Konjunkturkrise
Anstatt zu lamentieren sollten Unternehmen in der derzeitigen Lage ihre eigenen Ressourcen nutzen: ihre Mitarbeiter und ihre Kunden.
Die Wirtschaftsdaten sind schlecht, Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit sinkt weiter. Statt Selbstkritik oder auch entschlossenener Aufbruchstimmung ist aber von Unternehmen und Managern mehrheitlich Larmoyantes zu hören: Die gesellschaftliche Stimmung zu pessimistisch, die Verbraucher sträflich konsumfaul, die Politiker untätig, die Subventionen (!) zu gering.
Wieder einmal werden die Ursachen der Probleme bei anderen gesucht. Es kann einem schon angst und bange werden um viele Unternehmen, wenn gerade diejenigen sich so verhalten, die sonst immer in vorderster Front stehen, wenn es darum geht, bei anderen Umdenken, Erneuerung und immer wieder Selbstverantwortung einzufordern.
Nicht die Konjunkturdaten sind in erster Linie Anzeichen der Krise. Der wahre Ernst der Lage zeigt sich, wenn man sich die Ideenlosigkeit und Risikoscheu vor Augen hält, mit der viele Unternehmen weiterhin ihre eigenen Ressourcen gerade nicht nutzen.
Als da wären: die Potenziale ihrer Mitarbeiter und Kunden. Dass beides zusammengehört und wechselseitig entfaltet (nicht gemanaged!) werden muss, haben viele Unternehmen noch immer nicht wirklich begriffen. Zwar wird nicht erst seit gestern viel geredet über human resources und customer relations und erst recht werden in aller operativen Hektik Programme und Trainings aufgelegt, die Sozialkompetenz fördern, Wissen managen und Kundenwünsche datenbankgerecht erfassen sollen. Doch nach wie vor will man das alles mechanistisch „in den Griff“ bekommen und planwirtschaftlich durchsteuern – was in der Realität dazu führt, dass ein Mitgestalten des Prozesses durch Mitarbeiter bzw. Kunde gar nicht erst vorkommen kann.
Statt dessen erhält das Unternehmen dann allenfalls und viel zu spät ein Feedback, aus dem dann nur wieder der nächste „Plan“ resultiert. Mitarbeiter quittieren diese Erfahrung mit Ratlosigkeit (Motto: „Weißt du, was nun eigentlich unsere Strategie sein soll?“), Kunden tauschen ihr Wissen längst schon untereinander aus, da der vielbeschworene „Dialog mit dem Kunden“ in die Struktur der meisten Unternehmen de facto nicht eingebaut ist.
Dabei sind es nicht die Mittel die fehlen, um jetzt Raum für die Entfaltung der Potenziale zu schaffen, deren Vernachlässigung sich hier zu Lande immer deutlicher abzeichnet: angefangen von Mitarbeitern, die zeigen wollen, was sie können, die Ideen haben und Verantwortung übernehmen wollen, bis hin zu Kommunikationsinfrastrukturen, von denen man vor zehn Jahren noch nicht einmal zu träumen gewagt hätte, ist eigentlich alles vorhanden, was für einen Umbau nötig wäre. Aber man muss sich bloß einmal anschauen, wie Unternehmen aus dem interaktiven Medium Intranet ein digitales Verlautbarungsorgan mit angehängtem Datenfriedhof machen, um zu erkennen, dass das Problem eben nicht auf der Ebene der Ressourcen, sondern auf der ihrer Nutzung liegt.
Die Fixierung auf externe Parameter bringt nichts: Die Außenwelt ist, wie sie ist. Der Gestaltungsraum liegt im Innern der Unternehmen. Wer immer noch glaubt, Mitarbeiter und gar Kunden „erziehen“ zu können, dem ist nicht zu helfen.
Die Bewältigung der Krise verlangt zuallererst den Mut, sich von alten Denkmustern und Ängsten zu verabschieden und endlich Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Wissen im Unternehmen und zwischen Unternehmen und Kunde nicht nur fließen, sondern auch unmittelbar wirksam werden kann. Dazu braucht es Strukturen und Manager, die in dem Sinne flexibel sind, dass sie die Ideen und die Power der Menschen auch aushalten und aufnehmen können.
Gefragt sind jetzt Persönlichkeiten, die den Willen besitzen, in ihren Unternehmen die Selbstentfaltung dieser Potenziale zu ermöglichen. Dann allerdings wäre auch in deutschen Firmen tatsächlich vieles nicht mehr so, wie es vorher war.
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