Analysten sehen Preispotzenzial
Rohstoffe verlieren Schwung
Die meisten Analysten glauben, dass die vor rund vier Jahren begonnene Renaissance der Rohstoffmärkte noch längst nicht beendet ist. Es gebe jedoch einige Risiken zu beachten, warnen Fachleute.
FRANKFURT. Das Thema Rohstoffe beschäftigt die Öffentlichkeit immer stärker – zwangsläufig. Denn die stark gestiegenen Energiepreise sind eine starke Belastung sowohl für die Wirtschaft in den Industrieländern als auch für die Verbraucher. Die nicht selten zu den ärmeren Nationen in der Welt gehörenden Rohstoffproduzentenländer können nach beinahe zwei Jahrzehnten der Flaute indes etwas aufatmen. Denn nach einem kräftigen vierjährigen Preisaufschwung sind die Rohstoffindizes zuletzt in Nominalwerten auf das höchste Niveau der Neuzeit gestiegen. Wird die Entwicklung jedoch in realen Werten – also inflationsbereinigt – betrachtet, so liegen die Rohstoffpreise weiter auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
Die meisten Analysten glauben, dass die vor rund vier Jahren begonnene Renaissance der Rohstoffmärkte noch längst nicht beendet ist. Es gebe jedoch einige Risiken zu beachten, warnen Fachleute. „Das größte Risiko für die Rohstoffhausse sind steigende Rohstoffpreise selbst“, sagt Hans-Jürgen Klisch vom US-Finanzhaus Raymond James & Associates. Zum einen würden stark steigende Rohstoffpreise die Investitionstätigkeit in neue Projekte und damit in ein künftig größeres Angebot erhöhen. Zum anderen könne das Wachstum der Weltwirtschaft unter zu hohen Rohstoffpreisen leiden, was dann in der Folge zu einer schwindenden Nachfrage führen dürfte. Bei den Metallen sei diese Gefahr eher gegeben als zum Beispiel am Ölmarkt, wo auch höhere Explorationsausgaben wohl keine nachhaltige Ausweitung der Reserven bringen dürfte.
Nach einem positiven Anlageresultat von fast 26 Prozent während des Jahres 2005 dürfte der Rohstoffindex GSCI im laufenden Jahr weiter steigen, meint Jeffrey Currie von Goldman Sachs. Nachdem der Index im vierten Jahr in Folge geklettert ist und sich zudem im siebten Jahr relativ besser entwickelt hat als die globalen Aktienmärkte, rechnet Currie für 2006 mit einer Verlangsamung des Aufschwungs. Eine ähnliche Auffassung vertritt auch Richard Egelton, Chefökonom der Bank of Montreal.
Jeffrey Currie billigt dem GSCI-Rohstoffindex für das laufende Jahr ein Plus von immerhin zehn Prozent zu. Im Energiebereich sei ein positives Anlageergebnis wohl vor allem über die Umsetzung von Backwardation-Strategien zu erzielen, während Anleger in den meisten anderen Bereichen des breiten Segments der Rohstoffmärkte an weiter steigenden Preisen verdienen könnten. Von einer Backwardation an den Terminbörsen sprechen Experten dann, wenn die Preise der zeitlich nahen Fälligkeit von Futureskontrakten höher sind als die Preise der Futures für spätere Lieferung.
Goldman Sachs rechnet für das Jahr 2006 nicht mehr mit einem nachhaltigen Anstieg des Rohölpreises, sondern vielmehr mit einem durchschnittlichen Preis von 68,50 Dollar je Barrel. Dagegen wird für die meisten Buntmetalle (ausgenommen Nickel) und auch für zahlreiche Agrarrohstoffe von einem weiteren Anstieg der Notierungen ausgegangen. Höhere Metallpreise sieht im Jahr 2006 auch Tom Meyer von Raymond James Canada, der seine Preisprognosen zuletzt deutlich nach oben geschraubt hat. Bemerkenswert dabei ist die starke Anhebung der Preisprognose für Kupfer von bisher 1,48 Dollar auf jetzt 2,16 Dollar je Pfund.
