Gibt es keine Meldungen zu ricardo.de.
Die gehen ja ganz schön ab. Aktuell 45 Euro.
Ich habe nur einen Bericht von der letzten Woche.
Wer hat sonst noch Infos ?
schoko
Ricardo.de: Auf dem Weg in eine neue Dimension
(
www.stis-weekly.de) Wir haben - wie angekündigt - am letzten Montag die Aktie der Ricardo.de in unser spekulatives Musterdepot aufgenommen. Nunmehr werden wir
versuchen, Ihnen die Gründe für unsere Entscheidung darzustellen.
Das Unternehmen...
Die Ricardo.de Aktiengesellschaft ist Anbieter einer Internet-Auktionsplattform. Auf der Homepage des Unternehmens
www.ricardo.de werden Waren aller Art von
Unternehmen oder Privatpersonen versteigert bzw. erworben.
Ricardo ist ein noch sehr junges Unternehmen, das erst am 21. Juli 1998 gegründet wurde. Die Unternehmenskonzeption wurde seit September 1997 entwickelt. Bereits
am 25. August 1998 nahm Ricardo das operative Geschäft auf - übrigens mit lediglich 2 Angestellten. Zum Ende des Kalenderjahres 1998 waren 22.000 Kunden in der
Ricardo-Datenbank registriert und ca. eine Million DM Umsatz erwirtschaftet worden. Im März 1999 war die Kundenzahl auf 43.000 gestiegen, im Mai erfolgte die
Umwandlung der Ricardo.de GmbH in eine AG und seit dem 21.07.1999 ist das Unternehmen am Neuen Markt notiert (der Emissionspreis betrug 28 Euro). Das erste
(Rumpf-)Geschäftsjahr wurde am 31.06.1999 mit einem Gesamtumsatz von 6,3 Millionen DM und einem planmäßigen Verlust von 2,7 Millionen DM (vor IPO-Kosten)
abgeschlossen. Das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres 1999/2000 endete am 30.09.1999 mit einem Umsatz von 5,9 Millionen DM, einem Verlust von 2,7 Millionen
DM und 250.000 registrierten Kunden. Gegenwärtig sind ca. 350.000 Kunden bei Ricardo erfaßt. In diese noch junge Unternehmensgeschichte fallen befristete
Kooperationen oder langfristige Bündnisse mit dem Stern, dem OTTO Versand, der Deutschen Telekom, Cinemaxx, SAT.1, der comdirect bank, ProSieben, funcity, dem
Shoppingsender H.O.T., Mobilcom und der Tomorrow Internet AG.
Wenn man sich diesen kurzen "historischen" Abriß betrachtet, wird man zugeben müssen, daß dieses Unternehmen in dem einen Jahr seines Bestehens durchaus
erstaunliches geleistet hat.
...und die Geschäftsidee
Das Internet unterliegt momentan einer vollkommenen Verwandlung seines ursprünglichen Charakters - in den USA ist dies mit einem Zeitvorsprung von 24 bis 36 Monaten
gegenüber Deutschland noch besser zu erkennen. Das Netz war am Anfang ein reines Informations- und Kommunikationsmedium für Wissenschaftler, Computerexperten
und Freaks (die Grenzen sind da fließend...). Kommerz galt in dieser Atmosphäre als sehr unanständig und wurde entsprechend "geflamt".
Heute ist das Netz auf dem Wege, sich zu allererst als eine Kommerzplattform zu präsentieren (Anmerkung: Der Verfasser registriert diese Tatsache keineswegs mit
deutschtypischer Empörung oder Betroffenheit; er hält sie vielmehr für einen Segen für die Menschheit und wird sich dazu demnächst nochmals kommentierend äußern).
Das Netz also ist Kommerz, Kommerz aber ist in seinem Wesen Gütertausch. Jeder Tauschverkehr benötigt Handelsplattformen - vom fahrenden Händler und dem
städtischen Marktplatz des Mittelalters bis zum modernen Shopping-Center. Wo aber treffen im unübersichtlichen Web die Tauschpartner aufeinander? Wer betreibt hier
einen effektiven Marktplatz?
