Rentner drohen der Bahn mit heftigen Protesten
Kritik am geplanten Wegfall der "Bahncard Senior" / Unternehmen weist Vorwürfe zurück
Peter Kirnich und Christian Lipicki
BERLIN, 3. Februar. Der Deutschen Bahn AG droht ein Proteststurm der Rentner wegen der geplanten Abschaffung der Senioren-Bahncard. "Um die Bahncard Senior zu retten, startet der Sozialverband VdK in diesen Tagen eine bundesweite Briefkampagne", sagte VdK-Präsident Walter Hirrlinger der "Berliner Zeitung". "Wir rufen alle 18 Millionen Rentner in Deutschland dazu auf, bei Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn gegen die Abschaffung der Bahncard Senior zu protestieren." In der VdK-Mitgliederzeitung und ab der kommenden Woche auch im Internet sei ein entsprechender Musterbrief zu finden. Darin heißt es wörtlich: "Sehr geehrter Herr Mehdorn, ich fordere Sie auf, die BahnCard S nicht abzuschaffen und es beim jetzigen Zustand zu belassen."
Kein Angebot für Spontanreisen
Die Bahn bestätigte, dass bei Einführung des neues Preissystems ab Dezember die meisten Sondertarife - darunter auch die Bahncard für Senioren und die Bahncard für Junioren - wegfallen sollen. Im Gegenzug sollen Frühbuchern hohe Rabatte eingeräumt werden.
Hirrlinger hält diese Pläne für unsozial: "Die Bahn beraubt die Rentner ihrer uneingeschränkten Mobilität." Frühbucher-Rabatte seien kein geeigneter Ersatz für die Bahncard Senior. "Es ist ein Trugschluss, dass Rentner ihre Reise immer eine Woche im Voraus planen können", sagte der VdK-Präsident. "Alte Menschen sind in besonderer Weise darauf angewiesen, beispielsweise bei Notfällen in der Familie ihre Angehörigen schnell erreichen zu können." Es müsse daher weiterhin günstige Angebote geben, die kurzfristig genutzt werden können.
"Wir werden unsere Kampagne gegen die Streichung der Bahncard Senior Stufe für Stufe steigern, bis der Bahn gar nichts anderes mehr übrig bleibt als einzulenken", sagte Hirrlinger. "Die Rentner haben es satt, für dumm verkauft zu werden." Er kündigte zugleich an, dass die Briefaktion nur der Auftakt sei. Wenn es sein muss, "werden wir im Wahlkampf auf jeden Bundestagskandidaten zugehen und ihn fragen, wie er es mit der Sicherung der Mobilität der Rentner hält", sagte der VdK-Präsident. Die Politik werde sich nicht drücken können, eindeutig Stellung zu beziehen. Hirrlinger unterstrich: "Wir werden alles und jeden mobilisieren und den Druck auf die Bahn so lange erhöhen, bis die seniorenunfreundlichen Pläne endlich vom Tisch sind."
Der Bahn-Konzern wies die Vorwürfe strikt zurück. "Aus unserer Sicht werden Senioren durch den Wegfall der Bahncard Senior nicht benachteiligt", sagte Bahnsprecherin Birgit Röher der "Berliner Zeitung". Vielmehr könne ein Rentner durch die Reform des Preissystems künftig noch mehr sparen - nämlich über die Hälfte des normalen Fahrpreises. Vorausgesetzt: er ist im Besitz einer normalen Bahncard und bucht eine Woche vor Fahrtantritt sein Ticket.
