Liebe Boersenfreunde,
Gerade hat man sich auf ein Ende der Rallye eingestellt,
da kommt IBM mit einem fantastischen Quartalsergebnis
daher. Es folgen Nokia, Kodak, AMD, Phillip
Morris, Hershey, United Technology mit ebenso
vielversprechenden Berichten. Neubauantraege sprangen um
13% nach oben, der groesste Anstieg seit 1986.
Und sogar einer der Finanzdienstleister bringt ein
Rekordergebnis hervor: Merrill Lynch.
Ja, hat sich denn der Ausblick, die Verfassung der Wirtschaft
so sehr verbessert? Oder was treibt die Maerkte?
Lassen Sie sich nicht beirren: Die positiven Ueberraschungen
finden auf einem sehr tiefen Niveau statt. Die Wirtschaftslage
ist keinen Deut besser geworden, es gibt nur einige
Unternehmen, die fruehzeitig harte Einschnitte vorgenommen
haben und dank ihres nun kleineren Kostenapparates hoehere
Profite ausweisen koennen.
Aber, schauen wir einmal, wie weit uns diese Rallye tragen
wird. Leser des iWtach.Pro konnten vergangene Woche rechzeitig
ein paar Shortspekulationen mit Gewinn abschliessen und
positionierten sich fuer die aktuelle Rallye long.
Viel Spass bei der Lektuere wuenscht
Stephan Heibel
RUECKBLICK: SHORT SQUEEZE UND AUFKEIMENDE HOFFNUNG
Index Hoechststand Aenderung z. 17.10. Aenderung
52/W-Hoch Schlusskurs zum 10.10.
Internet 177,29 -59% 72,67 14,15%
S&P 500 1.226,29 -28% 879,20 9,36%
Nasdaq 2.102,53 -39% 1.272,29 9,36%
Nasdaq-QQQ 44,00 -46% 23,55 11,72%
Dow Jones 10.673,10 -22% 8.275,04 9,84%
Volatilitaet 57,31 -30% 40,16 -13,24%
30-Jahr Anl. 5,86 -13% 5,08 7,86%
Gold 327,05 -5% 310,75 -2,69%
Na, da habe ich ja nahezu eine Punktlandung hingelegt: Vor
zwei Wochen forderte ich Sie auf, Ihre Shortpositionen langsam
aufzuloesen, vor einer Woche dann startete der Rebound: Am
Freitag forderte ich Sie auf, bedingungslos Ihre Baisse-
spekulationen auf Spekulationen auf steigende Kurse
umzustellen. Seit 1930 hat die Boerse nicht mehr binnen vier
Tagen 15% Plus gemacht.
Haben Sie Angst, dass die Rallye bereits zu Ende sein koennte?
Haben Sie vergangenen Freitag geschlafen und moechten noch
einsteigen? Nun, was genau Sie machen koennen, beschreibe ich
im folgenden Kapitel. Hier jedoch eine kleine Lehre aus der
Geschichte:
Wir befinden uns in einer Baisse. Seit 30 Monaten faellt die
Boerse. Aber, es gibt immer wieder Baerenmarktrallyes. Ob sich
eine dieser Baerenmarktrallyes am Ende als Trendwende
entpuppt, soll uns momentan noch egal sein, schauen Sie lieber
einmal, was eine Baerenmarktrallye kann. Dazu habe ich Ihnen
einige Daten von der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1930
herausgesucht:
Vom 13. Nov. 1929 bis 17. April 1930 stieg die Boerse um +48%.
Vom 8. Juli bis 7. September 1932 (2 Monate) Rallye von +94%!
Vom Februar 1933 bis Februar 1934 stiegen die Kurse um +121%!
Aber Sie wissen, erst 1954 konnten die Kurse von 1929 wieder
erreicht werden. Glauben Sie also nicht, all Ihre Verluste,
sofern Sie als ignoranter Nichtleser dieses Boersenbriefs
Verluste haben, binnen Jahresfrist ausgleichen zu koennen. Sie
koennen aber bescheiden und kontinuierlich in diesem schweren
Markt Gewinne erzielen.
