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Amerikanische Anleger ziehen scharenweise Geld aus Aktienfonds ab
Rekordsumme aus Aktienfonds abgezogen / "Marktboden erreicht" / Kleine Anbieter unter Druck
sfu. FRANKFURT, 27. August. An den internationalen Aktienmärkten greift die Einschätzung um sich, daß die Kurse nach der Talfahrt der vergangenen beiden Jahre ihren Tiefpunkt erreicht haben. "Die Investoren haben kapituliert", stellte der amerikanische Fondsspezialist Lipper in seinem jüngsten Bericht fest. Die Experten beziehen sich dabei auf ihre Schätzung, daß die Anleger in den Vereinigten Staaten im Juli unter dem Strich 49 Milliarden Dollar aus Aktienfonds abgezogen haben. Diese Gelder wurden in Renten- oder Geldmarktfonds umgeschichtet. Nach Ansicht vieler Marktteilnehmer muß einem nachhaltigen Aufschwung die Kapitulation der Anleger und ein damit verbundener rasanter Kursverlust vorausgehen.
Noch nie zuvor war bei den Mittelabflüssen in Amerika eine solche Dimension erreicht worden. "Das ist ein klassisches Massenphänomen und markiert wahrscheinlich einen wichtigen Tiefpunkt", kommentiert Lipper-Analyst Don Cassidy die Zahlen. Selbst in der Verunsicherung nach den Terroranschlägen vom 11. September verkauften die amerikanischen Anleger nach Angaben von Lipper netto nur rund 30 Milliarden Dollar an Aktienfondsanteilen. Knapp zwei Drittel der Mittelabflüsse im Juli entfielen auf Fonds, die breit in amerikanische Aktien investieren. Bei den Branchenfonds traf es vor allem die Technologiefonds.
Auch die deutschen Anleger zogen nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI) im Juni und Juli deutlich mehr Mittel aus Aktienfonds ab, als sie einzahlten. Allerdings fiel hier die Dimension mit Nettoabflüssen von zusammen 1,54 Milliarden Euro weniger dramatisch aus als in Übersee. Im Mai hatten die Fondsgesellschaften unter dem damaligen Eindruck positiver Konjunkturzahlen noch einen Nettozufluß von 1,26 Milliarden Euro gemeldet. Seit Jahresbeginn sind den deutschen Aktienfonds nach BVI-Angaben netto aber immer noch Mittel in Höhe von 2,64 Milliarden Euro zugeflossen. Pessimisten meinen deshalb, daß von einer Kapitulation noch keine Rede sein könne. Zuletzt wurden für ein Gesamtjahr 1986 Nettomittelabflüsse aus Aktienfonds in Deutschland verzeichnet.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Mittelabflüsse aus Aktienfonds raten Fondsstrategen wie Heiko Nitzsche von der Ratingagentur Standard & Poor's den Anlegern zu einem Blick in ihre Depots. In diesen Zeiten komme es darauf an, daß man dem Fondsmanager vertrauen könne. Von Bedeutung sei dabei, daß er Erfahrung habe und mit Krisensituationen wie der aktuellen umgehen könne. Ansonsten könne auch wegen der hohen Mittelabflüsse die Wertentwicklung unter Druck geraten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Fondsmanager ihre Anleger nicht mehr aus dem Kassenbestand auszahlen können und unter Druck Aktien aus ihrem Portfolio verkaufen müssen. Von den Strategen ist deshalb Fingerspitzengefühl gefragt. Sie müssen den Baranteil so hoch halten, damit sie Abflüsse ohne Probleme bedienen können. Gleichzeitig müssen sie ausreichend investiert sein, um bei einem Umschwung von den steigenden Kursen profitieren zu können. Je niedriger dabei das verwaltete Fondsvolumen ausfällt, um so schwieriger wird dieser Spagat für die Fondsmanager.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2002, Nr. 199 / Seite 21
Amerikanische Anleger ziehen scharenweise Geld aus Aktienfonds ab
Rekordsumme aus Aktienfonds abgezogen / "Marktboden erreicht" / Kleine Anbieter unter Druck
sfu. FRANKFURT, 27. August. An den internationalen Aktienmärkten greift die Einschätzung um sich, daß die Kurse nach der Talfahrt der vergangenen beiden Jahre ihren Tiefpunkt erreicht haben. "Die Investoren haben kapituliert", stellte der amerikanische Fondsspezialist Lipper in seinem jüngsten Bericht fest. Die Experten beziehen sich dabei auf ihre Schätzung, daß die Anleger in den Vereinigten Staaten im Juli unter dem Strich 49 Milliarden Dollar aus Aktienfonds abgezogen haben. Diese Gelder wurden in Renten- oder Geldmarktfonds umgeschichtet. Nach Ansicht vieler Marktteilnehmer muß einem nachhaltigen Aufschwung die Kapitulation der Anleger und ein damit verbundener rasanter Kursverlust vorausgehen.
