Rohstoffe verlieren ihr Exoten-Image

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Rohstoffe verlieren ihr Exoten-Image

 
28.12.04 17:54

Metalle von Gold bis Zinn sind weltweit gefragt - Experten erwarten auch 2005 Preissteigerungen

Lange Zeit standen Investments in Rohstoffe im Schatten herkömmlicher Anlageformen wie Anleihen oder Aktien. Diese Situation hat sich in den zurückliegenden Monaten jedoch völlig geändert. Experten gehen sogar soweit und sprechen bereits von einer "Renaissance der Rohstoffe". Aus Anlegersicht gelten Anlagen in Rohstoffe als eine Absicherungsmöglichkeit des Depots gegen Terrorfolgen und Inflation, zudem besteht kaum Abhängigkeit etwa zu den Aktienmärkten. Das Interesse wird daher durch kurzfristige Preisturbulenzen allenfalls leicht gedämpft.

Im Vordergrund der Betrachtungen stehen üblicherweise die Energie- und die Edelmetallmärkte. Immerhin hat sich Rohöl in diesem Jahr in der Spitze um über 80 Prozent verteuert. Inzwischen ist der Preis für das europäische Brentöl zwar gefallen, liegt aber immer noch deutlich über den rund 30 Dollar von Anfang des Jahres. Ähnlich sieht es bei den Edelmetallen aus. Die Feinunze (entspricht 31,01 Gramm) Gold etwa kostet über zehn Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Doch auch anderen Rohstoffklassen wie die Industrierohmaterialien verzeichnen in diesem Jahr kräftige Preissteigerungen. Zu den Industrierohstoffen zählen etwa die Nicht-Eisen-Metalle (NE-Metalle) wie Kupfer, Aluminium, Zink und Zinn. Eine nachhaltige Entspannung des Marktes ist - ungeachtet der jüngsten Rückschläge - angesichts der hohen Nachfrage bei begrenztem Angebot nach Einschätzung der meisten Experten noch nicht in Sicht.

Bei den Prognosen für die weitere Entwicklung der Märkte steht vor allem das zukünftige Wirtschaftswachstum in China und der Region Südost-Asien im Mittelpunkt. Denn der immense Rohstoffhunger der Volksrepublik ist in den vergangenen Monaten zum entscheidenden Faktor auf der Nachfrageseite geworden. "Chinas Bedeutung ist in diesem Zusammenhang wichtiger denn je", urteilten zum Beispiel die Analysten von Morgan Stanley zur Bedeutung des Landes für den Rohstoffbereich.

Nach oben getrieben wurde die Nachfrage - und damit die Preise - aber auch durch die konjunkturelle Erholung weltweit. Die Vereinigung Europäischer Konjunkturinstitute (AIECE) prognostizierte vor kurzem eine leichte Entspannung. Für das Jahr 2005 wird eine "moderate Verlangsamung der Weltwirtschaft" erwartet. Dabei werde sich die langsamere Zunahme der Nachfrage dämpfend auf die Preise auswirken. Dies gelte auch für Rohstoffe wie Metalle, wo China eine wichtige Rolle spielt. Die Fachleute verwiesen auf Versuche der Regierung in Peking, die Wirtschaft abzukühlen.

Andere Experten sind diesbezüglich skeptischer. So sagt etwa Ingrid Sternby von Barclays Capital voraus: "Das anhaltend robuste Wachstum der Weltwirtschaft, schrumpfende Vorräte und der schier unersättliche Bedarf Chinas werden auch im Jahr 2005 für hohe Preise an den Metallmärkten sorgen." Die Londoner Rohstoffexpertin begründet ihre Ansicht mit dem kräftigen Anstieg der Frachtraten seit Anfang November. Dies sei ein untrügliches Zeichen für den erneut wachsenden Importbedarf Chinas an Rohstoffen und vor allem Metallen.