Und die Zeichen fuer eine diesmal kraeftig ausfallende Rallye
sind gut. So hat der Merrill Lynch Analyst Steve Milunovich
festgestellt, dass der S&P 500 mit dem Abschneiden des New
Yorker Baseballteams Yankees korreliert. Wann immer die
Yankees 65% ihrer Saisonspiele gewonnen haben, dann schloss
sich im folgenden Jahr mit 65%iger Wahrscheinlichkeit eine
freundliche Boerse an.
Klar... das leuchtet ein.
Es ist beruhigend zu sehen, dass waehrend J.P. Morgan
beispielsweise ein Viertel seiner Investmentbanker in die
Arbeitslosigkeit entlaesst, die verbleibenden Analysten noch
immer den Sinn fuer solche Spielchen haben. 1999 und 2000
nahmen sich die Analysten, die ich in meiner Zeit in New York
kennen lernte, ueberaus wichtig. Man musste dankbar sein, wenn
der Name einer Aktie ueber ihre Lippen huschte. Schoen, dass
sich die verbleibenden Analysten selber nicht mehr ernst
nehmen.
Nun sagen Sie, ich sei doch auch ein Analyst? Naja, Ihr Autor
sieht sich zwar inmitten der Analystenzunft, hat aber sein
Augenmerk staerker auf die Aufklaerung gelegt. Diejenigen, die
Ende der 90er nicht verstanden haben, wieso sie so viel Geld
erspekulieren konnten, verstehen heute auch nicht, wieso man
soviel Geld verspekulieren kann. Leser des Boersenbriefes
iWatch sollen ihr Glueck und Unglueck besser verstehen.
A propos Unglueck: Der Anschlag auf die Disco auf Bali hat
wesentlich weitreichendere Folgen, als bislang in der
Oeffentlichkeit bekannt. Er hat gezeigt, dass Al Qaeda
und/oder symphatisierende Gruppen nicht nur aktiv sind,
sondern durchaus auch strategisch vorgehen koennen.
Warum Bali? Nun, Indonesien befindet sich seit 5 Jahren in
einer wirtschaftlichen Krise. Zuvor hatte die Regierung
versucht, durch eine aktive Wirtschaftspolitik und hohe
Verschuldung dem Land zu einem Aufschwung zu verhelfen. Die
asiatische Finanzkrise vor 5 Jahren traf Indonesien am
haertesten.
Hoch verschuldete Unternehmen koennen seither kaum Fuss
fassen. Auslandsinvestitionen, die bis dato reichlich in das
Land flossen, versiegten. Die Gigantomanie des Praesidenten
hatte ein ploetzliches Ende. Schlimmeres konnte verhindert
werden, da kleinere Unternehmen, ueberwiegend aus den
laendlichen Gegenden des Landes, den anschliessend niedrigen
Waehrungskurs zum Aufbau des Exportgeschaeftes nutzen konnten.
Insbesondere der Tourismus profitierte vom niedrigen Kurs der
Rupie. Doch die Armut im Land ist gross.
In dieser wirtschaftlich angespannten Situation ist genuegend
Naehrboden fuer radikale Ideen vorhanden. Zumal die
ueberwiegende Mehrzahl der Bevoelkerung Muslims sind.
Der Bombenanschlag in diesem Land war meiner Ueberzeugung nach
strategisch ausgekluegelt: Der letzte Strohhalm, an den sich
das Land haengen konnte, wurde vernichtet: Der Tourismus ist
schlagartig zurueckgegangen. Der radikale Naehrboden wird von
Aussagen genaehrt, wie: „Der Anschlag wurde von den USA
ausgeuebt, um der Welt zu zeigen, dass Terrororganisationen
weiter bekaempft werden muessen".
Ein laecherliches Argument, befinden sich doch auf Bali
hauptsaechlich australische Urlauber und waren es doch
ueberwiegend Australier, die dem Anschlag zum Opfer fielen.
