Russland - Notenbanker ermordet

Beiträge: 4
Zugriffe: 757 / Heute: 1
shaker:

Russland - Notenbanker ermordet

 
14.09.06 10:40
HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. September 2006, 10:13 Uhr
Zentralbank-Vize erschossen

Mord erschüttert Moskaus Finanzmärkte
Von Mathias Brüggmann

Es war ein eiskalter Auftragsmord: Der Vizedirektor der russischen Zentralbank, Andrej Koslow, starb am frühen Morgen an den Folgen eines Anschlags. Er wollte sich in Moskau ein Fußballspiel ansehen, als zwei Männer das Feuer auf ihn eröffneten. Sein Mord gilt vielen als Beweis, dass Russlands Geschäftswelt unter Kremlherr Wladimir Putin keineswegs sicherer geworden ist.
MOSKAU. 21.10 Uhr in Moskau, Andrej Koslow verlässt gerade das Sportgelände vom Bayern-München-Championsleague-Gegner Spartak, wo er wie jeden Mittwoch ein kleines Fußball-Turnier der Zentralbank-Mannschaft gegen Vereine von Privatbanken gespielt hat. Mit mehreren Schüssen strecken Killer den bärtigen 41-Jährigen nieder.

Sein am Wagen wartenden Fahrer und Leibwächter wirft sich noch in die Schusslinie. Ihm verpassen sie sogar einen Kontrollschuss in den Kopf. Koslow wird vom Notarzt in die 33. Moskauer Klinik gebracht. Fünf Stunden versuchen die Ärzte das unmögliche. Um 5.30 Uhr müssen sie den Tod Koslows bekannt geben. Seither ermittelt Russlands mächtiger Generalstaatsanwalt.

Die beiden Schützen konnten entkommen. Über die möglichen Hintergründe der Bluttat lagen zunächst keine offiziellen Informationen vor. Generalstaatsanwalt Juri Semin sagte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, die Tat könne in Zusammenhang mit Koslows „beruflichen Aktivitäten" stehen. Interfax zitierte Ermittlungskreise mit der Aussage, es werde von einem versuchten Auftragsmord ausgegangen.

„Angriff auf den Staat“

Kurz vor dem Tod hatte der Banken-Profi in Interviews noch bekannt gegeben, weiter das schwache und korrupte russische Bankenwesen eisenhart durchforsten zu wollen. Auch weitere Lizenz-Entzüge gegen die noch immer 1300 Banken – von denen gerade einmal gut 100 tatsächlich als seriöse Finanzinstitute angesehen werden können – standen bei ihm auf der Tagesordnung.

„Er war ein sehr mutiger und ehrlicher Mensch“, lobt ein erschütterter Finanzminister Alexej Kudrin das Mordopfer. Und als Grund für Koslows Tod schiebt er nach: „Er stand im harten Kampf gegen unsaubere Banken und Geldwäscher.“ Wladislaw Resnik, Vorsitzender des Parlaments-Bankenausschusses, hängt den Mord an Koslow sogar noch höher: „Das ist ein Angriff auf den Staat.“

Die Polizei nahm zunächst nicht weiter Stellung. Bei der Zentralbank hieß es, vor Donnerstag werde es keinen Kommentar zu dem Anschlag geben. Koslow ist der Internet-Site der Zentralbank zufolge verheiratet und hat drei Kinder.
Röckefäller:

Nicht das dies dem Bernanke ...

 
14.09.06 10:44
... auch passiert, falls er nächste Woche auf die Idee kommt die Zinsen wieder zu erhöhen ;)

Cu
Röckefäller
shaker:

Viel Schatten, viel Profit

 
14.09.06 16:21
HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. September 2006, 15:43 Uhr
Mord an Zentralbank-Vize

Viel Schatten, viel Profit

Bei den schwarzen Schafen der russischen Finanzwirtschaft war er verhasst wie kein zweiter: Der oberste Bankenaufseher und Vizechef der Zentralbank, Andrej Koslow. Am Donnerstag starb er mit mehreren Kugeln im Körper an den Folgen eines Attentats. Ermittler vermuten die Hintermänner in der Bankenwelt.

HB MOSKAU. Der 41 Jahre alte Koslow war als Säuberer der Branche berühmt-berüchtigt. Dutzende Kleinbanken ließ er schließen, ebenso viele standen auf der Abschussliste. Zuletzt hatte Koslow ein lebenslanges Berufsverbot für kriminelle Finanziers gefordert.

Der eher kleine und untersetzte Zentralbanker passte mit seinem Vollbart schon rein äußerlich nicht in die smarte russische Finanzwelt. Während seine Gegenüber als Bosse mehr oder minder gut beleumdeter Finanzhäuser sich beim Golfen trafen, zog es Koslow zum Fußball mit Kollegen. Dieses Hobby wurde dem dreifachen Familienvater zum Verhängnis: Als er nach einem Trainingsspiel frisch geduscht in seine Dienstlimousine steigen wollte, feuerten die Täter mehrere Schüsse auf ihn ab. Sein Fahrer, der zugleich als sein Leibwächter fungierte, war auf der Stelle tot, Koslow selbst starb Stunden später im Krankenhaus.

In der russischen Führung herrschte Entsetzen über die Ermordung des Vorzeige-Beamten. „Er hat mehr als einmal die Interessen zwielichtiger Bankiers durchkreuzt“, sagte Finanzminister Alexej Kudrin. Wiederholt hatte Koslow betont, sein besonderes Augenmerk gelte jenen kleinen Moskauer Banken, die sich auf Geldwäsche und Steuerhinterziehung spezialisiert hätten.

