Schwellenländer-Boom soll 2007 weitergehen

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EinsamerSam.:

Schwellenländer-Boom soll 2007 weitergehen

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23.01.07 11:08

Investmentfonds

Schwellenländer-Boom soll 2007 weitergehen

Schwellenländer-Boom soll 2007 weitergehen 3044354
Chinas Binnenkonsum soll 2007 für Wachstum sorgen
02. Januar 2007 
Auch das Jahr 2006 gehörte bei den Aktienfonds denjenigen Investmentvehikeln, die in Schwellenländern investieren. Zumindest verzeichneten sie nach Daten von Emerging Portfolio Fund Research im vergangenen Jahr Rekordzuflüsse von 16,9 Milliarden Euro.

Die Hälfte der neuen Gelder floss dabei in chinesische Aktienfonds, die im vergangenen Jahr netto 11,2 Milliarden Dollar anzogen. Damit stellten die Schwellenländerfonds noch das Rekordvolumen aus dem Vorjahr noch in den Schatten, als Investoren per Saldo 20,3 Milliarden Dollar in Aktienfonds der Schwellenländer steckten.

Zwölf Chinafonds 2006 an der Spitze

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China-Fonds waren im vergangenen Jahr mit einem durchschnittlichen Plus von 50,41 Prozent nach Daten von Standard & Poor's auch die Hauptgewinner unter den Fonds. Selbst der auf Jahressicht schwächste Fonds, der Aquila Cap Fund-China Quant (Isin LU0176967429) verzeichnete noch einen Wertzuwachs von 36,37 Prozent.

Unter diesen Umständen überrascht es kaum, dass immerhin die zwölf erfolgreichsten Fonds des Jahres in China investieren. Platz Zwei geht dabei sogar an einen in Euro denominierten Fonds, den Baring Hongkong China Fund (Isin IE0004866889) mit einem Plus von 74,8 Prozent.

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Gut liefen auch die beiden indonesischen Fonds von Fidelity (Isin LU0055114457) und dem Dit (Isin IE0002817421) mit einem durchschnittlichen Plus von 42,2 Prozent - wohingegen türkische Fonds nach dem großen Einbruch zur Jahresmitte nach japanischen Nebenwerten mit einem Minus von durchschnittlich 10,2 Prozent die Verlierer des Jahres sind. Keinem der Anlageexperten gelang es die massiven Verluste bis zum Jahresende wieder aufzuholen. Schwach schnitten auch Thailandfonds, denen die Turbulenzen zum Jahresende noch einmal kräftig die Bilanz verhagelten, mit einem Plus von 0,47 Prozent ab.

2007 mit gebremster Dynamik weiter vorwärts

Länderübergreifend anlegende Fonds scheinen mit einem Plus von 16,94 Prozent die positiven Aspekte mit den negativen gemischt zu haben. Indes verloren Anleger mit keinem der Fonds Geld. Dass die negativen Aspekte der Jahresbilanz sich vor allem auf den außereuropäischen Raum beziehen zeigt dagegen ein gutes Abschnitt der europäischen Schwellenländerfonds, die auf ein durchschnittliches Plus von 25 Prozent kamen.

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Geht es nach Expertenansicht, so könnte 2007 wieder ein gutes Jahr für Schwellenländerfonds werden. Strategen von UBS AG, JPMorgan Chase und der Credit Suisse gehen davon aus, dass der Emerging Markets Index von Morgan Stanley Capital International in diesem Jahr bis zu 15 Prozent zulegen wird. Im Vergleich zu 2006, als es noch um 29 Prozent nach oben ging, ist das fast eine Halbierung des Zuwachses, was nach Ansicht von UBS auf die steigenden Bewertungen der Aktien zurückzuführen ist.

Die Staaten selbst dürften ebenfalls nicht ganz an die Dynamik der vergangenen Jahre anknüpfen können, meint Oliver Stönner-Venkatarama von der Kapitalanlagegesellschaft Cominvest, aber ein Wachstum der Weltwirtschaft bei etwas über vier Prozent bewege sich immer noch auf einem gutem Niveau.