Bali ist fuer Australier so etwas wie Mallorca fuer die
Deutschen. Und Australien war neben den Briten das einzige
Land dieser Erde, das einen Angriff gegen den Irak
unterstuetzte.
In Pakistan hat der gemaessigte Pervez Musharraf in der
juengsten Wahl fast seine Mehrheit verloren, zugunsten der
dortigen radikal-islamischen Bewegung. Sie sehen also,
weltweit steigt der Antiamerikanismus. Bush wollte den Druck
auf den Irak rechtzeitig so hoch setzen, dass genau eine
solche Entwicklung im Keim erstickt werden sollte. Eventuell,
und das war meine Hoffnung, haette der Druck so gross werden
koennen, dass ein Angriff des Iraks nicht notwendig geworden
waere.
Nun aber ist diese Strategie ueberholt, nicht zuletzt durch
die Haltung Deutschlands. Nun hat sich die antiamerikanische
Bewegung wieder formiert, das beste, was Bush in dieser
Situation tun konnte, war einzulenken. Er tat dies umgehend
und milderte seine Irak-Resolution ab.
Somit ist ein Krieg gegen den Irak zunaechst einmal etwas
weiter in die Ferne gerueckt. Ich bleibe bei meiner
Einschaetzung, dass dies Anfang naechsten Jahres dennoch
geschehen wird.
Aber zunaechst freut sich die Boerse ueber das Einlenken
Bushs. Die begonnene Rallye wird wohl in den naechsten Tagen
nochmals die Interpretation der neuen Zurueckhaltung der USA
fuer weitere Kursspruenge nutzen koennen.
Unterdessen behaupten Boersianer, die Kurse wuerden von
Unternehmensmeldungen beeinflusst: So nahm die Boerse nach den
4 Rekordtagen mit 15% Plus am Mittwoch eine kleine Auszeit.
Intel hatte das von Analysten erwartete Quartalsergebnis um 2
Cents je Aktie verfehlt und gab einen bescheidenen Ausblick:
„Das Marktumfeld bleibe schwierig" hiess es. Die Aktie fiel
ueber Nacht um 18% und riss den Technologiesektor mit sich.
Es blieb jedoch bei diesem Rueckschlag fuer nur Tag, denn
schon Mittwoch Abend und Donnerstag kamen IBM und Nokia mit
erfreulichen Quartalsmeldungen und Ausblicken. Die Verluste
des Mittwoch waren am Donnerstag zu Handelsbeginn wieder
ausgeglichen.
Somit haben wir vor einer Woche am Donnerstag wohl den
vorlaeufigen Tiefpunkt der Baisse gesehen. An diesem Tag stand
der Nasdaq mit 1.108,5 Punkten auf einem 6-Jahres-Tief! Die
10-jaehrige Anleihe notierte mit einer Rendite von nur 3,56%
auf dem tiefsten Niveau seit 44! Jahren. Gold notierte bereits
2 Wochen zuvor nahe an seinem Jahreshoch bei $326,3.
Seit vergangenem Freitag stiegen Nasdaq, S&P 500 als auch Dow
Jones um nahezu 10%, die Volatilitaet an den Boerse fiel
drastisch ab, das Gold verlor weiter an Wert und Gelder wurden
aus den festverzinslichen Papieren abgezogen, die Rendite
stieg um 7,8%.
Was wir bislang gesehen haben, war jedoch nicht ein
Stimmungswandel bei den Anlegern, sondern vielmehr ein wenig
Panik: Kaufpanik. Nachdem in den vergangenen Wochen immer mehr
Anleger auf die Shortseite gegangen waren, musste es
irgendwann zu einer Gegenreaktion kommen. Und je einmuetiger
die Herde zuvor auf die Baisse spekulierte, desto heftiger
wird die Gegenbewegung.
