Schöne BWLerin sticht alle aus
Von Stefan Locke
Was Günther Jauch kann, können wir schon lange, sagten sich Hamburger Sparkasse und Abendblatt und luden zum IQ-Test. Über 1000 Studenten kamen, Jörg Pilawa moderierte, und ein Auto gab's auch zu gewinnen - alles war wie im Fernsehen. UniSPIEGEL ONLINE mischte sich unter die Kandidaten.
Stefan Locke
Siegerin Straub: "Gehofft, dass ich nicht ganz doof bin"
Hamburg, Samstagabend, 18 Uhr. Ich bin auf dem Weg ins CCH. IQ-Test, hat die Redaktion gesagt. Mach doch da mal mit. Ob die Zweifel an mir haben? Auf der Pressemitteilung steht, dass Jörg Pilawa moderieren wird. Okay, ich werde mir die Sache ansehen. Mal gucken, wie schlau Hamburgs Studenten wirklich sind. Angeblich sollen über tausend kommen. Als ob die um diese Zeit nichts Besseres vorhaben.
Am Eingang stehen ein paar Leute. Aber tausend? Niemals! Draußen scheint die Sonne, ein Bier wäre jetzt eigentlich ganz schön. Aber ich bin im Dienst. Also rein, Treppe hoch, links in den Saal 2. Dort treffe ich Herrn Knoblich, der bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) auf die Presse achtet. Ohne Spielerpass dürften Sie hier oben gar nicht sein, sagt Herr Knoblich.
Pilawa: Sechs Jahre Studium in Hamburg, kein Abschluss
War das schon der erste Test? Offensichtlich nicht. Zehn Minuten später bin ich nicht mehr illegal und habe einen Pass mit einer Nummer. Keiner soll sich namentlich blamieren. Anonymität ist garantiert. Wahrscheinlich auch ein Grund, dass jetzt hier so viele Studenten sind. Alle mit voluminösen Fernbedienungen in der Hand. Ich höre das Wort "Voting-Device". Auch die Kollegin vom "Abendblatt" hat schon so eins. Wieso ich nicht? Abstimmungsgeräte kriegen Sie an der Garderobe. Ihren Spielerpass bitte, heißt es dort. Und dann: Viel Erfolg. Danke.
Wieder zurück im Saal. Mir wird heiß. Als Nicht-mehr-Student laufe ich außer Konkurrenz. Aber was, wenn die das verwechseln? Ich am Ende alles weiß? Und dann auf die Bühne muss? Ich verdränge den irrationalen Gedanken und setze mich in die zweite Reihe. Das wird Jörg Pilawa aber ärgern! Neben mir sitzen Norman, Wirtschaftsingenieur im achten und Sven, Flugzeugbauer im dritten Semester. Uiuiui. Zwei künftige Ingenieure. Die sind voll fit bei Logik-Fragen. Gut für mich. Sven hat sich bei Pilawas Quiz-Show in der ARD beworben, kam aber bis heute noch nicht dran. Also macht er jetzt die Massen-Variante mit.
Pünktlich geht das Licht aus, auf der Bühne kreiseln blaue Scheinwerfer, und aus dem Off haucht eine Stimme, dass man jetzt noch 81 Fragen vom Gewinn entfernt sei. Dann sagt sie noch: Und hier ist Jörg Pilawa. Dramatischer Jingle. IUnd da ist auch schon Jörg Pilawa. Hallo, sind hier Fans des saudi-arabischen Fußballs? Hören Sie, ich hab ja auch mal sechs Jahre in Hamburg studiert hat. Matrikelnummer 2598291. Gehöre aber nun zu den 40 Prozent, die nie abgeschlossen haben. Brüller.
Jetzt aber zu den Spielregeln. Fünf Kategorien mit Multiple-Choice-Fragen. Jeweils vier Antwortmöglichkeiten. Gelb, rot, weiß und grün. Einmal gedrückt, gibt's kein Zurück. Der Zentralcomputer addiert alles zusammen.
Für jeden, der am Ende einen IQ von über 100 hat, spendet die Haspa einen Euro je Punkt an die Hilfsaktion "Kinder helfen Kindern". Wie bitte? Also, wenn jemand einen IQ von 115 hat, gehen 15 Euro ans Projekt. Aha. Bei 1000 Leuten wären das 15.000 Euro. Legt er die Latte nicht ein bisschen hoch? Fragt sich wohl auch Herr Vogelsang von der Haspa, die das alles bezahlen muss. Noch macht er gute Miene, spricht von Denksport und der tollen Verbindung von Haspa und Studenten. Ich drücke mal probehalber auf grün. Vielleicht geht's ja gleich los.
