Aus der FTD vom 15.11.2002
Schwergewichte meiden den TecDax
Von Dirk Benninghoff, Frankfurt
Dem TecDax laufen bereits vor seinem Start die Schwergewichte davon. Nachdem der Pharmakonzern Fresenius statt in dem neuen Hightech-Segment des Frankfurter Aktienmarkts im umstrukturierten MDax notiert wird, wollte auch der Technologiekonzern Jenoptik diesen Wechsel nicht ausschließen.
"Wir werden uns bald mit der Deutschen Börse unterhalten", sagte Steffen Schneider, Investor-Relations-Manager bei Jenoptik. Wie einige andere MDax-Unternehmen sollten Fresenius und Jenoptik ab März 2003 im TecDax notiert sein.
Dann tritt die Neuordnung der Börsenlandschaft in Kraft. Unter dem Dax wird es weiterhin einen MDax geben. Dieser besteht aber nur noch aus klassischen Industrieunternehmen und nicht mehr aus 70, sondern nur noch aus 50 Werten. "Reinrassige" Hightech-Schmieden wie die Software AG rücken in den TecDax. Dieser wird aber hauptsächlich mit den häufig schwach kapitalisierten Werten des heutigen Nemax 50 bestückt. Das Ungleichgewicht ist groß. So hätte der schwächste Wert im neuen MDax nach Berechnungen der Deutschen Bank eine Marktkapitalisierung von gut 150 Mio. Euro, während der Wert beim TecDax-Pendant nur bei rund 60 Mio. Euro liegt.
Die Drägerwerke, ebenfalls an der Schwelle von Industrie- und Hightech-Konzern, fügen sich der Einordnung in den Hightech-Index nur zähneknirschend. Gerade erst in den "alten" MDax aufgenommen, fühlen sich die Lübecker laut eines Sprechers ohnehin nicht "ganz wohl" bei der Neuordnung. Finanzvorstand Oskar Sulzer sagte aber: "Wir sehen das sportlich." Die Deutsche Börse habe die Einteilung so vorgenommen, und dem werde man sich fügen. Allerdings sehen die Drägerwerke den Abschied von Fresenius nicht positiv. "Je mehr die geplante Regelung durchlöchert wird, desto unbefriedigender ist das für die Verbleibenden", sagte der Sprecher des Lübecker Unternehmens.
Schatten des Neuen Marktes
Auf Grund "neuer Daten", so die Deutsche Börse, habe man sich entschieden, Fresenius dem erneuerten MDax zuzuteilen. Der Konzern aus dem Taunus sieht sich hier schon branchenmäßig besser aufgehoben. Bei Fresenius gibt man zu, schon "etwas überrascht" von der geplanten TecDax-Einordnung durch die Deutsche Börse gewesen zu sein.
Den "Flüchtling" dürfte nicht nur die branchenmäßige Zugehörigkeit zum Wechsel in den MDax bewogen haben. Für die Deutsche Bank ist es fraglich, ob sich Fresenius, Jenoptik oder Wedeco gerne mit Unternehmen vom früheren Neuen Markt in einem Index tummeln. So gesteht man beim Wasserfilterspezialist Wedeco offen ein, "dass wir uns mit der Frage des Stallgeruchs vom Neuen Markt beschäftigt haben". Man glaube aber, dass besser ausgelesen werde als im Nemax 50. Für Wedeco gibt es ohnehin kein Zurück in den MDax. Ein Sprecher: "Wir sind ein Hightech-Unternehmen."
Unklarheiten gibt es auch bei jetzigen Mitgliedern des Neuen Markts. Der Chipbroker CE Consumer und der Computerverkäufer Medion sind zwar Händler und damit MDax-verdächtig, beschäftigen sich aber mit Hightech-Produkten. CE hat sich der Zuteilung zum MDax widersetzt. Die Börse wird weitere Gespräche mit den "Grenzgängern" führen.
Die Kritik an der neuen Indexwelt wächst. Die Deutsche Bank moniert unter anderem, dass noch keine breit gefächerte Benchmark wie der Dax 100, der sich aus den Blue Chips und dem jetzigen MDax zusammensetzt, vorgesehen ist. Auch Gerhard Schwarz, Indexexperte von der HypoVereinsbank, vermisst einen Index mit einem "breit gefächerten Universum", das Investoren wie Fonds abbilden könnte. Ein Börsen-Sprecher macht aber Hoffnung: "Möglicherweise wird es noch weitere Indizes geben."