Davor haben Hedgefonds und spekulativ eingestellte Anleger
natuerlich Angst. Als sich nach dem Wochenende abzeichnete,
dass die Kursgewinne des Freitags gehalten werden, eventuell
sogar ausgebaut werden koennen, begann man mit
Eindeckungskaeufen. Diese sind auch als Gewinnrealisierung zu
sehen, wie auch in diesem Boersenbrief iWatch empfohlen. Durch
solche Kaeufe werden Kurse dann nach oben katapultiert, es
kommt zum Short Squeeze.
Ein Short Squeeze ist ein „herausquetschen" der
Leerverkaeufer. Spekulanten, die auf die Baisse spekuliert
haben, muessen ihre offenen spekulativen Positionen bei
drohender Trendwende glattstellen. Sie muessen also kaufen.
Dadurch entsteht ein Kaufdruck, der zu Kursspruengen fuehrt,
die rational sonst nicht erklaerbar sind. Ohne bestimmte
Unternehmensmeldungen steigen Kurse von bestimmten Unternehmen
ploetzlich ueberproportional an. Solche Unternehmen waren dann
zuvor Gegenstand von Shortspekulationen.
Qlogic (QLGC, $28,42) faellt mir da insbesondere ins Auge: Der
Kurs fiel schneller, als ich es erwartet hatte. Somit
verpassten Sie den Einstieg in diese Baissespekulation.
Nachdem der Kurs am Tag unserer Empfehlung um 20% einbrach,
war es zu spaet, um noch aufzuspringen. Seit Mai hat der Kurs
jedoch bereits von $50 auf $20 60% verloren. Die nun
angelaufene Gegenbewegung koennte die Haelfte bis zu 2/3
dieses Verlustes wieder wettmachen. Dies wuerde einen Anstieg
bis auf $35 bis $40 bedeuten.
Das waeren dann 100%. 50% hat der Kurs bereits zulegen
koennen. Jedoch, kaufen Sie nun nicht blind drauf los, warten
Sie nach solch starken Tagen auf einen Rueckschlag und
betrachten Sie dann auf's neue, ob der Rueckschlag im Rahmen
der Rallye stattfand oder ob sich der Baer wieder zu Wort
meldet.
Gerade hat man sich auf ein Ende der Rallye eingestellt,
da kommt IBM mit einem fantastischen Quartalsergebnis
daher. Es folgen Nokia, Kodak, AMD, Phillip
Morris, Hershey, United Technology mit ebenso
vielversprechenden Berichten. Neubauantraege sprangen um
13% nach oben, der groesste Anstieg seit 1986.
Und sogar einer der Finanzdienstleister bringt ein
Rekordergebnis hervor: Merrill Lynch.
Ja, hat sich denn der Ausblick, die Verfassung der Wirtschaft
so sehr verbessert? Oder was treibt die Maerkte?
Lassen Sie sich nicht beirren: Die positiven Ueberraschungen
finden auf einem sehr tiefen Niveau statt. Die Wirtschaftslage
ist keinen Deut besser geworden, es gibt nur einige
Unternehmen, die fruehzeitig harte Einschnitte vorgenommen
haben und dank ihres nun kleineren Kostenapparates hoehere
Profite ausweisen koennen.
Aber, schauen wir einmal, wie weit uns diese Rallye tragen
wird. Leser des iWtach.Pro konnten vergangene Woche rechzeitig
ein paar Shortspekulationen mit Gewinn abschliessen und
positionierten sich fuer die aktuelle Rallye long.
Viel Spass bei der Lektuere wuenscht
Stephan Heibel
RUECKBLICK: SHORT SQUEEZE UND AUFKEIMENDE HOFFNUNG
Index Hoechststand Aenderung z. 17.10. Aenderung
52/W-Hoch Schlusskurs zum 10.10.