Bei weit mehr als der Hälfte der knapp 1 300 russischen Kreditinstitute liegt das Eigenkapital unter fünf Millionen Euro. Viele Kleinbanken dienen nach Expertenmeinung vor allem dazu, die Finanzgeschäfte eines einzelnen Oligarchen zu führen und bei Bedarf zu verschleiern. Ob groß oder klein, ein Riesengeschäft machen fast alle: Im Vorjahr schoss der Reingewinn der Branche im Vergleich zu 2004 um fast 50 Prozent in die Höhe.

Koslow war 2002 bei der Zentralbank mit dem Ziel angetreten, den ärgsten Wildwuchs einzudämmen. Damals litt die Branche noch akut unter dem Vertrauensverlust infolge der schweren Finanzkrise von 1998, als Anleger die Filialen stürmten, Guthaben über Nacht gestrichen wurden und eine 1000-prozentige Inflation den Rest entwertete.

Dass der Reformer Koslow noch einen weiten Weg vor sich hatte, belegte eine Branchenstudie aus dem Vorjahr. Die Ratingagentur Standard & Poor's bezeichnete Russlands Bankiers als Geheimniskrämer. Selbst unter den größten 30 Kreditinstituten gebe es viele Banken, bei denen die Eigentümerstruktur undurchsichtig sei. Auch die Zentralbank steht in der Kritik. Die Aufpasserin über das Finanzwesen hält selbst die Mehrheit an den beiden größten Finanzinstituten des Landes, Sberbank und Wneschtorgbank.

Derartige Negativurteile halten ausländische Großbanken aber längst nicht mehr vom Engagement in Russland ab. Allein in diesem Jahr kauften sich die österreichische Raiffeisenbank, Frankreichs Société Générale und die deutsche Commerzbank bei russischen Banken ein. Der britische Finanzgigant HSBC will in Kürze nachziehen.

Im Sog russischer Geldwäsche-Skandale sorgen auch renommierte ausländische Banken für Negativschlagzeilen. So war die Bank of New York vor einigen Jahren in einen milliardenschweren Fall verwickelt. Die Commerzbank-Führung bekam ebenfalls wegen eines Russlandgeschäfts Besuch von der Justiz. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen den Konzernboss Klaus-Peter Müller wegen des Verdachts, dass bei der Privatisierung russischer Telekommunikationsfirmen in den 1990er Jahren kriminelle Gelder gewaschen worden waren. Das Verfahren gegen Müller wurde im Mai aus Mangel an Beweisen eingestellt.


lassmichrein:

Ukrainer gestehen Mord an Zentralbank-Vize

 
17.10.06 09:27
Russland - Notenbanker ermordet 2851653
VergrößernAndrej Koslow (Foto: dpa)

MEHR ZUM THEMA

Putin will Finanzgesetze verschärfenRussischer Bankaufseher stirbt nach AttentatPutin sichert Mord-Aufklärung zu

16. Oktober 2006

Ukrainer gestehen Mord an Zentralbank-Vize

Drei Ukrainer haben offenbar den Mord an dem Vizechef der russischen Zentralbank, Andrej Koslow, gestanden. Die Männer hätten sich in der Vorwoche gestellt, berichtete die Moskauer Tageszeitung "Kommersant" am Montag unter Berufung auf Ermittler. Gegen die Ukrainer sei Anklage erhoben worden. In den vergangenen Tagen hatten die Strafverfolgungsbehörden Berichte über Verhaftungen im Fall Koslow dementiert.
Koslow, zugleich Leiter der Bankenaufsicht, war Mitte September erschossen worden. Unbekannte hatten aus unmittelbarer Nähe mehrere Schüsse auf den 41-Jährigen und seinen Fahrer abgegeben, als der dreifache Familienvater abends nach einem Fußballspiel heimfahren wollte. Die Täter hatten ihm auf dem Parkplatz des Fußballplatzes aufgelauert. Koslow wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Moskauer Klinik eingeliefert, wo er einige Stunden später starb.

Täter wussten nicht, wen sie erschossen

Koslow galt als unerbittlicher Verfechter gegen Betrug und Geldwäsche im Finanzwesen. Während seiner Zeit als Leiter der Bankenaufsicht hatten mehrere Geldinstitute wegen dubioser Geschäftspraktiken ihre Lizenz verloren. Politiker und Wirtschaftsexperten zeigten sich überzeugt, dass der Mord mit den Aktivitäten Koslows zusammenhing. Russische Medien berichteten, es gebe Hinweise auf ukrainische Geschäftsleute als Auftraggeber.
Laut "Kommersant" erfuhren die tatverdächtigen Ukrainer erst nach dem Attentat die Identität ihres Opfers. Aus Angst, ebenfalls ermordet zu werden, hätten sie sich der Polizei gestellt. In Russland sind bereits mehrere Ermittlungsverfahren bei Auftragsmorden eingestellt worden, weil die mutmaßlichen Täter später ebenfalls ermordet wurden. Im Fall der Anfang Oktober ermordeten Journalisten Anna Politkowskaja sucht die Polizei weiterhin nach einer heißen Spur. (nz)

// Artikel drucken
// Artikel versenden


Manche Leute haben nichts weiter von ihrem

Vermögen, als die Furcht es zu verlieren.

                                                         Rivarol

Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--