Doch nun kommt erst mal Dr. Wolfgang Reichel auf die Bühne und zu Wort. Immerhin der Erfinder des Tests. Hat auch schon die Jauch-Show mit entwickelt. IQ heißt Intelligenzquotient, sagt Dr. Reichel. Es folgen Begriffe wie Test-Maßzahl, IQ-Mittel und Gaußsche Glockenkurve.
Eiikjuuh, wiederholt Pilawa und will wissen, ob alle zum 'Voten' bereit sind. Ja. Drei Probe-Fragen zum Anfüttern: Was passt nicht? Holger, Thorsten, Birgit, Martin. Mir persönlich passt Thorsten mit th nicht, aber richtig ist wohl Birgit. Weil sie eine Frau ist. Eine ebensolche brüllt jetzt, woran denn zu erkennen sei, dass die Geräte funktionieren. Eine andere braucht mehr Licht, eine dritte wird geblendet. Pilawa hat es jetzt nicht leicht. Also am besten einfach anfangen.
Nach 51 Fragen endlich Atempause
Die erste Kategorie heißt Sprache und Dr. Reichel erklärt, warum hier Frauen im Vorteil sind. Weil sie soviel reden. Zehn Sekunden Zeit pro Aufgabe. Jetzt wird's schwierig. Gucken, was nicht passt, welche Sprichwörter sich ähneln. Im Hintergrund läuft Trance, ganz wie im TV. Bei den Analogien bin ich Spitze. Mensch gehört zu Haus wie Hund zu ? Hütte! Einwandfrei. Kategorie Eins ist fertig. Sven und Norman gucken irritiert. Nur die Ruhe, Jungs, Eure Technikaufgaben kommen gleich.
Seid ihr bereit? - Pilawa sagt jetzt Du zum Publikum. In Teil zwei ("Merkfähigkeit") muss man sich Adressen einprägen und anschließend Fehler finden. Tumulte, als einmal nicht nach dem Fehler, sondern nach dem Richtigen gefragt wird. Ich drücke irgendwas. Hauptsache mitgemacht. Norman sagt, dass es hier schwieriger ist als zu Hause vor dem Fernseher.
Gleich wird es noch schlimmer. Kategorie Logik. Hier sind erst Zahlenreihen und dann Muster zu ergänzen. Pilawa springt ins Publikum und holt sich zur Unterstützung zwei Mädels auf die Bühne. Hallo, ich bin Jörg und Du bist - Kerstin.- Aber das ist doch nicht schlimm!
Die Zahlenreihen laufen bei mir gut, bei den Mustern hab' ich keinen Plan. Norman offensichtlich auch nicht. Er zerlegt gerade sein Voting-Device, glaubt, es funktioniert nicht richtig. Batterien fallen auf den Boden. Ich drücke irgendeine Farbe. Frage 51, sagt Pilawa. Dann ist Pause.
Schlangen vor dem Mädchenklo und am Buffet. Überall nur ein Thema: Bei mir ging Sprache gut, aber die Adressen! - Echt, die fand ich leicht, hatte bei den Zahlenreihen keinen Schimmer.- Da hab ich nach Gefühl getippt.- Aber null Plan bei den Mustern. Die Zeit ist viel zu kurz.- Der Pilawa locker drauf.- Ja, könnte aber schneller gehen.- Gewinnen will ich sowieso nicht. Sven sagt, die Zahlenreihen waren leicht, aber die Adressen schwer. Norman sagt nur, dass alles viel komplizierter ist als vorm TV.
Die vierte Kategorie heißt Rechnen. Zunächst nur einfaches Addieren. Die Textaufgaben sind eindeutig zu schwer. Ist mir egal, wie weit ein Auto mit 36 Litern Sprit kommt, wenn es acht Liter auf 100 Kilometern braucht. Wofür gibt es Tankanzeigen? Von hinten brüllt jemand, dass er gar nichts lesen könne. Die Dame weiter vorn ruft, dass es sie schon wieder blendet. Entspannt euch, sagt Pilawa und holt Daniel Hövel auf die Bühne.
