Also zumindest unsere Nationalelf von Neunzehnvierundfuffzich hat das nicht interessiert *g*
Hier noch'n paar Infos incl. 4. Strophe.
Professor und Burschenschafter Heinrich Hoffmann von Fallersleben ging 1841 wegen seiner nationalliberalen Ideen und Werken ins Exil auf die Norseeinsel Helgoland. Die Insel gehörte damals Grossbritannien. Als er am Schiff dahin floh, hörte er eine Kapelle die Marseillaise für die Franzosen und God Save the King für die Engländer spielen. Es gab nichts, was für die Deutschen gespielt wurde. Mit dieser Idee und dem Gedanken, dass Deutschland über alles ging, schrieb er am 26. August 1841 den Text dieses Liedes. Hoffmann verkaufte es einem Verleger und wählte dazu die Melodie von Haydns Kaiser-Hymne. Es wurde am 1. September 1841 veröffentlicht.
Dieses Lied wurde populär bei den Burschenschaften und wurde während der Revolution 1848 gesungen. Im Jahre 1871 bei der Reichsgründung wurde Hoffmann aber enttäuscht, weil sein Lied nicht zur Hymne gewählt wurde. Sein Lied wurde aber immer bekannter und 1914 auf einem Schlachtfeld in Langemarck, Flandern, entstand im Zusammenhang mit dem Lied ein romantisches Bild. Tausenden von Soldaten sangen dieses Lied, als sie für Deutschland kämpften, und die meisten von ihnen kamen um das Leben. In dem Ersten Weltkrieg war es fast eine Notwendigkeit, sowas zu tun, damit die Soldaten erkennen konnten, ob andere Feinde oder Freunde waren. Der Nebel und Pulverdampf waren dicht, und man hörte besser, als man sah, also sangen die Soldaten, um nicht von der eigenen Seite beschossen zu werden.
Direkt nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Lied von den Siegern verboten. Es war aber der Anfang der deutschen Demokratie, und ein geeinigtes demokratisches Deutschland brauchte ein Lied, das dafür stand. Die führenden Politiker der Weimarer Republik bestimmten Das Lied der Deutschen als die offizielle Nationalhymne Deutschlands. Das folgende Zitat drückt die Popularität und Unterstützung dieses Liedes deutlich aus. Am 18. Februar 1930 kündigte der Wiener Stadtschulrat an:
Der schönen österreichischen Melodie hat auch Hoffmann von Fallersleben einen Text unterlegt, der als "Deutschlandlied" der gefühlsmääge und auch der offizielle Ausdruck des Einheitsbewußtseins der gesamten deutschen Volkes ist... Der Stadtschulrat erwartet, daß dieses Lied in allen Schulen geübt und bei geeigneten Anlässen gesungen wird, um so die nationale und republikanische Erziehung der Jugend zu fördern.
Dadurch wurde Das Lied der Deutschen noch populärer, und fast jeder kannte das Lied. Eine vierte Strophe wurde auch zu dieser Zeit geschrieben.
Deutschland, Deutschland über alles,
Und im Unglück nun erst recht.
Nur im Unglück kann die Liebe
Zeigen, ob sie stark und echt.
Und so soll es weiter klingen
Von Geschlechte zu Geschlecht
Deutschland, Deutschland über alles,
Und im Unglück nun erst recht.
Diesen heute fast unbekannten Text schrieb vermütlich Heinrich Anacker während der Zeit der Weimarer Republik.
Dann kamen die Nazis zur Macht in Deutschland. Sie sangen nur die erste Strophe und folgten diesem mit dem Horst-Wessel Lied. Die zweite Strophe "...paßte nicht in das Konzept des revolutionären Sozialismus (Aldania)" und die dritte Strophe war viel zu demokratisch. Durch diese Zeit nahm es die Bedeutung von Herrschafftsansprüchen, Überheblichkeit und Hochmut an. Deswegen wurde es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von den Allierten wieder verboten.
