Liebe Boersenfreunde,
heute habe ich wieder einige Mosaiksteinchen fuer Sie zusammen
gefuegt. In den kommenden Wochen wird sich an dieser Erkenntnis
hoffentlich nichts aendern. Es sollten sich dann einige gute
Tradingideen daraus ableiten lassen.
Aktuell ist zu empfehlen, die den Bargeldbestand etwas herauf zu
fahren, um vor den Entscheidungen der naechsten Wochen
handlungsfaehig zu sein.
Viel Spass bei der Lektuere wuenscht
Stephan Heibel
RUECKBLICK: BESSER KONNTE ES KURZFRISTIG KAUM KOMMEN
§
Index Hoechststand Aenderung z. 06.11. Aenderung
52/W-Hoch Schlusskurs zum 01.10.
Internet 177,29 -53% 82,49 6,21%
S&P 500 1.226,29 -26% 902,65 1,91%
Nasdaq 2.102,53 -35% 1.376,71 3,53%
Nasdaq-QQQ 44,00 -42% 25,54 4,03%
Dow Jones 10.673,10 -20% 8.586,24 2,25%
Volatilitaet 57,31 -38% 35,28 -1,75%
30-Jahr Anl. 5,86 -17% 4,89 -2,40%
Gold 327,05 -2% 319,25 0,74%
Am Freitag nach Boersenschluss wurde das lange erwartete Urteil
im Microsoft Prozess gefaellt. Eigentlich wurde es nur noch
verlesen, denn nachdem die Microsoft (MSFT) freundlich gestimmte
Bush Regierung den hartnaeckig gegen das Monopol von Bill Gates
kaempfenden Richter Pleinfield Jackson ausgetauscht hatte, war
das Urteil nur noch eine Formsache.
Lustig ist dabei die Begruendung des Richtertauschs: Jackson
haette sich schon vor der Verhandlung fuer eine Aufteilung des
Microsoft Konzerns ausgesprochen und sei daher voreingenommen.
Nun lagen die Geschicke von Microsoft wieder in den Haenden des
Anwaltes Charles James und der Richterin Colleen Kollar-Kotelly.
Bei beiden stand eine Aufteilung nicht zur Debatte.
Dennoch reichte diese „Altigkeit" aus, um einen Kaufrausch in
Technologieaktien an der Boerse zu initiieren. Microsoft legte
am Montag ueber 7% zu, der Nasdaq satte 3,5%. Fuer mich zeigt
dieses Verhalten der Anleger, dass doch ein grosser Optimismus
an der Boerse herrscht. Die Erwartung einer Erholung zumindest
der Boersenkurse, wenn schon nicht der Volkswirtschaft, ist
offenbar so gross, dass eine alte neue Meldung eine Rallye
initiieren kann.
Das Urteil fiel aus wie schon viele Urteile gegen Microsoft
zuvor: Der Monopolist solle sich doch bitte moralisch anstaendig
verhalten und seinen Machtmissbrauch, mit dem er Unternehmen wie
Netscape, Apple, RealNetworks oder Sun nachweislich an den Rand
des Ruins getrieben hat, nicht fortfuehren.
Fuer mich heisst das: Microsoft wird weiterhin Technologien und
Ideen von jungen innovativen Unternehmen kopieren und mit
verminderter Funktionalitaet unter in Kaufnahme von diversen
Inkonsistenzen mit den eigenen Produkten in den Markt druecken.
Finanziert wird diese Praxis mit der ueppigen Monopolrente von
$7,8 Mrd. p.a.
Allein diese Finanzkraft laesst Wettbewerber resignieren. Im
Ergebnis wird genau dass passieren, was die Kartellbehoerde
vermeiden sollte: Innovationen werden verlangsamt oder
zurueckgehalten. Innovationen, die nicht aus dem Hause Microsoft
kommen, haben keine Chance sich im Markt zu etablieren.
Zwar ist Microsoft durch das aktuelle Urteil verpflichtet
worden, auch Wettbewerbern eine Chance zu geben, indem deren
Produkte und Loesungen in Kombination mit Microsoft Windows
vertrieben und vermarktet werden koennen als auch technologische
Voraussetzungen geschaffen werden sollen, die eine solche
Anbindung ermoeglichen. Aber: Gegen die Querfinanzierung des
Monopolisten kommt niemand mehr an.
