Bulle & Bär
Solarbranche braucht eine Abkühlung
Die Aktienkurse der Solarbranche brauchen dringend eine Abkühlung. Nach der Rally seit Jahresbeginn hat sich diese Erkenntnis offenbar auch bei den Anlegern durchgesetzt. Seit Jahresbeginn sind die Titel der Hersteller alternativer Energieanlagen in atemberaubendem Tempo gestiegen. Gestern nun setzte eine leichte Abwärtsbewegung bei den Titeln ein. Eine weitere Korrektur ist überfällig.
HB FRANKFURT. Bereits im vergangenen Jahr waren die Aktien weltweit extrem gut gelaufen. Der Photovoltaik-Aktienindex PPVX, den die Magazine Photon und Öko-Invest regelmäßig berechnen, stieg im vergangenen Jahr um rund 150 Prozent. In dem Index sind 26 Aktien von Unternehmen enthalten, die mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit Photovoltaik machen.
Seit 1. Januar legte der PPVX nun nochmals 27 Prozent zu. Einzelne Werte, wie der des Solarzellenherstellers Q-Cells, verteuerten sich um bis zu 80 Prozent. Treibende Kraft hinter dem Anstieg waren vor allem Investmentfonds, die inzwischen in großem Stil in den Solarwerten investiert sind. So halten die Fondsriesen DWS und Fidelity zusammen 15 Prozent an Solarworld.
Zusätzlich angeheizt wurde der Markt von einem neuen Subventionsprogramm in Kalifornien. Der US-Bundesstaat will in den kommenden zehn Jahren 2,9 Milliarden Dollar für die Förderung von Solaranlagen ausgeben. Auch die Iran- und die Gazprom-Krisen haben Anleger offenbar für Solaraktien erwärmt. Dabei sind die Werte bereits extrem heiß gelaufen. Auf ein Jahr gesehen legte beispielsweise die Aktie von Solarworld 430 Prozent zu. Das Unternehmen mit einem Umsatz von 300 Millionen Euro ist an der Börse zwei Milliarden Euro wert. Wer sich bei solchen Zahlen nicht an den Neuen Markt erinnert, hat vielleicht etwas zu lang in der Sonne gelegen.
Zwar glauben eingefleischte Solarfans wie Max Deml, Chefredakteur von Öko-Invest daran, dass die Aktien langfristig nur gewinnen können. Wer die Titel aber nicht jahrelang halten will, sollte die Korrektur eher zum Ausstieg nutzen.
Langfristig sprechen für die Aktien nicht nur die staatlichen Förderprogramme, sondern auch die zunehmende Verknappung fossiler Rohstoffe. Der Rohstoff für Solarzellen, Silizium, ist dagegen praktisch unbegrenzt verfügbar. Allerdings sind die Aufbereitungskapazitäten extrem knapp.
Daher sind momentan Hersteller im Vorteil, die wie Q-Cells über einen Exklusivvertrag mit einem der Rohstofflieferanten verfügen. Doch die langfristigen Verträge zu Festpreisen könnten schon bald zum Hindernis werden. Denn die wenigen Silizium-Aufbereiter planen, ihre Kapazitäten deutlich auszubauen. So will die deutsche Wacker-Chemie ab 2007 doppelt so viel Silizium herstellen wie heute. Ziehen Wackers Konkurrenten nach, dann könnten die Marktpreise für den Rohstoff sinken und die Exklusivverträge zumWettbewerbshindernis werden.
Besonders das deutsche Modell, das nicht auf Subventionen, sondern einer Einspeisevergütung basiert, sorgt dafür , dass sich die sorgt für hohe stetige Nachfrage nach Solarzellen in Deutschland. Solarzellen auf dem Dach lohnen sich, weil die Versorger gesetzlich verpflichtet sind, den Strom zu Festpreisen abzunehmen.
Andere Länder fördern auch zunehmend die regenerative Energie. In der vergangenen Woche beschloss der US-Bundesstaat Kalifornien ein 2,8 Mrd. Dollar schweres Förderprogramm für Photovoltaikanlagen.
Allerdings bergen die Solarwerte auch erhebliche Risiken. Silizium-Engpass. Momentan können nur Hersteller störungsfrei produzieren, die einen exklusiven Zugang zum Silizium-Markt haben. Problem ist nicht Ressourcenknappheit, sondern Mangel an Aufbereitungskapazitäten. Der Ausgangsstoff für Solarzellen wird aus Quarzsand gewonnen, den es in rauen und nahezu unerschöpflichen Mengen gibt. Nur die Verarbeitungskapazitäten sind zu gering. Doch das dürfte sich spätestens 2008 ändern, sagen Experten voraus. Vier große Unternehmen bedienen fast die komplette Nachfrage des weltweiten Siliziummarktes.