In Deutschland jedenfalls ist Ricardo dafür die erste Adresse! Bei Ricardo.de können Angebots- und Nachfrageseite im Internet ihren Ausgleich finden.
Das auf solchen virtuellen Marktplätzen umgesetzte Handelsvolumen wächst mit atemberaubender Geschwindigkeit. Weltweit betrachtet stiegen die Umsätze im
e-business in wenigen Jahren aus dem Millionen- in den Milliardenbereich und werden eines Tages möglicherweise in Billionen $ gemessen werden. Ricardo steht bereit,
um einen möglichst großen Teil dieser Umsätze über den eigenen Marktplatz abzuwickeln - und sie natürlich mit einer kleinen Vermittlungsgebühr zu belegen.
Die Erfolgskriterien
Wir glauben, daß es bei dem hier zu besprechenden Geschäftsmodell im wesentlichen um nur ein Kriterium geht, das darüber entscheidet ob ein Unternehmen sich aus
der Masse der Konkurrenz herausheben kann und damit seinen langfristigen Erfolg sichert: nämlich schiere Größe bzw. Bekanntheit. Um bei diesem alles entscheidenden
Kriterium einen Top-Wert zu erreichen, sind allerdings überdurchschnittliche Leistungen des Managements von höchster Wichtigkeit. Zu beachten sind darüber hinaus
Fragen des Design, des Komforts und der technischen Ausfallsicherheit des Internet-Angebots.
Wozu Größe?
Unsere Fixierung auf den Faktor Größe resultiert aus der inneren Logik des Geschäftsmodells der Ricardo AG. Da das Unternehmen einen Marktplatz betreibt, ist der
Ausgleich von Angebots- und Nachfrageseite der Sinn der Veranstaltung. Dieser Ausgleich kann hinreichend oft nur zustande kommen, wenn eine möglichst große Menge
einzelner Wirte relativ zeitgleich auf diesem Markt zugegen ist. Dieses Prinzip wirkt dabei selbstbeschleunigend. Ein Markt auf dem ein hohes Handelsvolumen
abgewickelt wird ist für die Tauschpartner attraktiv, weil sich so ihre Chancen erhöhen mit ihren Wünschen zum Zuge zu kommen. Ein solcher Markt wird also verstärkten
Zulauf tauschwilliger Wirte verzeichnen können, womit sich dann vice versa sein Handelsvolumen und seine Attraktivität nochmals steigert usw. An der Börse ist Ihnen das
Prinzip ja gut vertraut; es mündet dort in die Frage nach dem Börsenplatz mit der höchsten Liquidität.
Marktpotential...
Ricardo ist in einem Marktsegment tätig, das mit rasender Geschwindigkeit wächst. Ende 1999 werden nach Schätzungen verschiedener Marktforschungsunternehmen in
Deutschland ca. 10 Millionen Menschen einen Internetzugang haben, in Europa werden es 43 Millionen sein. Bis 2002 sollen sich diese Zahlen nochmals verdoppeln. Für
die USA geht man bis Ende 2002 von 118 Millionen Internetnutzern und einem Handelsvolumen im Online-Auktionsbereich von ca. 70 Milliarden US $ aus. Auf Europa
dürften diese Schätzungen tendenziell übertragbar sein, so daß sich bis 2002 unter Berücksichtigung der geringeren Penetrationsrate ein Marktvolumen von ca. 30
Milliarden Euro ergeben könnte. Andere Schätzungen gehen übrigens von beinahe doppelt so hohen Zahlen aus.
