Rezession oder Depression, das ist jetzt die Frage. Die beiden Übel sind einfach zu unterscheiden. Stehen die USA nur vor einer normalen Rezession, werden Fiskal- und vor allem Geldpolitik nächstes Jahr ihre Wirkung zeigen.
Da der Impuls enorm ist und die Vergleichsbasis 2001 sehr schwach, stünden die USA im kommenden Jahr vor einem mächtigen Aufschwung. Weil die geldpolitische Lockerung global erfolgt, gilt das für die meisten Regionen der Welt. Überflüssig zu erwähnen, dass die jetzige Börse dann klare Kaufkurse bieten würde, unabhängig von etwaigen weiteren Schwächeanfällen über die nächsten Wochen und Monate.
Im Falle einer Depression werden Geld- und Fiskalpolitik hingegen nicht viel ausrichten können, jedenfalls nicht genug. Sie könnte eintreffen, wenn das Paradigma eines Produktivitätswunders nur Illusion gewesen wäre. Man kann sich das so vorstellen: Wenn alle damit rechnen, dass die Wirtschaft in Zukunft nicht mehr mit drei, sondern mit vier Prozent wächst, dann wird der Kuchen größer, der zu verteilen ist. Um einen Teil davon abzukriegen, heißt es zu investieren. Und so ist der Anteil der Ausrüstungsinvestitionen am US-BIP vergangenes Jahr auf über elf Prozent gestiegen. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als Anfang der 90er Jahre und ein einsamer Rekord in den vergangenen 30 Jahren. Wenn nun für die aufgebauten Kapazitäten zu wenig Nachfrage da ist, helfen Zinssenkungen wenig, um die Investitionsneigung zu beflügeln.
Aber die Konsumenten haben - getrieben durch steigende Börsen und Hauspreise - bereits einen ordentlichen Schluck aus der Pulle genommen. Sie haben im zweiten Quartal knapp 96 Prozent ihrer verfügbaren Einkommen konsumiert. Im Schnitt der vergangenen 30 Jahre und Anfang der 90er Jahre waren es rund 89 Prozent. Gleichzeitig ist die private Verschuldung seit 1990 von 14 Prozent der Einkommen auf 18 Prozent gestiegen - mit entsprechenden Konsequenzen für die Zinslast der privaten Haushalte. Selbst wenn man optimistisch unterstellt, dass die verfügbaren Einkommen wie seit 1992 immer um nominal fünf Prozent, die Ausgaben allerdings nur um vier Prozent wachsen: Es würde bis 2008 dauern, bis das Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben wieder das langfristige Niveau erreicht.
Wenn aber das Zukunftsvertrauen der Konsumenten einen Dämpfer kriegt, kann die unumgängliche Anpassung sehr viel abrupter gehen. Daraus kann sich eine Dynamik ergeben - die schon eingesetzt hat. Die Nachfrage hält mit den zu hohen Kapazitäten nicht Schritt, weshalb Preise, Unternehmensgewinne und Börsen fallen. Um ihre Margen zu halten, reagieren die Unternehmen mit Stellenabbau. Die Konsumenten verlieren also nicht nur Vermögen an der Börse, sondern sehen sich auch von Entlassung bedroht. Zur Verschuldung kommt so Verunsicherung, worauf sie mit Kaufzurückhaltung reagieren. Die Konsumnachfrage fällt also weiter hinter die Kapazitäten zurück, weshalb die Unternehmen noch mehr Stellen streichen. Es ist ein Teufelskreislauf, den Geld- und Fiskalpolitik bekämpfen, aber nur schwer aushebeln können.
Große Hoffnung gibt, dass Alan Greenspan so rasch und entschieden gehandelt hat. Auch die Fiskalpolitik hat noch Spielraum. Deshalb muss es nicht zu einer Depression kommen. Aber die Gefahr ist real.
Die Zahlen von Oracle haben wenig an sich, um den Anlegern Vertrauen einzuflößen. Die Lizenzeinnahmen sind zum zweiten Mal in Folge niedriger als im Vorjahr. Das begrenzt auf kurze Sicht das Wachstum. Längerfristig könnten die gebündelten Anwendung ein Punkt sein, in dem sich Oracle von der Konkurrenz abhebt. Aber noch haben nur wenig Kunden für dieses Produkt Verwendung.
Die Budgets der IT-Chefs scheinen zwar nicht mehr weiter zu sinken, aber niemand ist zurzeit in Einkaufslaune. Zwar können Computerprogramme die Effizienz steigern und den Unternehmen helfen, Kosten zu sparen. Aber die Software muss zunächst installiert und angepasst werden. Bei großen Systemen, wie denen von Oracle, kann das ein Jahr und länger dauern.
Der Schock von vergangener Woche drückt zusätzlich auf die Stimmung. Die Softwareunternehmen zählen dabei noch nicht mal zu denen, die durch Ersatzlieferungen wirtschaftlich von der Katastrophe profitieren. Die Lizenzen für verwendete Programme lassen sich zumeist auf neue Geräte übertragen, ohne dass zusätzliche Zahlungen fällig werden. Zudem leiden die Softwarehersteller dadurch, dass sich Vertrieb und Beratung verzögern dürften, bis in den USA wieder Normalität eingekehrt ist.
Die Analysten sind dabei, ihre Schätzungen zu reduzieren. Wenn der Konsens für Oracle zehn Prozent niedriger ausfällt als bisher, kostet die Aktie wieder den sechsfachen Umsatz. Das ist selbst in guten Zeiten eine stramme Bewertung. Und die Zeiten sind alles andere als gut.
