Von Lutz C. Kleveman, New York
Von der Terror-Furcht der Amerikaner profitieren derzeit vor allem so genannte Screening-Firmen. Die Privatschnüffler ermitteln im Auftrag von Regierung und Unternehmen, ob sich unter den Mitarbeitern nicht vielleicht der eine oder andere gefährliche Schläfer befindet.
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Das Beratungsunternehmen Kroll überprüft für öffentliche und private Arbeitgeber die Vergangenheit von deren Mitarbeiter. Auch Job-Bewerber werden unter die Lupe genommen. Kroll und anderen Unternehmen, die ein so genanntes Background Screening anbieten, bescheren neue Sicherheits-Gesetze und die Angst vor "Schläfern" gegenwärtig einen kräftigen Boom.
"Unsere Auftraggeber wollen wissen, wer ihre Mitarbeiter und Zulieferer wirklich sind", erläutert Francis. Zu Krolls Kunden gehören vor allem große, international tätige Konzerne. "Sie fragen sich, ob sie nicht Gefahr durch die Hintertür lassen." Krolls Detektive überprüfen deshalb alle Daten, die ein Mitarbeiter in seinem Lebenslauf angegeben hat. In den Archiven von Amtsgerichten suchen die Screener nach eventuell verschwiegenen Vorstrafen, von zur Auskunft verpflichteten Kreditkartenfirmen erfahren sie, wie ein Mitarbeiter mit Geld umgeht oder ob er Schulden hat.
Schon lange sind Hintergrund-Checks in den USA weitaus üblicher als in Europa. Viele Personalchefs trauen den eingereichten Lebensläufen nicht. Verständlich, denn nach Erfahrung der Screener schwindelt fast ein Drittel aller Bewerber, um sich in ein besseres Licht zu rücken. Ein Zehntel verschweigt gar Haftstrafen. Seit den Terroranschlägen hat sich der Schwerpunkt der Checks allerdings auf die mögliche kriminelle Vergangenheit von Mitarbeitern verlagert.
Zugang zu Regierungs-Datenbanken
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Der "Patriot Act", das im Oktober hastig vom Kongress verabschiedete Anti-Terror-Gesetz, hat Screening-Firmen ebenfalls neue lukrative Aufgaben beschert. Laut dem Act sind US-Banken neuerdings verpflichtet, Mitarbeiter und neue Kunden einem Hintergrund-Check zu unterziehen. Auch Chemie-Labors müssen alle Angestellten prüfen lassen. Denn wer mit heiklen Substanzen zu tun hat, könnte ja möglicherweise Kampfstoffe für einen Terroranschlag entwickeln. "Aber viele unserer Kunden treten freiwillig an uns heran, weil sie einfach besorgt sind", berichtet Francis. "Kürzlich haben wir einer Universität geholfen, alle ihre ausländischen Studenten zu durchleuchten."
Geldsegen durch Homeland Security
"Nun hoffen die Screening-Unternehmen darauf, dass viel Geld aus dem Budget des neu geschaffenen Ministeriums für Homeland Security zu ihnen durchsickert", sagt Julia Vance, Analystin von Economy.com. Sie schätzt, dass die Branche inzwischen jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag umsetzt. Auch in weiteren Bereichen der inneren Sicherheit, etwa im Küstenschutz, werde die Regierung zukünftig Privatunternehmen engagieren. "Keiner kann sagen, wie stark dieser Sektor wachsen wird, aber eines steht fest: er wird wachsen."
Araber werden durchleuchtet
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Besonders Bewerber und Mitarbeiter arabischer Herkunft lassen Auftraggeber von HireCheck prüfen, berichtet Svec. "Wir raten unseren Kunden, gerade bei Menschen aus dem Mittleren Osten sehr vorsichtig zu sein." Um sich gegen mögliche Klagen wegen rassistischer Diskriminierung abzusichern, sollten Firmen zugleich auch Menschen anderer ethnischer Zugehörigkeit durchleuchten. Dass diese Praxis möglicherweise Bürgerrechte verletzt, räumt Svec unumwunden ein. "Tatsächlich zeigen Statistiken, dass Muslime am Arbeitsplatz viel seltener Gewalt anwenden als weiße Männer. Eigentlich ist es ja unfair, jemanden zu prüfen, nur weil er Mohammed heißt. Aber die Entscheidung überlassen wir unseren Kunden."