Sein Name steht für sagenhaften Reichtum, untrüglichen Geschäftssinn - und die Käuflichkeit deutscher Politik. Knapp 20 Jahre ist es her, dass die Flick-Affäre die Bundesrepublik erschütterte. Heute ist Friedrich Karl Flick längst milliardenschwerer Privatier - der entspannt seinen seinen 75. Geburtstag feiert.
Friedrich Karl Flick will vor allem eines haben: seine Ruhe. Die findet der Haupterbe und langjährige Vorsteher des einst größten privaten Industrieimperiums der Republik in der Steiermark. Dorthin hat er sich bereits 1994 zurückgezogen. Im Gegensatz zu Deutschland biete Österreich "immerhin Rahmenbedingungen, die eine Erhaltung des Vermögens möglich machen", erklärte "FKF" im Sommer 1998 gegenüber dem manager magazin. Und "zu erhalten" gibt es praktisch jede Menge.
Sein Vater Friedrich Flick war es, der den Grundstein für das Milliardenvermögen der Familie legte. Geschickt verstand es der Landwirtssohn, die Inflationszeit zu seinen Gunsten zu nutzen, um Anfang der zwanziger Jahre in der Montanindustrie Fuß zu fassen. Nach 1933 festigte er seine Position als zweitgrößter Stahlproduzent des Dritten Reiches. Ohne mit der Ideologie der Nazis zu sympathisieren, suchte - und fand - er die Nähe der neuen Machthaber, wurde Wehrwirtschaftsführer und Herr über 48.000 Zwangsarbeiter. Die Quittung präsentierten ihm nach 1945 amerikanische Militärrichter. Sie verurteilten ihn zu sieben Jahren Gefängnis.
"Politische Landschaftspflege"
Friedrich Karl Flick - jüngster der Söhne des Konzerngründers - setzte die Tradition des Vaters fort, politische Verhältnisse zu Gunsten des Unternehmens auszunutzen.
Als 30-Jähriger trat er 1957 in die Familien-Holding ein. Seinen Aufstieg an die Spitze des Flick-Konzerns hatte der promovierte Betriebswirt dabei auch dem Umstand zu verdanken, dass sein Bruder Otto Ernst sich mit dem Vater überwarf. Als Friedrich Flick 1972 im Alter von 89 Jahren starb, konnte es endgültig keinen Zweifel mehr geben, wer der neue Herrscher im Hause Flick war. Andere Clan-Mitglieder wie seine Neffen Gert-Rudolf (Muck) und Friedrich Christian (Mick) hatten wenig zu melden: Die ungeliebte Verwandtschaft drängte FKF - freilich gegen Abfindungen in dreistelliger Millionenhöhe - bis 1975 endgültig aus dem Konzern.
Noch im gleichen Jahr überraschte Flick mit dem Verkauf seiner Daimler-Anteile für 1,9 Milliarden Mark an die Deutsche Bank. Nur: Steuern wollte er nicht zahlen. Deshalb betrieben seine Topmanager um Eberhard von Brauchitsch "politische Landschaftspflege". Gesät wurde viel Geld bei den drei großen Parteien, man erntete umstrittene Steuerbefreiungen.
Der Name zur Affäre
Doch die Arbeit der Landschaftspfleger flog auf. Anfang der achtziger Jahre wurde aus der Parteispendenaffäre die "Flick-Affäre". Der Name Flick musste zur Benennung der Vorgänge herhalten, weil das Gebaren seiner Getreuen am meisten Aufsehen erregte. Immerhin wurden in den elf Jahren zwischen 1969 und 1980 an die CDU/CSU 15 Millionen, an die FDP 6,5 Millionen und an die SPD-Genossen 4,3 Millionen Mark überwiesen. Indes war Flick nicht der einzige Finanzier: Auch andere Firmen hatten Schwarz, Gelb, Rot seit Jahrzehnten die Parteikassen gefüllt.
Flick musste höchstpersönlich vor dem 1983 eingesetzten Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Kein leichter Gang für den als menschenscheu beschriebenen Patron, der dann auch - wie erwartet - jede Einflussnahme abstritt. Gleichwohl verlor von Brauchitsch ebenso seinen Job wie Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und dessen Vorgänger Hans Friedrichs, der als Chef der Dresdner Bank seinen Hut nehmen musste. Vom Vorwurf der Bestechlichkeit wurden alle drei später zwar frei gesprochen, hohe Geldstrafen wegen Steuerhinterziehung kassierten sie dennoch.
Im Gefolge der enervierenden Spendenaffäre verspürte Friedrich Karl Flick schließlich eine gewisse Mattigkeit. Der Konzernleitung zunehmend überdrüssig fasste er den Entschluss, seinen eigenen Anteil zu versilbern. Das aber würde teuer. Wie Flick rasch feststellte, hätte der deutsche Fiskus über die Erbschaftssteuer Milliarden Mark von ihm fordern können. Das aber sollte nicht sein.
Kein Geld für ehemalige Zwangsarbeiter
Den einzigen Ausweg - sprich den mit 28 Prozent niedrigsten Steuersatz - fand Flick in der vollständigen "Betriebsaufgabe". 1985 verkaufte er seine sämtlichen Industriebeteiligungen. Seitdem konzentriert er sich auf das Privatleben mit seiner 33 Jahre jüngeren dritten Frau Ingrid und die Verwaltung seines auf 10,4 Milliarden Mark taxierten Vermögens.
Unangenehm auf fiel der Name Flick zuletzt in der Diskussion um die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern. Die Flicks - allen voran Friedrich Karl - stellten sich zunächst taub, als die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft um einen angemessenen Beitrag bat. Und wohl wissend, dass am schönen Vermögen auch das Blut von Nazi-Arbeitersklaven klebt, hat Friedrich Karl Flick bisher offenbar weder einen Pfennig noch einen Cent zu deren Gunsten entbehren können.