Agrarische Rohstoffe wie Mais und Raps dürften entscheidende Impulse dadurch erhalten, dass ein Kampf der Nahrungsmittel- und Energiebranche um diese Rohstoffe ausbrechen könnte. Dabei wird vorausgesetzt, der Rohölpreis bleibt auf hohem Niveau und das Thema „erneuerbare Energien“ wird in den Industrieländern weiterhin mit Nachdruck vorangetrieben.
Diese beiden Commodities finden ähnlich wie Zucker bei der Produktion von Bio-Treibstoffen Anwendung. Während Zucker – in Brasilien Grundlage für die Herstellung von Ethanol – auf Grund dieses Effektes in den vergangenen Tagen bereits auf das höchste Niveau seit fast 25 Jahren gestiegen ist, haben Mais und Raps von ihrer Rolle als Basisstoffe für die Herstellung von Ethanol und Biodiesel bisher kaum profitiert.
Analysten warnen Anleger davor, Rohstoffe als homogene Einheit zu sehen. Die Preisaussichten für das laufende Jahr seien stark unterschiedlich, sagt BMO-Mann Egelton. „Unsere Favoriten für das Jahr 2006 sind eindeutig Uran, Zink und Gold“, sagt Patricia M. Mohr von der kanadischen Scotiabank. Für John Normand von J.P. Morgan existiert das größte Preissteigerungspotenzial derzeit am globalen Palladiummarkt. Höhere Preise erwartet er auch bei Rohöl. Der WTI-Preis könnte rasch seinen Weg zurück in Richtung 70 Dollar je Barrel finden.
In den Portefeuilles internationaler Anleger spielen Rohstoffe im Vergleich zu Aktien, Anleihen und Immobilien noch immer eine untergeordnete Rolle. „In den vergangenen drei Jahren ist das von institutionellen und privaten Investoren in Rohstoffe investierte Kapital wohl auf 70 bis 100 Mrd. Dollar gestiegen“, sagt Normand. Davon dürften rund 30 Mrd. Dollar auf Pensionskassen entfallen. Betrachte man, dass diese Investorengruppe in den USA und in Europa mehr als sieben Billionen Dollar in Aktien und Anleihen investiert habe, so werde die anhaltende Untergewichtung von Rohstoffen in der Welt der Anleger deutlich.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 24. Januar 2006, 12:12 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Rohstoffe verlieren Schwung
Die meisten Analysten glauben, dass die vor rund vier Jahren begonnene Renaissance der Rohstoffmärkte noch längst nicht beendet ist. Es gebe jedoch einige Risiken zu beachten, warnen Fachleute.
FRANKFURT. Das Thema Rohstoffe beschäftigt die Öffentlichkeit immer stärker – zwangsläufig. Denn die stark gestiegenen Energiepreise sind eine starke Belastung sowohl für die Wirtschaft in den Industrieländern als auch für die Verbraucher. Die nicht selten zu den ärmeren Nationen in der Welt gehörenden Rohstoffproduzentenländer können nach beinahe zwei Jahrzehnten der Flaute indes etwas aufatmen. Denn nach einem kräftigen vierjährigen Preisaufschwung sind die Rohstoffindizes zuletzt in Nominalwerten auf das höchste Niveau der Neuzeit gestiegen. Wird die Entwicklung jedoch in realen Werten – also inflationsbereinigt – betrachtet, so liegen die Rohstoffpreise weiter auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
Die meisten Analysten glauben, dass die vor rund vier Jahren begonnene Renaissance der Rohstoffmärkte noch längst nicht beendet ist. Es gebe jedoch einige Risiken zu beachten, warnen Fachleute. „Das größte Risiko für die Rohstoffhausse sind steigende Rohstoffpreise selbst“, sagt Hans-Jürgen Klisch vom US-Finanzhaus Raymond James & Associates. Zum einen würden stark steigende Rohstoffpreise die Investitionstätigkeit in neue Projekte und damit in ein künftig größeres Angebot erhöhen. Zum anderen könne das Wachstum der Weltwirtschaft unter zu hohen Rohstoffpreisen leiden, was dann in der Folge zu einer schwindenden Nachfrage führen dürfte. Bei den Metallen sei diese Gefahr eher gegeben als zum Beispiel am Ölmarkt, wo auch höhere Explorationsausgaben wohl keine nachhaltige Ausweitung der Reserven bringen dürfte.