Die Bahnsprecherin rechnet vor: Statt derzeit 70 Euro für die Bahncard Senior 2. Klasse müssten Rentner ab dem 15. Dezember eine normale Bahncard kaufen, die dann nur noch 60 Euro kostet. Die Sprecherin räumte ein, dass der Rabatt dann von jetzt 50 Prozent auf 25 Prozent falle, "dafür gilt die Bahncard künftig auch für alle Sonderangebote". Wer eine Bahncard hat und künftig frühzeitig bucht, könne nach Berechnungen der Bahn "künftig bis 55 Prozent des eigentlichen Fahrpreises sparen". Der Mitfahrer komme im günstigsten Fall sogar "auf einen Rabatt von bis zu 73 Prozent". Enkel bis zum Alter von 14 Jahren können künftig kostenlos mit den Großeltern mitreisen. Röher: "Damit wird Reisen für Rentner künftig sogar preiswerter."
Wichtige Kundengruppe
Der Haken am neuen Preissystem: Reisende müssen ihr Ticket möglichst rechtzeitig kaufen. Wer einen Tag vor Reisebeginn bucht, erhält einen Rabatt auf den Grundpreis von zehn Prozent. Wer drei Tage vorher bucht, erhält 25 Prozent. Einen Rabatt von 40 Prozent erhalten Kunden, die ihr Ticket sieben Tage vor Reisebeginn erworben haben. Spontanreisende dagegen müssen den vollen Preis bezahlen. Das sei für Rentner jedoch "kein Nachteil", sagt Röher. Marktstudien der Bahn hätten ergeben, "dass die meisten Rentner im Voraus buchen".
Nach Angaben Röhers sind derzeit 3,5 Millionen Bahncards im Umlauf, davon 828 000 Bahncard Senior. Damit sind fast ein Viertel der Bahncardbesitzer Rentner. "Für diese wichtige Kundengruppe muss es auch weiterhin ein Sonderangebot geben", forderte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Als Beispiel nannte Naumann Flug- oder Busgesellschaften, die spezielle Angebote gerade für Rentner haben. Vor allem Rentner, die heute mit der 1. Klasse reisen, könnten kaum vom neuen Rabattsystem profitieren. So kostet die Bahncard first künftig 150 Euro und damit zehn Euro mehr als die Bahncard first Senior heute.
Der VdK will den Protestbrief in den kommenden Tagen auch im Internet veröffentlichen.
Schmug
Kritik am geplanten Wegfall der "Bahncard Senior" / Unternehmen weist Vorwürfe zurück
Peter Kirnich und Christian Lipicki
BERLIN, 3. Februar. Der Deutschen Bahn AG droht ein Proteststurm der Rentner wegen der geplanten Abschaffung der Senioren-Bahncard. "Um die Bahncard Senior zu retten, startet der Sozialverband VdK in diesen Tagen eine bundesweite Briefkampagne", sagte VdK-Präsident Walter Hirrlinger der "Berliner Zeitung". "Wir rufen alle 18 Millionen Rentner in Deutschland dazu auf, bei Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn gegen die Abschaffung der Bahncard Senior zu protestieren." In der VdK-Mitgliederzeitung und ab der kommenden Woche auch im Internet sei ein entsprechender Musterbrief zu finden. Darin heißt es wörtlich: "Sehr geehrter Herr Mehdorn, ich fordere Sie auf, die BahnCard S nicht abzuschaffen und es beim jetzigen Zustand zu belassen."
Kein Angebot für Spontanreisen
Die Bahn bestätigte, dass bei Einführung des neues Preissystems ab Dezember die meisten Sondertarife - darunter auch die Bahncard für Senioren und die Bahncard für Junioren - wegfallen sollen. Im Gegenzug sollen Frühbuchern hohe Rabatte eingeräumt werden.
Hirrlinger hält diese Pläne für unsozial: "Die Bahn beraubt die Rentner ihrer uneingeschränkten Mobilität." Frühbucher-Rabatte seien kein geeigneter Ersatz für die Bahncard Senior. "Es ist ein Trugschluss, dass Rentner ihre Reise immer eine Woche im Voraus planen können", sagte der VdK-Präsident. "Alte Menschen sind in besonderer Weise darauf angewiesen, beispielsweise bei Notfällen in der Familie ihre Angehörigen schnell erreichen zu können." Es müsse daher weiterhin günstige Angebote geben, die kurzfristig genutzt werden können.