...und die Stellung der Ricardo.de AG
Wenn es also insgesamt auf Größe ankommt und der Markt schnell wächst, dann gibt es für Ricardo nur eine Forderung: noch schnelleres Wachstum. Das Wachstum
muß jetzt erfolgen, heute wird der Markt verteilt - Wachstum geht daher im Moment klar vor Profitabilität. Sie können bereits aus der obigen Beschreibung der
Unternehmensentwicklung erkennen, daß Ricardo diese Forderung bisher erfüllen kann:
im August 1998 bei Null gestartet, heute etwa 350.000 registrierte Kunden
im Zeitraum Juli bis Dezember 1998 ca. 1 Million DM Umsatz
im Zeitraum Januar bis Juni 1999 ca. 5,2 Millionen DM Umsatz
von Juli bis September 1999 ca. 5,9 Millionen DM Umsatz
bis Juni 2000 weitere 32,7 Millionen DM Umsatz vom Unternehmen geplant
Erfreulich ist dabei, daß das Unternehmen bisher seine Prognosen ständig geschlagen hat. So mußte nach der Verkündung der Zahlen für das erste Quartal 1999/2000 die
Prognose für das Geschäftsjahr um 64% (!) angehoben werden. Der interne Businessplan sah ursprünglich bis zum 30.06.2001 (!) die Gewinnung von 250.000 registrierten
Kunden vor. Die bereits deutlich optimistischeren Prognosen zum IPO gingen von 320.000 Kunden bis 06/2000 aus. Tatsächlich sind bereits heute, wie schon gesagt,
350.000 Kunden registriert. Wir erwarten bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres (30.06.2000) zwischen 800.000 und 1.000.000 in der Ricardo-Datenbank
verzeichnete Nutzer.
Ricardo hat nach unserer Einschätzung bereits heute die kritische Masse überschritten, um den oben beschriebenen sich selbst verstärkenden Wachstumsprozeß in
Gang zu setzen. Die Kettenreaktion läuft also schon.
Internationalisierung als Weg zur Größe
Die Expansion in das europäische Ausland wird vom Management der Ricardo.de AG als strategisches Ziel aufgefaßt. Die Vorbereitungen für die Aufnahme des operativen
Geschäfts in den Zielmärkten Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande und Skandinavien laufen auf Hochtouren. Das Unternehmen will in diesen Märkten
Vor-Ort-Präsenzen mit einem eigenen potenten Management aufbauen, um lokalspezifische Kompetenz zu gewinnen und um einen besseren Kontakt zu den Kunden, den
logistischen Dienstleistern und den Werbepartnern zu gewinnen. Diese Art der Expansion ist zweifellos aufwendiger und viel schwieriger zu organisieren, als es eine
einfache Freischaltung diverser, in die jeweiligen Landessprachen übersetzter Ricardo.xyz-Seiten von Deutschland aus wäre. Sie bietet aber andererseits ungleich mehr
Möglichkeiten, in den jeweiligen Märkten wirklich eine wichtige bzw. die entscheidende Rolle zu spielen und nicht nur irgendwie präsent zu sein.
Im Jahr 1999 sind jedoch die entsprechenden Vorbereitungen nicht mehr abschließbar, so daß entgegen ursprünglicher Erwartungen in diesem Jahr eine
Internationalisierung nicht erfolgen wird. Ab dem ersten Quartal 2000 sollten aber entsprechende Meldungen erwartet werden können. An diesem Punkt der
Unternehmensentwicklung ist das Management außerordentlich stark gefordert. Wir werden mit höchstem Interesse verfolgen, wie gut diese Expansion gelingt. Eine
gelungene Ausweitung des Geschäfts in das europäische Ausland ist für das Wachstumspotential der Ricardo jedenfalls mittelfristig von entscheidender Bedeutung.
Insbesondere der Einstieg in den britischen Markt muß so schnell und kraftvoll wie möglich realisiert werden, da die Nutzung des Internet dort stärker verbreitet ist als in
Deutschland und es mit eBay und QXL bereits sehr starke Konkurrenten gibt.
