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Echte Helden an Wall Street sind rar. Warren Buffett ist einer von ihnen, Peter Lynch ein weiterer. Der mittlerweile fast 60-Jährige Lynch kam zu Ruhm als Fondsmanager bei Magellan. In jenen 13 Jahren erzielte er eine annualisierte Rendite für seine Anleger von atemberaubenden 29,2 Prozent. 1990 hat sich Lynch aus dem Geschäft zurückgezogen, seither ist er für Magellan als Vice Chairman tätig.
In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Money sprach das Idol einer weltweiten Fangemeinde über die Chancen und Risiken am Aktienmarkt - und weshalb er selbst in einem Katastrophenjahr wie 2002 in Aktien investiert hat.
Das Timing spielte bei seinen Entscheidungen keine große Rolle. "Ich habe herausgefunden, dass man sich, wenn man in schlechten Börsenphasen ausgesuchte Wert gekauft hat, irgendwann in der Zukunft darüber freut. Geschichten wie Jetzt-müssen-Sie-kaufen haben noch nie funktioniert. Aber dieses Jahr (2002) ist das dritte in Folge mit Verlusten und so etwas hat es schon lange nicht mehr gegeben."
Aus der Geschichte lernen
Den Einwand, ob das Risiko wegen der drohenden Kriegsgefahr nicht zu hoch sei, kontert der Profi mit einem Wort: Geschichte. 1990, ein Jahr bevor die Rallye an Wall Street ihren Anfang nahm, hätten annähernd die gleichen Verhältnisse geherrscht. "Der Golfkrieg, die Rezession, die verunsicherten Anleger. Hohe Haushaltsdefizite bei Ländern und Gemeinden und dann die schweren Verluste der Banken." Diese Kombination habe den Markt bereits im Herbst 1990 um 20 Prozent einbrechen lassen.
Aber, so Lynch, bereits im Sommer 1990 habe er damit begonnen, Aktien zu kaufen. "Ich war vielleicht drei oder vier Monate zu früh dran, aber es hat sich gelohnt. 1991 hatten wir eine tolle Rallye und ich war dabei. Diejenigen, die dem Drang zu verkaufen widerstanden haben, konnten sich gratulieren." Es sei schwer gewesen, nicht zu verkaufen, aber schließlich habe sich die Entscheidung als richtig erwiesen.
Lynch vergleicht die Situation Anfang der 90er mit dem Bärenmarkt seit 2000 und sein Fazit ist dasselbe: "Ich erachte die jüngste Korrektur als Chance, um Geld zu verdienen."
Schnäppchen im Internetsektor
Fündig wurde der für seinen bodenständigen Investmentansatz bekannte Lynch ausgerechnet im Internetsektor. So habe er schon Ende 2001 mehr als 600 Hightech-Firmen ausgemacht, deren Marktkapitalisierung (Aktienkurs x Anzahl ausstehender Aktien) unter dem Cashbestand notiert hätte. "Von denen habe ich mir ein paar gekauft. Wie oft wird es einem Anleger in seinem Leben passieren, dass er 600 Firmen unter dem Cashbestand kaufen kann?"
"Das Ziel ist es", so Lynch, "aus diesen 600 Firmen diejenigen 50 oder 100 Unternehmen herauszufiltern, die über ein richtiges Geschäftsmodell verfügen und nicht einfach nur das Geld verbrennen."
"Sie können den Boden im Handel nicht einfach daran erkennen, dass viele Anleger gleichzeitig ihre Gelder aus Fonds abziehen oder Aktien verkaufen. Manche warten vielleicht erst eindeutige Anzeichen für eine Bodenbildung ab und investieren erst dann wieder. Aber mein persönliches Erfolgsrezept in den letzen 30 Jahren war, dass ich Aktien dann gekauft habe, wenn sie attraktiv bewertet waren. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie nicht anschließend im Kurs fallen können."