"Wir werden unsere Kampagne gegen die Streichung der Bahncard Senior Stufe für Stufe steigern, bis der Bahn gar nichts anderes mehr übrig bleibt als einzulenken", sagte Hirrlinger. "Die Rentner haben es satt, für dumm verkauft zu werden." Er kündigte zugleich an, dass die Briefaktion nur der Auftakt sei. Wenn es sein muss, "werden wir im Wahlkampf auf jeden Bundestagskandidaten zugehen und ihn fragen, wie er es mit der Sicherung der Mobilität der Rentner hält", sagte der VdK-Präsident. Die Politik werde sich nicht drücken können, eindeutig Stellung zu beziehen. Hirrlinger unterstrich: "Wir werden alles und jeden mobilisieren und den Druck auf die Bahn so lange erhöhen, bis die seniorenunfreundlichen Pläne endlich vom Tisch sind."
Der Bahn-Konzern wies die Vorwürfe strikt zurück. "Aus unserer Sicht werden Senioren durch den Wegfall der Bahncard Senior nicht benachteiligt", sagte Bahnsprecherin Birgit Röher der "Berliner Zeitung". Vielmehr könne ein Rentner durch die Reform des Preissystems künftig noch mehr sparen - nämlich über die Hälfte des normalen Fahrpreises. Vorausgesetzt: er ist im Besitz einer normalen Bahncard und bucht eine Woche vor Fahrtantritt sein Ticket.
Die Bahnsprecherin rechnet vor: Statt derzeit 70 Euro für die Bahncard Senior 2. Klasse müssten Rentner ab dem 15. Dezember eine normale Bahncard kaufen, die dann nur noch 60 Euro kostet. Die Sprecherin räumte ein, dass der Rabatt dann von jetzt 50 Prozent auf 25 Prozent falle, "dafür gilt die Bahncard künftig auch für alle Sonderangebote". Wer eine Bahncard hat und künftig frühzeitig bucht, könne nach Berechnungen der Bahn "künftig bis 55 Prozent des eigentlichen Fahrpreises sparen". Der Mitfahrer komme im günstigsten Fall sogar "auf einen Rabatt von bis zu 73 Prozent". Enkel bis zum Alter von 14 Jahren können künftig kostenlos mit den Großeltern mitreisen. Röher: "Damit wird Reisen für Rentner künftig sogar preiswerter."
Wichtige Kundengruppe
Der Haken am neuen Preissystem: Reisende müssen ihr Ticket möglichst rechtzeitig kaufen. Wer einen Tag vor Reisebeginn bucht, erhält einen Rabatt auf den Grundpreis von zehn Prozent. Wer drei Tage vorher bucht, erhält 25 Prozent. Einen Rabatt von 40 Prozent erhalten Kunden, die ihr Ticket sieben Tage vor Reisebeginn erworben haben. Spontanreisende dagegen müssen den vollen Preis bezahlen. Das sei für Rentner jedoch "kein Nachteil", sagt Röher. Marktstudien der Bahn hätten ergeben, "dass die meisten Rentner im Voraus buchen".
Nach Angaben Röhers sind derzeit 3,5 Millionen Bahncards im Umlauf, davon 828 000 Bahncard Senior. Damit sind fast ein Viertel der Bahncardbesitzer Rentner. "Für diese wichtige Kundengruppe muss es auch weiterhin ein Sonderangebot geben", forderte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Als Beispiel nannte Naumann Flug- oder Busgesellschaften, die spezielle Angebote gerade für Rentner haben. Vor allem Rentner, die heute mit der 1. Klasse reisen, könnten kaum vom neuen Rabattsystem profitieren. So kostet die Bahncard first künftig 150 Euro und damit zehn Euro mehr als die Bahncard first Senior heute.
Der VdK will den Protestbrief in den kommenden Tagen auch im Internet veröffentlichen.
Schmug