Riskante Finanzwetten

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Riskante Finanzwetten

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13.11.06 20:12

Riskante Finanzwetten

Immer neue Arten von Termingeschäften ermöglichen immer höhere Gewinne an der Börse. Doch auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.

Von Thomas Hammer 

 
Riskante Finanzwetten 2906379

Mit Derivaten ist auch eine Absicherung gegen einen Kurssturz möglich.
Foto: Reuters

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Bei Derivaten für Privatanleger stückelt eine Bank die Geschäfte in kleine handelbare Einheiten und bietet diese dann über die Börse an - das wird in der Fachsprache als "Verbriefung" bezeichnet.

Die klassische Variante des verbrieften Derivates ist der Optionsschein, mit dem der Investor auf steigende oder fallende Kurse einer bestimmten Aktie spekulieren kann. Die Wette auf steigende Kurse wird als "Call" bezeichnet.

Am Ende der Laufzeit hat der Besitzer des Optionsscheins das Recht, die Aktie zu einem vorher festgelegten Kurs zu kaufen. Liegt der Kurs der Aktie darüber, kann mit dem sofortigen Weiterverkauf Gewinn gemacht werden. Ist der aktuelle Kurs hingegen niedriger als der im Optionsschein genannte Kurs, wird das Papier wertlos, weil sich der Aktienkauf am Ende der Laufzeit nicht lohnt.

Das Spekulieren auf fallende Kurse

Das Gegenstück hierzu ist der "Put"-Optionsschein, mit dem auf fallende Kurse spekuliert wird. Hier können Investoren am Ende der Laufzeit die als Basiswert dienende Aktie zum festgelegten Kurs an den Herausgeber des Optionsscheins verkaufen. Je tiefer die Aktie bis dahin unter die Kursschwelle fällt, umso höher ist der Gewinn des Optionsschein-Besitzers.

Optionsscheine gibt es nicht nur auf Aktien, sondern auch auf Währungen, Edelmetalle, Rohstoffe, Anleihen oder ganze Aktienindizes. Bei einem Index erfolgt dann am Ende der Laufzeit ein Barausgleich, weil ein Aktienindex kein eigenständiges Wertpapier ist.

Das Besondere an diesen Derivaten ist die enorme Hebelwirkung. Weil für das Recht zum Erwerb oder Verkauf eines Wertpapiers zum festen Kurs nur eine verhältnismäßig niedrige Optionsprämie bezahlt werden muss, kann beispielsweise eine Aktienkurs- oder Indexanstieg um zehn Prozent dazu führen, dass sich der Wert eines Optionsscheins verdoppelt.

Umgekehrt können jedoch solche Kursschwankungen auch dazu führen, dass ein Optionsschein völlig wertlos wird. "Hohe Gewinne und Totalverlust liegen hier eng beisammen", sagt ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Stillhalten gefährlich

Noch heftiger fallen die Schwankungen bei Futures aus, wo beim Investment nicht die ganze Optionsprämie, sondern nur ein Teil davon als Sicherheitsmarge bezahlt werden muss.

Damit kann im Vergleich zum Optionsschein mit dem gleichen Geldeinsatz ein noch größeres Kapitalvolumen gehebelt werden - allerdings droht bei Fehlspekulationen mehr als nur der Totalverlust.

Fällt der Kurs unter die kritische Marke, kann die Bank einen Nachschuss verlangen oder das Geschäft zwangsliquidieren. Dann ist nicht nur der gesamte Einsatz verloren, sondern die Anleger müssen noch nachträglich draufzahlen.

 
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Ein ähnliches Risiko ist damit verbunden, wenn der Investor bei einem Optionsgeschäft als sogenannter "Stillhalter" fungiert. Der Stillhalter ist nämlich derjenige, der die Aktien zu den entsprechenden Derivatgeschäften letztendlich liefern beziehungsweise kaufen muss - und auch hier können immense Nachschuss-Verbindlichkeiten entstehen. "Solche Geschäfte sollten selbst erfahrene Anleger auf keinen Fall eingehen", warnt die DSW.

Neben den klassischen Optionsscheinen gibt es noch eine Vielzahl weiterer Produkte, die Chance und Risiko je nach Ausgestaltung entweder noch weiter hebeln oder reduzieren. Dazu zählen Turbo- und Knock-out-Optionsscheine oder Discount-Optionsscheine.

Allerdings können die Anleger bei solchen Produkten kaum nachvollziehen, ob sie für das Risiko, das sie eingehen, einen angemessenen Preis zahlen. "Je komplizierter die Produkte, umso mehr bleibt oft die Fairness bei der Preisbildung auf der Strecke", sagt Markus Straub, Vorstandsmitglied bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Erhebliche Preisdifferenzen

Bereits bei einfachen Optionsscheinen mit ähnlicher Ausgestaltung habe die SdK schon Preisdifferenzen bis zu 100 Prozent beobachtet.Vor diesem Hintergrund mahnt Straub: "Man sollte auf keinen Fall ein Derivat kaufen, dessen Funktionsweise man nicht hundertprozentig versteht." Wer sie als Spekulationsinstrument einsetzt, sollte seinen Einsatz so begrenzen, dass auch im schlimmsten Fall der finanzielle Spielraum nicht gefährdet wird.

In manchen Fällen können Derivate auch Wertschwankungen im Gesamtvermögen reduzieren - wenn sie gezielt als Gegengewicht eingebaut werden.

So lässt sich etwa ein Portfolio an US-Aktien gegen die Kursschwankungen des Dollar absichern, indem ein kleiner Teil des Investments in Put-Optionsscheine auf den Dollarkurs fließt.

Verliert der Dollar an Wert, können die Gewinne aus dem Derivat den Wertverlust der Aktien ausgleichen. Steigt der Dollarkurs an, reduziert sich der Gesamtgewinn, weil die Optionsscheine wertlos werden - dieser Gewinnverzicht ist dann der Preis für die Absicherung nach unten.

(SZ vom 14.11.2006)

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