Senderkette muss sparen

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Peet:

Senderkette muss sparen

 
14.08.01 13:50
PROSIEBENSAT.1 MEDIA AG

Senderkette muss sparen

Wegen der Flaute auf dem Werbemarkt muss der größte deutsche Fernsehkonzern seine Prognosen zurücknehmen. Vor allem Sat.1 brach ein.
 


München - Das Ergebnis vor Steuern werde voraussichtlich nur das Niveau des Vorjahres erreichen und nicht um einen zweistelligen Prozentsatz steigen wie geplant, hieß es in einer Mitteilung der Mediengruppe ProSiebenSat.1 Media AG.
Ein höherer Gewinn sei nur möglich, wenn der Markt für Werbung im Fernsehen nicht wie erwartet um zwei bis drei Prozent schrumpfe. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Gewinn vor Steuern um 20 Prozent auf 89 Millionen Euro.

Der Umsatz sank den Angaben zufolge wegen der geringeren Werbeeinnahmen um drei Prozent auf 1,028 Milliarden Euro. Die Sender finanzieren sich zu über 97 Prozent aus Werbung. Im Mai hatte Vorstandschef Urs Rohner noch mit einem Werbemarkt-Wachstum von vier Prozent gerechnet. Damals hatte er erklärt, ProSiebenSat.1 könne den für 2001 angepeilten zweistelligen Gewinnzuwachs auch bei einem stagnierenden TV-Werbemarkt erreichen.

Den stärksten Einbruch erlitt im ersten Halbjahr der Sender Sat.1, dessen Umsatz um zehn Prozent zurückging und der mit 18 Millionen Euro Verlust vor Steuern in die roten Zahlen rutschte. Ein Jahr zuvor hatte Sat.1 noch sechs Millionen Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet. Wegen der umstrittenen Verschiebung der Fußball-Show "ran" drohen Sat.1 im zweiten Halbjahr weitere Einbußen aus Werbe- und Sponsorenverträgen. Dagegen legte ProSieben beim Umsatz um fünf Prozent, beim Gewinn vor Steuern um zehn Prozent zu.

Der Fernsehkonzern will seinen strikten Sparkurs fortsetzen. Allein bei Sat.1 waren Ende Juni wegen interner Umstrukturierungen und der Schließung der Studios in Mainz 300 Menschen weniger beschäftigt als noch vor einem Jahr.




tom68:

ProSiebenSat1: Leo Kirchs Bauernopfer

 
14.08.01 13:58
 
ProSiebenSat1: Leo Kirchs Bauernopfer
 
Streit um den Fußball trübt Aussicht auf das zweite Halbjahr
 
Leo Kirch hat sich gewaltig verkalkuliert. Nicht nur, dass er seinen Bezahl-Sender Premiere World nicht wie geplant an den Mann bringen kann. Vor allem der Privatsender Sat.1 entwickelt sich zum Bremsklotz. Darüber kann auch die heute vorgelegte Halbjahresbilanz nicht hinwegtäuschen.

Anfangs sah alles so einfach aus. Durch die Verlegung der samstäglichen Fußball-Sendung „ran“ auf 20.15 Uhr wollte Kirch seinem Bezahl-Sender Premiere World auf die Beine helfen. Die einfache Rechnung: Fußballfans werden nicht bis 20.15 Uhr warten wollen, um erste Bilder des Bundesligaspieltages zu sehen. Also werden sie – dachte Kirch – Premiere World abonnieren.

Dabei hat die Rechnung jedoch ohne den Konsumenten gemacht. Der verweigert sich sowohl dem Bezahl-Sender als auch der gewohnten Fußballshow des Kirch-Senders Sat.1. Letzterer wurde nun zum Bauernopfer der Kirch-Strategie. Sinkende Einschaltquoten rechtfertigen nun einmal keine exklusiven Werbepreise. Folglich ziehen sich potente Geldgeber zurück; buchen ihre Spots auf andere Sendeplätze um – zu niedrigeren Preisen, versteht sich. Die Brauerei Diebels bringt das Problem auf den Punkt. „Wenn statt der vier oder sechs Millionen Zuschauer nur noch weniger als 1,7 Millionen zuschauen, muss man sich fragen, ob sich die Investition lohnt“, erklärt ein Sprecher gegenüber Pressevertretern. Der ohnehin schwächelnde Werbemarkt wird zumindest bei Sat.1 durch die abenteuerlichen Planspiele Kirchs verstärkt.

Dass diese Probleme erst im zweiten Geschäftsjahr der ProSiebenSat1-Gruppe zu Buche schlagen werden, ist umso beunruhigender. Schließlich sind die Zahlen des ersten Halbjahres alles andere als glänzend. Einem Umsatz von 431 Mio. Euro steht ein Vorsteuerverlust von 18 Mio. Euro gegenüber. Im vergangenen Jahr erzielte der Sender noch einen Gewinn von 6 Mio. Euro.

Dementsprechend fällt die Bilanz der gesamten ProSiebenSat1-Gruppe aus. Darüber kann auch die versuchte Schönfärberei in der Pflichtmitteilung nicht hinwegtäuschen. „Wir haben uns trotz des schwierigen Marktumfeldes gut behauptet“, heißt es dort. Der Gewinn der ersten sechs Monate konnte gegenüber den angepassten Pro-forma-Werten aus dem Vorjahr um 11 Prozent auf 52 Mio. Euro gesteigert werden. Fast beiläufig wird dabei erwähnt, dass diese positive Tendenz vor allem auf die gesunkene Steuerquote zurückzuführen ist, die bei 48 Prozent liegt, statt 58 Prozent im Vorjahr.

Sowohl Umsatz als auch Vorsteuergewinn sind in den ersten sechs Monaten auf Konzernebene rückläufig. Die Erlöse gehen um 3 Prozent auf rund eine Mrd. Euro zurück. Das Vorsteuerergebnis liegt bei 89 Mio. Euro nach 111 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Darin enthalten ist eine erneute Abschreibung auf die Beteiligung an Letsbuyit.com in Höhe von 5 Mio. Euro. Darüber hinaus schieden die Gesellschaften ProSieben Digital Media, SevenOne Interactive und die Nachrichtenagenturen ddp und ddp/vwd Wirtschaftsnachrichten rückwirkend zum 1. Januar aus dem Konsolidierungskreis der Gruppe aus. Nach ihrer Ausgliederung in die Kirch Intermedia fallen diese Bereiche, die im ersten Halbjahr 2000 das Konzernergebnis mit 5 Mio. Euro belasteten, nicht mehr in die ProSiebenSat.1-Bilanz.

Die weitere Entwicklung machen die Verantwortlichen vor allem von der Entwicklung des Fernsehmarktes abhängig. Entscheidend dürfte vor allem die Entwicklung im Streit um den ran-Sendeplatz sein. Dass die Sendung demnächst wieder früher als um 20.15 Uhr über die Bildschirme flattert, ist bereits klar. Klar dürfte allerdings auch sein, dass ein Rückschritt Leo Kirchs einen Haken haben wird. Schließlich wird er seinen Plan nicht aufgeben, Fußball-Deutschland zu einem Abonnement seines Bezahl-Senders zu zwingen.

Autor: Robert Sopella, 13:31 14.08.01
 
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