Freitag, 13. Juni 2003
Eigentor
Bundesliga sucht Käufer Hat die DFL im Nacken: Günter Netzer Der Vermarktungspoker um die TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga erreicht seinen Höhepunkt. Bereits in sechs Wochen beginnt die neue Spielzeit und noch immer ist unklar, wer die Spiele übertragen wird und wie viel Geld die Deutsche Fußball Liga (DFL) aus dem Rechteverkauf erlösen kann. In der kommenden Woche müssen die Bundesliga-Clubs jedoch ihre Lizenzerneuerungen beantragen und ohne die planbaren Einkünfte aus der Fernsehübertragung wird es für die meisten Vereine eng.
Hat die Champions League: U. Rohner Am Freitag haben sich die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Bayern ihrem nordrhein-westfälischen Kollegen in der Forderung angeschlossen, dass es im Falle einer öffentlich-rechtlichen Bundesliga-Berichterstattung nicht zu einer Erhöhung der Rundfunkgebühren kommen dürfe. Diese Forderung von Kurt Beck (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) ist ein Bärendienst für ARD und ZDF, wo zumindest Beck wie auch NRW-Landeschef Peer Steinbrück (SPD) die Spiele doch gern sehen würden ."Millionen Fans erwarten zurecht, dass sie auch weiterhin ein attraktives Angebot der Bundesliga im Free TV sehen können", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Beck und Stoiber.
Hat leere Hände: Jobst PlogDie Schweizer Agentur Infront um den Fußball-Manager Günter Netzer, den Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfuß sowie Klaus Jacobs (Jacobs Kaffee), die die Bundesliga für die DFL vermarktet, müht sich nach Kräften um Schadensbegrenzung. Der Teil der Bundesliga, der nicht dem Pay TV vorbehalten ist, wird einen deutlich niedrigen Preis erzielen als in den Spielzeiten zuvor; deutlich weniger als die DFL eigentlich zu akzeptieren bereit war.
RTL war zuletzt aus der Übertragung der Champions League ausgestiegen und hatte auch der Bundesliga vorerst eine Absage erteilt. Übrig blieben ARD und ZDF sowie auf der anderen Seite ProSiebenSat.1, die bisher die Fußball-Spielausschnitte präsentierten. Dass die Münchener auch weiterhin an den Rechten festhalten würden, galt lange als sicher; insbesondere nach entsprechenden Äußerungen des US-Investors Haim Saban, der die ProSiebenSat.1-Mutter Kirch Media übernehmen wollte. Bekanntermaßen stieg Saban in letzter Minute aus.
Zuletzt hatte ProSiebenSat.1 ein Angebot gemacht, dass Infront als inakzeptabel zurückwies. Für die Agentur könnte sich dies als schwer wiegender Fehler erweisen.
ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner hat vor zwei Tagen mit dem Erwerb der Free-TV-Rechte an der Champions League überrascht; wobei der europäische Fußballverband UEFA offenbar sehr viel flexibler war als die DFL. Die 30 Mio. Euro pro Saison bis zur Spielzeit 2005/06 bei freier Auswahl des gezeigten Spiels sind ein deutlicher Abschlag gegenüber den Preisen, die RTL und Premiere für die Übertragungen zahlen mussten.
RTL hält die Champions League damit zwar noch immer für viel zu teuer; ungeachtet dessen hat sich Rohner in den Verhandlungen mit der DFL bzw. Infront durch diesen Abschluss eine komfortable Position verschafft. Entweder er bekommt die Bundesliga zu einem deutlich niedrigeren Preis oder er nimmt sie gar nicht, treibt aber in Verhandlungen den Preis in die Höhe.
Genau das müssen ARD und ZDF unbedingt vermeiden. Einen Preis von bis zu 80 Mio. Euro, so hatte der ARD-Vorsitzende Jobst Plog jüngst erklärt, könne die ARD auch ohne Gebührenerhöhung stemmen. Zuvor hatte Plog aber ungeschickt die freie Empfangbarkeit der Fußball-Bundesliga für jedermann an eine Erhöhung der Gebühren geknüpft. Auf Grund der vielen Randaktivitäten der öffentlich-rechtlichen hat bereits EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti ein Auge auf der Gebührenfinanzierung. Innenpolitisch ist sie seit langem umstritten.
Plog, der voreilig bereits Reinhold Beckmann für eine Neuauflage der ARD-Sportschau casten ließ, hat die Politik mit seinem Vorgehen derart gegen sich aufgebracht, dass auch er kaum mehr als die von ProSiebenSat.1 gebotenen 50 Mio. Euro für die Bundesliga rechtfertigen kann. Rohner, der die Live-Spiele der Champions League wie zuvor RTL als Event präsentieren will, kann sich das auch für einzelene Spiele der Bundesliga vorstellen. Wenn die DFL keines der Gebote akzeptiert, finden die Bundesligaspiele künftig unter Ausschluss der (Fernseh-)Öffentlichkeit statt.
bye bye peet
"Der Wald wäre sehr leise, wenn nur die begabtesten Vögel singen würden."
do you know - there´s a story about a new-born child and the sparrow´s song