Von H.-P. SIEBENHAAR und P. SCHÄFER
RTL-Chef Gerhard Zeiler hält einen Einstieg von Liberty Media für gefährlich. Er glaubt, der US-Medienkonzern will nicht nur das Kabel übernehmen, sondern will auch beherrschenden Einfluss auf den TV-Markt ausüben.
KÖLN. RTL steht einem Engagement amerikanischer Medienkonzerne im deutschen Fernsehmarkt äußerst kritisch gegenüber. Gerhard Zeiler, Chef des größten Privatsenders in Deutschland, sagte dem Handelsblatt: „Wir Fernsehanbieter in Deutschland haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, einen in Europa einzigartigen und hochkompetitiven Fernseh–Qualitätsmarkt aufzubauen. Wir haben im Prinzip nichts gegen amerikanische Investoren. Der Markteinstieg von Unternehmen wie Liberty Media ist aber nicht notwendig, um angeblich im deutschen Fernsehmarkt Wettbewerb herzustellen.“ Zeiler wendet sich insbesondere gegen die Übernahme des Telekom-Kabels durch den US-Konzern Liberty Media. „Wir halten das Geschäftsmodell von Liberty für kartellrechtlich nicht genehmigungsfähig“, sagte Zeiler.
Der politisch erfahrene RTL-Chef, einst österreichischer Regierungssprecher und dann Chef des österreichischen Rundfunks ORF, befürchtet, dass es Liberty-Chef John Malone auch auf die privaten TV-Sender abgesehen hat: „Liberty will nicht nur das Kabel, sondern will auch beherrschenden Einfluss auf dem Markt der Programmanbieter ausüben. Dagegen wehren wir uns.“ Derzeit entscheidet das Bundeskartellamt in Bonn, ob Liberty 60 % des deutschen Kabelnetzes von der Deutschen Telekom für 5,5 Mrd. Euro kaufen darf. In den USA ist Liberty nicht nur Kabelbetreiber, sondern TV-Anbieter und hält Anteile am weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner.
Zeiler, 56, nennt das geplante Liberty-Kabelnetz in Deutschland ein „einzigartiges Monopol, wie es die Deutsche Telekom nie besessen hat“. Die scharfe Wortwahl könnte darauf hindeuten, dass RTL seine Marktführerschaft mittelfristig gefährdet sieht. Denn anders als RTL versucht Konkurrent Kirch, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten. Und Herbert Kloiber, Chef der Tele-München-Gruppe, verhandelt gar über einen Einstieg Malones. Kloiber besitzt nach Leo Kirch die größte Filmrechtebibliothek in Deutschland und ist Gesellschafter von RTL 2.
Der RTL-Chef hingegen räumt amerikanischen Medienhäusern kaum Erfolgschancen auf dem deutschen Markt ein. „Private Sender investieren 2 Mrd. Euro pro Jahr in die Produktionslandschaft. Die Schwelle, neu auf den Markt zu kommen und erfolgreich zu sein, ist sehr hoch.“ Man müsse sehr viel riskieren und investieren, um in Deutschland Erfolg zu haben.
Auch bei RTL sitzt derzeit das Geld nicht locker. Erstmals hat das Privatfernsehen im Jahr 2001 Werbeeinnahmen verloren. RTL Group meldete noch im Dezember einen Gewinnrückgang um bis zu 40 %. Das schlägt sich auch bei den Ausgaben nieder: „Das heutige Volumen an Produktions- und Programminvestitionen werden wir auch in den nächsten Jahren haben, aber nicht viel mehr“, so Zeiler. Im Nachtprogramm und früh morgens soll künftig kräftig gespart werden. „Wir sind in einem reifen Fernsehmarkt, in dem nicht mehr mit Wachstumsraten von 30 % gerechnet werden kann. Da muss jeder Sender – auch RTL – seine Kosten kontrollieren.“
Nach einer Prognose des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) wird die Werbewirtschaft 2002 nur um 1 % wachsen. Ob es im Laufe des Jahres wieder aufwärts geht, wagt der RTL-Chef nicht vorherzusagen. Branchenkenner wie Peter Haller von der Münchner Agentur Serviceplan oder Helmut Sendlmeier von McCann-Erickson rechnen mit einem Aufschwung im zweiten Halbjahr. Zeiler erwartet kein Sendersterben: „In der jetzigen Phase kann schon mal der eine Kanal durch einen anderen ersetzt werden. Aber der deutsche Werbemarkt ist sehr wohl in der Lage, die Vielzahl der heutigen Sender zu finanzieren.“
RTL Deutschland mit RTL, Vox, Super RTL und RTL 2 gehört mehrheitlich zum Medienkonzern Bertelsmann und führt mit einer Zuschauerquote von 14,8 % (2001) den TV-Markt in Deutschland an.