Weitere Faktoren: Management, Design, Verfügbarkeit
Wie bereits dargestellt, kommt es bei einem Unternehmen welches bei Null beginnt und ein extrem hohes Wachstum steuern muß auf die Fähigkeiten des Managements
ganz besonders an. Wir sind davon überzeugt, daß hier der entscheidende Unterschied zwischen Ricardo.de (und bis zu ihrem Aufkauf sicher auch Alando) auf der einen
und den vielleicht 50 anderen deutschen Auktionsanbietern auf der anderen Seite liegt. Während Ricardo in den Medien präsent ist, phantastische Kooperationen eingeht
und mittlerweile die kritische Masse erreicht hat, dümpelt die Schar der Durchschnittsfirmen weitgehend unentdeckt vor sich hin. Die Gesellschaft wird von einem
dreiköpfigen Vorstand geführt. Dr. Christoph Linkwitz fungiert als Chief Executiv Officer und verantwortet die Bereiche Unternehmenssteuerung, Finanzen, IT und Customer
Care. Dr. Stefan Glänzer ist als Chief Business Officer für Geschäftsentwicklung, PR, Einkauf und Strategie zuständig. Dr. Stefan Wiskemann führt die Bereiche
Marketing, Publishing und Internationalisierung. Die Vorstände waren die Gründer des Unternehmens und kennen sich bereits aus Studienzeiten. Alle drei studierten
Betriebswirtschaft und promovierten im Anschluß daran - Linkwitz über Optionen, Glänzer über Strategisches Management und Wiskemann über Medien. Die Vorstände
besitzen zahlreiche Erfahrungen mit "Neuen Medien" und gute Kontakte in die Medienbranche.
Die Internetseite von Ricardo ist sehr ansprechend und modern gestaltet worden. Hervorzuheben ist insbesondere die übersichtliche Struktur innerhalb der einzelnen
Auktionsbereiche. Insgesamt kommt die Seite beim Publikum hervorragend an.
Die Verfügbarkeit des Systems ist durch ein (im Vergleich zum Hauptnetz allerdings deutlich leistungsschwächeres) Backing-Netz sichergestellt, so daß ein Totalausfall
der Seite, wie im Juni diesen Jahres bei eBay geschehen, recht unwahrscheinlich ist.
Das Geschäftsmodell im Einzelnen
Ricardo bietet Auktionen auf drei verschiedenen Ebenen an:
a) Business-to-Private-Auktion
Diese Art der Auktion ist das ursprüngliche Geschäft von Ricardo, bei dem erstklassige und ungebrauchte Markenartikel von Geschäftspartnern wie 3com, Microsoft,
Philips, Sony, Hewlett Packard, CHS, Canon, Bosch, Loewe usw. entweder über eine moderierte Live-Auktion oder über eine unmoderierte und über mehrere Tage laufende
Non-Stop-Auktion versteigert werden.
Die Ware wird von Ricardo meist in Kommission für den Hersteller gegen eine Provision von ca. 10% des erzielten Verkaufspreises versteigert. Teilweise betreibt das
Unternehmen auch einen Eigenhandel, bei dem Ricardo Waren einkauft und versucht, diese teurer zu versteigern. Die Risiken dieses Geschäfts sind recht gering. Beim
Kommissionsgeschäft geht nicht abverkaufte Ware an den Hersteller zurück. Für verkaufte Posten wird immer eine Provision fällig, die sich nach dem tatsächlich erzielten
Erlös bemißt. Dies gilt auch dann, wenn das Produkt weit unter dem vom Hersteller empfohlenen Verkaufspreis abgegeben wurde. Der Eigenhandel birgt naturgemäß mehr
Risiken. Jedoch kann Ricardo seine Einkaufsmenge sehr schnell und sehr flexibel an die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Ricardo unterhält keine eigenen
Lagerkapazitäten, sondern bedient sich hier der Dienstleistungen spezialisierter Logistikunternehmen. Da vor der Lieferung eines Produktes der Kaufpreis bei Ricardo
eingegangen sein muß, besteht auch kein Inkassorisiko.