Ich mach Euch alle platt!!
Gruß
Happy End (?)
Da der Impuls enorm ist und die Vergleichsbasis 2001 sehr schwach, stünden die USA im kommenden Jahr vor einem mächtigen Aufschwung. Weil die geldpolitische Lockerung global erfolgt, gilt das für die meisten Regionen der Welt. Überflüssig zu erwähnen, dass die jetzige Börse dann klare Kaufkurse bieten würde, unabhängig von etwaigen weiteren Schwächeanfällen über die nächsten Wochen und Monate.
Im Falle einer Depression werden Geld- und Fiskalpolitik hingegen nicht viel ausrichten können, jedenfalls nicht genug. Sie könnte eintreffen, wenn das Paradigma eines Produktivitätswunders nur Illusion gewesen wäre. Man kann sich das so vorstellen: Wenn alle damit rechnen, dass die Wirtschaft in Zukunft nicht mehr mit drei, sondern mit vier Prozent wächst, dann wird der Kuchen größer, der zu verteilen ist. Um einen Teil davon abzukriegen, heißt es zu investieren. Und so ist der Anteil der Ausrüstungsinvestitionen am US-BIP vergangenes Jahr auf über elf Prozent gestiegen. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als Anfang der 90er Jahre und ein einsamer Rekord in den vergangenen 30 Jahren. Wenn nun für die aufgebauten Kapazitäten zu wenig Nachfrage da ist, helfen Zinssenkungen wenig, um die Investitionsneigung zu beflügeln.
Aber die Konsumenten haben - getrieben durch steigende Börsen und Hauspreise - bereits einen ordentlichen Schluck aus der Pulle genommen. Sie haben im zweiten Quartal knapp 96 Prozent ihrer verfügbaren Einkommen konsumiert. Im Schnitt der vergangenen 30 Jahre und Anfang der 90er Jahre waren es rund 89 Prozent. Gleichzeitig ist die private Verschuldung seit 1990 von 14 Prozent der Einkommen auf 18 Prozent gestiegen - mit entsprechenden Konsequenzen für die Zinslast der privaten Haushalte. Selbst wenn man optimistisch unterstellt, dass die verfügbaren Einkommen wie seit 1992 immer um nominal fünf Prozent, die Ausgaben allerdings nur um vier Prozent wachsen: Es würde bis 2008 dauern, bis das Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben wieder das langfristige Niveau erreicht.
Wenn aber das Zukunftsvertrauen der Konsumenten einen Dämpfer kriegt, kann die unumgängliche Anpassung sehr viel abrupter gehen. Daraus kann sich eine Dynamik ergeben - die schon eingesetzt hat. Die Nachfrage hält mit den zu hohen Kapazitäten nicht Schritt, weshalb Preise, Unternehmensgewinne und Börsen fallen. Um ihre Margen zu halten, reagieren die Unternehmen mit Stellenabbau. Die Konsumenten verlieren also nicht nur Vermögen an der Börse, sondern sehen sich auch von Entlassung bedroht. Zur Verschuldung kommt so Verunsicherung, worauf sie mit Kaufzurückhaltung reagieren. Die Konsumnachfrage fällt also weiter hinter die Kapazitäten zurück, weshalb die Unternehmen noch mehr Stellen streichen. Es ist ein Teufelskreislauf, den Geld- und Fiskalpolitik bekämpfen, aber nur schwer aushebeln können.
Große Hoffnung gibt, dass Alan Greenspan so rasch und entschieden gehandelt hat. Auch die Fiskalpolitik hat noch Spielraum. Deshalb muss es nicht zu einer Depression kommen. Aber die Gefahr ist real.
Die Zahlen von Oracle haben wenig an sich, um den Anlegern Vertrauen einzuflößen. Die Lizenzeinnahmen sind zum zweiten Mal in Folge niedriger als im Vorjahr. Das begrenzt auf kurze Sicht das Wachstum. Längerfristig könnten die gebündelten Anwendung ein Punkt sein, in dem sich Oracle von der Konkurrenz abhebt. Aber noch haben nur wenig Kunden für dieses Produkt Verwendung.
Die Budgets der IT-Chefs scheinen zwar nicht mehr weiter zu sinken, aber niemand ist zurzeit in Einkaufslaune. Zwar können Computerprogramme die Effizienz steigern und den Unternehmen helfen, Kosten zu sparen. Aber die Software muss zunächst installiert und angepasst werden. Bei großen Systemen, wie denen von Oracle, kann das ein Jahr und länger dauern.
Der Schock von vergangener Woche drückt zusätzlich auf die Stimmung. Die Softwareunternehmen zählen dabei noch nicht mal zu denen, die durch Ersatzlieferungen wirtschaftlich von der Katastrophe profitieren. Die Lizenzen für verwendete Programme lassen sich zumeist auf neue Geräte übertragen, ohne dass zusätzliche Zahlungen fällig werden. Zudem leiden die Softwarehersteller dadurch, dass sich Vertrieb und Beratung verzögern dürften, bis in den USA wieder Normalität eingekehrt ist.
Die Analysten sind dabei, ihre Schätzungen zu reduzieren. Wenn der Konsens für Oracle zehn Prozent niedriger ausfällt als bisher, kostet die Aktie wieder den sechsfachen Umsatz. Das ist selbst in guten Zeiten eine stramme Bewertung. Und die Zeiten sind alles andere als gut.
Ich mach Euch alle platt!!
Gruß
Happy End (?)