Samstag, 28. Juli 2001 Schwarzer Tag für die

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Samstag, 28. Juli 2001 Schwarzer Tag für die

 
28.07.01 01:12
Samstag, 28. Juli 2001     Berlin, 01:09 Uhr  

Schwarzer Tag für die High-Techs

35.000 Jobs wurden in den USA innerhalb von 24 Stunden gestrichen - im gesamten Halbjahr waren es bereits 310.000

San Francisco - An einem der schwärzesten Donnerstage, die die High-Tech-Welt je erlebt hat, sind in der Branche wohl auch die letzten Hoffnungen auf eine baldige Trendwende zum Besseren verflogen: Technologiefirmen rund um die Welt haben die Axt geschwungen und an einem einzigen Tag 35 000 Arbeitsplätze gekappt. Die meisten der Stellen gehen in den USA verloren.
Geschockt haben vor allem die Entwicklungen bei JDS Uniphase und Hewlett-Packard. Der Telekom-Ausrüster JDS muss hohe Verluste verkraften. Daher werden nicht nur 9000 Menschen gehen müssen, wie angekündigt, sondern 16 000. Und Hewlett-Packard erwartet für das dritte Quartal einen deutlich niedrigeren Umsatz. Wegen gravierender Probleme vor allem im Konsumentengeschäft, zu dem PCs und Drucker gehören, trennt sich HP von 6000 Mitarbeitern. Das soll rund 500 Mio. Dollar einsparen. Eine derartige Massenentlassung hat das Unternehmen, das die Geburt des Silicon Valley symbolisiert, noch nicht erlebt.

Viele Beobachter machen sich jetzt Sorgen, dass noch schlimmere Zeiten kommen könnten Wenn HP es für nötig halte, 6,6 Prozent seiner Belegschaft wegzuschicken, meint Fred Hickey, Analyst beim Newsletter High Tech Strategist, "dann tun möglicherweise bald viele weitere das gleiche." Bisher habe sich die Branche noch mit Entlassungen zurückgehalten, weil mit einer Erholung im zweiten Halbjahr gerechnet worden sei. Nun werde aber immer offensichtlicher, dass dieser Aufschwung nicht komme.

Auch andere bereuen, dass sie sich allzu sorglos auf eine Trendwende zum Jahresausklang verlassen haben. ",Talsohle' ist mittlerweile ein peinliches Wort für viele von uns", sagt Ellen Hancock, Chefin der Webseiten-Managementfirma Exocus Communications aus Santa Clara, im Namen ihrer CEO-Kollegen. "Wir denken alle immer wieder, jetzt haben wir die Talsohle gesehen, aber dann stimmt es doch nicht." Auch Exodus hat am Donnerstag die Entlassung von 500 Leuten beschlossen.

Tatsächlich hatte es im Frühjahr bereits so ausgesehen, als sei das Schlimmste überstanden. Auch bei den Dotcoms, die zunächst vom Platzen der Internet-Blase am stärksten betroffen waren, hatte sich die Zahl der Stellenverluste langsam reduziert. Der Schlag vom Donnerstag ließ den Optimismus verfliegen. Der französische Telekom-Zulieferer Alcatel etwa will 14 000 Entlassungsschreiben verschicken, 5000 davon in den Vereinigten Staaten. Infinion streicht 5000 Stellen, insgesamt 3000 Arbeitsplätze fallen bei dem Softwarehersteller Avaya aus New Jersey, dem Speicher-Spezialisten Quantum aus Milpitas bei San Francisco und der Halbleiter-Firma International Rectifier aus El Segundo weg. Auch Ankündigungen wie jene des Telekom-Zulieferers Lucent, noch einmal 15 000 bis 20 000 Jobs zu eliminieren, werfen ein düsteres Licht auf den Arbeitsmarkt; Lucent hatte bereits Anfang des Jahres einen Schnitt von 19 000 Plätzen bekannt gegeben und sich überdies durch Spin-offs von 17 000 Menschen getrennt. Am Ende des turmultartigen Konzernumbaus wird Lucent noch 57 000 Beschäftigte haben - weniger als die Hälfte jener 123 000, mit denen Lucent in dieses Jahr gestartet ist. Allein in der amerikanischen High-Tech-Branche sind im ersten Halbjahr bereits mehr als 310 000 Arbeitsplätze gestrichen worden.

Was Umsatz- und Gewinnentwicklung angeht, soll zu allem Übel das dritte Quartal auch noch deutlich schlechter ausfallen als das zweite. Noch Anfang Juli, berichtet der Finanzinformationsdienstleister First Call, waren Analysten davon ausgegangen, dass im dritten Quartal die Gewinne von 82 der wichtigsten Technologiefirmen im Durchschnitt 49 Prozent unter Vorjahr liegen würden. Heutige Schätzungen gehen bereits von einem Rückgang von 61 Prozent aus. "Die Technologie-Prognosen sind im freien Fall, und es wird allgemein vor dem zweiten Quartal 2002 keine nachhaltige Genesung erwartet. Allenfalls könnte man auf eine gewisse Verbesserung zum Jahresbeginn hoffen, aber ich persönlich bezweifle auch das", meint Chuck Hill, Leiter der Forschungsabteilung bei First Call.

Seltsamerweise verringert sich derzeit jedoch die Zahl jener, die sich neu arbeitslos melden. In der vergangenen Woche waren es nach Angaben des Arbeitsministeriums nur noch 366 000 Neuanmeldungen, nach durchschnittlich 409 000 in den Wochen zuvor. Allerdings ist das Arbeitslosensystem nicht mit jenem etwa in Deutschland vergleichbar. Es gibt keine obligatorische Arbeitslosenversicherungen und auch keinen Zwang, sich zu melden. Wegen der extrem niedrigen Arbeitslosenunterstützung verzichten viele und versuchen, sich mit einfachen Jobs über Wasser zu halten. Experten gehen davon aus, dass die tatsächliche Arbeitslosenquote deutlich höher ist, als ausgewiesen. Die Quote liegt derzeit bei 4,5 Prozent.
www.welt.de/daten/2001/07/28/0728ww270769.htx





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