Der Vorteil für die Produkthersteller liegt darin, daß Ricardo ihnen einen effektiven, eingeführten und preiswerten Direktvertriebsweg und eine ständig steigende Kundenzahl
bietet. Die Hersteller umgehen somit den teuren Groß- und Zwischenhandel. Darüber hinaus läßt sich mit den Versteigerungen bei Ricardo ein Werbeeffekt erzielen.
Die Business-to-Private-Auktion ist gegenwärtig für Ricardo der wichtigste Umsatzträger. Wir erwarten auch für die Zukunft in diesem Bereich erhebliches Wachstum,
glauben aber doch, daß die anderen Geschäftsbereiche in der Zukunft eine größere Bedeutung haben werden. Da der B-P-Bereich recht margenschwach ist (Brutto ca.
10%), ist dies verschmerzbar.
b) Private-to-Private-Auktion
Im Unterschied zur Business-to-Private-Auktion versteigert Ricardo im P-P-Bereich keine eigenen Waren. Vielmehr handelt es sich hier um einen gigantischen "Flohmarkt"
auf dem Privatpersonen als Anbieter auftreten. Allerdings sind zahlreiche Anbieter auch hier (semi)professionelle Kleinhändler. Ricardo ist nicht am Inkasso oder dem
Versand der Waren beteiligt, dies wird von den Geschäftspartnern selbst organisiert. Das Unternehmen stellt nur die Handelsplattform zur Verfügung und bietet ein
interessantes Informationswerkzeug an. Bei Ricardo werden registrierte User nach einem Geschäftsabschluß befragt, wie der jeweilige Geschäftspartner sich verhalten hat.
Diese Information ist dann für alle anderen User zugänglich, so daß sich im Laufe der Zeit positive oder negative Nutzerprofile bilden. Dies erhöht die Sicherheit für alle
Beteiligten.
Typischerweise handelt es sich bei den hier angebotenen Waren um gebrauchte und meist geringwertige Güter. Dessen ungeachtet wickelt man momentan bereits ein
Handelsvolumen von 10 Millionen DM pro Monat erfolgreich ab. Das angebotene Warenvolumen ist über 100 Millionen DM wert.
Noch ist die Nutzung dieses Services bei Ricardo kostenlos. Im Jahr 2000 wird aber auf die abgeschlossenen Geschäfte eine Provision in Höhe von 3% erhoben werden.
Bis zum Ende des Geschäftsjahres rechnen wir mit Erlösen in Höhe von ca. 2 Millionen DM pro Quartal aus diesem Geschäftsbereich - mit stark steigender Tendenz. Die
Margen in diesem Bereich dürften sehr hoch sein. Wir rechnen Brutto mit 70 bis 80%.
c) Business-to-Business-Auktion
Die B-B-Auktionen sind ein neuer Geschäftsbereich der sich noch im Konzeptionsstadium befindet und in den Planzahlen des Unternehmens noch nicht enthalten ist.
Dabei sollen Waren und Dienstleistungen zwischen Unternehmen ausgetauscht werden. Dies kann innerhalb und außerhalb geschlossener Benutzergruppen abgewickelt
werden. Ricardo würde wie bei den P-P-Auktionen nur als Mittler auftreten, Warenangebot, Lieferung und Inkasso bleiben in der Verantwortung der Nutzer.
Es gibt Anzeichen dafür, daß dieses B-B-Geschäft das Volumen der anderen Geschäftssegmente in mittlerer Zukunft weit überflügeln könnte. Marktforschungsinstitute
erwarten für 2003 im B-B-Segment einen doppelt so hohen Umsatz wie in den herkömmlichen Bereichen. In den USA ist die auf dieses Geschäft spezialisierte
Gesellschaft VerticalNet im letzten Quartal sequentiell um beinahe 50% gewachsen.
Ricardo will in diesem Segment "unbedingt dabeisein" und betreibt die Vorbereitungen dafür mit aller Energie. Wir erwarten den Markteintritt bis spätestens zum
30.06.2000, wahrscheinlich erfolgt er jedoch bereits früher.