HANDELSBLATT
RTL-Chef Gerhard Zeiler hält einen Einstieg von Liberty Media für gefährlich. Er glaubt, der US-Medienkonzern will nicht nur das Kabel übernehmen, sondern will auch beherrschenden Einfluss auf den TV-Markt ausüben.
KÖLN. RTL steht einem Engagement amerikanischer Medienkonzerne im deutschen Fernsehmarkt äußerst kritisch gegenüber. Gerhard Zeiler, Chef des größten Privatsenders in Deutschland, sagte dem Handelsblatt: „Wir Fernsehanbieter in Deutschland haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, einen in Europa einzigartigen und hochkompetitiven Fernseh–Qualitätsmarkt aufzubauen. Wir haben im Prinzip nichts gegen amerikanische Investoren. Der Markteinstieg von Unternehmen wie Liberty Media ist aber nicht notwendig, um angeblich im deutschen Fernsehmarkt Wettbewerb herzustellen.“ Zeiler wendet sich insbesondere gegen die Übernahme des Telekom-Kabels durch den US-Konzern Liberty Media. „Wir halten das Geschäftsmodell von Liberty für kartellrechtlich nicht genehmigungsfähig“, sagte Zeiler.
Der politisch erfahrene RTL-Chef, einst österreichischer Regierungssprecher und dann Chef des österreichischen Rundfunks ORF, befürchtet, dass es Liberty-Chef John Malone auch auf die privaten TV-Sender abgesehen hat: „Liberty will nicht nur das Kabel, sondern will auch beherrschenden Einfluss auf dem Markt der Programmanbieter ausüben. Dagegen wehren wir uns.“ Derzeit entscheidet das Bundeskartellamt in Bonn, ob Liberty 60 % des deutschen Kabelnetzes von der Deutschen Telekom für 5,5 Mrd. Euro kaufen darf. In den USA ist Liberty nicht nur Kabelbetreiber, sondern TV-Anbieter und hält Anteile am weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner.
Zeiler, 56, nennt das geplante Liberty-Kabelnetz in Deutschland ein „einzigartiges Monopol, wie es die Deutsche Telekom nie besessen hat“. Die scharfe Wortwahl könnte darauf hindeuten, dass RTL seine Marktführerschaft mittelfristig gefährdet sieht. Denn anders als RTL versucht Konkurrent Kirch, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten. Und Herbert Kloiber, Chef der Tele-München-Gruppe, verhandelt gar über einen Einstieg Malones. Kloiber besitzt nach Leo Kirch die größte Filmrechtebibliothek in Deutschland und ist Gesellschafter von RTL 2.
Der RTL-Chef hingegen räumt amerikanischen Medienhäusern kaum Erfolgschancen auf dem deutschen Markt ein. „Private Sender investieren 2 Mrd. Euro pro Jahr in die Produktionslandschaft. Die Schwelle, neu auf den Markt zu kommen und erfolgreich zu sein, ist sehr hoch.“ Man müsse sehr viel riskieren und investieren, um in Deutschland Erfolg zu haben.
Auch bei RTL sitzt derzeit das Geld nicht locker. Erstmals hat das Privatfernsehen im Jahr 2001 Werbeeinnahmen verloren. RTL Group meldete noch im Dezember einen Gewinnrückgang um bis zu 40 %. Das schlägt sich auch bei den Ausgaben nieder: „Das heutige Volumen an Produktions- und Programminvestitionen werden wir auch in den nächsten Jahren haben, aber nicht viel mehr“, so Zeiler. Im Nachtprogramm und früh morgens soll künftig kräftig gespart werden. „Wir sind in einem reifen Fernsehmarkt, in dem nicht mehr mit Wachstumsraten von 30 % gerechnet werden kann. Da muss jeder Sender – auch RTL – seine Kosten kontrollieren.“
Nach einer Prognose des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) wird die Werbewirtschaft 2002 nur um 1 % wachsen. Ob es im Laufe des Jahres wieder aufwärts geht, wagt der RTL-Chef nicht vorherzusagen. Branchenkenner wie Peter Haller von der Münchner Agentur Serviceplan oder Helmut Sendlmeier von McCann-Erickson rechnen mit einem Aufschwung im zweiten Halbjahr. Zeiler erwartet kein Sendersterben: „In der jetzigen Phase kann schon mal der eine Kanal durch einen anderen ersetzt werden. Aber der deutsche Werbemarkt ist sehr wohl in der Lage, die Vielzahl der heutigen Sender zu finanzieren.“
RTL Deutschland mit RTL, Vox, Super RTL und RTL 2 gehört mehrheitlich zum Medienkonzern Bertelsmann und führt mit einer Zuschauerquote von 14,8 % (2001) den TV-Markt in Deutschland an.
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