Schröder geht mit Kritikern ins Gericht

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calexa:

Schröder geht mit Kritikern ins Gericht

 
04.12.02 16:38
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat mit scharfen Attacken auf die Opposition und der Ankündigung weiterer Reformen auf die wochenlange vernichtende Kritik am rot-grünen Regierungskurs reagiert. In der Generalaussprache des Bundestages zum Kanzleretat stellte er am Mittwoch Reformen in der Arbeitsmarkt- und Gesundheitspolitik sowie mit Vorbehalt auch im Rentenrecht in Aussicht. Die bisherigen Maßnahmen seien «Basis, nicht der Ersatz für weitere Reformen», sagte der SPD-Vorsitzende auch an die eigenen Reihen gerichtet.

Der Opposition warf Schröder «Diffamierung» aus opportunistischen Gründen vor. Die CDU-Partei- und Fraktionschefin Angela Merkel wies die Kritik zurück. Sie sprach sich für «einen fairen Wettstreit» um den richtigen Weg zur Lösung der Probleme aus. Merkel und FDP-Chef Guido Westerwelle kreideten Schröder an, dass er die neuesten Arbeitsmarktzahlen nicht erwähnt hatte. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im November wieder über die Vier-Millionen-Marke. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit vom Mittwoch waren 4 025 800 Menschen ohne Arbeit, 96 100 mehr als im Oktober und 236 900 mehr als vor einem Jahr.

In einer kämpferischen einstündigen Rede warf Schröder der Opposition und Kritikern außerhalb des Parlamentes vor, «seit Wochen ein Zerrbild dieses Landes zu zeichnen». Seinem Vorredner, dem CSU- Landesgruppenchef Michael Glos, bescheinigte er als «charakteristisch» für die «deutschen Konservativen» ein «Niveau der politischen Auseinandersetzung, «das nur noch zum Instrument der persönlichen Diffamierung greift». Schröder fügte hinzu: «Das schadet unserem Land, das schadet dem demokratischen Prozess.» Merkel forderte er auf: «Es ist Ihre Verantwortung, diese Scharfmacher zurückzupfeifen.» Opposition heiße, «real und ehrlich andere Vorschläge zu machen, wenn man sie denn hat... Tun Sie doch endlich Ihre Pflicht als Opposition».

Glos hatte die rot-grüne Koalition zuvor als «Regierung der Täuschung, Irreführung und des Wahlbetrugs» bezeichnet. Dass Schröder deren schlechtes Ansehen mit einer «Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede» nach dem Muster des früheren britischen Premier Winston Churchill im zweiten Weltkrieg wenden werde, sei nicht zu erwarten. «Er kann nicht mal das Zigarrenrauchen so gut wie Churchill.»

Merkel wies die Vorwürfe zurück. Schröder habe im Wahlkampf «die Stimmung angeheizt», in dem er seinem Herausforderer Edmund Stoiber die Fähigkeit zur Kanzlerschaft abgesprochen habe. Der Kanzler erwecke «den Eindruck, dass da ein Mann mit dem Rücken zur Wand steht» und er nichts anderes könne, «als die Opposition zu verleumden ... und in ein schlechtes Licht zu stellen». Die Grünen- Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt warf der Union vor: «Sie reden Deutschland schlecht und Sie ziehen Deutschland runter.» An Merkel gerichtet, sagte sie: «Beenden Sie diesen privaten Nach- Wahlkampf.»

Die CDU-Vorsitzende stellte ein Konzept der Union für eine einfache und transparente Steuerreform in Aussicht. An den von SPD und Grünen auf den parlamentarischen Weg gebrachten Gesetzen zu Arbeitsmarkt, Krankenversicherung und Renten kritisierte sie unter anderem umständliche und bürokratische Regelungen.

Schröder sagte, diese Gesetze dienten der Stabilisierung, «nicht dem Ziel, alles zu lassen, wie es ist». Weitere Reformen werde es bei Arbeitsmarkt und Gesundheitswesen geben sowie bei der «Rente - wo nötig». Er verteidigte die Rentenreform der vergangenen Wahlperiode einschließlich der Riester-Rente. Es habe nicht erwartet werden können, «dass das in zwei Jahren schon volle Wirksamkeit erlangt».

