Es herrscht eine merkwürdige Asymmetrie zwischen dem, was gegenwärtig in dem Medien über die Finanzmarktkrise berichtet wird, und dem, was tatsächlich mit den Preisen passiert. Überall lese ich die schlimmsten Dinge: Die US-Hypothekenkrise greife jetzt auf die deutschen Banken über, Fonds geraten in Schieflagen und setzen die Rückzahlung aus, Subprime-Tranchen würden gar nicht mehr gehandelt, Risiko-Modelle sogar in Gänze versagen – und dann ist das Misstrauen sogar auf den Geldmarkt übergeschwappt, wo die Sätze ansteigen, weil die Banken im Tagesgeldhandel sich nicht mehr vertrauen und die Risikoaufschläge steil in die Höhe schnellen.
Eigentlich ist das der Stoff für eine heftige Krise, für einen wirklichen Crash. Doch was passiert? Der Dax verliert ein paar Prozent, der Dollar bleibt stabil – im Grunde genommen geschieht eigentlich recht wenig. Ich muss gestehen, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Selbst im großen Crash 1987 waren die Nachrichten nicht so negativ wie heute, 1998 auch nicht. Das Szenario ist rabenschwarz, alles, was ich aus den Medien höre, klingt nach Weltuntergang. Doch die Kurse verändern sich kaum. Sieht so ein Crash aus? Nein, so sieht kein Crash aus.
Alles wirkt wie ein Geisterszenario. Der Crash könnte also nur in den Köpfen der Menschen stattzufinden, nicht in den Märkten. In den Köpfen der Menschen, die keine Aktien besitzen. Oder waren es dann doch die Notenbanken? In der Vorkriegszeit; also vor dem Zweiten Weltkrieg, das behaupte ich jetzt einfach einmal, würden wir bei dem derartigen Szenario eine epochale Krise erleben. Da hätte es eine Liquiditätskrise gegeben, da wären die Banken und die Fonds zusammengekracht wie Bierdeckelhäuser.
Waren es also tatsächlich die Notenbanken, die hier das Schlimmste vermieden haben? Sicherlich. Doch mit 95 Milliarden zusätzlich im Geldmarkt, wie es die EZB gerade gemacht hat, kann man keine epochale Krise bekämpfen. Für mich gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, die gegenwärtige Situation zu deuten: Entweder ist das, was wir jetzt beobachten, in der Hauptsache ein Phänomen der Sensationspresse – oder aber, der richtige Meltdown steht uns noch bevor.
Ich muss gestehen, dass ich ein sehr ungutes Gefühl habe und froh bin, derzeit keine Aktien zu besitzen. Denn ich verstehe nicht, was hier vorgeht. Da gibt es eine öffentliche Intervention der Notenbanken – und der Markt geht anschließend sofort zur Tagesordnung über. Für mich ist das Eingreifen der Notenbanken ein Zeichen zur Sorge. So früh und ohne dass irgendetwas Gravierendes passiert ist, greifen die Notenbanken in die Märkte ein. Die Situation muss also weit schlimmer sein, vielleicht wirklich so schlimm, wie die Medien schreiben. Aber warum in Gottes Namen crashen dann die Märkte nicht?
Ich kann es also drehen und wenden, wie ich will, für mich ergibt sich kein stimmiges Bild. Und wenn man keine Idee hat, was passiert, soll man außen vor bleiben und sich nicht engagieren, was ich auch beharrlich durchhalte. Denn glücklicherweise ist die Aktienanlage ja kein Zwang. Sie ist eher wie ein Cabrio: Man kann das Verdeck durchaus herunter klappen, wenn einem die Laune danach steht – aber man muss es nicht tun. Man kann auch geschlossen fahren.
Bernd Niquet, im August 2007
berndniquet@t-online.de
www.finanztreff.de/ftreff/...,27288187,sektion,kommentare.html
Eigentlich ist das der Stoff für eine heftige Krise, für einen wirklichen Crash. Doch was passiert? Der Dax verliert ein paar Prozent, der Dollar bleibt stabil – im Grunde genommen geschieht eigentlich recht wenig. Ich muss gestehen, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Selbst im großen Crash 1987 waren die Nachrichten nicht so negativ wie heute, 1998 auch nicht. Das Szenario ist rabenschwarz, alles, was ich aus den Medien höre, klingt nach Weltuntergang. Doch die Kurse verändern sich kaum. Sieht so ein Crash aus? Nein, so sieht kein Crash aus.
Alles wirkt wie ein Geisterszenario. Der Crash könnte also nur in den Köpfen der Menschen stattzufinden, nicht in den Märkten. In den Köpfen der Menschen, die keine Aktien besitzen. Oder waren es dann doch die Notenbanken? In der Vorkriegszeit; also vor dem Zweiten Weltkrieg, das behaupte ich jetzt einfach einmal, würden wir bei dem derartigen Szenario eine epochale Krise erleben. Da hätte es eine Liquiditätskrise gegeben, da wären die Banken und die Fonds zusammengekracht wie Bierdeckelhäuser.
Waren es also tatsächlich die Notenbanken, die hier das Schlimmste vermieden haben? Sicherlich. Doch mit 95 Milliarden zusätzlich im Geldmarkt, wie es die EZB gerade gemacht hat, kann man keine epochale Krise bekämpfen. Für mich gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, die gegenwärtige Situation zu deuten: Entweder ist das, was wir jetzt beobachten, in der Hauptsache ein Phänomen der Sensationspresse – oder aber, der richtige Meltdown steht uns noch bevor.
Ich muss gestehen, dass ich ein sehr ungutes Gefühl habe und froh bin, derzeit keine Aktien zu besitzen. Denn ich verstehe nicht, was hier vorgeht. Da gibt es eine öffentliche Intervention der Notenbanken – und der Markt geht anschließend sofort zur Tagesordnung über. Für mich ist das Eingreifen der Notenbanken ein Zeichen zur Sorge. So früh und ohne dass irgendetwas Gravierendes passiert ist, greifen die Notenbanken in die Märkte ein. Die Situation muss also weit schlimmer sein, vielleicht wirklich so schlimm, wie die Medien schreiben. Aber warum in Gottes Namen crashen dann die Märkte nicht?
Ich kann es also drehen und wenden, wie ich will, für mich ergibt sich kein stimmiges Bild. Und wenn man keine Idee hat, was passiert, soll man außen vor bleiben und sich nicht engagieren, was ich auch beharrlich durchhalte. Denn glücklicherweise ist die Aktienanlage ja kein Zwang. Sie ist eher wie ein Cabrio: Man kann das Verdeck durchaus herunter klappen, wenn einem die Laune danach steht – aber man muss es nicht tun. Man kann auch geschlossen fahren.
Bernd Niquet, im August 2007
berndniquet@t-online.de
www.finanztreff.de/ftreff/...,27288187,sektion,kommentare.html