Microsoft entwickelt nach einem einfachen Schema: Es werden ein
paar Visionaere durch die Welt geschickt, um sich ein Bild der
Zukunft in bestimmten, vielversprechenden Bereichen zu machen.
Diese Visionaere sammeln ihre Ideen, geben den Ideen einen Namen
und verkuenden die Einfuehrung eines Produktes, das all diese
Wuensche erfuellt.
Dann beginnt Microsoft mit der Entwicklung. Zeitgleich halten
sich potentielle Kaeufer bereits mit Kaeufen von
Konkurrenzprodukten zurueck, denn es soll ja ein viel besseres
Produkt kommen – so etwas wie eine Eier legende Wollmilchsau.
Nachdem nun die Kaeufer einige Monate gewartet haben, werden sie
ungeduldig und laut und genau dann, wenn sie kurz davor sind,
entnervt das Konkurrenzprodukt zu kaufen, wird eine erste
Version von Microsoft in den Markt gegeben.
Diese ist dann voller Fehler und hat nicht annaehernd die
Funktionalitaet wie die Konkurrenzprodukte, aber aufgrund der
Marktposition von Microsoft wird vom Start her ein hoher
Marktanteil erzielt.
In den folgenden Versionen spielt Microsoft dann Aufholjagd mit
den Wettbewerbern und erhoeht seinen Marktanteil, bis denen
irgendwann die Luft ausgeht.
So war es mit MS-DOS und DR-DOS, mit Windows und Apple, mit dem
Internet Explorer und Netscape, mit dem Media Player und dem
Realplayer und Quicktime. Die entsprechenden Wettbewerber gibt
es kaum noch und Microsoft ist noch immer so aufgestellt, dass
dieses Unwesen fortgefuehrt werden kann.
Microsoft Gruender Bill Gates verfolgt die Vision, in jedem
Haushalt alle elektronischen Geraete als auch bei Unternehmen
die gesamte Infrastruktur per Windows und Co. steuern zu lassen.
Somit sind die naechsten Maerkte bereits definiert.
Mit der Xbox wird der Spielemarkt von Sony und Nintendo
aufgemischt. MSN Network greift die Dominanz von AOL und Yahoo!
an. Die unabhaengige Liberty Alliance, der jeder nach
Aktzeptieren bestimmter Sicherheitsrichtlinien beitreten kann,
wird von MS Passport bearbeitet. Windows CE sowie Pocket PC 2002
angelt im Bereich der Kleinstgeraete. E-Home soll nach Willen
von Bill Gates einmal Ihren Ofen und Ihre Waschmaschine steuern.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in 20 Jahren am Nachmittag
duschen moechten, Sie sich zuvor in Ihr Bett legen muessen und
von dort aufstehen und auf direktem Weg zur Dusche gehen
muessen, damit dann auch Wasser aus der Dusche kommt. Denn in
keiner anderen Technologie ist der Neustart so verbreitet, wie
in der Microsoftwelt.
Genug des Sarkasmus, was bedeutet diese Entscheidung fuer die
Aktie von Mister Softee und die Wettbewerber?
Microsoft's Aktie duerfte von dieser Entscheidung auch
langfristig profitieren. Mit einem KGV 03e von 27 ist jedoch
anzunehmen, dass diese Entscheidung bereits im Kurs eingepreist
ist und die Reaktion, die wir Anfang dieser Woche gesehen haben,
koennte vielleicht noch ein wenig fortgesetzt werden, duerfte
jedoch mittelfristig wieder egalisiert werden.
Einige Wettbewerber muessen sich jedoch warm anziehen. Es ist
nicht anzunehmen, dass Unternehmen wie SAP oder Siebel im
Bereich der Unternehmenssoftware oder Customer Relation
Management (CRM) demnaechst aus dem Markt gedraengt werden.
Jedoch wird Microsoft in derem Markt raeubern, wie es bereits
erfolgreich im Datenbanksektor Oracle zu spueren bekommt.
Am Dienstag folgte schon die naechste fuer die Boerse positive
UEberraschung: Bushs Republikaner gewannen die Senatswahlen und
verfuegen somit ab sofort ueber die Mehrheit in beiden
politischen Haeusern. Damit lassen sich nun einige
Entscheidungen herbeifuehren, deren Umsetzung noch bis vor
kurzem gegen die Mehrheit der Demokraten undenkbar war.
