr nachkommen zu wollen. Y2k ist die amerikanische Ausdrucksweise für das Jahr 2000-Problem. Während die gelbe Linie die wöchentliche Veränderung der MZM anzeigt, nimmt die auf 10 Wochen geglättete blaue Durchschnittslinie etwas von der Volatilität heraus.

Was die amerikanische Zentralbank mit der desaströsen Ausweitung der Geldmenge angerichtet hat, lässt sich am besten anhand der Geschichte der Finanzmärkte beschreiben. Während die Menschen heute über das Y2K-Problem rückblickend nur lächeln können, war es zu dieser Zeit jedoch ein ernstzunehmendes Problem mit Sprengkraft für die Finanzmärkte, da dieses Problem lange Zeit ignoriert wurde. In den hektischen Dezember-Tagen von 1999 trieb die FED die annualisierte Inflationsrate MZM auf unwahrscheinliche 35% (LTCM 43%). Die FED war nicht ausreichend präpariert für das Y2K-Problem und wusste sich wieder einmal nur mit der Ausweitung der Geldmenge zu helfen.

Diese Ausweitung der Geldmenge kam jeweils einer Hyperdosis Heroin für den Aktienmarkt gleich und trieb die Spekulationsblase an der Nasdaq und anderen Finanzmärkten auf ihren Höhepunkt.

Was Isaac Newton vor einigen Jahrhunderten mit seinen Erkenntnissen in Bezug auf die Physik konstatierte, gilt offensichtlich auch für die Finanzwelt. Das actio-reactio-Prinzip impliziert Konsequenzen. Wenn neues Geld aus dem "luftleeren Raum" geschaffen wird, fließt es irgendwo hin. Es kann nicht zurückgerufen werden. Den Oberbullen an den Aktienmärkten kamen diese Liquiditätsspritzen sehr zu Pass und Alan Greenspan wird überall als der Meister der Finanzmärkte gefeiert, der jede Krise schultern kann - welch ein Trugschluss. Denn wer wird es letztendlich auszubaden haben, wenn die galoppierende Inflation dazu führt, dass Mr. Smith and Mrs. Johns immer weniger Waren für ihr Geld kaufen können?



Die Geschichte wiederholt sich, insbesondere die Geschichte der Finanzmärkte.

Während wir tiefer in die Inflationsproblematik eintauchen, beachten Sie bitte, dass beide Ereignisse - das LTMC-Debakel in 1998 und das Y2K-Problem Ende 1999  - zur dieser Zeit schwerwiegende Probleme für die Finanzwelt darstellten. Sehen sie sich die obere Grafik an und die Inflationsspitzen nach den jeweiligen Ereignissen. Diese Spitzen sind ein Ausdruck für die Panik der Federal Reserve nach dem Motto - im Zweifelsfall inflationieren.

Die unentschuldbare Überschwemmung der Märkte mit Liquidität in 2001 bereits vor den Terroranschlägen lässt die FED wie Amateure des Krisenmanagements erscheinen, die aus früheren Wirtschaftskrisen nichts gelernt haben. Während das Wirtschaftswachstum in den USA offiziell nahe bei Null verläuft und die ewigen Bullen an der Wall Street im Chor mit den Finanzmedien den Amerikanern zurufen: "Auf lange Sicht werden Aktien immer steigen", verlieren die Menschen Milliarden von Dollar durch die Inflation.

Die große Panik der FED drückt sich in in sieben Zinssenkungen über insgesamt 300 Basispunkte bereits vor den Anschlägen aus (gepunktetes Oval in der Grafik). Während die blaue Linie in der ersten Hälfte des Jahres 2001 bereits Werte um 25% erreicht, werden die Vertreter des Bureau of Statistics nicht müde, uns zu erzählen: Inflation? - Alles Einbildung. Die Preise sind stabil und die Lebenshaltungskosten ebenso. Vertraut uns!

Währenddessen lancierte die FED den agressivsten inflationären Angriff auf die Amerikaner seit Jahrzehnten.

Unglücklicherweise , erzählt uns das Bureau of Labour Statistics (BLS) die Arbeitslosenrate bleibt niedrig für September 2001. Obwohl die Terroranschläge zu massiven Entlassungen geführt haben, notiert die Arbeitslosenrate bei 4,9%, exakt der Zahl, die für August herausgegeben wurde - kein Witz. Inzwischen ist bekannt, dass im September 199.000 Arbeitsplätze verloren gingen - der größte monatliche Rückgang der Beschäftigung in den letzten 10 Jahren. Wie lange wird ein Mensch, der einen IQ höher als 80 besitzt, den "Clowns of Statistics" noch irgendeinen Glauben schenken?