Als die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, gab es keine Nationalhymne. Nun, die 1952 Olympischen Spielen kamen näher, und man überlegte, was für die Deutschen gespielt werden sollte. Es gab Streit darüber, was für eine Nationalhymne sie haben sollten, wenn überhaupt eine. Eine Seite dachte, dass es keine Hymne geben sollte, es sollte nur eine Minute Stille geben. Eine andere Gruppe dachte, dass man Das Lied der Deutschen beibehalten sollte. Noch eine Seite wollte ein völlig neues Lied oder einen neuen Text haben.
Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) hatte die Aufgabe, eine Lösung für diese Debatte zu finden. Heuss gehörte zu den Idealisten, die ein neues Lied wollten, weil sie glaubten, dass das Deutschlandlied zu starke negative Bedeutungen angenommen hätte. Es gab auch die Nationalisten, sie waren für das Lied und dachten, dass Deutschland den Missbrauch des Liedes während der Nazizeit ignorieren könnte. Dann gab es die Pragmatiker, die dazwischen standen. Dazu gehörte Kanzler Konrad Adenauer (CDU), er wollte nur die dritte Strophe von dem Lied haben.
Die Pragmatiker wollten aus einem bestimmten Grund nur die dritte Strophe singen lassen. Die Bedeutung der ersten Strophe änderte sich etwas während der Nazizeit. Obwohl die ursprüngliche Bedeutung nicht von Herrschafftsansprüchen war, war es nicht mehr die Zeit der demokratishen Revolution im 19. Jahrhundert. Auch die Grenzen, die in der ersten Strophe beschrieben wurden, waren nicht mehr die Grenzen Deutschlands. Die zweite Strophe, die nach Motiven eines mitteraltlichen Liedes geschrieben wurde, war einfach zu trivial. Die dritte Strophe, mit Schlagwörtern wie "Einigkeit, Recht und Freiheit" paßte genau in einen neuen Anfang für Deutschland.
Am 18. April 1950 nahm Adenauer den ersten Schritt: nach einer Rede sang er plötzlich die dritte Strophe des Liedes. Damit machte er diese Debatte wirklich politisch. Viele SPD Mitglieder gingen aus dem Saal, aber einige anderen blieben und sangen mit. Es passierte auch mehr als einmal, dass Adenauer bei einem internationalen Spiel den Veranstaltern sagte, sie sollten Das Lied der Deutschen als deutsche Nationalhymne spielen, obwohl es nicht die offizielle Hymne war.
Es gab einen Briefwechsel zwischen Adenauer und Heuss. Heuss machte viele Versuche, ein neues Lied als Symbol für ein neues Deutschland zu finden. Er hörte viele Lieder an, aber keine gefielen ihm richtig. Adenauer versuchte Heuss zu überreden, dass es politisch besser sei, die dritten Strophe zu akzeptieren. Durch den Verlauf der Zeit kamen immer mehr Leute an die Seite Adenauers .
Endlich, stark von der Presse, Adenauer und anderen beeinflußt, akzeptierte Heuss die Lösung der Pragmatiker, die dritte Strophe des Deutschlandliedes als Nationalhymne zu haben. Dann wurde Das Lied der Deutschen zum Symbol von etwas Gutem, was vom alten Deutschland noch lebte.
Das Lied der Deutschen blieb bis zum Fall der Berliner Mauer die Nationalhymne der BRD. Als der Deutschen Bundestag die Nachricht hörte, dass die Mauer gefallen war, fingen die Mitglieder spontan an, das Lied zu singen. Mit der Wiedervereinigung gab es einen Briefwechsel über die Zukunft der Nationalhymne zwischen Kanzler Helmut Kohl (CDU) und Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU). Sie legten fest, dass Das Lied der Deutschen als Nationalhymne bleiben soll.
Durch den Verlauf der deutschen Geschichte, von der ersten demokratischen Revolution bis dem heutigen demokratischen Bundesstaat, hat dieses Lied einen bestimmten Platz in den Herzen der Deutschen gehabt. Es ist ein Symbol der Demokratie, der Einheit von der Vergangenheit und heute, und des deutschen Patriotismus. Es wird wahrscheinlich auch eine lange Zeit so bleiben.