Internet 177,29 -59% 72,67 14,15%
S&P 500 1.226,29 -28% 879,20 9,36%
Nasdaq 2.102,53 -39% 1.272,29 9,36%
Nasdaq-QQQ 44,00 -46% 23,55 11,72%
Dow Jones 10.673,10 -22% 8.275,04 9,84%
Volatilitaet 57,31 -30% 40,16 -13,24%
30-Jahr Anl. 5,86 -13% 5,08 7,86%
Gold 327,05 -5% 310,75 -2,69%
Na, da habe ich ja nahezu eine Punktlandung hingelegt: Vor
zwei Wochen forderte ich Sie auf, Ihre Shortpositionen langsam
aufzuloesen, vor einer Woche dann startete der Rebound: Am
Freitag forderte ich Sie auf, bedingungslos Ihre Baisse-
spekulationen auf Spekulationen auf steigende Kurse
umzustellen. Seit 1930 hat die Boerse nicht mehr binnen vier
Tagen 15% Plus gemacht.
Haben Sie Angst, dass die Rallye bereits zu Ende sein koennte?
Haben Sie vergangenen Freitag geschlafen und moechten noch
einsteigen? Nun, was genau Sie machen koennen, beschreibe ich
im folgenden Kapitel. Hier jedoch eine kleine Lehre aus der
Geschichte:
Wir befinden uns in einer Baisse. Seit 30 Monaten faellt die
Boerse. Aber, es gibt immer wieder Baerenmarktrallyes. Ob sich
eine dieser Baerenmarktrallyes am Ende als Trendwende
entpuppt, soll uns momentan noch egal sein, schauen Sie lieber
einmal, was eine Baerenmarktrallye kann. Dazu habe ich Ihnen
einige Daten von der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1930
herausgesucht:
Vom 13. Nov. 1929 bis 17. April 1930 stieg die Boerse um +48%.
Vom 8. Juli bis 7. September 1932 (2 Monate) Rallye von +94%!
Vom Februar 1933 bis Februar 1934 stiegen die Kurse um +121%!
Aber Sie wissen, erst 1954 konnten die Kurse von 1929 wieder
erreicht werden. Glauben Sie also nicht, all Ihre Verluste,
sofern Sie als ignoranter Nichtleser dieses Boersenbriefs
Verluste haben, binnen Jahresfrist ausgleichen zu koennen. Sie
koennen aber bescheiden und kontinuierlich in diesem schweren
Markt Gewinne erzielen.
Und die Zeichen fuer eine diesmal kraeftig ausfallende Rallye
sind gut. So hat der Merrill Lynch Analyst Steve Milunovich
festgestellt, dass der S&P 500 mit dem Abschneiden des New
Yorker Baseballteams Yankees korreliert. Wann immer die
Yankees 65% ihrer Saisonspiele gewonnen haben, dann schloss
sich im folgenden Jahr mit 65%iger Wahrscheinlichkeit eine
freundliche Boerse an.
Klar... das leuchtet ein.
Es ist beruhigend zu sehen, dass waehrend J.P. Morgan
beispielsweise ein Viertel seiner Investmentbanker in die
Arbeitslosigkeit entlaesst, die verbleibenden Analysten noch
immer den Sinn fuer solche Spielchen haben. 1999 und 2000
nahmen sich die Analysten, die ich in meiner Zeit in New York
kennen lernte, ueberaus wichtig. Man musste dankbar sein, wenn
der Name einer Aktie ueber ihre Lippen huschte. Schoen, dass
sich die verbleibenden Analysten selber nicht mehr ernst
nehmen.
Nun sagen Sie, ich sei doch auch ein Analyst? Naja, Ihr Autor
sieht sich zwar inmitten der Analystenzunft, hat aber sein
Augenmerk staerker auf die Aufklaerung gelegt. Diejenigen, die
Ende der 90er nicht verstanden haben, wieso sie so viel Geld
erspekulieren konnten, verstehen heute auch nicht, wieso man
soviel Geld verspekulieren kann. Leser des Boersenbriefes
iWatch sollen ihr Glueck und Unglueck besser verstehen.
A propos Unglueck: Der Anschlag auf die Disco auf Bali hat
wesentlich weitreichendere Folgen, als bislang in der
Oeffentlichkeit bekannt. Er hat gezeigt, dass Al Qaeda
und/oder symphatisierende Gruppen nicht nur aktiv sind,
sondern durchaus auch strategisch vorgehen koennen.
