Der Staatssektor verliert im Osten schnell an Boden Ungarn ist der Klassenprimus bei der Privatisierung
Rumänien ist Nachzügler in Sachen Privatisierung, in Ungarn hingegen hat die Entstaatlichung schon österreichisches Niveau erreicht.
Bei der Einführung der Marktwirtschaft im Osten war die Entstaatlichung der Betriebe eine der schwierigsten und wichtigsten Aufgaben. Die Privatisierung hat in den einzelnen Reformländern sehr unterschiedliche Resultate gebracht - es wurden verschiedene Methoden angewendet. Allerdings gibt es keine verläßlichen Maßstäbe für internationale Vergleiche, erklärt der Experte des Wiener Instituts für Internationalen Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Gabor Hunya, im "Presse"-Gespräch.
Er teilt die zehn EU-Beitrittskandidaten und Rußland, was den Erfolg der Privatisierung betrifft, in vier Gruppen: Die erste umfaßt Ungarn und Estland, wo sich praktisch das gesamte produktive Vermögen in Privathand befindet. In Ungarn sind auch die meisten Versorgungsunternehmen wie die Gaswirtschaft privatisiert. Die Bahn ist noch staatlich. In groben Zügen ist der Privatisierungsgrad in Ungarn und Österreich heute bereits vergleichbar.
In die zweite Gruppe gehören Tschechien, Slowenien und die Slowakei, in die dritte Polen, Lettland , Litauen, Rußland und seit kurzem Bulgarien, das stark aufgeholt hat. In diesen fünf Ländern sind große Industriefirmen noch in staatlicher Hand. In der vierten und letzten Gruppe befindet sich nur Rumänien.
Am radikalsten erfolgte die Privatisierung durch die Hereinnahme von strategischen Investoren aus dem Ausland. Die sogenannte Kuponprivatisierung brachte den Firmen kein frisches Kapital, das Ziel, die Privatisierung rasch abzuschließen, konnte jedoch erreicht werden.
Erfolgreich war laut Hunya die Hereinnahme von Auslandskapital, weil sie zur radikalen Umstrukturierung der Firmen führte. Bei den ausländischen Unternehmen handelt es sich meist um exportorientierte Betriebe, welche die Handelsbilanz langfristig stark entlasten. Ein hoher Zustrom von Direktinvestitionen, wie jetzt in Tschechien, führt zu beachtlicher Nachfrage nach der betreffenden Ostwährung, was deren Kurs befestigt. Das kann aber zu Problemen bei den Exporten führen, weil sie verteuert werden.
Obwohl die Privatisierung in den ostmitteleuropäischen Reformländern weitgehend beendet ist, gibt es auch dort noch Chancen für den Erwerb von Firmenbeteiligungen durch Ausländer. Der Berater für Osteuropafragen der Bank Austria, Werner Varga, schätzt den Anteil des Privatsektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Ostmitteleuropa auf 70 bis 85 Prozent. Ähnlich wie im Westen werde nun auch in den Reformstaaten diskutiert, ob alles verstaatlicht werden soll oder nicht. Da geht es um Sektoren wie Bahn, Gesundheitswesen, Wasserversorgung und natürliche Monopole.
Freilich gibt es auch Klagen darüber, daß die Privatisierung oft mit Korruption und Kriminalität verbunden gewesen sei. Das führte zur enormen Bereicherung einer kleinen Gruppe von Insidern, die sich das einstige staatliche Eigentum aneigneten. Der Chef der slowakischen Werbefirma BBDO, Michal Blaha, betont, daß das tschechoslowakische Privatisierungsgesetz die effiziente Verfolgung von Betrügern nicht ermöglicht habe.
Lange gab es auch gegen die "Austunnelung" (Aushöhlung) der privatisierten Unternehmen in der Ex-Tschechoslowakei keine gesetzliche Handhabe. Sie ermöglichte die Verlagerung riesiger Vermögenswerte aus den "privatisierten" Unternehmen in die Hände von Betrügern - oft waren es die Firmenmanager.
Laut dem Wirtschafts-Nobelpreisträger und ehemaligen Chefökonomen der Weltbank, Joseph Stiglitz (siehe auch S. 21), studieren die Nationalökonomen die tschechische Privatisierung, um herauszufinden, wie man es nicht machen soll. Der Experte verweist auf die Privatisierungserfolge in Slowenien, wo immer ein guter rechtlicher Rahmen herrschte und man den "Cowboy-Kapitalismus" abgelehnt habe. Laut Varga lernte Polen aus Tschechiens Fehlern und beauftragte mit der Privatisierung westliche Investitionsbanker, die mit Fonds wenig Spielraum für mafiose Praktiken ließen. Ungarn mußte wegen der Schulden Unternehmen schnell an westliche Investoren verkaufen. Damit wurden klare Eigentumsverhältnisse geschaffen sowie Kapital und Management-Know-how importiert.
