Die Terroranschläge in den USA hätten eine allgemeine Verunsicherung von Wirtschaft und Verbrauchern ausgelöst, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem neuesten Monatsbericht.
Die gesamtwirtschaftliche Leistung habe wie schon im zweiten nun auch im dritten Quartal nicht mehr zugelegt, schreibt die Bundesbank weiter.
Als Grund dafür nennt sie vor allem die Anschläge vom 11. September. Analysten sehen Deutschland bereits in einer Rezession oder knapp davor. Die Bundesbank erwartet unterdessen einen Anstieg des Staatdefizits von 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr auf rund 2,5 Prozent in diesem Jahr.
Bei der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) sei „nach ersten eigenen Berechnungen das Ergebnis vom zweiten Quartal knapp gehalten“ worden, schreibt die Bundesbank.
Stagnation bereits im zweiten Quartal
Bereits im zweiten Quartal hatte das BIP in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone stagniert; im Vierteljahresvergleich hatte es keinen Zuwachs gegeben. „In der deutschen Wirtschaft hielt die Konjunkturflaute nach der Jahresmitte an“, betonen die Währungshüter.
„Die gesamtwirtschaftliche Produktion, deren Expansion bereits in den Frühjahrsmonaten zum Stillstand gekommen war, ist im Sommer weitgehend auf dem zuvor erreichten Niveau geblieben.“ Das Statistische Bundesamt soll am Donnerstag offizielle Daten über das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal vorlegen.
Mit Blick auf die Bekanntgabe der genauen Zahlen erklärte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen, Stagnation im dritten Quartal bedeute wahrscheinlich eher minus 0,1 Prozent als 0 Prozent. Zudem werde wahrscheinlich die Entwicklung des BIP im zweiten Quartal von bislang 0 auf ebenfalls minus 0,1 Prozent revidiert.
Nach gängiger Definition in der Rezession
Damit befände sich Deutschland nach der gängigen Definition in einer Rezession, da diese als der Rückgang des realen BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen definiert wird.
Die Bundesbank schreibt die derzeitige Schwäche vor allem auf „allgemeine Verunsicherung“ nach den Terroranschlägen in den USA zurück. Verschiedene Umfragen zeigten, dass es zu einer „weiteren deutlichen Eintrübung“ der Stimmungslage sowohl bei den Unternehmen als auch bei den privaten Haushalten gekommen sei.
Die Terroranschläge belasten nach Ansicht der Bundesbank die gesamte Weltwirtschaft. Schwerer als die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen wögen die „negativen psycholgischen Effekte“, auch wenn sie sich derzeit noch nicht zuverlässig abschätzen ließen. Vor allem die US-Verbraucher schienen tief verunsichert worden zu sein.
Für die USA schließt die Bundesbank deshalb eine „technische Rezession“ ausdrücklich nicht mehr aus.
Angesichts des erwarteten Anstiegs der Defizitquote mahnte die Bundesbank, das Ziel eines „annähernd ausgeglichenen Haushalts“ nicht aus dem Auge zu verlieren. Dies verlange auch der „von Deutschland initiierte“ Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt.
Warnung vor unerwünschten Signalen
„Expansive finanzpolitische Programme würden nicht nur die mittelfristige Rückführung der Defizite in Deutschland erschweren, sondern darüber hinaus unerwünschte Signale für andere Länder setzen“, betonen die Währungshüter.
Die Bundesbank machte zugleich deutlich, dass im kommenden Jahr die gesamtstaatliche Defizitquote wieder gesenkt werden könnte. Voraussetzung sei allerdings, dass das Ausgabenwachstum trotz der höheren Anforderungen im Bereich der inneren und äußeren Sicherheit und der Erhöhung des Kindergelds „eng begrenzt“ werde.
Quelle: Süddeutsche Zeitung