Apple-Chef Steve Jobs hat in San Francisco die Macworld eröffnet und verspricht ein "weiteres großartiges" Mac-Jahr. Mit dem iPod Mini und neuer Multimedia-Software setzt die Computerschmiede im 20. Jahr des Macintosh voll und ganz auf Unterhaltung.Alle Jahre wieder: Apple-CEO Steve Jobs lädt zur Eröffnungskeynote der Macworld in San Francisco. Geschlagene zweieinhalb Stunden hat der Unterhaltungskünstler mit dem schwarzen Rolli mal wieder gesprochen - und trotz nur wenigen wirklichen Highlights kaum Langeweile im Moscone Center aufkommen lassen.
So ist er eben, der Herr des Apfels, der dieser Tage nicht nur auf eines der erfolgreichsten Jahre in der Apple-Firmengeschichte zurückblicken, sondern gleichzeitig Jubiläum feiern kann: Der Macintosh wird 20 Jahre alt.
Auf einen Geburtstags-Mac sollten die Apple-Fans dennoch vergebens warten. Vielmehr präsentierte Jobs als Macworld-Hauptattraktion den "iPod Mini". Nachdem schon seit Wochen über einen kleinen Bruder des erfolgreichen MP3-Players iPod spekuliert wurde, ist es nun amtlich: Im Februar kommt der 250 US-Dollar teure Digi-Musikspieler in den USA auf den Markt, im April in Europa.
Bis zu 1000 Songs kann der mit einer speziellen 4-Gigabyte-Mini-Festplatte ausgestattete und Visitenkarten-große MP3-Player fassen. Und nun bekennt der Apfel-Spieler auch Farbe: Der iPod Mini, mit dem Apple vor allem günstigeren Flash-Speicher-basierten MP3-Spielern das Wasser abgraben will, steht in fünf Farbvarianten zur Verfügung.
Player-Boom: Zwei Millionen iPods verkauft
Jobs zufolge konnte Apple seit Einführung der ersten iPod-Generation vor zwei Jahren zwei Millionen Player verkaufen. Allein im vierten Quartal 2003 sollen 730.000 iPods abgesetzt worden sein. Der "große" iPod - das 300 Dollar teure Einsteigermodell wird künftig über 15 Gigabyte Speicherkapazität verfügen - besetze damit als Branchenprimus über 30 Prozent des gesamten MP3-Playermarktes.
Ob Apple mit dem iPod Mini im niedrigeren Preis-Leistungsbereich ebenso erfolgreich sein kann, stellen Analysten wie Tim Bajarin von Creative Strategies in Campbell jedoch in Frage. Einerseits offerieren Konkurrenten wie etwa Archos oder Creative Labs - wenngleich weniger elegant, leicht oder bedienerfreundlich als der iPod Mini - schließlich MP3-Player in der 250-Dollar-Preisklasse mit Speichervermögen von bis zu 20 Gigabyte. Andererseits haben Rivalen wie Digital Networks bereits einen Preiskampf mit eigenen 4-Gigabyte-MP3-Spielern angekündigt. Hartnäckig hält sich das Gerücht, Microsoft wolle auf der ebenfalls diese Woche in Las Vegas beginnenden Consumer Electronics Show CES einen eigenen MP3-Player als direkten iPod-Konkurrenten vorstellen.
ITunes: 30 Millionen Online-Songs heruntergeladen
Eng verknüpft mit dem Erfolg des iPod ist der Apple-Online-Musikladen iTunes Music Store. Seit dessen Start im April 2003 konnten Jobs zufolge 30 Millionen Digi-Musikstücke verkauft werden. Gemäß den Marktforschern von Nielsen Soundscan hält Apple massiver Konkurrenz seitens Web-Song-Diensten à la Napster, MusicMatch oder Rhapsody/RealNetworks zum Trotz einen Marktanteil von 70 Prozent am - wohlgemerkt legalen - Online-Musikgeschäft.
"Endlich haben wir mal die Fünf-Prozent-Marke überschritten", scherzte Jobs in San Francisco in Anspielung an Apples Marktanteil im PC-Markt, der seit Jahren unter fünf Prozent dümpelt. "Die Lücke zwischen uns und der Konkurrenz wird im MP3-Player-Bereich immer größer", so der Apple-Gründer. Nimmt man allerdings ältere Statistiken zur Hand, dürfte Apple sogar Marktanteile verloren haben: Nielsen Soundscan zufolge hielt der iTunes-Store im November noch über 80 Prozent des legalen Online-Musikmarktes.
GarageBand: Profi-Audio-Tools für Garagenmusiker
Im Zentrum der Macworld- Eröffnungsveranstaltung stand außerdem das runderneuerte Multimedia-Programpaket "iLife". Neben Verbesserungen beziehungsweise Erweiterungen der Bildverwaltungs-Software iPhoto oder der Video-Editing-Anwendung iMovie ist in die neueste Version iLife 04 nun die Musik-Software "GarageBand" integriert, die laut Jobs jeden Mac in ein virtuelles Musikinstrument verwandeln kann.
Weitere Keynote-Höhepunkte: Nach zweijähriger Entwicklungszeit kommt im Frühjahr das neue Microsoft Office für Mac (Mac Office 2004) auf den Markt - Analysten zufolge eine der wichtigsten Mac-Anwendungen überhaupt. Außerdem erscheint ein Update der Home-Video-Editier-Software FinalCut Express.
Kritik an Apples Preispolitik
In den Applaus über Apples neue iPod-Variante mischten sich in Deutschland direkt kritische Töne. Auch Apple-Fans ist die Preispolitik in Sachen iPod Mini nicht verständlich: Der Mini-Player soll in den USA 249 Dollar kosten, in Europa aber 299 Euro. Ein satter Aufschlag, wenn man bedenkt, dass 249 Dollar im Augenblick gerade 195 Euro entsprechen.
Fraglich scheint auch, ob das schicke kleine Gerät richtig dimensioniert ist - und zwar sowohl preislich, als auch in Bezug auf die integrierte Hardware. Apple-Konkurrenten bieten MP3-Player, die zum gleichen Preis eine fünffache Kapazität und mehr bieten. Selbst innerhalb des eigenen Produktportfolios ist das augenfällig: Ist man zur Zahlung eines Aufpreises von 20 Prozent (für den großen iPod) bereit, erhält man von Apple ein rund viermal "größeres" Gerät.