Daniel Hövel ist Fitnesstrainer und total cool drauf. Headset, Basecap, Tanktop. Tief einatmen, und ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Jetzt mal Schulterkreisen, Arme strecken und, natürlich, die Hüfte rauf - und wieder runter. Rythmisch. Hey, ihr seid ja gut drauf. Hey, das sieht ja richtig gut aus. Hey, so wird der Test bestimmt total toll. Hey, jetzt noch viel Spaß und tschüss.
Noch zwölf Fragen, sagt Pilawa. Die Kategorie heißt jetzt Raumverständnis. Wir vergleichen Spiegelbilder. Das ist einfach. Beim "Körper abwickeln" bin ich unsicher. Dabei habe ich früher so gern und viel gebastelt! Dann stellt Pilawa die letzte Frage. Es ist 22 Uhr.
15 Studenten mit IQ über 130
Hostessen verteilen jetzt Corny-Riegel. Zweitausend Arme strecken sich. Und Pilawa sagt nicht: Leerer Bauch studiert nicht gern. Hinter den Kulissen wird jetzt angeblich ausgewertet. Einige sprechen von Schiebung und Betrug. Erst gingen ihr Geräte nicht, und jetzt werde im stillen Kämmerlein der Sieger ermittelt. Es dauert jedenfalls.
Pilawa holt jetzt Frau Schneider auf die Bühne. Frau Schneider ist von "Kinder helfen Kindern" und freut sich schon mal über viele Euros. Na die hat ja Hoffnung. Ob man zuzahlen müsse, wenn man unter 100 liege, erkundigt sich ein Student.
Dann kommt der Scheck. 11.142 Euro. Da hätte er mehr erwartet, sagt Herr Mathis von der Deka. Dann leg doch drauf, brüllt das Publikum. 15.000! 20.000! Er sagt: 12.000. 15!, fordern die Studenten und auch ich. Was hat der sich so knausrig? Eure Dummheit wird jetzt teuer, denkt Herr Mathis. Ok, machmer 15, sagt er.
Das haben Sie toll gemacht, sagt Pilawa jetzt wieder in offiziellem Ton. Es ist 22.30 Uhr. Dann steht endlich fest, wer gewonnen hat. 15 Beste gibt es, Pilawa liest die Nummern vor. Auf der Bühne stehen jetzt Hamburgs 15 klügste Studenten. Zumindest die mit Haspa-Konto.
Zwei sind Frauen. 14 haben einen IQ zwischen 131 und 135. Germanisten, Pädagogen, Sportler, Informatiker, Maschinenbauer, Psychologen, Physiker, Ingenieure. Nur eine sticht sie alle aus: Marketta Straub, 28, BWL-Studentin. IQ 138! Yes yes yes. Auch ich hab' mal BWL studiert. Hoffentlich wird die's, hat Norman vorher gesagt. Wir gehen jetzt auf'n Kiez, sagt Sven. Ich gehe die Klügste interviewen.
Ich hatte gehofft, dass ich nicht ganz doof bin, sagt Marketta. Jetzt bekommt sie einen Smart. Bisher fuhr sie Citroen. Ich hab zuerst meinen Mann angerufen, "das glaub' ich nicht", hat der gesagt. Bei Sprache war ich absolut verloren, aber Mathe war Klasse, sagt sie. Im Kindergarten habe ich mal einen IQ-Test gemacht. Eine Diplomandin wollte nachweisen, dass Kinder allein erziehender Eltern nicht so schlau sind. Die Studie habe ich wohl durcheinander gebracht. In zwei Wochen geb' ich meine Diplomarbeit ab. Studiere an der Fernuni in Hagen und leihe in Hamburg nur Bücher aus. Hauptberuflich kümmere ich mich um meine Firma. Verwalte und vermittle Hauspersonal. Und dann sind da noch meine Kinder, vier und sieben Jahre alt.
Im Foyer warten die weniger Schlauen auf ihre Testergebnisse. Um 23.30 Uhr wird bekannt, dass der Zentralrechner abgestürzt ist - Ergebnisse deshalb erst ab Montag auf Haspa.de. Auch ich muss mich gedulden. 1.000 Studenten ziehen jetzt in die Hamburger Nacht. Da, wo sie normalerweise schon seit ein paar Stunden hingehören.