Nach Vorlage der Ergebnisse der Rürup-Kommission im Herbst 2003 werde man untersuchen, was man «nachjustieren, was ändern muss», sagte der Kanzler. Dies müsse aber «mit Vorsicht» geschehen, «weil es um Menschen geht, die eine Lebensleistung hinter sich haben». Er wies darauf hin, dass die Hälfte der männlichen Rentner von knapp unter 1000 Euro monatlich lebe, die Hälfte der weiblichen von etwas mehr als 500 Euro.

In der Außenpolitik entzündete sich eine scharfe Kontroverse an der Ablehnung einer EU-Vollmitgliedschaft der Türkei durch die Union. Schröder und Göring-Eckardt warfen CDU und CSU vor, sie wollten damit Landtagswahlkampf in Hessen machen. Dazu verlasse die Union ihre früheren Positionen bei diesem Thema.

So long,
Calexa
www.investorweb.de
webeagle:

das ist das letzte Aufbäumen einer

 
04.12.02 16:43
erledigten Regierung !  
n1608:

Handeln und nicht schwafeln Herr Schröder

 
04.12.02 16:50
gerade die passage zur rente: "Nach Vorlage der Ergebnisse der Rürup-Kommission im Herbst 2003 werde man untersuchen, was man «nachjustieren, was ändern muss», sagte der Kanzler." ist ein Witz. Als wenn Schröder nicht wüßte, dass die Enquette-Kommision incl. Rürup bereits alles auf den Tisch gelegt hat. Wenn man nicht mehr weiter weiß oder die hosen voll hat, ruft man lieber noch eine Kommision ein, deren ergebjnisse dann 1:1 umgesetzt werden.  
Besser.verdie.:

all

 
04.12.02 16:54
blablabla! no comment!

gruss
tinchen
Thomastrada.:

Wenn man selbst politisch nichts

 
04.12.02 17:00
vorzuweisen hat, muss man sich eben mit anderen Dingen (Schröder mit der Opposition, Bush mit Kriegen,...) beschäftigen um abzulenken.

Die Mechanismen sind immer und überall die gleichen...

Gruß,
T.
Besser.verdie.:

thomas...

 
04.12.02 17:06
das gleiche gilt; wer sich mit aktien nicht auskennt,,,,bringt obige threads! oder hab ich da was falsch verstanden ?!!

gruss
tinchen
Thomastrada.:

Auch dies, aber wer darauf

 
04.12.02 17:10
keinen Bock hat kann wegbleiben...mit der Regierung ist das nicht so leicht möglich! ;-)

Gruß,
T.
calexa:

Soso

 
04.12.02 17:11
wer sich mit Aktien nicht auskennt, bringt obige Threads. Bin gespannt, welchen Tread Du meinst.

SO long,
Calexa
Besser.verdie.:

calexa

 
04.12.02 18:09
nu komm wieder runter....war nur als ableitung von thoma..thread gemeint! nervt mich schon ungemein diese ewigen politischen threads die wirklich zur zeit nur am rande auf die entwicklumng der aktien eine rolle spielen!

also nimm es mir nicht krumm!

gruss
tinchen
wachstum:

Wachstumsbremse Nr. 1

 
04.12.02 18:20
Solange Schroeder und Eichel (die Wachstumsbremsen Nr. 1)
nicht endlich die Konsequenzen ziehen und abdanken,
bzw. von der eigenen Partei ins Abseits gestellt werden, werden
wir leider auch in Zukunft noch viel Ueberzeugungsarbeit leisten
muessen.
calexa:

Abdanken müssen sie nicht

 
04.12.02 23:14
aber die entscheidenden Reformen anpacken....Rente, Arbeitslosengeld. Dabei muß die Eigenverantwortlichkeit unterstützt werden.

So long,
Calexa
www.investorweb.de
venetian:

calexa

 
04.12.02 23:44
wie jetzt? sozis und anpacken? das meinst du doch nicht ernst, oder?
hjw2:

Der Kampf gegen eine nach unten gezogene Miene

 
05.12.02 08:27
Der Kampf gegen eine nach unten gezogene Miene

Schröder im Bundestag: Die eigene Fraktion im Blick / Von Günter Bannas


BERLIN, 4. Dezember. Im Sinne eines "Was wäre, wenn...?" sind die Helfer Gerhard Schröders mit der Rede zufrieden, die er im Bundestag gehalten hat. Hätte der Bundeskanzler seine Regierungserklärung im Oktober auf die Weise vorgetragen wie nun seinen Debattenbeitrag in der Aussprache des Parlaments über den Bundeshaushalt, dann wäre manches anders, will heißen: besser verlaufen. Der Eindruck, lautet die Bewertung an diesem Mittwoch in der Lobby des Reichstagsgebäudes, hätte sich nicht verfestigt, der Kanzler wirke müde und ideenlos. Die Medien wären auf solche Berichte nicht gekommen, nicht die Anhänger unter der Wählerschaft und auch nicht die Abgeordneten aus den eigenen Reihen. Diese waren zuletzt als das eigentliche Problem ausgemacht worden. Bis in die Spitzen der Sozialdemokraten machte sich Unzufriedenheit breit: Die Politik der Bundesregierung werde nicht erklärt. Sie werde nicht erfolgreich vermittelt. Schröder hätte ein Urlaub nach dem anstrengenden und auch die Nerven aufreibenden Wahljahr gutgetan. Der Kanzler sei abgetaucht. Das Bild der Koalition sei unklar. Die Schuldzuweisungen zielten auf die Spitze, auf das Bundeskanzleramt. Schröder trat in den vergangenen Wochen mit nach unten gezogener Miene auf. Er vermittelte nicht den Eindruck von Führungskraft und Führungswillen. Nun aber klatschten sie, und die Skeptiker freuten sich, daß sich ihr Spitzenmann die Oppositionsfraktionen vorknöpfte.

Schröder hatte manches erklären können. Die Sparvorhaben beträfen viele, und die beklagten sich dann. Die Interessenvertreter aller Seiten dächten jeweils nur an sich. Das Tempo der Gesetzesberatungen stelle Anforderungen, die zu Überforderungen führen könnten. Die Oppositionsparteien, die bis wenige Wochen vor der Bundestagswahl ihres Sieges sicher gewesen seien, hätten die Niederlage nicht verwunden und wollten nun den Wahlkampf mit anderen Mitteln fortsetzen. Abgeordnete berichteten aus ihren Wahlkreisen, daß sie dort kaum noch Gehör fänden. In den Umfragen, was wäre, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, sank die SPD unter dreißig Prozent.

Die Leute in den eigenen Reihen wiederaufzurichten war das eigentliche Ziel der Rede Schröders. Er wollte sich weniger an die weitere Wählerschaft der SPD wenden, sondern an die Abgeordneten seiner eigenen Fraktion. Er hatte sich vorgenommen, nicht so sehr durch inhaltliche Darlegungen den Kurs der Bundesregierung zu erklären, sondern durch kämpferisches Auftreten seine eigene Position als Führungspolitiker zu festigen. Seinen Abgeordneten wollte er den Willen und die Fähigkeit zurückgeben, sich daheim nicht wegzuducken, wenn Widerspruch laut werde. Er versuchte das in mehreren Etappen: Fernseh- und Zeitungsinterviews, in denen er der Union vorwarf, ihn persönlich zu diffamieren, was auch - wie er sagte - damit zu tun habe, daß er persönlich Drohbriefe erhalten habe; es folgte das "Machtwort" vom Montag, mit dem er die "Kakophonie" aus den Reihen der Spitzenpolitiker der Koalitionsparteien rügte; die Bundestagsrede schließlich gehörte als dritte tragende Säule in dieses Konzept, das die Koalition mit dem Fundament des Willens zur Macht versehen sollte.

Rhetorisches Mittel zum Zweck waren die Attacken gegen die Union. Schröder ließ sich als Redner hinter dem CSU-Landesgruppenvorsitzenden Glos plazieren, und er konnte es wegen der Abfolge der weiteren Redner auf diese Weise vermeiden, daß unmittelbar nach ihm die CDU-Vorsitzende Merkel sprach. Nun ist das persönliche Verhältnis zwischen Schröder und Glos gar nicht so schlecht. Seit seinen politischen Jugendzeiten schätzt Schröder die deftig-ironische Art, in der CSU-Politiker sprechen. Er mag auch die Form mancher Zuspitzung. Glos eröffnete die Aussprache über den Einzelplan des Bundeskanzleramtes mit entsprechenden rhetorischen Elementen.

"Nichts mehr im Köcher".

Deutschland sei "der kranke Mann Europas". Schröders Gang nach Canossa werde ihn nicht an den Tiber, sondern an den Potomac führen. Glos hieß den Bundeskanzler einen "selbsternannten Staatsschauspieler". Mit Blick auf Wünsche aus der SPD, Schröder solle eine "Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede" halten, monierte der CSU-Politiker, selbst das Zigarrenrauchen könne Schröder nicht so gut wie Winston Churchill. Statt Champagner sei nun Leitungswasser im Angebot der Regierung. Und in die erregten Pfuirufe der SPD-Fraktion hinein versicherte Glos, er habe sich nicht an der - via Internet verbreiteten - Aktion beteiligt, sein "letztes Hemd" an das Bundeskanzleramt zu schicken.