© 2002 Financial Times Deutschland
Schwergewichte meiden den TecDax
Von Dirk Benninghoff, Frankfurt
Dem TecDax laufen bereits vor seinem Start die Schwergewichte davon. Nachdem der Pharmakonzern Fresenius statt in dem neuen Hightech-Segment des Frankfurter Aktienmarkts im umstrukturierten MDax notiert wird, wollte auch der Technologiekonzern Jenoptik diesen Wechsel nicht ausschließen.
"Wir werden uns bald mit der Deutschen Börse unterhalten", sagte Steffen Schneider, Investor-Relations-Manager bei Jenoptik. Wie einige andere MDax-Unternehmen sollten Fresenius und Jenoptik ab März 2003 im TecDax notiert sein.
Dann tritt die Neuordnung der Börsenlandschaft in Kraft. Unter dem Dax wird es weiterhin einen MDax geben. Dieser besteht aber nur noch aus klassischen Industrieunternehmen und nicht mehr aus 70, sondern nur noch aus 50 Werten. "Reinrassige" Hightech-Schmieden wie die Software AG rücken in den TecDax. Dieser wird aber hauptsächlich mit den häufig schwach kapitalisierten Werten des heutigen Nemax 50 bestückt. Das Ungleichgewicht ist groß. So hätte der schwächste Wert im neuen MDax nach Berechnungen der Deutschen Bank eine Marktkapitalisierung von gut 150 Mio. Euro, während der Wert beim TecDax-Pendant nur bei rund 60 Mio. Euro liegt.
Die Drägerwerke, ebenfalls an der Schwelle von Industrie- und Hightech-Konzern, fügen sich der Einordnung in den Hightech-Index nur zähneknirschend. Gerade erst in den "alten" MDax aufgenommen, fühlen sich die Lübecker laut eines Sprechers ohnehin nicht "ganz wohl" bei der Neuordnung. Finanzvorstand Oskar Sulzer sagte aber: "Wir sehen das sportlich." Die Deutsche Börse habe die Einteilung so vorgenommen, und dem werde man sich fügen. Allerdings sehen die Drägerwerke den Abschied von Fresenius nicht positiv. "Je mehr die geplante Regelung durchlöchert wird, desto unbefriedigender ist das für die Verbleibenden", sagte der Sprecher des Lübecker Unternehmens.
Schatten des Neuen Marktes
Auf Grund "neuer Daten", so die Deutsche Börse, habe man sich entschieden, Fresenius dem erneuerten MDax zuzuteilen. Der Konzern aus dem Taunus sieht sich hier schon branchenmäßig besser aufgehoben. Bei Fresenius gibt man zu, schon "etwas überrascht" von der geplanten TecDax-Einordnung durch die Deutsche Börse gewesen zu sein.
Den "Flüchtling" dürfte nicht nur die branchenmäßige Zugehörigkeit zum Wechsel in den MDax bewogen haben. Für die Deutsche Bank ist es fraglich, ob sich Fresenius, Jenoptik oder Wedeco gerne mit Unternehmen vom früheren Neuen Markt in einem Index tummeln. So gesteht man beim Wasserfilterspezialist Wedeco offen ein, "dass wir uns mit der Frage des Stallgeruchs vom Neuen Markt beschäftigt haben". Man glaube aber, dass besser ausgelesen werde als im Nemax 50. Für Wedeco gibt es ohnehin kein Zurück in den MDax. Ein Sprecher: "Wir sind ein Hightech-Unternehmen."
Unklarheiten gibt es auch bei jetzigen Mitgliedern des Neuen Markts. Der Chipbroker CE Consumer und der Computerverkäufer Medion sind zwar Händler und damit MDax-verdächtig, beschäftigen sich aber mit Hightech-Produkten. CE hat sich der Zuteilung zum MDax widersetzt. Die Börse wird weitere Gespräche mit den "Grenzgängern" führen.
Die Kritik an der neuen Indexwelt wächst. Die Deutsche Bank moniert unter anderem, dass noch keine breit gefächerte Benchmark wie der Dax 100, der sich aus den Blue Chips und dem jetzigen MDax zusammensetzt, vorgesehen ist. Auch Gerhard Schwarz, Indexexperte von der HypoVereinsbank, vermisst einen Index mit einem "breit gefächerten Universum", das Investoren wie Fonds abbilden könnte. Ein Börsen-Sprecher macht aber Hoffnung: "Möglicherweise wird es noch weitere Indizes geben."
© 2002 Financial Times Deutschland