Vielleicht ist in diesem Rechtsrutsch der USA eine Trotzreaktion
auf den Linksrutsch in Europa zu sehen?
Eine Konjunktur, die am Boden liegt, eine Boerse, die
Multibillionen Dollar Papiergeld vernichtet hat, begruessen
natuerlich einschneidende AEnderungen. Und wenn diese dann auch
noch von der konservativen Partei durchgefuehrt werden, die
nicht einmal einer Microsoft das Handwerk legt, dann kann das
wirtschaftlich nur stimulierend sein. Die Boerse reagierte also
positiv auf dieses Wahlergebnis.
Am Mittwoch schliesslich senkte die Fed den US-Leitzins. Dies
hat aus geldpolitischer Sicht betrachtet den Effekt, dass mehr
Geld im Markt verfuegbar ist. UEber die Verwendung dieses Geldes
jedoch hat die Fed keine Kontrolle. Ein Teil geht sicherlich in
den Finanzmarkt. Aber die Tatsache, dass die Fed den bereits auf
Rekordtief befindlichen Leitzins erneut senkte, verschreckte
Investoren.
So war auch die erste Reaktion ein Absturz des Dow Jones um 150
Punkte. Anschliessend erholte sich die Boerse, wohl in freudiger
Erwartung, dass das Geld sicherlich ueber die Boersen fliessen
wuerde. Ob dies dann geschieht wird sich zeigen, ich werde im
folgenden Kapitel ein wenig detaillierter darauf eingehen.
Mittwoch Abend vermeldete John Chambers das Quartalsergebnis
fuer Cisco. Der CEO, der vor drei Jahren schon als aehnlich
erfolgreich gehandelt wurde, wie der legendaere General Electric
Chef Jack Welch, hat seit den konjunkturellen Problemen und dem
dadurch bedingten Kurssturz seiner Aktie sein Gehalt auf $1
gesetzt – als Zeichen, dass er in schweren Zeiten, in denen
Anleger Geld verlieren an der Aktie, sich nicht an dem
Unternehmen bereichern moechte.
Sicherlich ist dies nur ein Zeichen. Aber diese Zeichen ist
meiner Ansicht nach richtungsweisend fuer die Art der Bezahlung
in den USA: Wer in Boomzeiten unverschaemt viel Geld verdient,
der muss in schweren Zeiten auch mit unverschaemt wenig
zufrieden sein.
Auf absehbare Zeit wird sich daran wohl auch nichts aendern:
Denn Cisco sieht weiterhin schweren Zeiten entgegen. Das
Quartalsergebnis fiel zwar besser aus, als erwartet
(befuerchtet), dies ist aber den effektiven
Kosteneinsparmassnahmen des gut gefuehrten Unternehmens
zuzuschreiben. Der Umsatz hat sich nicht so erfreulich
entwickelt und wird wohl kuenftig weiter zurueckfallen.
Die Aktie fiel ueber Nacht um 5%.
Ich fasse zusammen: Microsoft wird weiter wachsen. Das ist gut
fuer das Geschaeft von Microsoft als auch fuer die
Unternehmenskultur in den USA, denn Unternehmer haben somit eine
gute Planungssicherheit, ohne vom Staat gestoert zu werden. Das
ist aber schlecht fuer die Wettbewerbsfaehigkeit der Branche.
Die Zinssenkung schwemmt kurzfristig mehr Geld in die Boerse, es
ist aber fraglich, ob dieses Geld fuer produktive Zwecke genutzt
wird.
Cisco hat zwar die Gewinnerwartungen erreicht oder sogar leicht
uebertroffen, aber nur doch Kosteneinsparungen. Die Umsaetze
werden weiter zurueckgehen.
Somit ist es verstaendlich, dass die Boerse, nachdem nun vorerst
keine einschneidenden Neuigkeiten mehr zu erwarten sind, auf
Konsolidierungskurs geht.