Schröder schien mit einer solchen Rede gerechnet zu haben, und wahrscheinlich war er gewillt, auf eine Weise zu erwidern, gleich wie die Vorgabe ausgefallen wäre. "Inhaltsleer" sei das gewesen, an "Bodenlosigkeit" nicht zu überbieten, auf ein Niveau gesunken, das nichts mehr von Inhalten wissen wolle. "Außer dümmlichen Sprüchen" habe der CSU-Politiker nichts zu bieten gehabt, und all das kennzeichne auch den "Zustand der Konservativen in Deutschland". Die Union betreibe "Klamauk" und "Ehrabschneidung". Wie im Wahlkampf rief Schröder der Union zu: "Tun Sie doch Ihre Pflicht als Opposition!" Er schien auf die Zwischenrufer aus deren Reihen nur gewartet zu haben: "Das einzige, was Sie können, ist rumbrüllen und stören." Mit dieser Art von Politik würden sie keinen Erfolg haben, sondern Opposition bleiben. Abermals kritisierte er Vergleiche, die seinen Sparkurs mit dem Heinrich Brünings gleichsetzten. Geschichtslos sei das, und es gelte für alle - "ob sie nun Glos oder Lafontaine heißen". Die eigenen Reihen schienen zufrieden gewesen zu sein. Schröder mobilisierte, und die Adressaten seiner Rede klatschten. Begeistert waren sie, als Schröder die Union mit eigenen Zitaten schlug. Deren Beschlüssen, die Türkei dürfe als Staat mit islamischer Tradition nicht in die Europäische Union aufgenommen werden, hielt er gegenteilige Aussagen aus der Mitte der neunziger Jahre entgegen - von Helmut Kohl und auch von Michael Glos. Das zeige, daß die Union die Debatte über die EU-Verhandlungen mit der Türkei nur zu Wahlkampfzwecken schüre.

Ebenfalls die eigene Fraktion hatte Schröder im Blick, als er über die anstehenden Änderungen in der Renten- und Gesundheitspolitik sprach. Etwa die Hälfte der Rentner lebe von der gesetzlichen Rente, die männlichen Rentner erhielten im Durchschnitt 1000 Euro, die weiblichen etwa 500 Euro im Monat. Wer da von weiteren Kürzungen rede, solle sich das "dreimal überlegen", war seine - an jüngere Sozialdemokraten und an die Grünen gerichtete - Mahnung. Die Abschläge bei Vorruheständlern betrügen schon jetzt 30 Prozent - mehr sei kaum möglich. Die Verantwortung von Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe an den Mittelstand dürfe nicht "auf die Politik abgewälzt werden". Die medizinische Versorgung über die Kassen müsse zwar auf das "medizinisch Notwendige" reduziert werden, was dann aber "für alle" zu gelten habe. Reformen seien notwendig, auch auf dem Arbeitsmarkt. Doch erst gehe es darum, durch Sparmaßnahmen die finanzielle Basis zu legen.

In vielem blieb er vage und im Ungefähren, was ihm dann von den Oppositionsredner vorgehalten wurde. "Sie haben nichts mehr im Köcher, was dieses Land voranbringen könnte!" rief Guido Westerwelle. Frau Merkel sprach von ihrem Eindruck, "daß da ein Mann mit dem Rücken an der Wand steht und nicht mehr weiterkann". Schröder wollte darüber nur noch lächeln, was ihm vorgehalten wurde. "Was die Leute besonders gut leiden können, ist Ihr dauerndes Lachen und Grinsen auf der Regierungsbank", schalt ihn die CDU-Vorsitzende. Schröder ließ sich nicht abhalten, wohl in der Erwartung, an diesem Tag seine Schuldigkeit getan zu haben. Später am Nachmittag gab er noch ein Fernsehinterview. Die Vermögensteuer sei "aus guten Gründen" abgeschafft worden, sagte er da. "Dabei sollte es nach meiner Auffassung auch bleiben." Franz Müntefering freilich, Schröders Fraktionsvorsitzender, ist gegenteiliger Auffassung, und der niedersächsische Ministerpräsident Gabriel, der in den Fußstapfen des Kanzlers bleiben möchte, auch.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2002, Nr. 283 / Seite 3
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