Mit der Werbekampagne "Deutschlands packt's an" versuchen Medienmacher und Konzernchefs, den Konjunkturaufschwung herbeizureden.
Wann immer die Argumente versagen, wenn Ratlosigkeit regiert - dann ist es Zeit die Nationalflaggen herauszuholen und mächtig zu schwenken. Als die Amerikaner noch nicht begriffen hatten, was ihnen am 11. September wiederfahren war, da wurden in den Fabriken für Sternenbanner schon Sonderschichten gefahren. Weil konservative Briten nicht mehr wissen, wie sie den Euro mit sachlichen Gründen stoppen sollen, kleben sie Sticker mit dem Union Jack an die Wände ihrer Pubs. Und wenn die Deutschen im Wahljahr nicht verstehen, wohin ihre Wirtschaft steuert, wie der Arbeitslosigkeit beizukommen ist und warum der Rest Europas schneller wächst - dann kann vielleicht die patriotische Pille die Krankheit heilen?
Seit einigen Wochen sind es Ron Sommer, Rolf Breuer, Sabine Christiansen und andere, die den Abschwung mit schwarz-rot-goldender Medizin kurieren wollen. Auf Plakaten, in TV-Spots und in Zeitungsanzeigen mit kleinen Flaggen-Signets sind die Konzernlenker und Promis zu sehen, und sie rufen uns zu: Seid patriotisch, Deutsche! Seid endlich fröhlich! Wenn ihr aufhört, euch in Selbstmitleid und Depression zu aalen, wenn die Nation aus dem Stimmungstief herauskommt - dann ist auch die Wirtschaftskrise Geschichte. Schlechte Laune, so die Botschaft, ist Deutschlands gravierendster Standortnachteil.
Die Kampagne "Deutschland packt's an" ist schlicht gestrickt, und sie steht dazu. Gerade so, als wären Genialität und Einfachheit stets ein und dasselbe. "Kann man gegen den Abschwung etwas tun? Etwas tun!", steht in den schwarz-weißen Anzeigen, unentgeltlich ersonnen von Springer & Jacoby. Oder: "Was kann man in der Rezession schon groß anfangen? Groß anfangen!" "Schwarz-rot-schmollt?" fragt ein anderes Plakat - um abermals einzuhämmern: "Deutschland packt's an."
Karl-Ulrich Kuhlo, Schöpfer der Kampagne und Aufsichtsratschef von n-tv, hat sich offenbar in den Kopf gesetzt, den ökonomischen Aufschwung aus schönen Worten zu erschaffen. Er hat Abend-Plauderer und Jenoptik-Chef Lothar Späth gewonnen und neben BDI-Chef Michael Rogowski auch den Altbundespräsidenten Roman Herzog. Den schmerzt scheinbar immer noch, dass trotz seiner Adlon-Rede kein "Ruck" durch die Nation ging.
Telekom-Chef Sommer: "Wir müssen Deutschland attraktiv machen für Investitionen und Innovationen. Und dazu gehören auch entsprechende Rahmenbedingungen für einen liberalen Wettbewerb."
Jenoptik-Chef Späth: "Rezession beginnt in den Köpfen. Und genau dort müssen wir sie verändern."
TV-Talkerin Christiansen: "Stillstand schadet - wir müssen Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, Engagement zeigen und motivieren."
Rolf-E. Breuer: "Das ist jetzt die Gelegenheit, die ins Stocken geratenen oder auch nur halbherzig angetriebenen Reformen beherzt anzupacken und sie weiterzuführen."
spiegel.de
Wann immer die Argumente versagen, wenn Ratlosigkeit regiert - dann ist es Zeit die Nationalflaggen herauszuholen und mächtig zu schwenken. Als die Amerikaner noch nicht begriffen hatten, was ihnen am 11. September wiederfahren war, da wurden in den Fabriken für Sternenbanner schon Sonderschichten gefahren. Weil konservative Briten nicht mehr wissen, wie sie den Euro mit sachlichen Gründen stoppen sollen, kleben sie Sticker mit dem Union Jack an die Wände ihrer Pubs. Und wenn die Deutschen im Wahljahr nicht verstehen, wohin ihre Wirtschaft steuert, wie der Arbeitslosigkeit beizukommen ist und warum der Rest Europas schneller wächst - dann kann vielleicht die patriotische Pille die Krankheit heilen?
Seit einigen Wochen sind es Ron Sommer, Rolf Breuer, Sabine Christiansen und andere, die den Abschwung mit schwarz-rot-goldender Medizin kurieren wollen. Auf Plakaten, in TV-Spots und in Zeitungsanzeigen mit kleinen Flaggen-Signets sind die Konzernlenker und Promis zu sehen, und sie rufen uns zu: Seid patriotisch, Deutsche! Seid endlich fröhlich! Wenn ihr aufhört, euch in Selbstmitleid und Depression zu aalen, wenn die Nation aus dem Stimmungstief herauskommt - dann ist auch die Wirtschaftskrise Geschichte. Schlechte Laune, so die Botschaft, ist Deutschlands gravierendster Standortnachteil.
Die Kampagne "Deutschland packt's an" ist schlicht gestrickt, und sie steht dazu. Gerade so, als wären Genialität und Einfachheit stets ein und dasselbe. "Kann man gegen den Abschwung etwas tun? Etwas tun!", steht in den schwarz-weißen Anzeigen, unentgeltlich ersonnen von Springer & Jacoby. Oder: "Was kann man in der Rezession schon groß anfangen? Groß anfangen!" "Schwarz-rot-schmollt?" fragt ein anderes Plakat - um abermals einzuhämmern: "Deutschland packt's an."
Karl-Ulrich Kuhlo, Schöpfer der Kampagne und Aufsichtsratschef von n-tv, hat sich offenbar in den Kopf gesetzt, den ökonomischen Aufschwung aus schönen Worten zu erschaffen. Er hat Abend-Plauderer und Jenoptik-Chef Lothar Späth gewonnen und neben BDI-Chef Michael Rogowski auch den Altbundespräsidenten Roman Herzog. Den schmerzt scheinbar immer noch, dass trotz seiner Adlon-Rede kein "Ruck" durch die Nation ging.
Telekom-Chef Sommer: "Wir müssen Deutschland attraktiv machen für Investitionen und Innovationen. Und dazu gehören auch entsprechende Rahmenbedingungen für einen liberalen Wettbewerb."
Jenoptik-Chef Späth: "Rezession beginnt in den Köpfen. Und genau dort müssen wir sie verändern."
TV-Talkerin Christiansen: "Stillstand schadet - wir müssen Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, Engagement zeigen und motivieren."
Rolf-E. Breuer: "Das ist jetzt die Gelegenheit, die ins Stocken geratenen oder auch nur halbherzig angetriebenen Reformen beherzt anzupacken und sie weiterzuführen."
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