Von Stefan Locke
Was Günther Jauch kann, können wir schon lange, sagten sich Hamburger Sparkasse und Abendblatt und luden zum IQ-Test. Über 1000 Studenten kamen, Jörg Pilawa moderierte, und ein Auto gab's auch zu gewinnen - alles war wie im Fernsehen. UniSPIEGEL ONLINE mischte sich unter die Kandidaten.
Stefan Locke
Siegerin Straub: "Gehofft, dass ich nicht ganz doof bin"
Hamburg, Samstagabend, 18 Uhr. Ich bin auf dem Weg ins CCH. IQ-Test, hat die Redaktion gesagt. Mach doch da mal mit. Ob die Zweifel an mir haben? Auf der Pressemitteilung steht, dass Jörg Pilawa moderieren wird. Okay, ich werde mir die Sache ansehen. Mal gucken, wie schlau Hamburgs Studenten wirklich sind. Angeblich sollen über tausend kommen. Als ob die um diese Zeit nichts Besseres vorhaben.
Am Eingang stehen ein paar Leute. Aber tausend? Niemals! Draußen scheint die Sonne, ein Bier wäre jetzt eigentlich ganz schön. Aber ich bin im Dienst. Also rein, Treppe hoch, links in den Saal 2. Dort treffe ich Herrn Knoblich, der bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) auf die Presse achtet. Ohne Spielerpass dürften Sie hier oben gar nicht sein, sagt Herr Knoblich.
Pilawa: Sechs Jahre Studium in Hamburg, kein Abschluss
War das schon der erste Test? Offensichtlich nicht. Zehn Minuten später bin ich nicht mehr illegal und habe einen Pass mit einer Nummer. Keiner soll sich namentlich blamieren. Anonymität ist garantiert. Wahrscheinlich auch ein Grund, dass jetzt hier so viele Studenten sind. Alle mit voluminösen Fernbedienungen in der Hand. Ich höre das Wort "Voting-Device". Auch die Kollegin vom "Abendblatt" hat schon so eins. Wieso ich nicht? Abstimmungsgeräte kriegen Sie an der Garderobe. Ihren Spielerpass bitte, heißt es dort. Und dann: Viel Erfolg. Danke.
Wieder zurück im Saal. Mir wird heiß. Als Nicht-mehr-Student laufe ich außer Konkurrenz. Aber was, wenn die das verwechseln? Ich am Ende alles weiß? Und dann auf die Bühne muss? Ich verdränge den irrationalen Gedanken und setze mich in die zweite Reihe. Das wird Jörg Pilawa aber ärgern! Neben mir sitzen Norman, Wirtschaftsingenieur im achten und Sven, Flugzeugbauer im dritten Semester. Uiuiui. Zwei künftige Ingenieure. Die sind voll fit bei Logik-Fragen. Gut für mich. Sven hat sich bei Pilawas Quiz-Show in der ARD beworben, kam aber bis heute noch nicht dran. Also macht er jetzt die Massen-Variante mit.
Pünktlich geht das Licht aus, auf der Bühne kreiseln blaue Scheinwerfer, und aus dem Off haucht eine Stimme, dass man jetzt noch 81 Fragen vom Gewinn entfernt sei. Dann sagt sie noch: Und hier ist Jörg Pilawa. Dramatischer Jingle. IUnd da ist auch schon Jörg Pilawa. Hallo, sind hier Fans des saudi-arabischen Fußballs? Hören Sie, ich hab ja auch mal sechs Jahre in Hamburg studiert hat. Matrikelnummer 2598291. Gehöre aber nun zu den 40 Prozent, die nie abgeschlossen haben. Brüller.
Jetzt aber zu den Spielregeln. Fünf Kategorien mit Multiple-Choice-Fragen. Jeweils vier Antwortmöglichkeiten. Gelb, rot, weiß und grün. Einmal gedrückt, gibt's kein Zurück. Der Zentralcomputer addiert alles zusammen.
Für jeden, der am Ende einen IQ von über 100 hat, spendet die Haspa einen Euro je Punkt an die Hilfsaktion "Kinder helfen Kindern". Wie bitte? Also, wenn jemand einen IQ von 115 hat, gehen 15 Euro ans Projekt. Aha. Bei 1000 Leuten wären das 15.000 Euro. Legt er die Latte nicht ein bisschen hoch? Fragt sich wohl auch Herr Vogelsang von der Haspa, die das alles bezahlen muss. Noch macht er gute Miene, spricht von Denksport und der tollen Verbindung von Haspa und Studenten. Ich drücke mal probehalber auf grün. Vielleicht geht's ja gleich los.
