04. Oktober 2008 Das Schicksal der schwer angeschlagenen Münchner Großbank Hypo Real Estate (HRE) ist wieder ungewiss. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung aus Finanzkreisen wackelte am Samstag das eigentlich sicher geglaubte 35 Milliarden Euro schwere Hilfspaket, auf das die Bank dringend angewiesen ist. Am Nachmittag war unklar, ob die Finanzbranche ihren Anteil zur Rettung der HRE wie erwartet leisten wird.
„Das ist eine völlig neue Entwicklung. Die Banken zögern und überdenken das Paket insgesamt noch einmal“, hieß es. Bis Sonntagabend müsse eine Lösung gefunden werden. Die Bundesbank und die Finanzmarktaufsicht Bafin hatten vergangene Woche vor „unabsehbaren Folgen für das gesamte deutsche Finanzsystem“ gewarnt, falls die HRE zusammenbrechen sollte.
Druck auf Steinbrück
Die Finanzindustrie versucht offenbar Druck auf Bundesfinanzinister Peer Steinbrück (SPD) auszuüben, um diesen zu einer noch stärkeren Risikoübernahme als ohnehin vorgesehen, zu bewegen. „Wenn die HRE gerettet werden soll, muss die Bundesregierung den Banken wahrscheinlich zusätzliche Sicherheiten bieten“, hieß es. Zugleich wird Steinbrück vorgeworfen, er und sein Ministerium hätten durch widersprüchliche Aussagen zur Zukunft der HRE an den Finanzmärkten für weitere Verunsicherung gesorgt und damit die Krise noch verschärft.
Steinbrücks Sprecher Torsten Albig sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am Samstagnachmittag, ihm sei nicht bekannt, dass das Rettungspaket gefährdet sei. Die Bundesbank, der Bankenverband und die HRE wollten sich auf Anfrage nicht äußern.
Zeitdruck extrem groß
Der Zeitdruck für die HRE sei mittlerweile extrem groß, hieß es am Samstag. Die Liquiditätslage der für die Schieflage verantwortlichen HRE-Tochtergesellschaft Depfa habe sich im Laufe der Woche weiter verschlechtert. Am Donnerstag und Freitag habe die Bank auf dem Geldmarkt „um jeden Euro Liquidität kämpfen“ müssen. Die HRE sei deshalb Anfang kommender Woche darauf angewiesen, dass die vereinbarten Rettungskredite fließen.
Der Bund soll bereits nach den bisherigen Plänen mit 26,5 Milliarden Euro die Hauptlast einer Rettungsbürgschaft, die zur Absicherung des Notkredits für die HRE benötigt wird, übernehmen. Banken und Versicherungen hatten sich vor dem Wochenende geeinigt, wie sie ihren Bürgschaftsanteil von 8,5 Milliarden Euro untereinander aufteilen wollen. Damit galt das Hilfspaket für die HRE noch am Freitagabend als gesichert, auch wenn bisher noch keine bindenden Vereinbarungen unterschrieben worden sind (siehe dazu auch: Finanzindustrie beschließt Lastenverteilung zur Hypo-Real-Estate-Rettung).
Bei einem Sondergipfel in Paris, zu dem der französische Präsident Nicolas Sarkozy europäische Spitzenpolitiker einladen hatte, zeichnete sich unterdessen kein gemeinsames Vorgehen der europäischen Länder gegen die Krise ab. Die Bundesregierung bekräftigte zum Auftakt ihre Ablehnung eines europaweiten Hilfsfonds für notleidende Banken. Einig waren sich die Spitzenpolitiker nur, strengere Regeln für Ratingagenturen zu schaffen und die Bilanzierung für Finanzinstitute zu reformieren (siehe dazu auch: Europäischer Rettungsfonds rückt in die Ferne).
Text: theu. / sibi. / Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
„Das ist eine völlig neue Entwicklung. Die Banken zögern und überdenken das Paket insgesamt noch einmal“, hieß es. Bis Sonntagabend müsse eine Lösung gefunden werden. Die Bundesbank und die Finanzmarktaufsicht Bafin hatten vergangene Woche vor „unabsehbaren Folgen für das gesamte deutsche Finanzsystem“ gewarnt, falls die HRE zusammenbrechen sollte.
Druck auf Steinbrück
Die Finanzindustrie versucht offenbar Druck auf Bundesfinanzinister Peer Steinbrück (SPD) auszuüben, um diesen zu einer noch stärkeren Risikoübernahme als ohnehin vorgesehen, zu bewegen. „Wenn die HRE gerettet werden soll, muss die Bundesregierung den Banken wahrscheinlich zusätzliche Sicherheiten bieten“, hieß es. Zugleich wird Steinbrück vorgeworfen, er und sein Ministerium hätten durch widersprüchliche Aussagen zur Zukunft der HRE an den Finanzmärkten für weitere Verunsicherung gesorgt und damit die Krise noch verschärft.
Steinbrücks Sprecher Torsten Albig sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am Samstagnachmittag, ihm sei nicht bekannt, dass das Rettungspaket gefährdet sei. Die Bundesbank, der Bankenverband und die HRE wollten sich auf Anfrage nicht äußern.
Zeitdruck extrem groß
Der Zeitdruck für die HRE sei mittlerweile extrem groß, hieß es am Samstag. Die Liquiditätslage der für die Schieflage verantwortlichen HRE-Tochtergesellschaft Depfa habe sich im Laufe der Woche weiter verschlechtert. Am Donnerstag und Freitag habe die Bank auf dem Geldmarkt „um jeden Euro Liquidität kämpfen“ müssen. Die HRE sei deshalb Anfang kommender Woche darauf angewiesen, dass die vereinbarten Rettungskredite fließen.
Der Bund soll bereits nach den bisherigen Plänen mit 26,5 Milliarden Euro die Hauptlast einer Rettungsbürgschaft, die zur Absicherung des Notkredits für die HRE benötigt wird, übernehmen. Banken und Versicherungen hatten sich vor dem Wochenende geeinigt, wie sie ihren Bürgschaftsanteil von 8,5 Milliarden Euro untereinander aufteilen wollen. Damit galt das Hilfspaket für die HRE noch am Freitagabend als gesichert, auch wenn bisher noch keine bindenden Vereinbarungen unterschrieben worden sind (siehe dazu auch: Finanzindustrie beschließt Lastenverteilung zur Hypo-Real-Estate-Rettung).
Bei einem Sondergipfel in Paris, zu dem der französische Präsident Nicolas Sarkozy europäische Spitzenpolitiker einladen hatte, zeichnete sich unterdessen kein gemeinsames Vorgehen der europäischen Länder gegen die Krise ab. Die Bundesregierung bekräftigte zum Auftakt ihre Ablehnung eines europaweiten Hilfsfonds für notleidende Banken. Einig waren sich die Spitzenpolitiker nur, strengere Regeln für Ratingagenturen zu schaffen und die Bilanzierung für Finanzinstitute zu reformieren (siehe dazu auch: Europäischer Rettungsfonds rückt in die Ferne).
Text: theu. / sibi. / Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung