Die angeschlagene Branche muss schnell die Kosten eindämmen. Ron Sommers Schicksal hängt vom Börsengang der Tochter T-Mobile und einer Wende beim Verlustbringer Voicestream ab.
Die Deutsche Telekom sitzt auf einem Schuldenberg von satten 64 Milliarden Euro. France Télécom geht es kaum besser. Der Konkurrent hat ungefähr die gleiche Summe an Schulden angehäuft. Bei dem ehemals kraftstrotzenden Monopolisten British Telecom (BT) konnte die Schuldenlast im Laufe des Jahres 2001 immerhin von knapp 50 Milliarden auf 27 Milliarden Euro gesenkt werden. Dafür mussten sich die Briten allerdings von zahlreichen Auslandsaktivitäten trennen und spielen zukünftig nur noch in der Zweiten Liga.
Die T-Aktie ging am Freitag mit Verlusten von 2,4 Prozent aus dem Handel. Neben der unerfreulichen finanziellen Situation zeigten sich Börsianer wenig erfreut darüber, dass die Bonner in der ersten Jahreshälfte den 49,9 prozentigen Anteil an Debis Systemhaus für 4,6 Milliarden Euro von DaimlerChrysler kaufen.
Sorgenkind Voicestream
"Die Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche sind alle sehr unterschiedlich aufgestellt, ein direkter Vergleich ist nicht möglich", sagt ein Branchenexperte von der Hamburger Sparkasse. Das Schlüsselsegment der Deutschen Telekom sei der Mobilfunk. Anders als France Télécom und BT, die einen Teil ihrer kostbaren Mobilfunkassets in einem schlechten Börsenumfeld auf das Parkett bringen mussten, sieht er in der zweiten Hälfte 2002 die Möglichkeit für eine erfolgreiche Emission von T-Mobile. Die von der Deutschen Telekom vorgesehenen zehn Milliarden Euro, die der Börsengang einspielen soll, würden das Unternehmen spürbar entlasten.
Holger Bosse, Analyst bei der Helaba, gibt allerdings zu bedenken, dass die Zukunft von Hoffungsträger T-Mobile durch UMTS und Voicestream stark belastet wird. In den ersten neun Monaten 2001 war bei der amerikanischen Mobilfunkgesellschaft ein Fehlbetrag von 2,3 Milliarden US-Dollar aufgelaufen. Das Ebitda, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, bei Voicestream müsse nun im vierten Quartal unbedingt positiv sein. Das sieht Theo Kitz, Telekom-Analyst bei Merck & Finck, ebenso. Ansonsten schwände die Glaubwürdigkeit Ron Sommers. Der Kundenzuwachs bei Voicestream sei im dritten Quartal enttäuschend gewesen. Wenn Sommer das Ebitda nicht von Beginn des Jahres an aus der Verlustzone bringt, "sehe ich die Emission von T-Mobile gefährdet und damit auch das wichtigste Ziel 2002 - den Schuldenabbau".
Insgesamt schätzen die Analysten den Kauf von Voicestream zwar als zu teuer aber dennoch positiv ein. Voicestream sei mit dem GSM-Standard in den USA besser als die Konkurrenz aufgestellt, sagt Kitz. Diese Technologie sei in den USA auf dem Vormarsch. Dennoch bleibe die Frage, wie viele Kunden Voicestream für sich auf dem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt neben den deutlich größeren Konkurrenten Verizon Wireless (Vodafone-Beteiligung) und AT & T Wireless gewinnen kann. "Das dritte Quartal war bezogen auf den Kundenzuwachs enttäuschend."
Unsichere Zukunft mit UMTS
Ob sich der Kauf der Milliarden teuren UMTS-Lizenzen jemals rechnen wird, ist zweifelhaft. "Auf jeden Fall haben T-Mobile und Vodafone die besten Chancen auf diesem Markt", so der Haspa-Experte. Sie hätten das größte Potential, um schnell Volumen zu generieren und die Fixkosten niedrig zu halten. Damit bestehe ein ganz klarer Vorteil gegenüber den kleinen Anbietern wie zum Beispiel der finnischen Sonera. Zu den Überlebenden in der Branche zählt er mittelfristig allein die vier Großen: Deutsche Telekom, France Télécom, die spanische Telefónica und Vodafone.
Kritisch beäugt werden von Analysten die vielen weißen Flecken, die T-Mobile in Westeuropa und Südamerika auf der Landkarte hat. An Möglichkeiten für zukünftige Kooperationen glaubt Kitz nicht. "Der Kuchen ist vergeben. In dieser Branche muss man eben auch schnell sein."
Positiv beurteilt er, dass sich die Stimmung insgesamt gegenüber der Telekommunikationsbranche in den vergangenen Monaten gebessert hat. Als Grund sieht er den 11. September. Anleger hätten gemerkt, dass die Telekommunikation weniger anfällig für Konjunkturschwankungen ist als andere Branchen. "Telefonieren müssen die Menschen immer." Zudem sei der Bedarf an Videokonferenzen gestiegen, seitdem sich die Menschen weniger gerne ins Flugzeug setzen.
(Quelle: manager-magazin.de)
So long,
Calexa
Die Deutsche Telekom sitzt auf einem Schuldenberg von satten 64 Milliarden Euro. France Télécom geht es kaum besser. Der Konkurrent hat ungefähr die gleiche Summe an Schulden angehäuft. Bei dem ehemals kraftstrotzenden Monopolisten British Telecom (BT) konnte die Schuldenlast im Laufe des Jahres 2001 immerhin von knapp 50 Milliarden auf 27 Milliarden Euro gesenkt werden. Dafür mussten sich die Briten allerdings von zahlreichen Auslandsaktivitäten trennen und spielen zukünftig nur noch in der Zweiten Liga.
Die T-Aktie ging am Freitag mit Verlusten von 2,4 Prozent aus dem Handel. Neben der unerfreulichen finanziellen Situation zeigten sich Börsianer wenig erfreut darüber, dass die Bonner in der ersten Jahreshälfte den 49,9 prozentigen Anteil an Debis Systemhaus für 4,6 Milliarden Euro von DaimlerChrysler kaufen.
Sorgenkind Voicestream
"Die Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche sind alle sehr unterschiedlich aufgestellt, ein direkter Vergleich ist nicht möglich", sagt ein Branchenexperte von der Hamburger Sparkasse. Das Schlüsselsegment der Deutschen Telekom sei der Mobilfunk. Anders als France Télécom und BT, die einen Teil ihrer kostbaren Mobilfunkassets in einem schlechten Börsenumfeld auf das Parkett bringen mussten, sieht er in der zweiten Hälfte 2002 die Möglichkeit für eine erfolgreiche Emission von T-Mobile. Die von der Deutschen Telekom vorgesehenen zehn Milliarden Euro, die der Börsengang einspielen soll, würden das Unternehmen spürbar entlasten.
Holger Bosse, Analyst bei der Helaba, gibt allerdings zu bedenken, dass die Zukunft von Hoffungsträger T-Mobile durch UMTS und Voicestream stark belastet wird. In den ersten neun Monaten 2001 war bei der amerikanischen Mobilfunkgesellschaft ein Fehlbetrag von 2,3 Milliarden US-Dollar aufgelaufen. Das Ebitda, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, bei Voicestream müsse nun im vierten Quartal unbedingt positiv sein. Das sieht Theo Kitz, Telekom-Analyst bei Merck & Finck, ebenso. Ansonsten schwände die Glaubwürdigkeit Ron Sommers. Der Kundenzuwachs bei Voicestream sei im dritten Quartal enttäuschend gewesen. Wenn Sommer das Ebitda nicht von Beginn des Jahres an aus der Verlustzone bringt, "sehe ich die Emission von T-Mobile gefährdet und damit auch das wichtigste Ziel 2002 - den Schuldenabbau".
Insgesamt schätzen die Analysten den Kauf von Voicestream zwar als zu teuer aber dennoch positiv ein. Voicestream sei mit dem GSM-Standard in den USA besser als die Konkurrenz aufgestellt, sagt Kitz. Diese Technologie sei in den USA auf dem Vormarsch. Dennoch bleibe die Frage, wie viele Kunden Voicestream für sich auf dem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt neben den deutlich größeren Konkurrenten Verizon Wireless (Vodafone-Beteiligung) und AT & T Wireless gewinnen kann. "Das dritte Quartal war bezogen auf den Kundenzuwachs enttäuschend."
Unsichere Zukunft mit UMTS
Ob sich der Kauf der Milliarden teuren UMTS-Lizenzen jemals rechnen wird, ist zweifelhaft. "Auf jeden Fall haben T-Mobile und Vodafone die besten Chancen auf diesem Markt", so der Haspa-Experte. Sie hätten das größte Potential, um schnell Volumen zu generieren und die Fixkosten niedrig zu halten. Damit bestehe ein ganz klarer Vorteil gegenüber den kleinen Anbietern wie zum Beispiel der finnischen Sonera. Zu den Überlebenden in der Branche zählt er mittelfristig allein die vier Großen: Deutsche Telekom, France Télécom, die spanische Telefónica und Vodafone.
Kritisch beäugt werden von Analysten die vielen weißen Flecken, die T-Mobile in Westeuropa und Südamerika auf der Landkarte hat. An Möglichkeiten für zukünftige Kooperationen glaubt Kitz nicht. "Der Kuchen ist vergeben. In dieser Branche muss man eben auch schnell sein."
Positiv beurteilt er, dass sich die Stimmung insgesamt gegenüber der Telekommunikationsbranche in den vergangenen Monaten gebessert hat. Als Grund sieht er den 11. September. Anleger hätten gemerkt, dass die Telekommunikation weniger anfällig für Konjunkturschwankungen ist als andere Branchen. "Telefonieren müssen die Menschen immer." Zudem sei der Bedarf an Videokonferenzen gestiegen, seitdem sich die Menschen weniger gerne ins Flugzeug setzen.
(Quelle: manager-magazin.de)
So long,
Calexa