Sommer ist nie schuld
Von Tim Bartz, Frankfurt
Die Deutsche Telekom kann sich derzeit vor Kaufempfehlungen kaum retten. Erst legt die Deutsche Bank den Anlegern ein Investment in die T-Aktie ans Herz und setzt 31 Euro als Kursmarke.
Dann folgt Goldman Sachs mit einem Zielwert von 30 Euro. Auch Credit Suisse First Boston prognostiziert 30 Euro. Und wie reagiert das Volkspapier? Es sinkt und sinkt und sinkt...
Völlig unverständlich findet das Ganze Telekom-Chef Ron Sommer. Er verweist auf seinen angeblichen Erfolgskurs und schiebt die Schuld für den Absturz der T-Aktie auf das Umfeld, die Banken, das Wetter oder was auch immer. Dass die Gewinnsteigerung im ersten Halbjahr ohne Firmenwertabschreibungen, Voicestream-Kauf und UMTS-Ausgaben zu verstehen ist, steht nur im kleingedruckten Teil der ganzseitigen Anzeige, die Sommer am Mittwoch schalten ließ. Dabei handelt es sich um einen gewaltigen Kostenblock, der die Telekom auch in den nächsten Jahren noch belasten wird.
Die larmoyante Art des smarten Managers, der auf der Hauptversammlung 2000 noch Autogramme geben musste, stößt übel auf. Sicherlich war der Blockverkauf von T-Aktien durch die Deutsche Bank fragwürdig und ungeschickt. Aber was erwartet Sommer von den mit T-Aktien abgefundenen Ex-Viocestream-Aktionären wie Sonera und Hutchison Whampoa? Nibelungentreue bis zum Kursziel 0 Euro? Die verschuldete Telekombranche macht derzeit nun mal alles flüssig.
Die Kaufempfehlungen der Banken sind wohl als Wettlauf um die Gunst der Telekom als Auftraggeber für die nächsten Kapitalmarkttransaktionen zu verstehen. Kein Wunder, dass ihnen nicht in jedem Fall geglaubt wird. Jetzt Kaufempfehlungen abzugeben ist billig, da nach oben immer mehr Luft ist als nach unten. Die Anleger sollten nichts drauf geben. Wenn Ende August und Ende November die Haltefristen für Sonera, Hutchison und Konsorten ablaufen, wird es T-Aktien im Dutzend billiger geben.