Doch nun kommt erst mal Dr. Wolfgang Reichel auf die Bühne und zu Wort. Immerhin der Erfinder des Tests. Hat auch schon die Jauch-Show mit entwickelt. IQ heißt Intelligenzquotient, sagt Dr. Reichel. Es folgen Begriffe wie Test-Maßzahl, IQ-Mittel und Gaußsche Glockenkurve.
Eiikjuuh, wiederholt Pilawa und will wissen, ob alle zum 'Voten' bereit sind. Ja. Drei Probe-Fragen zum Anfüttern: Was passt nicht? Holger, Thorsten, Birgit, Martin. Mir persönlich passt Thorsten mit th nicht, aber richtig ist wohl Birgit. Weil sie eine Frau ist. Eine ebensolche brüllt jetzt, woran denn zu erkennen sei, dass die Geräte funktionieren. Eine andere braucht mehr Licht, eine dritte wird geblendet. Pilawa hat es jetzt nicht leicht. Also am besten einfach anfangen.
Nach 51 Fragen endlich Atempause
Die erste Kategorie heißt Sprache und Dr. Reichel erklärt, warum hier Frauen im Vorteil sind. Weil sie soviel reden. Zehn Sekunden Zeit pro Aufgabe. Jetzt wird's schwierig. Gucken, was nicht passt, welche Sprichwörter sich ähneln. Im Hintergrund läuft Trance, ganz wie im TV. Bei den Analogien bin ich Spitze. Mensch gehört zu Haus wie Hund zu ? Hütte! Einwandfrei. Kategorie Eins ist fertig. Sven und Norman gucken irritiert. Nur die Ruhe, Jungs, Eure Technikaufgaben kommen gleich.
Seid ihr bereit? - Pilawa sagt jetzt Du zum Publikum. In Teil zwei ("Merkfähigkeit") muss man sich Adressen einprägen und anschließend Fehler finden. Tumulte, als einmal nicht nach dem Fehler, sondern nach dem Richtigen gefragt wird. Ich drücke irgendwas. Hauptsache mitgemacht. Norman sagt, dass es hier schwieriger ist als zu Hause vor dem Fernseher.
Gleich wird es noch schlimmer. Kategorie Logik. Hier sind erst Zahlenreihen und dann Muster zu ergänzen. Pilawa springt ins Publikum und holt sich zur Unterstützung zwei Mädels auf die Bühne. Hallo, ich bin Jörg und Du bist - Kerstin.- Aber das ist doch nicht schlimm!
Die Zahlenreihen laufen bei mir gut, bei den Mustern hab' ich keinen Plan. Norman offensichtlich auch nicht. Er zerlegt gerade sein Voting-Device, glaubt, es funktioniert nicht richtig. Batterien fallen auf den Boden. Ich drücke irgendeine Farbe. Frage 51, sagt Pilawa. Dann ist Pause.
Schlangen vor dem Mädchenklo und am Buffet. Überall nur ein Thema: Bei mir ging Sprache gut, aber die Adressen! - Echt, die fand ich leicht, hatte bei den Zahlenreihen keinen Schimmer.- Da hab ich nach Gefühl getippt.- Aber null Plan bei den Mustern. Die Zeit ist viel zu kurz.- Der Pilawa locker drauf.- Ja, könnte aber schneller gehen.- Gewinnen will ich sowieso nicht. Sven sagt, die Zahlenreihen waren leicht, aber die Adressen schwer. Norman sagt nur, dass alles viel komplizierter ist als vorm TV.
Die vierte Kategorie heißt Rechnen. Zunächst nur einfaches Addieren. Die Textaufgaben sind eindeutig zu schwer. Ist mir egal, wie weit ein Auto mit 36 Litern Sprit kommt, wenn es acht Liter auf 100 Kilometern braucht. Wofür gibt es Tankanzeigen? Von hinten brüllt jemand, dass er gar nichts lesen könne. Die Dame weiter vorn ruft, dass es sie schon wieder blendet. Entspannt euch, sagt Pilawa und holt Daniel Hövel auf die Bühne.