Er habe Papiere zu 12 Dollar gekauft, zugeschaut wie sie auf 2 Dollar einbrachen und später zu 30 Dollar verkauft, so Lynch. "Es ist einfach unmöglich, den Boden zu bestimmen."
Ahnungslose Investoren
Auf die Krise Anfang der 90er zurückkommend sagte Lynch: "Dieser ganze Pessimismus 1990 hat sich als falsch herausgestellt. Vielmehr wurde deutlich, dass Amerika über eine unglaublich starke Wirtschaft verfügte. Die Haushaltsdefizite verwandelten sich in Überschüsse, das zuvor viel gelobte Japan ging den Bach runter und die Einschätzung der US-Bürger verbesserte sich – von hoffnungslos auf unbesiegbar".
Ab Frühjahr 2000 habe sich der Börsenhimmel verfinstert, erst weil die Firmen über schlechtere Geschäfts klagten und in der Folgezeit wegen den Bilanzmanipulationen, die Schwergewichte wie Enron und WorldCom schließlich in den Konkurs trieben.
Das eigentliche Problem aber sei die Rezession gewesen, ist sich Peter Lynch sicher. Und die Ahnungslosigkeit vieler Investoren. "Es gibt Rezessionen und Phasen, in denen die Kurse nachgeben. Wenn die Anleger das nicht verstehen, dann sind sie nicht für den Aktienmarkt geeignet. Wenn Sie im Januar nach Minnesota fahren, dann sollten Sie sich auf kaltes Wetter einstellen. Wenn Sie das tun, dann werden Sie Minusgrade auch nicht überraschen."
Am Ende des Interviews gibt der Meister seinen Schülern (den Lesern) noch eine wichtige Lektion mit auf den Weg: "Die Menschen informieren sich besser über einen zu kaufenden Gefrierschrank als über die Unternehmen, deren Aktien sie besitzen. Sie sollten wissen, was für Aktien oder Fonds sie besitzen und es selbst ihren Enkeln in ein oder zwei Minuten erklären können."
Echte Helden an Wall Street sind rar. Warren Buffett ist einer von ihnen, Peter Lynch ein weiterer. Der mittlerweile fast 60-Jährige Lynch kam zu Ruhm als Fondsmanager bei Magellan. In jenen 13 Jahren erzielte er eine annualisierte Rendite für seine Anleger von atemberaubenden 29,2 Prozent. 1990 hat sich Lynch aus dem Geschäft zurückgezogen, seither ist er für Magellan als Vice Chairman tätig.
In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Money sprach das Idol einer weltweiten Fangemeinde über die Chancen und Risiken am Aktienmarkt - und weshalb er selbst in einem Katastrophenjahr wie 2002 in Aktien investiert hat.
Das Timing spielte bei seinen Entscheidungen keine große Rolle. "Ich habe herausgefunden, dass man sich, wenn man in schlechten Börsenphasen ausgesuchte Wert gekauft hat, irgendwann in der Zukunft darüber freut. Geschichten wie Jetzt-müssen-Sie-kaufen haben noch nie funktioniert. Aber dieses Jahr (2002) ist das dritte in Folge mit Verlusten und so etwas hat es schon lange nicht mehr gegeben."
Aus der Geschichte lernen
Den Einwand, ob das Risiko wegen der drohenden Kriegsgefahr nicht zu hoch sei, kontert der Profi mit einem Wort: Geschichte. 1990, ein Jahr bevor die Rallye an Wall Street ihren Anfang nahm, hätten annähernd die gleichen Verhältnisse geherrscht. "Der Golfkrieg, die Rezession, die verunsicherten Anleger. Hohe Haushaltsdefizite bei Ländern und Gemeinden und dann die schweren Verluste der Banken." Diese Kombination habe den Markt bereits im Herbst 1990 um 20 Prozent einbrechen lassen.
