so wird man jedes jahr bester fondsanbieter

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so wird man jedes jahr bester fondsanbieter

 
07.04.03 08:59
Kurskosmetik in Luxemburg

Von Wolfgang Reuter

Mit allerlei Tricks beeinflusste die DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, die Preise von Wertpapieren - zum eigenen Vorteil und zum Nachteil ihrer Kunden.
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Luxemburg - Gute Manager erkennt man in schlechten Zeiten. In guten Zeiten läuft der Laden fast von allein.

So betrachtet zählt Udo Behrenwaldt zu den guten Managern im Geldgewerbe. Behrenwaldt war bis Ende 2002 Chef der DWS, Deutschlands größter Fondsgesellschaft. Die Kapitalanlagetochter der Deutschen Bank schlägt sich wacker, trotz Börsenbaisse und Bankenkrise: In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres überwiesen ihr Anleger immerhin 5,8 Milliarden Euro. Und auch die Rating-Agenturen bewerten die DWS positiv.

Das Geheimnis seines Erfolges vertraute Behrenwaldt der "Frankfurter Allgemeinen" an: "Wir haben immer den Renten- und den Geldmarktbereich gepflegt." Das war im November.

Heute wird jenes Zitat innerhalb der Bank unter höhnischem Gelächter herumgereicht. Denn in der Tat haben Behrenwaldt und seine DWS die Renten- und Geldmarktfonds "gepflegt" - allerdings mit äußerst dubiosen und wohl nicht immer ganz legalen Mitteln.

Ein streng vertraulicher interner Revisionsbericht zeigt verheerende Mängel in der Verwaltung der Fonds auf. Da wurden Preise manipuliert und Wertpapiere zwischen den Fonds verschoben, um die Produkte in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Die Dreistigkeit, mit der auf diese Weise die Verkaufschancen der Fonds erhöht wurden, erstaunt selbst hartgesottene Profis am Finanzplatz Frankfurt.

So hat die Luxemburger DWS, immerhin die größte Dependance der Fondsgesellschaft, 30 Prozent ihrer Anlagegelder in Offshore-Paradiesen wie den Caymans investiert - in so genannte Zweckfirmen mit phantasievollen Namen wie beispielsweise "Earls Four Series 653".

Dank der ausgesprochen laxen Finanzaufsicht erhielten diese "Mickey-Mouse-Firmen" (ein DWS-Mitarbeiter) in Luxemburg auch eine Börsenzulassung. Das ist besonders wichtig, denn sonst dürfte ein Fonds das Papier gar nicht kaufen.

Einziger Zweck dieser Zweckfirmen: Sie halten Wertpapiere, im Beispiel der "Earls Four Series 653" eine Anleihe der Allianz im Nominalwert von 60 Millionen Euro. Auf diese Weise wird vernebelt, in welche Papiere der Fonds tatsächlich investiert hat. Und damit sind der Manipulation Tür und Tor geöffnet.

Zunächst tauschte die DWS die langfristigen, festen Zinszahlungen mit einer anderen Bank gegen kurzfristige und variable Zinsen - in der Fachsprache der Banker nennt man das einen Swap. Auf diese Weise konnte das vergleichsweise hochverzinste Papier mit einer Restlaufzeit von 19 Jahren auch in einen Geldmarktfonds gepackt werden.

Der darf nämlich nur dann in festverzinsliche Anleihen investieren, wenn die vor Jahresfrist zurückbezahlt werden. Solche Papiere werfen jedoch deutlich geringere Renditen ab.

Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion: Jeder Fonds hat Anlagegrenzen. Er darf nur einen bestimmten Prozentsatz seines Volumens in einzelne Firmen oder Branchen investieren. Wenn er aber Allianz-Bonds kaufen würde und dazu noch "Earls Four Series 653", fiele das kaum jemandem auf.

Für Allianz-Anleihen freilich gibt es täglich mehrere Preisfeststellungen an der Börse. "Earls Four Series 653" dagegen ist noch nie gehandelt worden - schließlich sitzt die DWS auf 100 Prozent der Anteile.

Das brachte den Fondsmanagern weitere Vorteile: Statt die Preise für ihre Anleihen von unabhängigen Quellen, also Börseninformationssystemen oder externen Buchmachern, zu übernehmen, bewerteten die DWS-Manager ihre Papiere ganz einfach inhouse.

Auf diese Weise konnten sie ihren Kunden Preise vorgaukeln, die nicht immer der Realität entsprachen. In vielen Fällen gab es Abweichungen von mehr als einem Prozent - oft sogar deutlich mehr. Das geht aus einer Liste hervor, in der für Hunderte von Wertpapieren "unser Preis" und der "Buchmacherpreis" ausgewiesen sind.

Wenn der Abschreibungsbedarf einzelner Papiere zu groß wurde, zogen sich die Chefs in ihre Büros zurück - zum so genannten Fine-Tuning, also zur Feinabstimmung, berichten Insider. Dort berechneten sie, wie stark die Abwertung maximal sein kann, um den Anteilspreis der Fonds nicht übermäßig fallen zu lassen.

Eine von der Deutschen Bank komplett zurückgekaufte Anleihe der ehemaligen Morgan Grenfell, die intern mehrere Prozentpunkte zu hoch bewertet war, schrieben die Manager beispielsweise über Monate hinweg linear ab.

Gelegentlich griffen die Verantwortlichen noch tiefer in die Trickkiste: Sie lösten stille Reserven auf. Denn einige der Wertpapiere waren am Markt höher bewertet als in den Büchern der DWS - auch wenn derartige Notfall-Pölsterchen strengstens verboten sind. Oder aber die Schummler von der DWS übertrugen die falsch bewerteten Vermögenswerte flugs auf einen größeren Fonds, bei dem die Abwertung weit weniger ins Gewicht fiel. Nach einer Schonfrist von einigen Tagen oder Wochen wanderte das nunmehr marktgerecht bilanzierte und somit saubere Wertpapier oftmals ganz einfach zurück.