Quelle: Christian Keun
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Friedrich Karl Flick will vor allem eines haben: seine Ruhe. Die findet der Haupterbe und langjährige Vorsteher des einst größten privaten Industrieimperiums der Republik in der Steiermark. Dorthin hat er sich bereits 1994 zurückgezogen. Im Gegensatz zu Deutschland biete Österreich "immerhin Rahmenbedingungen, die eine Erhaltung des Vermögens möglich machen", erklärte "FKF" im Sommer 1998 gegenüber dem manager magazin. Und "zu erhalten" gibt es praktisch jede Menge.
Sein Vater Friedrich Flick war es, der den Grundstein für das Milliardenvermögen der Familie legte. Geschickt verstand es der Landwirtssohn, die Inflationszeit zu seinen Gunsten zu nutzen, um Anfang der zwanziger Jahre in der Montanindustrie Fuß zu fassen. Nach 1933 festigte er seine Position als zweitgrößter Stahlproduzent des Dritten Reiches. Ohne mit der Ideologie der Nazis zu sympathisieren, suchte - und fand - er die Nähe der neuen Machthaber, wurde Wehrwirtschaftsführer und Herr über 48.000 Zwangsarbeiter. Die Quittung präsentierten ihm nach 1945 amerikanische Militärrichter. Sie verurteilten ihn zu sieben Jahren Gefängnis.
"Politische Landschaftspflege"
Friedrich Karl Flick - jüngster der Söhne des Konzerngründers - setzte die Tradition des Vaters fort, politische Verhältnisse zu Gunsten des Unternehmens auszunutzen.
Als 30-Jähriger trat er 1957 in die Familien-Holding ein. Seinen Aufstieg an die Spitze des Flick-Konzerns hatte der promovierte Betriebswirt dabei auch dem Umstand zu verdanken, dass sein Bruder Otto Ernst sich mit dem Vater überwarf. Als Friedrich Flick 1972 im Alter von 89 Jahren starb, konnte es endgültig keinen Zweifel mehr geben, wer der neue Herrscher im Hause Flick war. Andere Clan-Mitglieder wie seine Neffen Gert-Rudolf (Muck) und Friedrich Christian (Mick) hatten wenig zu melden: Die ungeliebte Verwandtschaft drängte FKF - freilich gegen Abfindungen in dreistelliger Millionenhöhe - bis 1975 endgültig aus dem Konzern.
Noch im gleichen Jahr überraschte Flick mit dem Verkauf seiner Daimler-Anteile für 1,9 Milliarden Mark an die Deutsche Bank. Nur: Steuern wollte er nicht zahlen. Deshalb betrieben seine Topmanager um Eberhard von Brauchitsch "politische Landschaftspflege". Gesät wurde viel Geld bei den drei großen Parteien, man erntete umstrittene Steuerbefreiungen.
Der Name zur Affäre
Doch die Arbeit der Landschaftspfleger flog auf. Anfang der achtziger Jahre wurde aus der Parteispendenaffäre die "Flick-Affäre". Der Name Flick musste zur Benennung der Vorgänge herhalten, weil das Gebaren seiner Getreuen am meisten Aufsehen erregte. Immerhin wurden in den elf Jahren zwischen 1969 und 1980 an die CDU/CSU 15 Millionen, an die FDP 6,5 Millionen und an die SPD-Genossen 4,3 Millionen Mark überwiesen. Indes war Flick nicht der einzige Finanzier: Auch andere Firmen hatten Schwarz, Gelb, Rot seit Jahrzehnten die Parteikassen gefüllt.
Flick musste höchstpersönlich vor dem 1983 eingesetzten Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Kein leichter Gang für den als menschenscheu beschriebenen Patron, der dann auch - wie erwartet - jede Einflussnahme abstritt. Gleichwohl verlor von Brauchitsch ebenso seinen Job wie Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und dessen Vorgänger Hans Friedrichs, der als Chef der Dresdner Bank seinen Hut nehmen musste. Vom Vorwurf der Bestechlichkeit wurden alle drei später zwar frei gesprochen, hohe Geldstrafen wegen Steuerhinterziehung kassierten sie dennoch.
Im Gefolge der enervierenden Spendenaffäre verspürte Friedrich Karl Flick schließlich eine gewisse Mattigkeit. Der Konzernleitung zunehmend überdrüssig fasste er den Entschluss, seinen eigenen Anteil zu versilbern. Das aber würde teuer. Wie Flick rasch feststellte, hätte der deutsche Fiskus über die Erbschaftssteuer Milliarden Mark von ihm fordern können. Das aber sollte nicht sein.
Kein Geld für ehemalige Zwangsarbeiter
Den einzigen Ausweg - sprich den mit 28 Prozent niedrigsten Steuersatz - fand Flick in der vollständigen "Betriebsaufgabe". 1985 verkaufte er seine sämtlichen Industriebeteiligungen. Seitdem konzentriert er sich auf das Privatleben mit seiner 33 Jahre jüngeren dritten Frau Ingrid und die Verwaltung seines auf 10,4 Milliarden Mark taxierten Vermögens.
Unangenehm auf fiel der Name Flick zuletzt in der Diskussion um die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern. Die Flicks - allen voran Friedrich Karl - stellten sich zunächst taub, als die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft um einen angemessenen Beitrag bat. Und wohl wissend, dass am schönen Vermögen auch das Blut von Nazi-Arbeitersklaven klebt, hat Friedrich Karl Flick bisher offenbar weder einen Pfennig noch einen Cent zu deren Gunsten entbehren können.
Quelle: Christian Keun
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