Nach einem positiven Anlageresultat von fast 26 Prozent während des Jahres 2005 dürfte der Rohstoffindex GSCI im laufenden Jahr weiter steigen, meint Jeffrey Currie von Goldman Sachs. Nachdem der Index im vierten Jahr in Folge geklettert ist und sich zudem im siebten Jahr relativ besser entwickelt hat als die globalen Aktienmärkte, rechnet Currie für 2006 mit einer Verlangsamung des Aufschwungs. Eine ähnliche Auffassung vertritt auch Richard Egelton, Chefökonom der Bank of Montreal.
Jeffrey Currie billigt dem GSCI-Rohstoffindex für das laufende Jahr ein Plus von immerhin zehn Prozent zu. Im Energiebereich sei ein positives Anlageergebnis wohl vor allem über die Umsetzung von Backwardation-Strategien zu erzielen, während Anleger in den meisten anderen Bereichen des breiten Segments der Rohstoffmärkte an weiter steigenden Preisen verdienen könnten. Von einer Backwardation an den Terminbörsen sprechen Experten dann, wenn die Preise der zeitlich nahen Fälligkeit von Futureskontrakten höher sind als die Preise der Futures für spätere Lieferung.
Goldman Sachs rechnet für das Jahr 2006 nicht mehr mit einem nachhaltigen Anstieg des Rohölpreises, sondern vielmehr mit einem durchschnittlichen Preis von 68,50 Dollar je Barrel. Dagegen wird für die meisten Buntmetalle (ausgenommen Nickel) und auch für zahlreiche Agrarrohstoffe von einem weiteren Anstieg der Notierungen ausgegangen. Höhere Metallpreise sieht im Jahr 2006 auch Tom Meyer von Raymond James Canada, der seine Preisprognosen zuletzt deutlich nach oben geschraubt hat. Bemerkenswert dabei ist die starke Anhebung der Preisprognose für Kupfer von bisher 1,48 Dollar auf jetzt 2,16 Dollar je Pfund.
Agrarische Rohstoffe wie Mais und Raps dürften entscheidende Impulse dadurch erhalten, dass ein Kampf der Nahrungsmittel- und Energiebranche um diese Rohstoffe ausbrechen könnte. Dabei wird vorausgesetzt, der Rohölpreis bleibt auf hohem Niveau und das Thema „erneuerbare Energien“ wird in den Industrieländern weiterhin mit Nachdruck vorangetrieben.
Diese beiden Commodities finden ähnlich wie Zucker bei der Produktion von Bio-Treibstoffen Anwendung. Während Zucker – in Brasilien Grundlage für die Herstellung von Ethanol – auf Grund dieses Effektes in den vergangenen Tagen bereits auf das höchste Niveau seit fast 25 Jahren gestiegen ist, haben Mais und Raps von ihrer Rolle als Basisstoffe für die Herstellung von Ethanol und Biodiesel bisher kaum profitiert.
Analysten warnen Anleger davor, Rohstoffe als homogene Einheit zu sehen. Die Preisaussichten für das laufende Jahr seien stark unterschiedlich, sagt BMO-Mann Egelton. „Unsere Favoriten für das Jahr 2006 sind eindeutig Uran, Zink und Gold“, sagt Patricia M. Mohr von der kanadischen Scotiabank. Für John Normand von J.P. Morgan existiert das größte Preissteigerungspotenzial derzeit am globalen Palladiummarkt. Höhere Preise erwartet er auch bei Rohöl. Der WTI-Preis könnte rasch seinen Weg zurück in Richtung 70 Dollar je Barrel finden.
In den Portefeuilles internationaler Anleger spielen Rohstoffe im Vergleich zu Aktien, Anleihen und Immobilien noch immer eine untergeordnete Rolle. „In den vergangenen drei Jahren ist das von institutionellen und privaten Investoren in Rohstoffe investierte Kapital wohl auf 70 bis 100 Mrd. Dollar gestiegen“, sagt Normand. Davon dürften rund 30 Mrd. Dollar auf Pensionskassen entfallen. Betrachte man, dass diese Investorengruppe in den USA und in Europa mehr als sieben Billionen Dollar in Aktien und Anleihen investiert habe, so werde die anhaltende Untergewichtung von Rohstoffen in der Welt der Anleger deutlich.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 24. Januar 2006, 12:12 Uhr
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