Schill kam nicht bis ans Ende

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Boersiator:

Schill kam nicht bis ans Ende

 
30.08.02 01:36
Donnerstag, 29. August 2002
Das Wort entzogen
Schill kam nicht bis ans Ende  

Die amtierende Bundestagspräsidentin Anke Fuchs (SPD) hat dem Hamburger Innensenator Ronald Schill in einer nur sehr selten angewandten Verfahrensweise am Donnerstag, den 29. August im Plenum das Wort entzogen. dpa dokumentiert nachfolgend Ausschnitte aus dem Wortwechsel zwischen Fuchs und Schill, der letztlich zum Ausschalten des Mikrofons führte:

Fuchs: Herr Senator, Ihre angemeldete Redezeit ist abgelaufen. Ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen.

Schill: Es ist kein Geld mehr vorhanden für die Fluthilfe, es ist kein Geld vorhanden für Basis-Innovation, um die uns die ganze Welt beneidet. ... Deutschland ist letztendlich herabgewirtschaftet worden. Wir haben die tüchtigsten Menschen, ohne Zweifel, aber sicherlich die unfähigsten Politiker. Und nun möchte ich noch eine Sache hinzufügen, eine einzige Sache muss ich noch hinzufügen aus gegebenem Anlass, ...

Fuchs: Herr Senator, ich muss Sie ....

Schill: ... und die betrifft Sie, Frau Präsidentin, ...

Fuchs: Ja, jetzt....

Schill: ... Menschen in Not, die müssen darauf vertrauen können, dass jedenfalls im Bundestag, dem höchsten deutschen Parlament, alles mit rechten Dingen zugeht. Hier in diesem höchsten deutschen ....

Fuchs: Es tut mir Leid. Ich muss Ihnen jetzt das Wort entziehen.Es hat keinen Sinn. ... Nun gehen Sie mal vom Rednerpult, denn Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Schill: ... weil meine Redezeit unbegrenzt ist. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis. Aber Bruch der Verfassung ist Ihnen ja nichts Neues. .... Ich habe jederzeitiges Rederecht. Nach (Artikel) 43, Absatz 2 des Grundgesetzes ...

Fuchs: Sie haben eine Redezeit von 15 Minuten angemeldet. Die haben Sie weit überschritten. Deswegen darf ich Sie bitten, das Rednerpult zu verlassen. Ich weise darauf hin, dass Herr Innensenator Mitglied des Hamburger Senats ist und hier als solcher auch als Mitglied des Hamburger Senats spricht. Ich glaube, ich lasse Ihnen noch ein Schlusswort und dann gehen Sie bitte vom Pult. Ich entziehe Ihnen sonst das Wort. ...

Schill: Ich bin mit großem Vertrauen hier in den Bundestag gekommen und musste feststellen, dass hier die Verfassung mit Füßen getreten wird. ...(Mikrofon wird abgeschaltet)

Fuchs: Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will darauf hinweisen, dass Herr Schill Mitglied des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg ist und als deren Regierungsmitglied hier sprechen durfte. Er hat nach Paragraf 43 Recht auf jederzeitiges Gehör. Das heißt aber nicht, dass er hier hinhüpfen kann und dann sprechen kann, wenn es ihm passt, sondern wenn es in den Tagesordnungspunkt, zu dem er gehört werden will, hineinpasst....Ich fand, jederzeitiges Gehör ist damit auch für Herrn Schill gewahrt, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Boersiator:

hat er schon fertig? o.T.

 
30.08.02 09:27
Boersiator:

Schill wird Fuchs verklagen

 
30.08.02 09:31
Nach Eklat im Bundestag
Schill wird Fuchs verklagen  


Der Hamburger Innensenator Ronald Schill will Bundestags-Vizepräsidentin Anke Fuchs wegen Verfassungsbruchs beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verklagen. Das kündigte Schill in einem Gespräch mit der "Bild"-Zeitung an. Zuvor war Schills Redeauftritt im Bundestag mit einem Eklat geendet: Die SPD-Politikerin Fuchs hatte Schill das Mikrofin abgestellt, nachdem dieser der Aufforderung nicht nachgekommen war, seine Redezeit nicht weiter zu überziehen. In seinem Redebeitrag hatte Schill der Bundesregierung völliges Versagen vorgeworfen.

Wörtlich sagte Schill dem Blatt zufolge: "Als Mitglied des Bundesrates habe ich das Recht, nach Artikel 43, Absatz 2, des Grundgesetzes das Recht, jederzeit und uneingeschränkt zu sprechen. Dieses Recht hat Frau Fuchs mir genommen. Damit hat sie die Verfassung gebrochen."

Schill hatte nach der Mikrofon-Abstellung weitergeredet und ein Schlusswort angekündigt. Daraufhin war das Mikrofon wieder eingeschaltet worden. Als Schill dann dem Bundestagspräsidium vorhielt, die Verfassung mit Füßen zu treten, wurde das Mikrofon endgültig abgeschaltet.

Fuchs hatte anschließend erklärt, Schill habe als Hamburger Regierungsmitglied das Recht auf Gehör im Bundestag, allerdings müsse er zur Sache sprechen: "Das heißt nicht, dass er hier einfach hinhüpfen kann und über alles Mögliche spricht ", sagte sie.

Empörung in Hamburg

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) missbilligte die Rede seines Stellvertreters in scharfer Form: "Wer im Bundestag oder im Bundesrat spricht, hat für das Land zu sprechen, nicht als Parteivorsitzender", sagte von Beust. Für die Rede habe Schill kein Mandat gehabt.

Der parteilose Bundeswirtschaftsminister Werner Müller nannte den Redebeitrag Schills einen Ausrutscher, der sich hoffentlich nicht wiederhole. Der Hamburger Senat möge darauf achten, sich im Bundestag angemessen vertreten zu lassen. Proteste bei der Union löste sein Satz aus: "Und man wundert sich, mit wem die CDU koaliert." Schill hatte im August seine Partei Rechtsstaatlicher Offensive der CDU/CSU als Koalitionspartner im Bund angedient.

Bereits zum Auftakt seiner Rede hatten die Mitglieder der PDS-Fraktion und Teile der Grünen-Fraktion das Plenum verlassen.

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