Optimismus bezüglich Amerikas Konjunktur

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Dabei sehen Fondsmanager auch Tendenzen zur Emanzipation. DWS-Chef Klaus Kaldemorgen sieht die Schwellenländer nicht nur politisch selbstbewusster auftreten. Sie gestalteten mittlerweile die weltwirtschaftliche Dynamik mit, bildeten Allianzen untereinander, und drängten mit Übernahmen in die Industrieländer. Für die Deka-Bank haben sich die Länder zu wandeln begonnen - von Schwellenländern ohne Wachstumsdynamik zu Konvergenzländern im Aufholprozess.

Ob Leistungsbilanzentwicklung, Schaffung von Währungsreserven oder die Stabilisierung des Staatshaushalt - viele Schwellenländer haben sich bereits gut entwickelt. Dies wirkte sich in den letzten Jahren positiv auf die Ratings einiger Länder aus. „Brasilien, Russland und China zählen zu den Ländern, die ihre hohe Verschuldung in Fremdwährungen wie Dollar und Euro deutlich gesenkt haben,“ sagt DWS-Volkswirt Nicolas Schlotthauer.

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Indes basiert die positive Einschätzung immer noch auf einer optimistischen Einschätzung der amerikanischen Konjunkturentwicklung. So rechnet Dit-Fondsmanager Michael Konstantinov zwar mit einer leichten Abkühlung der amerikanischen Wirtschaft um zwei Prozent. Diese sollte sich aber nicht drastisch auswirken. Viel eher möglich sei, dass die amerikanische Notenbank die Zinsen erhöhe, was zu einem geringeren Kapitalzufluss in die Schwellenländer führen könne.

Uneinigkeit über protektionistische Neigungen

Am stärksten betroffen wären laut Stönner-Venkatarama die lateinamerikanischen Märkte und die besonders exportorientierten asiatischen Volkswirtschaften von einer schwächeren amerikanischen Wirtschaft. Gefahren sieht die Deka-Bank auch von der Rohstoffseite. Ein möglicher Einbruch des Ölpreises könnte etwa Russland oder Venezuela zu Verlierern machen.

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Uneinigkeit scheint bei der Einschätzung der politischen Risiken zu herrschen. Während die Deka-Bank eine Protektionismuswelle drohen sieht, tut Konstantinov dies als „Säbel-Rasseln“ ab. Gerade die Industrieländer, allen voran die Vereinigten Staaten, würden vom Freihandel profitieren. Indes ist die Neigung zu protektionistischen Maßnahmen immer wieder von der aktuellen konjunkturellen Situation abhängig. Je deutlicher also die amerikanischen Konjunktur schwächelt, um so eher steht zu befürchten, dass tatsächlich protektionistische Maßnahmen ergriffen werden.

Reformen müssen weitergehen

Schlotthauer sieht überdies die weitere Notwendigkeit zu Reformen in den Schwellenländern selbst. Mikro-Reformen wie die Struktur der Steuersysteme, das Arbeitsrecht und die Emanzipation der Geldpolitik müsste folgen. Gleichzeitig sei besonders in China die Wahrung der Sozialstabilität von Bedeutung.

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Dies weist auf eine grundsätzliches Problem des Schwellenländerbooms hin, bei dem eine Zukunftsprognose rechts schwierig ist. Viele der Erfolge wurden durch - sinnvolle und bisweilen lang überfällige - Wirtschaftsreformen erreicht. Vielerorts stellt sich die Frage, welche Reformelastizität die Gesellschaftssysteme haben.

Ganz anders dagegen liegt der Fall in Venezuela, wo die negativen Auswirkungen des „Bolivarismus“ wie Korruption und Vetternwirtschaft immer deutlicher hervor treten werden (vgl. Chávez' Wiederwahl kein gutes Omen für venezolanische Anleihen). Ein Einbruch des Ölpreises könnte das Land sehr rasch in eine Krise treiben.

Chinas Konsum als Motor

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Weiter vorn sehen Fondsmanager immer noch die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. DWS-Fondsmanager Kaldemorgen bezeichnet vor allem China und Indien als „mittlerweile gereift“. Sie besäßen eine starke Binnenwirtschaft und seien zu einem soliden Investment geworden.

