Experten: Viele Firmen machen noch Verluste
Bundeskanzler Gerhard Schröder will die Zahl der Arbeitsplätze in der Biotechnologie in Deutschland in den nächsten fünf Jahren mindestens verdoppeln. Deutschland stehe in der Biotechnologie in Europa heute wieder an der Spitze, sagte er in einer Regierungserklärung am Donnerstag im Bundestag. Branchen-Kenner halten das Ziel für zu optimistisch.
Die Zahl der Biotechnologie-Unternehmen habe sich seit 1998 um 65 Prozent erhöht.
»Was wir in der Biotechnologie geschafft haben, werden wir bei den anderen Schlüsseltechnologien wie der Nanotechnologie und den optischen Technologien auch erreichen«, erklärte der SPD-Chef.
Biotech-Experten pessimistischer
Biotechnologie-Analysten sind jedoch uneins, ob die Ziele Schröders in dieser Branche zu erreichen sind. DZ-Bank-Analyst Thomas Höger sagte im Anschluss an die Regierungserklärung: »Das ist ein sehr ehrgeiziges und optimistisches Ziel. Man muss berücksichtigen, dass die meisten Biotechnologie-Unternehmen noch nicht profitabel arbeiten. Es dürfte sehr schwierig werden, dieses Ziel zu erfüllen.«
Derzeit beschäftige die deutsche Biotechbranche rund 14.000 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr seien rund 3700 Arbeitsplätze neu geschaffen worden. Es müsse schon in diesem Tempo weitergehen, um in etwa eine Verdoppelung im von Schröder angedachten Zeitraum zu schaffen.
Wenige Biotech-Firmen machen Profit
Stefanie Philipps, Biotechnologie-Analystin bei HSBC, zeigte sich indes etwas zuversichtlicher. »Ja, es ist möglich, dieses Ziel zu erreichen.« Allerdings müsste das Investitionsklima und die Stimmung an den Kapitalmärkten besser werden. Die meisten Unternehmen in der Branche machten noch Verluste, gab auch sie zu bedenken. Sie benötigten deshalb Risikokapital durch Venture-Capital-Firmen oder durch Börsengänge.
Christiane Dienhart von der HypoVereinsbank sagte: »Eine Schätzung zur künftigen Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der Branche ist schwierig. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Vor allem hängt das Arbeitsmarktpotenzial von der Finanzierung der Unternehmen ab.«
International gut positioniert
Unternehmensberater halten die deutsche Biotechnologie-Branche international für gut positioniert. Viele der inzwischen 365 Firmen, die sich auf die Entwicklung von Präparaten der Biotechnologie konzentrierten, wandelten sich von Dienstleistern zu Herstellern eigener Produkte, hatte die Beratungsgesellschaft Ernst&Young Anfang Mai bei der Vorlage ihres deutschen Biotechnologiereports mitgeteilt.
In der Studie beziffern die Berater den Umsatz der Biotech-Firmen im vergangenen Jahr auf 1,045 Milliarden Euro - 33 Prozent mehr als 2000. Nicht einbezogen sind dabei größere Firmen, die auch auf anderen Gebieten tätig sind. Der Verlust vor Steuern der häufig noch in den frühen Forschungsphasen steckenden Biotech-Firmen stieg aber um 66 Prozent auf 411 Millionen Euro.
Mit Material von REUTERS
Gruß Pichel