Um dieses zwiespaeltige Bild besser zu verstehen, habe ich im
naechsten Kapitel einmal den Begriff „Stagflation", der derzeit
immer haeufiger durch die Medien schwirrt, auf die aktuelle
Situation angewandt.
heute habe ich wieder einige Mosaiksteinchen fuer Sie zusammen
gefuegt. In den kommenden Wochen wird sich an dieser Erkenntnis
hoffentlich nichts aendern. Es sollten sich dann einige gute
Tradingideen daraus ableiten lassen.
Aktuell ist zu empfehlen, die den Bargeldbestand etwas herauf zu
fahren, um vor den Entscheidungen der naechsten Wochen
handlungsfaehig zu sein.
Viel Spass bei der Lektuere wuenscht
Stephan Heibel
RUECKBLICK: BESSER KONNTE ES KURZFRISTIG KAUM KOMMEN
§
Index Hoechststand Aenderung z. 06.11. Aenderung
52/W-Hoch Schlusskurs zum 01.10.
Internet 177,29 -53% 82,49 6,21%
S&P 500 1.226,29 -26% 902,65 1,91%
Nasdaq 2.102,53 -35% 1.376,71 3,53%
Nasdaq-QQQ 44,00 -42% 25,54 4,03%
Dow Jones 10.673,10 -20% 8.586,24 2,25%
Volatilitaet 57,31 -38% 35,28 -1,75%
30-Jahr Anl. 5,86 -17% 4,89 -2,40%
Gold 327,05 -2% 319,25 0,74%
Am Freitag nach Boersenschluss wurde das lange erwartete Urteil
im Microsoft Prozess gefaellt. Eigentlich wurde es nur noch
verlesen, denn nachdem die Microsoft (MSFT) freundlich gestimmte
Bush Regierung den hartnaeckig gegen das Monopol von Bill Gates
kaempfenden Richter Pleinfield Jackson ausgetauscht hatte, war
das Urteil nur noch eine Formsache.
Lustig ist dabei die Begruendung des Richtertauschs: Jackson
haette sich schon vor der Verhandlung fuer eine Aufteilung des
Microsoft Konzerns ausgesprochen und sei daher voreingenommen.
Nun lagen die Geschicke von Microsoft wieder in den Haenden des
Anwaltes Charles James und der Richterin Colleen Kollar-Kotelly.
Bei beiden stand eine Aufteilung nicht zur Debatte.
Dennoch reichte diese „Altigkeit" aus, um einen Kaufrausch in
Technologieaktien an der Boerse zu initiieren. Microsoft legte
am Montag ueber 7% zu, der Nasdaq satte 3,5%. Fuer mich zeigt
dieses Verhalten der Anleger, dass doch ein grosser Optimismus
an der Boerse herrscht. Die Erwartung einer Erholung zumindest
der Boersenkurse, wenn schon nicht der Volkswirtschaft, ist
offenbar so gross, dass eine alte neue Meldung eine Rallye
initiieren kann.
Das Urteil fiel aus wie schon viele Urteile gegen Microsoft
zuvor: Der Monopolist solle sich doch bitte moralisch anstaendig
verhalten und seinen Machtmissbrauch, mit dem er Unternehmen wie
Netscape, Apple, RealNetworks oder Sun nachweislich an den Rand
des Ruins getrieben hat, nicht fortfuehren.
Fuer mich heisst das: Microsoft wird weiterhin Technologien und
Ideen von jungen innovativen Unternehmen kopieren und mit
verminderter Funktionalitaet unter in Kaufnahme von diversen
Inkonsistenzen mit den eigenen Produkten in den Markt druecken.
Finanziert wird diese Praxis mit der ueppigen Monopolrente von
$7,8 Mrd. p.a.
Allein diese Finanzkraft laesst Wettbewerber resignieren. Im
Ergebnis wird genau dass passieren, was die Kartellbehoerde
vermeiden sollte: Innovationen werden verlangsamt oder
zurueckgehalten. Innovationen, die nicht aus dem Hause Microsoft
kommen, haben keine Chance sich im Markt zu etablieren.
Zwar ist Microsoft durch das aktuelle Urteil verpflichtet
worden, auch Wettbewerbern eine Chance zu geben, indem deren
Produkte und Loesungen in Kombination mit Microsoft Windows
vertrieben und vermarktet werden koennen als auch technologische
Voraussetzungen geschaffen werden sollen, die eine solche
Anbindung ermoeglichen. Aber: Gegen die Querfinanzierung des
Monopolisten kommt niemand mehr an.
