Wong kann auch diese Frage beantwortet werden. Spät, aber effektiv.
Sonntag 27. Januar 2002, 15:57 Uhr
Traditionsunternehmen Schneider Technologies steht vor dem Aus
- Von Hans G. Nagl -
München (Reuters) - Nach der überraschenden Ankündigung eines Insolvenzantrags für Montag sieht das Management der Schneider Technologies AG kaum noch Chancen für ein Überleben des Allgäuer Traditionsunternehmens. "Wir sehen für die Fortführung aus der Insolvenz heraus heute keine Perspektive", sagte Schneider-Vorstand Ralf Adam am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. In der strukturschwachen Region stünden nun 700 Beschäftigte und weitere 150 Zeitarbeiter vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Adam sagte, er sei tief enttäuscht, dass die Geldgeber Schneider Technologies keine weiteren Mittel für die geplante Restrukturierung bereit gestellt hatten. "Das ist die Katastrophe für das Unternehmen", sagte Adam mit Blick auf den Insolvenzantrag.
Der Vorstand habe in den vergangenen Monaten zusammen mit der Unternehmensberatung Roland Berger ein Umbaukonzept für die 1889 gegründete Firma erarbeitet, sagte Adam. Dies habe für 2003 das Erreichen der Gewinnschwelle vorgesehen. Zudem habe man intern bereits den Verkauf von Anteilen bis hin zur Abgabe der Aktienmehrheit geprüft. Dabei habe sich herausgestellt, dass "gute Chancen" bestünden, in den kommenden sechs bis neun Monaten einen Investor zu finden. Dennoch seien die Pläne des Managements abgelehnt worden. "Der Gesamtvorstand ist tief enttäuscht, weil der eingeschlagene Weg Erfolg versprechend war", sagte Adam.
Kreditgeber des Anbieters von Lasertechnologie und Unterhaltungselektronik ist Adams Worten zufolge im wesentlichen ein Bankenkonsortium aus Deutscher Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Bayerischer Landesbank und der Bayerischen Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA). Ende 2001 hätten sich die Verbindlichkeiten auf etwa 38 Millionen Euro summiert, sagte Adams Vorstandskollege Hans Szymanski. Die für die Restrukturierung benötigten Mittel bezifferte er auf etwa 24 Millionen Euro. Geplant gewesen sei unter anderem eine Verschlankung der umfangreichen Produktpalette und damit einhergehend der Abbau von Arbeitsplätzen. Durch die Investitionen der vergangenen Jahre in die Produkte sei Schneider gut aufgestellt gewesen.
Als Beleg für die positive Entwicklung führte Szymanski den Umsatz 2001 an. Dieser sei gegen den Branchentrend auf etwa 235 Millionen Euro von 225 Millionen im Vorjahr geklettert. Zwar sei der Vorjahresverlust vor Steuern und Zinsen von 1,8 Millionen Euro "erheblich" ausgeweitet worden. Dies sei aber nur "ein Ausreißer". Schneider musste eigenen Angaben 2001 mit einem rückläufigen Markt und steigendem Wettbewerbsdruck kämpfen. Zudem habe die geplante Margensteigerung erst in Teilen gegriffen.
Am Montag wird Schneider nach Adams Worten sowohl für die im amtlichen Handel der Börse notierte Holding als auch die beiden Schneider-Töchter Electronics AG und Laser Technologies AG den Insolvenzantrag einreichen. Die Produktion werde eingestellt. Die Mitarbeiter hätten aber bis März Anspruch auf Insolvenzgeld, sagte der Vorstand.
Schneider hatte am Freitagabend nach Börsenschluss in einer Pflichtmitteilung bekannt gegeben, die Bemühungen zur Restrukturierung seien am Freitagnachmittag gescheitert. Grund dafür sei, dass die Finanzierung für die Restrukturierung und die Finanzierung der während der Restrukturierung auflaufenden Verluste nicht habe sicher gestellt werden können. Die Aktien des Unternehmens wurden am Freitag zum Handelsschluss auf Xetra mit 2,80 Euro 1,1 Prozent über ihrem Vortagesschluss notiert. Ihr 52-Wochen-Hoch hatten die Titel am 2. Februar 2001 mit 42,50 Euro und ihren Tiefststand von 1,96 Euro am 6. Dezember 2001.