Marktbericht Frankfurt
Schwache Aussichten für den Dax
Die andauernde Unsicherheit über die weitere Zinsentwicklung in den USA hat am Donnerstag den Dax nach einer freundlichen Eröffnung wieder ins Minus gedrückt.
§
HB FRANKFURT. Der Leitindex rutschte in den ersten 30 Handelsminuten um gut ein Prozent auf 5 587 Punkte und notierte damit so niedrig wie seit Januar dieses Jahres nicht mehr.
Die Anleger wechselten nun in den Rentenmarkt, der als sicherer Anlagehafen gilt. Dort weitete der Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe seine Gewinne aus und stieg in der Spitze um 43 Ticks auf 115,36 Punkte. Der Euro zog auf 1,2775 Dollar von 1,2750 Dollar am Vorabend in New York an.
Aus den USA überschwappende Zinsängste hatten am Vortag den Dax um 200 Punkte ins Minus gedrückt. Die US-Börsen hatten am Vortag den größten Tagesverlust seit drei Jahren erlitten. In Tokio schlossen die Standardwerte auch im Minus - aber etwas über dem Tagestief.
Der TecDax verzeichnete gegenüber dem Dax und dem MDax am Donnerstag im frühen Handel sehr deutliche Kursverluste, der Index gab um 9.30 Uhr um 5,2% auf 649 Punkte ab. Vor allem die Werte, die zuletzt deutliche Kursgewinne zu verzeichnen hatten, stehen unter deutlichem Abgabedruck. So geben Solarworld um 13% ab und Conergy verlieren 11%. United Internet gehören erneut zu den stärksten Verlierern und geben um 10% nach.
Charttechnisch sei der Index zum Handelsbeginn unter die Unterstützung bei 680 Punkten gefallen, heißt es. Die nächste Auffanglinie werde nun im Bereich 650 gesehen, dem Zwischenhoch von März 2004. Sollte diese Marke nachhaltig unterschritten werden, drohe ein Rückfall bis in den Bereich bei 630 Punkten.
Die Aktien von GPC Biotech zogen im TechDax um fast fünf Prozent an. Zwischenergebnisse aus der entscheidenden Patientenstudie zur Zulassung des größten Medikamenten-Hoffnungsträgers Satraplatin sollen früher als geplant ausgewertet werden.
Die Aktien der Mittelstandsbank IKB brachen nach der Vorlage der Geschäftszahlen im MDax zeitweise um fünf Prozent ein, erholten sich dann aber wieder.
"Der Dax ist am Vortag auf seinen Aufwärtstrend seit Juli 2004 gefallen, was eine erste Unterstützung bietet", sagte ein technisch orientierter Börsianer. Ein nächster Halt sei bei 5 630 Zählern zu erwarten, im schlimmsten Fall könnte im Verlauf eine Lücke bei rund 5 550 Punkten geschlossen werden. "Nach einem im Vergleich zur Wall Street überdurchschnittlichen Minus von über acht Prozent ist der Markt auch fundamental für eine Erholung reif", sagte der Börsianer.
Die Aussichten für den deutschen Aktienmarkt haben sich seit Ende vergangener Woche Experten zufolge empfindlich eingetrübt. „Kurzfristig könnte es jetzt zwar zu einer Erholung kommen, mittelfristig ist der Dax aber angeschlagen“, betonte Marcus Metz, technischer Analyst bei Staud Research. Er geht davon aus, dass der Dax in den kommenden sechs Monaten bis auf 5 400 Punkte fällt.
Erst Anfang April hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer zum ersten Mal seit fast fünf Jahren die Marke von 6 000 Punkten überschritten. Analysten hatten schon damals Rückschläge erwartet. Seitdem haben die Ängste vor einer ansteigenden Inflation und weiteren Leitzinserhöhungen noch zugenommen. Ein Treiber dafür sind die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise. „Investoren meiden zunehmend riskante Anlageklassen wie Aktien“, sagte Keith Wade, Chefvolkswirt bei der Fondsgesellschaft Schroders.
Im Fokus am deutschen Markt werden vor allem die beiden MDax-Unternehmen Lanxess und IKB stehen. Der Chemiekonzern Lanxess hat das Konzernergebnis im ersten Quartal deutlich gesteigert und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im ersten Quartal erwirtschaftete der Konzern bei einem Umsatz von 1,836 Mrd. Euro (+6,2%) ein Konzernergebnis von 82 (Vorjahreszeitraum 70) Mill. Euro.
Zudem gibt es erneut Presseberichte zur Deutschen Börse . Die Frankfurter hätten bei ihrem Versuch, mit der Euronext zu fusionieren, einen wichtigen Fürsprecher verloren, schrieb das "Wall Street Journal Europe" (Wsje/Donnerstag). Euronext-Großaktionär Atticus Capital unterstütze jetzt sowohl einen Zusammenschluss der Fünfländer-Börse mit dem deutschen Börsenbetreiber als auch mit der US-Börse Nyse , sagte ein Atticus-Sprecher der Zeitung. Bislang galt der Hedge-Fonds Atticus, der auch an der Deutschen Börse und Nyse beteiligt ist, als klarer Befürworter einer Fusion Euronext/Deutsche Börse.
RWE hat einem Pressebericht zufolge das Energieunternehmen Saar Ferngas für 400 Mill. Euro übernommen. Dies berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ, Donnerstagausgabe) unter Berufung auf informierte Kreise. Der Anteil von knapp 77 Prozent, den der RAG-Konzern an Saar Ferngas hält, geht auf RWE Energy über. Erwartet wird aber, dass das Kartellamt Auflagen macht.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 18. Mai 2006, 10:10 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter
Schwache Aussichten für den Dax
Die andauernde Unsicherheit über die weitere Zinsentwicklung in den USA hat am Donnerstag den Dax nach einer freundlichen Eröffnung wieder ins Minus gedrückt.