In China ist das verfügbare Einkommen der Menschen in Groß- und Kleinstädten - wo mehr als 500 Millionen Menschen leben - in den ersten neun Monaten 2006 um zehn Prozent gestiegen. In Indien wächst die Zahl der Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 10.000 Dollar um mehr als 20 Prozent jährlich, errechnete die Unternehmensberatung McKinsey.

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Die besten Chancen im neuen Jahr sehen die Experten daher für Unternehmen, die vom wachsenden Wohlstand der Menschen und einem steigenden Konsum profitieren können, prognostiziert Mark Mobius von Templeton Asset Management.

Infrastrukturinvestitionen sollen wachsen

Die Wirtschaftsleistung der Schwellenländer wird 2007 der Weltbank zufolge im Schnitt 6,4 Prozent wachsen, angeführt von China und Indien, den beiden bevölkerungsreichsten Ländern. Speziell beim „Land der Mitte“ gehen Beobachter beim Brutto-Inlands-Produkt (BIP) von einem Wachstum von fast zehn Prozent aus. Dieses sehr hohe Wachstum ist aber aus Sicht von Stönner-Venkatarama gleichzeitig auch ein Risiko für die ganze asiatische Region. Ein Rückgang des Wachstums oder eine stärkere Korrektur in den einzelnen Sektoren könnten sich auf Chinas Nachbarländer auswirken.

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Hinzu kommt, dass sich das hohe Wirtschaftswachstum Chinas entgegen aller Bemühungen nach wie vor eben doch auf ein starkes Exportvolumen stützt. Und dieses hängt wieder zum Gutteil an der amerikanischen Konjunktur. In den Industrienationen soll das Wachstum laut Weltbank lediglich 2,4 Prozent betragen, wobei die Vereinigten Staaten mit 2,1 Prozent Wachstum hinterher hinken.

Der Ausbau der Infrastruktur werde die Märkte in den Schwellenländern weniger anfällig für einen Rückgang der Nachfrage aus den Vereinigten Staaten machen. Merrill Lynch erwartet, dass die Infrastrukturinvestitionen in den nächsten drei Jahren auf eine Billion Dollar anschwellen.

Immobilien und Versorger

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Schwellenland-Stratege Michael Hartnett empfiehlt daher den größten Immobilienentwickler des Nahen Ostens, Emaar Properties, den indischen Ausrüster von Stromversorgern Bharat Heavy Electricals und den mexikanischen Zementhersteller Cemex.

Geht es nach Oussama Himani, dem Aktienmarktstrategen der UBS, so werden die Gewinne von Unternehmen der Konsumgüterindustrie aus Schwellenländern, in diesem Jahr um durchschnittlich 30 Prozent anziehen. Das wäre beinahe das Dreifache des für die Industrienationen vorhergesagten Wachstums.

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Himani setzt vor allem auf den Mobilfunkanbieter China Mobile und das mexikanische Wohnungsbauunternehmen Urbi Desarrollos Urbanos sowie die russische Sberbank. Adrian Mowat von JPMorgan rät, chinesische Immobilienentwickler wie die staatliche China Overseas Land & Investment zu kaufen.

Etwas weiter in die Zukunft blickt dagegen Goldman.Sachs-Chefvolkswirt Jim O'Neill, der bereits auf die „Next Eleven“ setzt. Bekannte Märkte wie Südkorea, die Türkei und Mexiko würden sich in den kommenden Jahren sehr stark entwickeln. Zu den eher ausgefallenen Tipps von O'Neill gehören dagegen Bangladesch, Indonesien, Iran, Pakistan, die Philippinen, Vietnam, Nigeria und Ägypten.

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Indes dürfte für Privatanleger einen Engagement in diesen Ländern noch eher schwierig sein. „Vietnam ist sicherlich als Story sehr gut, in der Realität ist es aber als Anleger sehr schwierig in den Markt zu kommen“, sagt auch DWS-Mann Thomas Gerhardt. Sollten O'Neills Prognosen eintreffen, dürften die entsprechenden Fonds aber nicht lange auf sich warten lassen.

Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

Text: FAZ.NET
Bildmaterial: AP, FAZ.NET


Euer
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