Warum Bali? Nun, Indonesien befindet sich seit 5 Jahren in
einer wirtschaftlichen Krise. Zuvor hatte die Regierung
versucht, durch eine aktive Wirtschaftspolitik und hohe
Verschuldung dem Land zu einem Aufschwung zu verhelfen. Die
asiatische Finanzkrise vor 5 Jahren traf Indonesien am
haertesten.
Hoch verschuldete Unternehmen koennen seither kaum Fuss
fassen. Auslandsinvestitionen, die bis dato reichlich in das
Land flossen, versiegten. Die Gigantomanie des Praesidenten
hatte ein ploetzliches Ende. Schlimmeres konnte verhindert
werden, da kleinere Unternehmen, ueberwiegend aus den
laendlichen Gegenden des Landes, den anschliessend niedrigen
Waehrungskurs zum Aufbau des Exportgeschaeftes nutzen konnten.
Insbesondere der Tourismus profitierte vom niedrigen Kurs der
Rupie. Doch die Armut im Land ist gross.
In dieser wirtschaftlich angespannten Situation ist genuegend
Naehrboden fuer radikale Ideen vorhanden. Zumal die
ueberwiegende Mehrzahl der Bevoelkerung Muslims sind.
Der Bombenanschlag in diesem Land war meiner Ueberzeugung nach
strategisch ausgekluegelt: Der letzte Strohhalm, an den sich
das Land haengen konnte, wurde vernichtet: Der Tourismus ist
schlagartig zurueckgegangen. Der radikale Naehrboden wird von
Aussagen genaehrt, wie: „Der Anschlag wurde von den USA
ausgeuebt, um der Welt zu zeigen, dass Terrororganisationen
weiter bekaempft werden muessen".
Ein laecherliches Argument, befinden sich doch auf Bali
hauptsaechlich australische Urlauber und waren es doch
ueberwiegend Australier, die dem Anschlag zum Opfer fielen.
Bali ist fuer Australier so etwas wie Mallorca fuer die
Deutschen. Und Australien war neben den Briten das einzige
Land dieser Erde, das einen Angriff gegen den Irak
unterstuetzte.
In Pakistan hat der gemaessigte Pervez Musharraf in der
juengsten Wahl fast seine Mehrheit verloren, zugunsten der
dortigen radikal-islamischen Bewegung. Sie sehen also,
weltweit steigt der Antiamerikanismus. Bush wollte den Druck
auf den Irak rechtzeitig so hoch setzen, dass genau eine
solche Entwicklung im Keim erstickt werden sollte. Eventuell,
und das war meine Hoffnung, haette der Druck so gross werden
koennen, dass ein Angriff des Iraks nicht notwendig geworden
waere.
Nun aber ist diese Strategie ueberholt, nicht zuletzt durch
die Haltung Deutschlands. Nun hat sich die antiamerikanische
Bewegung wieder formiert, das beste, was Bush in dieser
Situation tun konnte, war einzulenken. Er tat dies umgehend
und milderte seine Irak-Resolution ab.
Somit ist ein Krieg gegen den Irak zunaechst einmal etwas
weiter in die Ferne gerueckt. Ich bleibe bei meiner
Einschaetzung, dass dies Anfang naechsten Jahres dennoch
geschehen wird.
Aber zunaechst freut sich die Boerse ueber das Einlenken
Bushs. Die begonnene Rallye wird wohl in den naechsten Tagen
nochmals die Interpretation der neuen Zurueckhaltung der USA
fuer weitere Kursspruenge nutzen koennen.
Unterdessen behaupten Boersianer, die Kurse wuerden von
Unternehmensmeldungen beeinflusst: So nahm die Boerse nach den
4 Rekordtagen mit 15% Plus am Mittwoch eine kleine Auszeit.
Intel hatte das von Analysten erwartete Quartalsergebnis um 2
Cents je Aktie verfehlt und gab einen bescheidenen Ausblick:
„Das Marktumfeld bleibe schwierig" hiess es. Die Aktie fiel
ueber Nacht um 18% und riss den Technologiesektor mit sich.