Noch nie zuvor war bei den Mittelabflüssen in Amerika eine solche Dimension erreicht worden. "Das ist ein klassisches Massenphänomen und markiert wahrscheinlich einen wichtigen Tiefpunkt", kommentiert Lipper-Analyst Don Cassidy die Zahlen. Selbst in der Verunsicherung nach den Terroranschlägen vom 11. September verkauften die amerikanischen Anleger nach Angaben von Lipper netto nur rund 30 Milliarden Dollar an Aktienfondsanteilen. Knapp zwei Drittel der Mittelabflüsse im Juli entfielen auf Fonds, die breit in amerikanische Aktien investieren. Bei den Branchenfonds traf es vor allem die Technologiefonds.
Auch die deutschen Anleger zogen nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI) im Juni und Juli deutlich mehr Mittel aus Aktienfonds ab, als sie einzahlten. Allerdings fiel hier die Dimension mit Nettoabflüssen von zusammen 1,54 Milliarden Euro weniger dramatisch aus als in Übersee. Im Mai hatten die Fondsgesellschaften unter dem damaligen Eindruck positiver Konjunkturzahlen noch einen Nettozufluß von 1,26 Milliarden Euro gemeldet. Seit Jahresbeginn sind den deutschen Aktienfonds nach BVI-Angaben netto aber immer noch Mittel in Höhe von 2,64 Milliarden Euro zugeflossen. Pessimisten meinen deshalb, daß von einer Kapitulation noch keine Rede sein könne. Zuletzt wurden für ein Gesamtjahr 1986 Nettomittelabflüsse aus Aktienfonds in Deutschland verzeichnet.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Mittelabflüsse aus Aktienfonds raten Fondsstrategen wie Heiko Nitzsche von der Ratingagentur Standard & Poor's den Anlegern zu einem Blick in ihre Depots. In diesen Zeiten komme es darauf an, daß man dem Fondsmanager vertrauen könne. Von Bedeutung sei dabei, daß er Erfahrung habe und mit Krisensituationen wie der aktuellen umgehen könne. Ansonsten könne auch wegen der hohen Mittelabflüsse die Wertentwicklung unter Druck geraten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Fondsmanager ihre Anleger nicht mehr aus dem Kassenbestand auszahlen können und unter Druck Aktien aus ihrem Portfolio verkaufen müssen. Von den Strategen ist deshalb Fingerspitzengefühl gefragt. Sie müssen den Baranteil so hoch halten, damit sie Abflüsse ohne Probleme bedienen können. Gleichzeitig müssen sie ausreichend investiert sein, um bei einem Umschwung von den steigenden Kursen profitieren zu können. Je niedriger dabei das verwaltete Fondsvolumen ausfällt, um so schwieriger wird dieser Spagat für die Fondsmanager.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2002, Nr. 199 / Seite 21