Microsoft entwickelt nach einem einfachen Schema: Es werden ein
paar Visionaere durch die Welt geschickt, um sich ein Bild der
Zukunft in bestimmten, vielversprechenden Bereichen zu machen.
Diese Visionaere sammeln ihre Ideen, geben den Ideen einen Namen
und verkuenden die Einfuehrung eines Produktes, das all diese
Wuensche erfuellt.
Dann beginnt Microsoft mit der Entwicklung. Zeitgleich halten
sich potentielle Kaeufer bereits mit Kaeufen von
Konkurrenzprodukten zurueck, denn es soll ja ein viel besseres
Produkt kommen – so etwas wie eine Eier legende Wollmilchsau.
Nachdem nun die Kaeufer einige Monate gewartet haben, werden sie
ungeduldig und laut und genau dann, wenn sie kurz davor sind,
entnervt das Konkurrenzprodukt zu kaufen, wird eine erste
Version von Microsoft in den Markt gegeben.
Diese ist dann voller Fehler und hat nicht annaehernd die
Funktionalitaet wie die Konkurrenzprodukte, aber aufgrund der
Marktposition von Microsoft wird vom Start her ein hoher
Marktanteil erzielt.
In den folgenden Versionen spielt Microsoft dann Aufholjagd mit
den Wettbewerbern und erhoeht seinen Marktanteil, bis denen
irgendwann die Luft ausgeht.
So war es mit MS-DOS und DR-DOS, mit Windows und Apple, mit dem
Internet Explorer und Netscape, mit dem Media Player und dem
Realplayer und Quicktime. Die entsprechenden Wettbewerber gibt
es kaum noch und Microsoft ist noch immer so aufgestellt, dass
dieses Unwesen fortgefuehrt werden kann.
Microsoft Gruender Bill Gates verfolgt die Vision, in jedem
Haushalt alle elektronischen Geraete als auch bei Unternehmen
die gesamte Infrastruktur per Windows und Co. steuern zu lassen.
Somit sind die naechsten Maerkte bereits definiert.
Mit der Xbox wird der Spielemarkt von Sony und Nintendo
aufgemischt. MSN Network greift die Dominanz von AOL und Yahoo!
an. Die unabhaengige Liberty Alliance, der jeder nach
Aktzeptieren bestimmter Sicherheitsrichtlinien beitreten kann,
wird von MS Passport bearbeitet. Windows CE sowie Pocket PC 2002
angelt im Bereich der Kleinstgeraete. E-Home soll nach Willen
von Bill Gates einmal Ihren Ofen und Ihre Waschmaschine steuern.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in 20 Jahren am Nachmittag
duschen moechten, Sie sich zuvor in Ihr Bett legen muessen und
von dort aufstehen und auf direktem Weg zur Dusche gehen
muessen, damit dann auch Wasser aus der Dusche kommt. Denn in
keiner anderen Technologie ist der Neustart so verbreitet, wie
in der Microsoftwelt.
Genug des Sarkasmus, was bedeutet diese Entscheidung fuer die
Aktie von Mister Softee und die Wettbewerber?
Microsoft's Aktie duerfte von dieser Entscheidung auch
langfristig profitieren. Mit einem KGV 03e von 27 ist jedoch
anzunehmen, dass diese Entscheidung bereits im Kurs eingepreist
ist und die Reaktion, die wir Anfang dieser Woche gesehen haben,
koennte vielleicht noch ein wenig fortgesetzt werden, duerfte
jedoch mittelfristig wieder egalisiert werden.
Einige Wettbewerber muessen sich jedoch warm anziehen. Es ist
nicht anzunehmen, dass Unternehmen wie SAP oder Siebel im
Bereich der Unternehmenssoftware oder Customer Relation
Management (CRM) demnaechst aus dem Markt gedraengt werden.
Jedoch wird Microsoft in derem Markt raeubern, wie es bereits
erfolgreich im Datenbanksektor Oracle zu spueren bekommt.
Am Dienstag folgte schon die naechste fuer die Boerse positive
UEberraschung: Bushs Republikaner gewannen die Senatswahlen und
verfuegen somit ab sofort ueber die Mehrheit in beiden
politischen Haeusern. Damit lassen sich nun einige
Entscheidungen herbeifuehren, deren Umsetzung noch bis vor
kurzem gegen die Mehrheit der Demokraten undenkbar war.
