Fiskal-Sensation
Deutschlands Konzerne zahlen wieder Steuern
Die Wirtschaft scheint wirklich langsam den Weg aus dem Jammertal zu finden. Nun haben die Konzerne in Deutschland sogar erstmals seit 2001 begonnen, wieder nennenswert Körperschaftssteuern zu zahlen.
Berlin - Im Juni hätten die Unternehmen rund 2,6 Milliarden Euro an den Fiskus überwiesen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" vorab. Das sei ein Plus von 1,7 Milliarden Euro gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat. Im Finanzministerium sei bereits von einer Trendwende die Rede.
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Offiziell wird das Bundesfinanzministerium die Zahlen erst kommende Woche in seinem Monatsbericht vorstellen. Ein Sprecher des Ministeriums sagte am Dienstag aber auf Nachfrage, er könne die Daten bestätigen.
In den Monaten vor Juni war das Aufkommen allerdings noch vergleichsweise niedrig. Ingesamt flossen im Halbjahr 3,15 Milliarden Euro an Körperschaftssteuer. Der Juni gilt aber allgemein als besonders steuerstarker Monat, weil die Konzerne dann ihre vierteljährlichen Vorauszahlungen an den Fiskus entrichten.
"Wieder in die Gänge"
Auch in anderen Steuergattungen zeigt der Trend nach oben. Die reinen Bundessteuern nahmen dem Bericht zufolge in diesem Monat um sieben Prozent, die Ländersteuer um 9,6 Prozent zu. Der Juni brachte auch einen Anstieg des Erbschaftssteueraufkommens um 46,3 Prozent. Die Umsatzsteuer habe 3,4 Prozent mehr gebracht, so der Bericht.
Der Umschwung bei der Körperschaftsteuer ist für Winfried Fuest vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln "ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Konjunktur und die Gewinnentwicklung der Unternehmen stabilisiert". Alfons Kühn, der Steuerabteilungsleiter des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) erklärte der "Süddeutschen", er glaube, "dass die Körperschaftsteuer wieder in die Gänge kommen könnte, und die Wirtschaft insgesamt auch".
Mehr Hunde- als Körperschaftssteuer
Nach einer Reform der Körperschaftssteuer nach Amtsantritt der jetzigen Regierung hatte der Staat 2001 erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik gar keine Einnahmen aus der Körperschaftssteuer erzielt. Statt dessen musste der Fiskus den Unternehmen sogar einen dreistelligen Millionenbetrag zurückzahlen. Kritiker der damaligen Reform der Unternehmensbesteuerung führen gern an, dass das Gesamtaufkommen der Hundesteuer in Deutschland länger Zeit über dem der Körperschaftssteuer lag.
Als Grund für den Einbruch des Körperschaftssteueraufkommens galt die Senkung des Steuersatzes, die Konjunkturschwäche und eine geänderte Ausschüttungspraxis der Unternehmen. Noch im Jahr 2000 brachte die Körperschaftssteuer insgesamt 23,1 Milliarden Euro. Union und Regierung sind sich im Prinzip einig, dass das niedrige Aufkommen der Körperschaftssteuer inakzeptabel ist, streiten aber noch über die Umsetzung einer Reform.