Werbung und Marktforschung
Die Internetseite
www.ricardo.de ist eine der in Deutschland am stärksten frequentierten Webadressen. Die Zahl der Page Views explodiert geradezu.
09/98
12/98
03/99
06/99
08/99
10/99
Page Views in Millionen:
0,3
0,6
1,0
8,0
23,0
27,0
Zum Vergleich: Yahoo Deutschland generiert momentan ca. 100 Millionen Page Views, Consors etwa 20 Millionen. Sie sehen, daß Ricardo in die Spitzengruppe der
deutschen Internetseiten gehört. Insbesondere gilt dies, wenn man noch die durchschnittliche Verweildauer der User auf den Seiten berücksichtigt. Während man sich bei
Yahoo nur ca. 4 Minuten aufhält, sind es bei Ricardo 30 Minuten! Damit kann Ricardo verstärkt Einkünfte durch die Vermietung von Werbeflächen erzielen. Die Kooperation
mit der Tomorrow Internet AG ab dem 01.01.2000 dient auch der besseren Vermarktung dieses Geschäftsfeldes. Entsprechend erwartet man für das nächste Jahr erstmals
Werbeeinkünfte von mehr als einer Million DM. Da dieses Geschäft für Ricardo nebenbei mit abfällt, kann hier Umsatz und Gewinn beinahe gleich gesetzt werden.
Über eine B-P-Auktion ist es möglich, für ein noch nicht am Markt eingeführtes Produkt einen Preis in einem Feldversuch zu testen. Ricardo wird ab 2000 solche Aktionen
verstärkt in sein Programm aufnehmen.
Risiken
Das Geschäftsmodell der Ricardo.de AG ist mit hohen Risiken behaftet. Aus unserer Sicht ist das Hauptproblem, daß es im Prinzip keine Markteintrittsbarrieren gibt.
Entsprechend ist der Markt sehr wettbewerbsintensiv. Hauptkonkurrent für Ricardo in Deutschland ist vor allem der US-Auktionsriese eBay. eBay hat den Markteintritt nach
Deutschland mit dem Kauf des hier gut positionierten Anbieters Alando.de vollzogen. Weitere ernsthafte Konkurrenten sind QXL aus Großbritannien, Primus-Online und
Yahoo. Ricardo ist aber, wie weiter oben dargestellt wurde, darauf angewiesen ein großer Player zu werden, am besten der Größte - zumindest in Europa. Insofern ist die
Konkurrenzsituation ein ständiger Grund zu ernsthafter Sorge.
Problematisch könnte auch die weitere Steuerung des extremen Wachstums und insbesondere die Auslandsexpansion werden. Das Management hat hier ungeheure
Aufgaben zu bewältigen.
Kein Risiko stellt nach unserer Auffassung die Tatsache dar, daß Ricardo für die nächsten zwei bis drei Geschäftsjahre Verluste realisieren wird. Die Bruttomarge dürfte in
drei Jahren bei mindestens 50% liegen und langfristig eine hohe Profitabilität erlauben. Im Moment hat die Finanzierung der Wachstumsstrategie Vorrang vor der
Ausweisung von Gewinnen.
Perspektiven und Bewertung
Die Bewertung des Unternehmens gestaltet sich als außerordentlich schwierig. Wir behaupten sogar, daß sich ein einigermaßen präziser fairer Wert im Moment überhaupt
nicht bestimmen läßt. KGV und PEG-Ratio scheiden naturgemäß als Bewertungskriterien aus, da ja das Unternehmen noch keine Gewinne realisiert.
Sinnvoller ist da prinzipiell ein Ertragswertmodell. Das Problem besteht aber darin, bis 2006 eine präzise Umsatz- und Umsatzrenditenprognose zu entwickeln. Um einen
fairen Emissionspreis zu bestimmen, haben die begleitenden Banken das dem Ertragswertverfahren verwandte DCF-Verfahren angewandt. Die dort zugrunde gelegten
Daten sind bereits drei Monate später Makulatur. Das Unternehmen und der Markt sind einfach zu dynamisch.
