Schlammschlacht im Mittelstandsverband

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Schlammschlacht im Mittelstandsverband

 
19.02.02 18:15
"Der Mittelstand", so heißt es in einem Lehrbuch, "gilt im Ausland als typisch deutsches Phänomen, auch als deutsche Erfolgsgeschichte." Im Moment steht der deutsche Mittelstand allerdings eher für eine Skandalgeschichte.

Wegen Betrugsvorwürfen hat der größte Verband, der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), seinen langjährigen Hauptgeschäftsführer Dieter Härthe mit Schimpf und Schande entlassen. Der 53-Jährige sieht darin eine Intrige des Verbandspräsidenten Mario Ohoven und beteuert, dass an den Vorwürfen nichts dran sei. Jetzt ist die Schlammschlacht in vollem Gang.

Auslöser für die öffentliche Auseinandersetzung war ein Schreiben, das am vorvergangenen Sonntag kurz vor Mitternacht auf Härthes Privat-Fax einging. Darin bekam Härthe, der den BVMW 1975 mitgegründet hatte, die fristlose Kündigung mitgeteilt. Der bisherige Hauptgeschäftsführer (Monatsgehalt: 10 000 Euro, dazu als Dienstwagen ein Jaguar) soll Verbandsgelder in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Der Schaden zu Lasten der 52 000 Mitgliedsfirmen soll mehrere Millionen Euro betragen. Außerdem wirft ihm die BVMW-Führung vor, nach ersten Vorwürfen eine falsche Eidesstattliche Versicherung abgegeben zu haben.

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen Härthe wegen Untreue und Betrugs. Trotzdem will der gelernte Polsterer von all den Vorwürfen nichts wissen. "Ich habe mich kein einziges Mal zum Nachteil des Verbandes bereichert", beteuert er. "Alle meine Aktivitäten waren mit meinem Dienstvertrag vereinbar." Per Einstweiliger Verfügung ließ Härthe dem Verband verbieten, sich öffentlich zu den Entlassungsgründen zu äußern.

Härthe sieht sich als Opfer finsterer Machenschaften des Verbandspräsidenten Ohoven, im Hauptberuf Finanzberater in Düsseldorf. Das Verhältnis zwischen den einstigen Duzfreunden hatte sich schon seit einigen Monaten verschlechtert. Was seinen Grund dem Vernehmen nach nicht nur am ausgeprägten Ego der beiden Verbandsfunktionäre hatte, sondern auch daran, dass Ohoven selbst wegen umstrittener Fondsgeschäfte in die Kritik geriet. Härthe will deshalb schon nach einem Nachfolger Ausschau gehalten haben.

Ein Kandidat hat sich nun bereiterklärt. Der Berliner Unternehmer Hans Wall, dessen Unternehmen weltweit Litfaßsäulen, Bushäuschen und Stadttoiletten aufstellt, will bei den anstehenden Vorstandswahlen gegen Ohoven antreten. Den offenen Streit im Verband bezeichnete Wall als Vorsitzender des größten BVMW-Landesverbandes Berlin-Brandenburg als "Katastrophe für den Mittelstand". Wofür er im gesamten Verband keinen Widerspruch erntete.

Quelle: wiwo.de / Christoph Sator, dpa

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