Vielleicht ist in diesem Rechtsrutsch der USA eine Trotzreaktion
auf den Linksrutsch in Europa zu sehen?
Eine Konjunktur, die am Boden liegt, eine Boerse, die
Multibillionen Dollar Papiergeld vernichtet hat, begruessen
natuerlich einschneidende AEnderungen. Und wenn diese dann auch
noch von der konservativen Partei durchgefuehrt werden, die
nicht einmal einer Microsoft das Handwerk legt, dann kann das
wirtschaftlich nur stimulierend sein. Die Boerse reagierte also
positiv auf dieses Wahlergebnis.
Am Mittwoch schliesslich senkte die Fed den US-Leitzins. Dies
hat aus geldpolitischer Sicht betrachtet den Effekt, dass mehr
Geld im Markt verfuegbar ist. UEber die Verwendung dieses Geldes
jedoch hat die Fed keine Kontrolle. Ein Teil geht sicherlich in
den Finanzmarkt. Aber die Tatsache, dass die Fed den bereits auf
Rekordtief befindlichen Leitzins erneut senkte, verschreckte
Investoren.
So war auch die erste Reaktion ein Absturz des Dow Jones um 150
Punkte. Anschliessend erholte sich die Boerse, wohl in freudiger
Erwartung, dass das Geld sicherlich ueber die Boersen fliessen
wuerde. Ob dies dann geschieht wird sich zeigen, ich werde im
folgenden Kapitel ein wenig detaillierter darauf eingehen.
Mittwoch Abend vermeldete John Chambers das Quartalsergebnis
fuer Cisco. Der CEO, der vor drei Jahren schon als aehnlich
erfolgreich gehandelt wurde, wie der legendaere General Electric
Chef Jack Welch, hat seit den konjunkturellen Problemen und dem
dadurch bedingten Kurssturz seiner Aktie sein Gehalt auf $1
gesetzt – als Zeichen, dass er in schweren Zeiten, in denen
Anleger Geld verlieren an der Aktie, sich nicht an dem
Unternehmen bereichern moechte.
Sicherlich ist dies nur ein Zeichen. Aber diese Zeichen ist
meiner Ansicht nach richtungsweisend fuer die Art der Bezahlung
in den USA: Wer in Boomzeiten unverschaemt viel Geld verdient,
der muss in schweren Zeiten auch mit unverschaemt wenig
zufrieden sein.
Auf absehbare Zeit wird sich daran wohl auch nichts aendern:
Denn Cisco sieht weiterhin schweren Zeiten entgegen. Das
Quartalsergebnis fiel zwar besser aus, als erwartet
(befuerchtet), dies ist aber den effektiven
Kosteneinsparmassnahmen des gut gefuehrten Unternehmens
zuzuschreiben. Der Umsatz hat sich nicht so erfreulich
entwickelt und wird wohl kuenftig weiter zurueckfallen.
Die Aktie fiel ueber Nacht um 5%.
Ich fasse zusammen: Microsoft wird weiter wachsen. Das ist gut
fuer das Geschaeft von Microsoft als auch fuer die
Unternehmenskultur in den USA, denn Unternehmer haben somit eine
gute Planungssicherheit, ohne vom Staat gestoert zu werden. Das
ist aber schlecht fuer die Wettbewerbsfaehigkeit der Branche.
Die Zinssenkung schwemmt kurzfristig mehr Geld in die Boerse, es
ist aber fraglich, ob dieses Geld fuer produktive Zwecke genutzt
wird.
Cisco hat zwar die Gewinnerwartungen erreicht oder sogar leicht
uebertroffen, aber nur doch Kosteneinsparungen. Die Umsaetze
werden weiter zurueckgehen.
Somit ist es verstaendlich, dass die Boerse, nachdem nun vorerst
keine einschneidenden Neuigkeiten mehr zu erwarten sind, auf
Konsolidierungskurs geht.
Um dieses zwiespaeltige Bild besser zu verstehen, habe ich im
naechsten Kapitel einmal den Begriff „Stagflation", der derzeit
immer haeufiger durch die Medien schwirrt, auf die aktuelle
Situation angewandt.