Wenn Sie glauben - wie wir es auch tun - dass die FED auf jede potentielle Krise nur reagiert, indem sie einfach den Geldhahn aufdreht und das System mit Dollars flutet - können sie nicht übersehen, dass die zunehmende Panik der FED in 2001 darauf hinweist, dass das Finanzsystem bereits vor den Anschlägen sich in einer äußerst desolaten Verfassung befand.



Die Wall Street und die US-Regierung rufen uns zu: "Die Inflation ist tot." - Darüber kann man nur lachen.

Das MZM-Wachstum explodierte nach den Anschlägen förmlich, die FED war jedoch das ganze Jahr über bereits in Panik.

Ebenso wie bei einem Erdbeben sind die beunruhigenden Signale nur wenigen Menschen vertraut, weil nur sie die entsprechenden seismologischen Werkzeuge besitzen. Nur wenige Investoren machen sich die Mühe, tiefer in den Finanzdaten der Federal Reserve zu graben, um festzustellen, dass sich bereits große tektonische Verwerfungen vollzogen haben. Wie für die arglosen Fischer auf der offenen See, sind die Auswirkungen für die meisten Marktteilnehmer noch nicht sichtbar - bis schließlich eine Tsunami ihr nicht evakuiertes Kapital hinwegschwemmen wird.

Das Beste, was ein Investor tun kann, ist herauszufinden, wie diese Tsunami die Finanzwelt erschüttern wird, sein Kapital zu schützen und Überlegungen anzustellen, wie die Kraft der Welle genutzt werden kann.

Die FED hofft ohne Zweifel, dass das neuerlich produzierte ungedeckte Geld wieder einmal den Aktienmarkt zu neuen Höhenflügen treibt, ähnlich wie 1999 und 2000. Vielleicht liegen sie richtig, aber wir glauben dies definitiv nicht.

Bärenmärkte sind gekennzeichnet durch scharfe und ausgedehnte Rallies, sehr oft hervorgerufen durch stark überverkaufte Markttechnik und Shorteindeckungen. Die Heftigkeit solcher Rallies (Korrekturen im Bärenmarkt) veranlasst viele Marktteilnehmer zu der Fehleinschätzung, dass ein neuer Bullenmarkt unterwegs ist. Und ein ums andere Mal werden sie eines besseren belehrt.

Hoffnungen und Träume sind schlechte Voraussetzungen, um sein Kapital zu vermehren. Das Studium der Finanzmärkte, ihrer Geschichte und ihrer Antriebskräfte vermögen schon eher dazu geeignet sein, ein Investment vernünftig abzuschätzen.



Bond- und Aktienmärkte hassen die Inflation

Wir haben bereits festgestellt, dass die neu in Umlauf gebrachten Geldmengen irgendwo hinfließen müssen. Wohin jedoch werden sie fließen?

Der Bondmarkt scheint keine allzu gute Idee zu sein. Die FED hat den Investoren von Anleihen den Krieg erklärt, indem sie die realen Zinsen (Zinsertrag unter Berücksichtigung der Inflation) ins Negative treibt, einen Vorgang den wir seit 1970 nicht mehr erlebt haben. Ausländische Investoren werden ihre Finanzanlagen weiterhin aus den USA abziehen und in ihre Heimatländer repatriieren, zumal sie mit Währungsverlusten rechnen müssen. Der Dollar wird fallen, die Aktienmärkte in den USA  sind in ernsthaften Schwierigkeiten und bleiben überbewertet. Sowohl Aktien als auch Anleihen hassen Inflation, denn sie verringert den return on investment. Der ultimative sichere Hafen bei hoher Inflation war und wird immer das Gold sein.

Gold hat seine Gewinne seit dem Anschlag bisher erfolgreich verteidigt. Wir glauben, dies ist auf auf stark gestiegene Nachfrage nach Gold-Investments zurückzuführen. Augenscheinlich für diesen Trend ist, dass Gold in inflationären Phasen der Geschichte der sichere Hafen schlechthin war.

Das Erdbeben hat bereits stattgefunden und es gibt keinen Ausweg für die Finanzmärkte, um der reactio zu entgehen. Vorausschauende Investoren werden auf die hohen Berge klettern, um den zerstörerischen Auswirkungen der Tsunami nicht unvorbereitet ausgesetzt zu sein




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