Zu den größten Werten im Index zählen die deutschen Hersteller Q-Cells und Solarworld. Der Streit zwischen der russischen Gazprom und der Ukraine hatte hier zu Lande Ängste geweckt, das Gas könnte wegen unzuverlässiger Lieferanten knapp werden.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 20. Januar 2006, 07:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Solarbranche braucht eine Abkühlung
Die Aktienkurse der Solarbranche brauchen dringend eine Abkühlung. Nach der Rally seit Jahresbeginn hat sich diese Erkenntnis offenbar auch bei den Anlegern durchgesetzt. Seit Jahresbeginn sind die Titel der Hersteller alternativer Energieanlagen in atemberaubendem Tempo gestiegen. Gestern nun setzte eine leichte Abwärtsbewegung bei den Titeln ein. Eine weitere Korrektur ist überfällig.
HB FRANKFURT. Bereits im vergangenen Jahr waren die Aktien weltweit extrem gut gelaufen. Der Photovoltaik-Aktienindex PPVX, den die Magazine Photon und Öko-Invest regelmäßig berechnen, stieg im vergangenen Jahr um rund 150 Prozent. In dem Index sind 26 Aktien von Unternehmen enthalten, die mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit Photovoltaik machen.
Seit 1. Januar legte der PPVX nun nochmals 27 Prozent zu. Einzelne Werte, wie der des Solarzellenherstellers Q-Cells, verteuerten sich um bis zu 80 Prozent. Treibende Kraft hinter dem Anstieg waren vor allem Investmentfonds, die inzwischen in großem Stil in den Solarwerten investiert sind. So halten die Fondsriesen DWS und Fidelity zusammen 15 Prozent an Solarworld.
Zusätzlich angeheizt wurde der Markt von einem neuen Subventionsprogramm in Kalifornien. Der US-Bundesstaat will in den kommenden zehn Jahren 2,9 Milliarden Dollar für die Förderung von Solaranlagen ausgeben. Auch die Iran- und die Gazprom-Krisen haben Anleger offenbar für Solaraktien erwärmt. Dabei sind die Werte bereits extrem heiß gelaufen. Auf ein Jahr gesehen legte beispielsweise die Aktie von Solarworld 430 Prozent zu. Das Unternehmen mit einem Umsatz von 300 Millionen Euro ist an der Börse zwei Milliarden Euro wert. Wer sich bei solchen Zahlen nicht an den Neuen Markt erinnert, hat vielleicht etwas zu lang in der Sonne gelegen.
Zwar glauben eingefleischte Solarfans wie Max Deml, Chefredakteur von Öko-Invest daran, dass die Aktien langfristig nur gewinnen können. Wer die Titel aber nicht jahrelang halten will, sollte die Korrektur eher zum Ausstieg nutzen.
Langfristig sprechen für die Aktien nicht nur die staatlichen Förderprogramme, sondern auch die zunehmende Verknappung fossiler Rohstoffe. Der Rohstoff für Solarzellen, Silizium, ist dagegen praktisch unbegrenzt verfügbar. Allerdings sind die Aufbereitungskapazitäten extrem knapp.
Daher sind momentan Hersteller im Vorteil, die wie Q-Cells über einen Exklusivvertrag mit einem der Rohstofflieferanten verfügen. Doch die langfristigen Verträge zu Festpreisen könnten schon bald zum Hindernis werden. Denn die wenigen Silizium-Aufbereiter planen, ihre Kapazitäten deutlich auszubauen. So will die deutsche Wacker-Chemie ab 2007 doppelt so viel Silizium herstellen wie heute. Ziehen Wackers Konkurrenten nach, dann könnten die Marktpreise für den Rohstoff sinken und die Exklusivverträge zumWettbewerbshindernis werden.
Besonders das deutsche Modell, das nicht auf Subventionen, sondern einer Einspeisevergütung basiert, sorgt dafür , dass sich die sorgt für hohe stetige Nachfrage nach Solarzellen in Deutschland. Solarzellen auf dem Dach lohnen sich, weil die Versorger gesetzlich verpflichtet sind, den Strom zu Festpreisen abzunehmen.
Andere Länder fördern auch zunehmend die regenerative Energie. In der vergangenen Woche beschloss der US-Bundesstaat Kalifornien ein 2,8 Mrd. Dollar schweres Förderprogramm für Photovoltaikanlagen.
Allerdings bergen die Solarwerte auch erhebliche Risiken. Silizium-Engpass. Momentan können nur Hersteller störungsfrei produzieren, die einen exklusiven Zugang zum Silizium-Markt haben. Problem ist nicht Ressourcenknappheit, sondern Mangel an Aufbereitungskapazitäten. Der Ausgangsstoff für Solarzellen wird aus Quarzsand gewonnen, den es in rauen und nahezu unerschöpflichen Mengen gibt. Nur die Verarbeitungskapazitäten sind zu gering. Doch das dürfte sich spätestens 2008 ändern, sagen Experten voraus. Vier große Unternehmen bedienen fast die komplette Nachfrage des weltweiten Siliziummarktes.
Zu den größten Werten im Index zählen die deutschen Hersteller Q-Cells und Solarworld. Der Streit zwischen der russischen Gazprom und der Ukraine hatte hier zu Lande Ängste geweckt, das Gas könnte wegen unzuverlässiger Lieferanten knapp werden.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 20. Januar 2006, 07:00 Uhr
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Der Einsame Samariter