§
HB FRANKFURT. Der Leitindex rutschte in den ersten 30 Handelsminuten um gut ein Prozent auf 5 587 Punkte und notierte damit so niedrig wie seit Januar dieses Jahres nicht mehr.
Die Anleger wechselten nun in den Rentenmarkt, der als sicherer Anlagehafen gilt. Dort weitete der Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe seine Gewinne aus und stieg in der Spitze um 43 Ticks auf 115,36 Punkte. Der Euro zog auf 1,2775 Dollar von 1,2750 Dollar am Vorabend in New York an.
Aus den USA überschwappende Zinsängste hatten am Vortag den Dax um 200 Punkte ins Minus gedrückt. Die US-Börsen hatten am Vortag den größten Tagesverlust seit drei Jahren erlitten. In Tokio schlossen die Standardwerte auch im Minus - aber etwas über dem Tagestief.
Der TecDax verzeichnete gegenüber dem Dax und dem MDax am Donnerstag im frühen Handel sehr deutliche Kursverluste, der Index gab um 9.30 Uhr um 5,2% auf 649 Punkte ab. Vor allem die Werte, die zuletzt deutliche Kursgewinne zu verzeichnen hatten, stehen unter deutlichem Abgabedruck. So geben Solarworld um 13% ab und Conergy verlieren 11%. United Internet gehören erneut zu den stärksten Verlierern und geben um 10% nach.
Charttechnisch sei der Index zum Handelsbeginn unter die Unterstützung bei 680 Punkten gefallen, heißt es. Die nächste Auffanglinie werde nun im Bereich 650 gesehen, dem Zwischenhoch von März 2004. Sollte diese Marke nachhaltig unterschritten werden, drohe ein Rückfall bis in den Bereich bei 630 Punkten.
Die Aktien von GPC Biotech zogen im TechDax um fast fünf Prozent an. Zwischenergebnisse aus der entscheidenden Patientenstudie zur Zulassung des größten Medikamenten-Hoffnungsträgers Satraplatin sollen früher als geplant ausgewertet werden.
Die Aktien der Mittelstandsbank IKB brachen nach der Vorlage der Geschäftszahlen im MDax zeitweise um fünf Prozent ein, erholten sich dann aber wieder.
"Der Dax ist am Vortag auf seinen Aufwärtstrend seit Juli 2004 gefallen, was eine erste Unterstützung bietet", sagte ein technisch orientierter Börsianer. Ein nächster Halt sei bei 5 630 Zählern zu erwarten, im schlimmsten Fall könnte im Verlauf eine Lücke bei rund 5 550 Punkten geschlossen werden. "Nach einem im Vergleich zur Wall Street überdurchschnittlichen Minus von über acht Prozent ist der Markt auch fundamental für eine Erholung reif", sagte der Börsianer.
Die Aussichten für den deutschen Aktienmarkt haben sich seit Ende vergangener Woche Experten zufolge empfindlich eingetrübt. „Kurzfristig könnte es jetzt zwar zu einer Erholung kommen, mittelfristig ist der Dax aber angeschlagen“, betonte Marcus Metz, technischer Analyst bei Staud Research. Er geht davon aus, dass der Dax in den kommenden sechs Monaten bis auf 5 400 Punkte fällt.
Erst Anfang April hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer zum ersten Mal seit fast fünf Jahren die Marke von 6 000 Punkten überschritten. Analysten hatten schon damals Rückschläge erwartet. Seitdem haben die Ängste vor einer ansteigenden Inflation und weiteren Leitzinserhöhungen noch zugenommen. Ein Treiber dafür sind die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise. „Investoren meiden zunehmend riskante Anlageklassen wie Aktien“, sagte Keith Wade, Chefvolkswirt bei der Fondsgesellschaft Schroders.
Im Fokus am deutschen Markt werden vor allem die beiden MDax-Unternehmen Lanxess und IKB stehen. Der Chemiekonzern Lanxess hat das Konzernergebnis im ersten Quartal deutlich gesteigert und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im ersten Quartal erwirtschaftete der Konzern bei einem Umsatz von 1,836 Mrd. Euro (+6,2%) ein Konzernergebnis von 82 (Vorjahreszeitraum 70) Mill. Euro.
Zudem gibt es erneut Presseberichte zur Deutschen Börse . Die Frankfurter hätten bei ihrem Versuch, mit der Euronext zu fusionieren, einen wichtigen Fürsprecher verloren, schrieb das "Wall Street Journal Europe" (Wsje/Donnerstag). Euronext-Großaktionär Atticus Capital unterstütze jetzt sowohl einen Zusammenschluss der Fünfländer-Börse mit dem deutschen Börsenbetreiber als auch mit der US-Börse Nyse , sagte ein Atticus-Sprecher der Zeitung. Bislang galt der Hedge-Fonds Atticus, der auch an der Deutschen Börse und Nyse beteiligt ist, als klarer Befürworter einer Fusion Euronext/Deutsche Börse.
RWE hat einem Pressebericht zufolge das Energieunternehmen Saar Ferngas für 400 Mill. Euro übernommen. Dies berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ, Donnerstagausgabe) unter Berufung auf informierte Kreise. Der Anteil von knapp 77 Prozent, den der RAG-Konzern an Saar Ferngas hält, geht auf RWE Energy über. Erwartet wird aber, dass das Kartellamt Auflagen macht.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 18. Mai 2006, 10:10 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter