Frankfurt/Main (dpa) - Im Machtkampf mit Großaktionären gibt die Führungsspitze der Deutschen Börse auf. Vorstandschef Werner Seifert verlasse das Unternehmen mit sofortiger Wirkung, Aufsichtsratschef Rolf Breuer werde zum Jahresende ausscheiden.
Das teilte die Deutsche Börse AG am Montag in Frankfurt nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates mit. Anlass für den Machtkampf bei dem DAX-Unternehmen war die versuchte Übernahme der Londoner Börse (London Stock Exchange/LSE). Der britische Hedge-Fonds TCI hatte Anfang März an der Spitze mehrerer Kritiker den Abbruch der Fusionspläne erzwungen. Bei der Hauptversammlung am 25. Mai sollte Breuer gestürzt werden.
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hatte die Deutsche Börse den angelsächsischen Gegnern unter ihren Aktionären indes ein weiteres Kompromissangebot unterbreitet. Demzufolge soll ein Nominierungs-Komitee vor der Hauptversammlung eine Kandidatenliste für einen neuen Aufsichtsrat ausarbeiten und auch über einen neuen Vorstands-Chef verhandeln, berichtete die Zeitung. Der Vorschlag sei unter einigen Opponenten zwar auf Interesse gestoßen. Sie hätten aber klar gemacht, dass zuvor Breuer und der Vorstandsvorsitzende Werner Seifert ihre Posten abgeben müssten.
Nur noch sieben Prozent der Aktien der Deutschen Börse befinden sich laut "Spiegel" in der Hand deutscher Investoren. Das liege daran, dass viele deutsche Fondsgesellschaften die Anteile gegen eine Gebühr an andere Investoren verliehen haben, um die Erträge ihrer Fonds zu steigern. Auch die Stimmrechte auf der Hauptversammlung gehen auf den Entleiher über.