Mit Hilfe dieser aufwendigen - und zwielichtigen - Manöver gaukelten die Fondsmanager ihren Kunden ein falsches Bild von ihren Produkten vor. Sie manövrierten ihre Fonds scheinbar ruhig durch turbulente Zeiten - und genau das war auch ihr Ziel. Denn je größer die Kursschwankungen eines Fonds sind, desto verschreckter reagieren die Anleger. Auch das Rating, also die Bewertung der Fonds, sinkt - und mit ihm die Bereitschaft der Kunden, dem jeweiligen Fonds frisches Geld anzuvertrauen. Die Tricks der DWS reduzierten derartige Schwankungen auf ein Minimum.

Das ganze Ausmaß des "Saustalles", so ein Banker aus der Frankfurter Zentrale, zeigt sich in dem Revisionsbericht. Der bestätigt größtenteils die Vorwürfe eines Fondsmanagers, der die dubiosen Praktiken der DWS in Luxemburg intern angezeigt hatte.

Diesem Bericht zufolge gab es "keine unabhängigen Kontrollen für die Bewertung von Wertpapierkursen", außerdem bemängeln die Prüfer, dass "keine durchgängigen Dokumentationen vorhanden sind. So fehlen elementare Richtlinien und Anweisungen".

Selbst bei Wertpapierübertragungen wurde der akkurate Preis nicht eingehalten. Deshalb bezahlte entweder der Käufer des Fonds zu viel oder der Verkäufer bekam zu wenig - je nachdem, ob der Fonds zu hoch oder zu niedrig bewertet war.

Auch hier ist das Urteil der Revisoren vernichtend: "Obwohl in einer Weisung vom März 2002 geregelt wurde, bei Fondsüberträgen den Kurs mit dem Marktspread (der Marktbewertung -Red.) abzugleichen, ist diese Weisung nicht immer eingehalten worden."

Weiter hinten in dem Schreiben wird sogar deutlich, dass die Revisoren lediglich vier Wertpapierübertragungen überprüft hatten. In zwei Fällen war die Bewertung nicht marktgerecht, in den beiden übrigen lagen keine Unterlagen vor.

"Für über 10% der zu prüfenden Wertpapiere fehlten Brokerbestätigungen", schreiben die Prüfer weiter, "bisher waren bei ca. 5% der geprüften Papiere Kursangleichungen erforderlich." Und es kommt noch schlimmer: Selbst nach einer "vom Fondsmanagement durchgeführten Kontrolle auf marktgerechte Kurse", so die Prüfer, waren "weitere Kurs- und Spreadanpassungen erforderlich". Ein vernichtendes Urteil - obwohl die Prüfer sichtlich bemüht sind, die peinliche Angelegenheit herunterzuspielen. So merken sie an, dass trotz der vielen Fehlbewertungen die Fondsanteile nicht mehr als 0,25 Prozent von ihrem tatsächlichen Wert abgewichen seien. Und auch die Deutsche Bank beharrt auf dieser Aussage. Schließlich ist das die - in Luxemburg, nicht aber in Deutschland - zulässige Toleranzgrenze.

Doch wie können die Revisoren die Fonds überhaupt nachberechnen, wo doch so viele Unterlagen fehlen? Wie kommt das Urteil zu Stande, welche Zeiträume hat die Revision untersucht? Zu all diesen Fragen gibt der Bericht keine Aufschlüsse - und auch die Deutsche Bank will sich dazu nicht äußern. "In turbulenten Börsenzeiten", versichern Insider, "waren die Abweichungen viel höher."

Dass die beanstandeten Mängel "manipulatorisch", wie von dem Mitarbeiter behauptet, "vorgenommen wurden", vermögen die internen Kontrolleure ebenso wenig zu erkennen - obwohl sie diesen Vorwurf laut ihrem Bericht nur "zum Stichtag" überprüft haben. Selbst das Computerprogramm, mit dem die Manager berechneten, wie stark sich die Preisangleichungen verschiedener Wertpapiere auf den Anteilspreis der Fonds auswirken, konnte die Revisoren nicht überzeugen. "Die in der Liste vorgesehenen Angleichungen hatten nur geringfügige Auswirkungen", schreiben sie - allerdings gelte das nur für den 6. August vergangenen Jahres. "Denn da das Programm täglich überschrieben wurde, konnte keine Aussage über frühere Zeiträume gemacht werden."

Unangenehm ist die Sache nicht nur für die DWS, sondern auch für die Luxemburger Finanzaufsicht CSSF. Sie hat jahrelang nichts von dem Schmu bemerkt. Auf Anfrage versicherte die Behörde zwar schriftlich, dass sie von dem "internen Revisionsbericht des 28. Juli 2002 über die DWS Kenntnis genommen" habe. Peinlich nur, dass zu diesem Datum lediglich die Vorwürfe des Fondsmanagers erhoben wurden. Der tatsächliche Bericht datiert vom 22. August - und liegt der Aufsicht möglicherweise gar nicht vor. Dennoch zeigen sich die Beamten überzeugt, dass die Mängel keine negativen Konsequenzen für die Anleger mit sich brachten.

Auch die Deutsche Bank steckt in der Bredouille. Schließlich leitete der Chef des Instituts, Josef Ackermann, jahrelang den Verwaltungsrat der Deutschen Bank Luxemburg S. A.

Das wilde Treiben bei der Fondstochter fiel ihm offenbar nicht auf.

Dixie:

guten Morgen! o. T.

 
07.04.03 09:01
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