Es blieb jedoch bei diesem Rueckschlag fuer nur Tag, denn
schon Mittwoch Abend und Donnerstag kamen IBM und Nokia mit
erfreulichen Quartalsmeldungen und Ausblicken. Die Verluste
des Mittwoch waren am Donnerstag zu Handelsbeginn wieder
ausgeglichen.
Somit haben wir vor einer Woche am Donnerstag wohl den
vorlaeufigen Tiefpunkt der Baisse gesehen. An diesem Tag stand
der Nasdaq mit 1.108,5 Punkten auf einem 6-Jahres-Tief! Die
10-jaehrige Anleihe notierte mit einer Rendite von nur 3,56%
auf dem tiefsten Niveau seit 44! Jahren. Gold notierte bereits
2 Wochen zuvor nahe an seinem Jahreshoch bei $326,3.
Seit vergangenem Freitag stiegen Nasdaq, S&P 500 als auch Dow
Jones um nahezu 10%, die Volatilitaet an den Boerse fiel
drastisch ab, das Gold verlor weiter an Wert und Gelder wurden
aus den festverzinslichen Papieren abgezogen, die Rendite
stieg um 7,8%.
Was wir bislang gesehen haben, war jedoch nicht ein
Stimmungswandel bei den Anlegern, sondern vielmehr ein wenig
Panik: Kaufpanik. Nachdem in den vergangenen Wochen immer mehr
Anleger auf die Shortseite gegangen waren, musste es
irgendwann zu einer Gegenreaktion kommen. Und je einmuetiger
die Herde zuvor auf die Baisse spekulierte, desto heftiger
wird die Gegenbewegung.
Davor haben Hedgefonds und spekulativ eingestellte Anleger
natuerlich Angst. Als sich nach dem Wochenende abzeichnete,
dass die Kursgewinne des Freitags gehalten werden, eventuell
sogar ausgebaut werden koennen, begann man mit
Eindeckungskaeufen. Diese sind auch als Gewinnrealisierung zu
sehen, wie auch in diesem Boersenbrief iWatch empfohlen. Durch
solche Kaeufe werden Kurse dann nach oben katapultiert, es
kommt zum Short Squeeze.
Ein Short Squeeze ist ein „herausquetschen" der
Leerverkaeufer. Spekulanten, die auf die Baisse spekuliert
haben, muessen ihre offenen spekulativen Positionen bei
drohender Trendwende glattstellen. Sie muessen also kaufen.
Dadurch entsteht ein Kaufdruck, der zu Kursspruengen fuehrt,
die rational sonst nicht erklaerbar sind. Ohne bestimmte
Unternehmensmeldungen steigen Kurse von bestimmten Unternehmen
ploetzlich ueberproportional an. Solche Unternehmen waren dann
zuvor Gegenstand von Shortspekulationen.
Qlogic (QLGC, $28,42) faellt mir da insbesondere ins Auge: Der
Kurs fiel schneller, als ich es erwartet hatte. Somit
verpassten Sie den Einstieg in diese Baissespekulation.
Nachdem der Kurs am Tag unserer Empfehlung um 20% einbrach,
war es zu spaet, um noch aufzuspringen. Seit Mai hat der Kurs
jedoch bereits von $50 auf $20 60% verloren. Die nun
angelaufene Gegenbewegung koennte die Haelfte bis zu 2/3
dieses Verlustes wieder wettmachen. Dies wuerde einen Anstieg
bis auf $35 bis $40 bedeuten.
Das waeren dann 100%. 50% hat der Kurs bereits zulegen
koennen. Jedoch, kaufen Sie nun nicht blind drauf los, warten
Sie nach solch starken Tagen auf einen Rueckschlag und
betrachten Sie dann auf's neue, ob der Rueckschlag im Rahmen
der Rallye stattfand oder ob sich der Baer wieder zu Wort
meldet.