Das Rohstoffteam von ABN Amro hat in China noch großen Bedarf in der verarbeitenden Industrie und bei den Konsumenten beobachtet. Dieser sichere, so ihre Schlussfolgerung, die stabil hohe Nachfrage nach Basismetallen in absehbarer Zukunft ab. Nach Berechnung der australischen Macquarie Bank wird Chinas Bedarf zwar unter den durchschnittlichen Wachstumsraten der vergangenen Jahren von 20 bis 25 Prozent liegen. Die Nachfrage wird 2005 aber immer noch satte zehn bis 15 Prozent höher liegen als in diesem Jahr.

Das Problem dabei ist, dass das Angebot demgegenüber vergleichsweise gering ist. Dazu ein Beispiel: Die Kupfervorräte der Londoner Metallbörse (LME) liegen auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 1990. Insgesamt sind die Kupferbestände in diesem Jahr um mehr als 85 Prozent geschrumpft.

Die Entwicklung der Rohstoffe lässt sich an zwei wichtigen Barometern ablesen. Der Goldman Sachs Commodity-Index (GSCI) spiegelt die Entwicklung 25 wichtiger Rohstoffe und Waren wider. Sie werden gewichtet nach der Welthandelsproduktion der letzten fünf Jahre. Im GSCI ist die Energie mit über 70 Prozent stark vertreten. Der CRB-Index des Informationsdienstes Commodity Research Bureau enthält 17 Komponenten, darunter Weizen, Kaffee, Zucker, Gold, Rohöl und Kupfer. Anfang Dezember erklomm der CRB ein 23-Jahreshoch.

Bis vor wenigen Jahren war die Anlage in Rohstoffen nur Profis vorbehalten. Durch die Ausweitung des Zertifikatemarktes hat sich dies grundlegend geändert. Dabei geht der Trend längst über die einfache Abbildung des jeweiligen Preises hinaus. In einem ersten Schritt wurden Gold- oder Silber-Zertifikate mit einer zusätzlichen Währungssicherung versehen, um eine Anlagemöglichkeit zu eröffnen, deren Erfolg nicht durch Veränderungen an den Devisenmärkten beeinflusst wird. Hintergrund ist, dass die Preise für Gold oder Rohöl an den Warenterminmärkten stets in Dollar ermittelt werden und Käufer eines entsprechenden Zertifikats damit neben dem Preisrisiko des Rohstoffs auch die Gefahr von Wechselkursverlusten tragen. Durch so genannte Quanto-Zertifikate wird dieses Risiko nun ausgeklammert.

Société Générale und JP Morgan bieten gleich zwei Banken Zertifikate auf Rohstoffe an, bei denen für den Anleger jedes Verlustrisiko komplett ausgeschaltet ist und die trotzdem in vollem Umfang an Kursgewinnen der Warenmärkte teilhaben. Die Papiere der Société Générale beziehen sich jeweils auf einen Warenkorb. Zum einen sind dies ausschließlich Industriemetalle (Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel und Zink - ISIN: DE000SG093D2). Zum anderen ist es ein breiter gefächertes Rohstoff- Sortiment, das neben Aluminium und Kupfer auch die Edelmetalle Gold und Platin sowie Rohöl beinhaltet (DE000SG093E0). Bei Fälligkeit wird die durchschnittliche Wertsteigerung aller fünf betrachteten Rohstoffe berechnet, und der entsprechende Betrag wird zusätzlich zu dem ohnehin garantierten Rückzahlungsbetrag von 1 000 Euro ausgezahlt. Zudem bietet die Bank ein Papier, in dem auch Erdgas enthalten ist. Auch bei diesem Zertifikat hat der Anleger eine 100-prozentige Garantie auf das eingesetzte Kapital und partizipiert voll an den durchschnittlichen Kurszuwächsen der abgebildeten Rohstoffe. Einen Schritt weiter geht JP Morgan; ihr Papier ermöglicht sogar, leicht über 100 Prozent an den Kursgewinnen teilzuhaben (DE000JPM0VC8).

Neu auf dem Markt sind zudem Indexzertifikate aus dem Hause Goldman Sachs, die sich auf die GSCI- Rohstoffindizes beziehen. Mit diesen Papieren partizipieren Anleger eins zu eins an der Entwicklung der GSCI-Subindizes auf Edelmetalle (DE000GS3Y858) oder Industriemetalle (DE000GS3Y825)- in diesem Fall aber ohne Garantie. 

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