Rumänien ist Nachzügler in Sachen Privatisierung, in Ungarn hingegen hat die Entstaatlichung schon österreichisches Niveau erreicht.
Bei der Einführung der Marktwirtschaft im Osten war die Entstaatlichung der Betriebe eine der schwierigsten und wichtigsten Aufgaben. Die Privatisierung hat in den einzelnen Reformländern sehr unterschiedliche Resultate gebracht - es wurden verschiedene Methoden angewendet. Allerdings gibt es keine verläßlichen Maßstäbe für internationale Vergleiche, erklärt der Experte des Wiener Instituts für Internationalen Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Gabor Hunya, im "Presse"-Gespräch.
Er teilt die zehn EU-Beitrittskandidaten und Rußland, was den Erfolg der Privatisierung betrifft, in vier Gruppen: Die erste umfaßt Ungarn und Estland, wo sich praktisch das gesamte produktive Vermögen in Privathand befindet. In Ungarn sind auch die meisten Versorgungsunternehmen wie die Gaswirtschaft privatisiert. Die Bahn ist noch staatlich. In groben Zügen ist der Privatisierungsgrad in Ungarn und Österreich heute bereits vergleichbar.
In die zweite Gruppe gehören Tschechien, Slowenien und die Slowakei, in die dritte Polen, Lettland , Litauen, Rußland und seit kurzem Bulgarien, das stark aufgeholt hat. In diesen fünf Ländern sind große Industriefirmen noch in staatlicher Hand. In der vierten und letzten Gruppe befindet sich nur Rumänien.
Am radikalsten erfolgte die Privatisierung durch die Hereinnahme von strategischen Investoren aus dem Ausland. Die sogenannte Kuponprivatisierung brachte den Firmen kein frisches Kapital, das Ziel, die Privatisierung rasch abzuschließen, konnte jedoch erreicht werden.
Erfolgreich war laut Hunya die Hereinnahme von Auslandskapital, weil sie zur radikalen Umstrukturierung der Firmen führte. Bei den ausländischen Unternehmen handelt es sich meist um exportorientierte Betriebe, welche die Handelsbilanz langfristig stark entlasten. Ein hoher Zustrom von Direktinvestitionen, wie jetzt in Tschechien, führt zu beachtlicher Nachfrage nach der betreffenden Ostwährung, was deren Kurs befestigt. Das kann aber zu Problemen bei den Exporten führen, weil sie verteuert werden.
Obwohl die Privatisierung in den ostmitteleuropäischen Reformländern weitgehend beendet ist, gibt es auch dort noch Chancen für den Erwerb von Firmenbeteiligungen durch Ausländer. Der Berater für Osteuropafragen der Bank Austria, Werner Varga, schätzt den Anteil des Privatsektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Ostmitteleuropa auf 70 bis 85 Prozent. Ähnlich wie im Westen werde nun auch in den Reformstaaten diskutiert, ob alles verstaatlicht werden soll oder nicht. Da geht es um Sektoren wie Bahn, Gesundheitswesen, Wasserversorgung und natürliche Monopole.
Freilich gibt es auch Klagen darüber, daß die Privatisierung oft mit Korruption und Kriminalität verbunden gewesen sei. Das führte zur enormen Bereicherung einer kleinen Gruppe von Insidern, die sich das einstige staatliche Eigentum aneigneten. Der Chef der slowakischen Werbefirma BBDO, Michal Blaha, betont, daß das tschechoslowakische Privatisierungsgesetz die effiziente Verfolgung von Betrügern nicht ermöglicht habe.
Lange gab es auch gegen die "Austunnelung" (Aushöhlung) der privatisierten Unternehmen in der Ex-Tschechoslowakei keine gesetzliche Handhabe. Sie ermöglichte die Verlagerung riesiger Vermögenswerte aus den "privatisierten" Unternehmen in die Hände von Betrügern - oft waren es die Firmenmanager.
Laut dem Wirtschafts-Nobelpreisträger und ehemaligen Chefökonomen der Weltbank, Joseph Stiglitz (siehe auch S. 21), studieren die Nationalökonomen die tschechische Privatisierung, um herauszufinden, wie man es nicht machen soll. Der Experte verweist auf die Privatisierungserfolge in Slowenien, wo immer ein guter rechtlicher Rahmen herrschte und man den "Cowboy-Kapitalismus" abgelehnt habe. Laut Varga lernte Polen aus Tschechiens Fehlern und beauftragte mit der Privatisierung westliche Investitionsbanker, die mit Fonds wenig Spielraum für mafiose Praktiken ließen. Ungarn mußte wegen der Schulden Unternehmen schnell an westliche Investoren verkaufen. Damit wurden klare Eigentumsverhältnisse geschaffen sowie Kapital und Management-Know-how importiert.