Aber, so Lynch, bereits im Sommer 1990 habe er damit begonnen, Aktien zu kaufen. "Ich war vielleicht drei oder vier Monate zu früh dran, aber es hat sich gelohnt. 1991 hatten wir eine tolle Rallye und ich war dabei. Diejenigen, die dem Drang zu verkaufen widerstanden haben, konnten sich gratulieren." Es sei schwer gewesen, nicht zu verkaufen, aber schließlich habe sich die Entscheidung als richtig erwiesen.
Lynch vergleicht die Situation Anfang der 90er mit dem Bärenmarkt seit 2000 und sein Fazit ist dasselbe: "Ich erachte die jüngste Korrektur als Chance, um Geld zu verdienen."
Schnäppchen im Internetsektor
Fündig wurde der für seinen bodenständigen Investmentansatz bekannte Lynch ausgerechnet im Internetsektor. So habe er schon Ende 2001 mehr als 600 Hightech-Firmen ausgemacht, deren Marktkapitalisierung (Aktienkurs x Anzahl ausstehender Aktien) unter dem Cashbestand notiert hätte. "Von denen habe ich mir ein paar gekauft. Wie oft wird es einem Anleger in seinem Leben passieren, dass er 600 Firmen unter dem Cashbestand kaufen kann?"
"Das Ziel ist es", so Lynch, "aus diesen 600 Firmen diejenigen 50 oder 100 Unternehmen herauszufiltern, die über ein richtiges Geschäftsmodell verfügen und nicht einfach nur das Geld verbrennen."
"Sie können den Boden im Handel nicht einfach daran erkennen, dass viele Anleger gleichzeitig ihre Gelder aus Fonds abziehen oder Aktien verkaufen. Manche warten vielleicht erst eindeutige Anzeichen für eine Bodenbildung ab und investieren erst dann wieder. Aber mein persönliches Erfolgsrezept in den letzen 30 Jahren war, dass ich Aktien dann gekauft habe, wenn sie attraktiv bewertet waren. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie nicht anschließend im Kurs fallen können."
Er habe Papiere zu 12 Dollar gekauft, zugeschaut wie sie auf 2 Dollar einbrachen und später zu 30 Dollar verkauft, so Lynch. "Es ist einfach unmöglich, den Boden zu bestimmen."
Ahnungslose Investoren
Auf die Krise Anfang der 90er zurückkommend sagte Lynch: "Dieser ganze Pessimismus 1990 hat sich als falsch herausgestellt. Vielmehr wurde deutlich, dass Amerika über eine unglaublich starke Wirtschaft verfügte. Die Haushaltsdefizite verwandelten sich in Überschüsse, das zuvor viel gelobte Japan ging den Bach runter und die Einschätzung der US-Bürger verbesserte sich – von hoffnungslos auf unbesiegbar".
Ab Frühjahr 2000 habe sich der Börsenhimmel verfinstert, erst weil die Firmen über schlechtere Geschäfts klagten und in der Folgezeit wegen den Bilanzmanipulationen, die Schwergewichte wie Enron und WorldCom schließlich in den Konkurs trieben.
Das eigentliche Problem aber sei die Rezession gewesen, ist sich Peter Lynch sicher. Und die Ahnungslosigkeit vieler Investoren. "Es gibt Rezessionen und Phasen, in denen die Kurse nachgeben. Wenn die Anleger das nicht verstehen, dann sind sie nicht für den Aktienmarkt geeignet. Wenn Sie im Januar nach Minnesota fahren, dann sollten Sie sich auf kaltes Wetter einstellen. Wenn Sie das tun, dann werden Sie Minusgrade auch nicht überraschen."
Am Ende des Interviews gibt der Meister seinen Schülern (den Lesern) noch eine wichtige Lektion mit auf den Weg: "Die Menschen informieren sich besser über einen zu kaufenden Gefrierschrank als über die Unternehmen, deren Aktien sie besitzen. Sie sollten wissen, was für Aktien oder Fonds sie besitzen und es selbst ihren Enkeln in ein oder zwei Minuten erklären können."