Wir wählen daher einen eher intuitiven Ansatz um das Potential für Ricardo abzuschätzen. Wenn wir von einem Markvolumen im Online-Auktionsgeschäft in Europa von 30
Milliarden Euro im Jahr 2002 ausgehen, wie es Einschätzungen renommierter Marktforschungsinstitute nahelegen, und für Ricardo einen Marktanteil von 10% unterstellen,
würden Waren im Wert von 3 Milliarden Euro über die Plattform der Ricardo.de AG transferiert werden. Davon sollten etwa 15% auf den Business-to-Private-Sektor
entfallen. Es folgt dann aus diesem Geschäft ein Umsatz von 450 Millionen Euro, allerdings bei nur geringen Margen. 2,5 Milliarden Euro würden auf den
Business-to-Business und den Private-to-Private-Bereich entfallen. Da Ricardo hier aber nur der Makler ist, wären nur die Provisionen für das Unternehmen anrechenbar.
Bei einer durchschnittlichen Transaktionsprovision von 3% würde daraus für Ricardo ein Umsatz von 75 Millionen Euro resultieren. Diese Umsätze würden allerdings sehr
hohe Bruttomargen von bis zu 80% erzeugen. Für 2002 wäre demnach ein Umsatz von über einer halben Milliarde Euro im Bereich des Möglichen!
Wir gehen nicht davon aus, daß Internet-Auktionshäuser generell mit einem KUV von 100 zu bewerten sind, wie dies momentan beim Marktführer eBay üblich ist.
Schließlich tritt Ricardo im Business-to-Private Bereich nur als Händler auf, bei eBay resultiert jedoch der gesamte Umsatz aus dem margenstarken Private-to-Private
Geschäft. Wir können uns aber gut vorstellen, daß ein in seinem Markt erstklassig positioniertes, weiterhin stark wachsendes und letztendlich auch margenstarkes
Unternehmen mit einem KUV um 5 gehandelt werden wird. Solche Werte werden durchaus auch außerhalb des Internet-Business von Firmen erreicht, welche die oben
genannten Kriterien erfüllen.
Ricardo wiese dann eine Marktkapitalisierung um 2,5 Milliarden Euro auf. Mithin bestünde auf Sicht von 24 bis 36 Monaten ein Kurspotential von fast 1.000%.
Wir bitten Sie aber unbedingt zu bedenken, daß dies keine Prognose darstellt, die mit mathematischer Gewißheit eintreffen wird. Die Realisierung unserer Erwartungen
hängt davon ab, ob der in Rede stehende Markt tatsächlich so schnell wächst wie unterstellt und ob es Ricardo gelingt, sich im europäischen Markt als eine der stärksten
Marken zu etablieren. Wir gehen hier also von einem best case-Szenario aus. Die Risiken sind jedenfalls sehr hoch. Wir empfehlen die Aktie dem hochspekulativen
Anleger auf Sicht von mindestens 36 Monaten zum Kauf. Das Unternehmen und der Markt müssen ständig beobachtet werden!
Ricardo.de AG auf einen Blick
Wertpapierkennummer
702070 Stärken:
enormes Wachstum
sehr hohes Marktpotential
überdurchschnittliches Management
Marktführer in Deutschland
Schwächen:
kaum Markteintrittsbarrieren
sehr starke Konkurrenz
Auslandsexpansion verzögert sich
liquidester Börsenplatz
Frankfurt am Main
letzter Kurs
34,00 Euro
KGV 2000
n.a.
unser Urteil
spekulativer Kauf
Internet
www.ricardo.deAnmerkung: Der Autor hält Aktien dieses Unternehmens. Die UCA, eine Gesellschafterin der Performaxx AG, ist ebenfalls an ricardo.de beteiligt.
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