Daniel Hövel ist Fitnesstrainer und total cool drauf. Headset, Basecap, Tanktop. Tief einatmen, und ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Jetzt mal Schulterkreisen, Arme strecken und, natürlich, die Hüfte rauf - und wieder runter. Rythmisch. Hey, ihr seid ja gut drauf. Hey, das sieht ja richtig gut aus. Hey, so wird der Test bestimmt total toll. Hey, jetzt noch viel Spaß und tschüss.
Noch zwölf Fragen, sagt Pilawa. Die Kategorie heißt jetzt Raumverständnis. Wir vergleichen Spiegelbilder. Das ist einfach. Beim "Körper abwickeln" bin ich unsicher. Dabei habe ich früher so gern und viel gebastelt! Dann stellt Pilawa die letzte Frage. Es ist 22 Uhr.
15 Studenten mit IQ über 130
Hostessen verteilen jetzt Corny-Riegel. Zweitausend Arme strecken sich. Und Pilawa sagt nicht: Leerer Bauch studiert nicht gern. Hinter den Kulissen wird jetzt angeblich ausgewertet. Einige sprechen von Schiebung und Betrug. Erst gingen ihr Geräte nicht, und jetzt werde im stillen Kämmerlein der Sieger ermittelt. Es dauert jedenfalls.
Pilawa holt jetzt Frau Schneider auf die Bühne. Frau Schneider ist von "Kinder helfen Kindern" und freut sich schon mal über viele Euros. Na die hat ja Hoffnung. Ob man zuzahlen müsse, wenn man unter 100 liege, erkundigt sich ein Student.
Dann kommt der Scheck. 11.142 Euro. Da hätte er mehr erwartet, sagt Herr Mathis von der Deka. Dann leg doch drauf, brüllt das Publikum. 15.000! 20.000! Er sagt: 12.000. 15!, fordern die Studenten und auch ich. Was hat der sich so knausrig? Eure Dummheit wird jetzt teuer, denkt Herr Mathis. Ok, machmer 15, sagt er.
Das haben Sie toll gemacht, sagt Pilawa jetzt wieder in offiziellem Ton. Es ist 22.30 Uhr. Dann steht endlich fest, wer gewonnen hat. 15 Beste gibt es, Pilawa liest die Nummern vor. Auf der Bühne stehen jetzt Hamburgs 15 klügste Studenten. Zumindest die mit Haspa-Konto.
Zwei sind Frauen. 14 haben einen IQ zwischen 131 und 135. Germanisten, Pädagogen, Sportler, Informatiker, Maschinenbauer, Psychologen, Physiker, Ingenieure. Nur eine sticht sie alle aus: Marketta Straub, 28, BWL-Studentin. IQ 138! Yes yes yes. Auch ich hab' mal BWL studiert. Hoffentlich wird die's, hat Norman vorher gesagt. Wir gehen jetzt auf'n Kiez, sagt Sven. Ich gehe die Klügste interviewen.
Ich hatte gehofft, dass ich nicht ganz doof bin, sagt Marketta. Jetzt bekommt sie einen Smart. Bisher fuhr sie Citroen. Ich hab zuerst meinen Mann angerufen, "das glaub' ich nicht", hat der gesagt. Bei Sprache war ich absolut verloren, aber Mathe war Klasse, sagt sie. Im Kindergarten habe ich mal einen IQ-Test gemacht. Eine Diplomandin wollte nachweisen, dass Kinder allein erziehender Eltern nicht so schlau sind. Die Studie habe ich wohl durcheinander gebracht. In zwei Wochen geb' ich meine Diplomarbeit ab. Studiere an der Fernuni in Hagen und leihe in Hamburg nur Bücher aus. Hauptberuflich kümmere ich mich um meine Firma. Verwalte und vermittle Hauspersonal. Und dann sind da noch meine Kinder, vier und sieben Jahre alt.
Im Foyer warten die weniger Schlauen auf ihre Testergebnisse. Um 23.30 Uhr wird bekannt, dass der Zentralrechner abgestürzt ist - Ergebnisse deshalb erst ab Montag auf Haspa.de. Auch ich muss mich gedulden. 1.000 Studenten ziehen jetzt in die Hamburger Nacht. Da, wo sie normalerweise schon seit ein paar Stunden hingehören.