SAP, Anleger werden nervös

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chrismitz:

SAP, Anleger werden nervös

 
07.04.02 20:20
Umsatzwarnungen von US-Konkurrenten verunsichern die Investoren. Mit Bangen sehen sie den Quartalszahlen des Walldorfer Konzerns entgegen. Technologie-Analyst Klaus Lüpertz von HSBC Trinkaus & Burkhardt warnt vor zu hohen Erwartungen.
Frankfurt/Düsseldorf - Sorgen um die weitere Entwicklung des US-Softwaremarktes haben die Aktien von SAP den zweiten Tag in Folge kräftig unter Druck gesetzt. Nach Verlusten von mehr als fünf Prozent am Vortag sind die Aktien der Walldorfer Konzerns bis Handelsschluss um weitere 2,9 Prozent gefallen und unter die Marke von 160 Euro gerutscht.

Schlechte Zeichen aus Amerika

"Umsatzwarnungen von US-Konkurrenten belasten das ganze Sentiment und damit natürlich auch SAP", sagte Klaus Lüpertz, Technolgie-Analyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, im Gespräch mit manager-magazin.de. SAP erwirtschaftet in den USA rund 28 Prozent seiner Umsätze und will seine Marktanteile noch weiter ausbauen.

Doch das Softwaregeschäft in den Vereinigten Staaten gestaltet sich derzeit schwierig, wie die gesenkten Prognosen von I2 Technologies, Peoplesoft, Broadvision und zuletzt am Mittwoch von Commerce One, deutlich unterstrichen. Sie schürten zudem Befürchtungen, der Softwaremarkt könnte sich schwächer entwickeln als bislang angenommen. Nicht zuletzt fragten sich besorgte Marktbeobachter, was die SAP-Beteiligung von 20 Prozent an Commerce One angesichts dieser Hiobsbotschaften eigentlich noch wert ist.

"Erwartungen sind deutlich zu hoch"

Zwar gebe es erste Anzeichen, dass die Technologie-Investitionen in den USA nach ihrem Zusammenbruch Ende vergangenen Jahres wieder leicht anziehen würden, sagte Lüpertz. Doch die Nachwirkungen seien noch präsent. "Ich denke, dass die Erwartungen für das erste Halbjahr deutlich zu hoch sind. Wir gehen davon aus, dass sich die Auftragslage für Softwareunternehmen und insbesondere für SAP erst im zweiten Halbjahr verbessern wird."

Die aktuellen Kursverluste führte Lüpertz auch auf das seiner Meinung nach hohe Bewertungsniveau von SAP zurück, das Anleger angesichts der schlechten Nachrichten der Konkurrenz zusehends nervös werden lasse. Am 18. April legt SAP die Zahlen für das erste Quartal vor. Auf Basis der Schätzungen für das laufende Jahr ergebe sich derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 52. Analysten erwarteten dabei einen Gewinnsprung von 50 Prozent. "Mit Blick auf das aktuelle Umfeld erscheint mir das übertrieben und birgt die Gefahr von Enttäuschungen in sich", sagte der Experte weiter.

Nach oben wird die Luft immer dünner

Ebenso überzogen seien in der jüngsten Vergangenheit kolportierte Kursziele von 180 bis 200 Euro. Der Analyst von HSBC Trinkaus & Burkhardt sieht dagegen "kaum noch Luft" für die SAP-Aktie. In diesen Kurszielen seien derart hohe Wachstumsraten eingepreist, die der Softwarekonzern mit Fundamentaldaten derzeit nicht untermauern könne. "Wir gehen davon aus, dass SAP dies nicht vor dem dritten Quartal schaffen wird", sagte Lüpertz. Für den Experten ist die Aktie deshalb auch lediglich eine Halteposition.

Die Mehrheit der Experten ist indes weiter optimistisch für das Papier gestimmt. Merrill Lynch etwa bestätigte am Mittwoch seine Kaufempfehlung für SAP. Der Softwarekonzern habe bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er sich trotz eines schwachen Marktumfeldes durchsetzen könne. Goldman Sachs bestätigte SAP trotz gesenkter Gewinnprognosen auf seiner Empfehlungsliste und riet bei einer Spanne zwischen 150 und 160 Euro zum Einstieg.

Lüpertz teilte grundsätzlich diese Einschätzung: SAP sei gut aufgestellt und habe es aufgrund seiner sehr guten und breiten Produktpalette im letzten Jahr immer wieder geschafft, Marktanteile abzugreifen. "Ob es aber möglich ist, im laufenden Jahr höhere Preise durchzusetzen, das wage ich zu bezweifeln", sagte Lüpertz. Vor allem das Wachstum, das SAP selber anstrebe, sei seiner meiner Meinung nach ohne ein deutlich gesteigertes US-Geschäft nicht möglich.
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