Die Bundesregierung wird am kommenden Wochenende bei ihrer Klausurtagung das Vorziehen der letzten Stufe der Steuerreform beschließen. Dafür nimmt sie eine deutlich höhere Neuverschuldung in Kauf.
Das erfuhr die FTD aus Regierungs- und Koalitionskreisen. Die Senkung des Eingangs- und Spitzensteuersatzes soll entgegen der ursprünglichen Planung nicht mehr von einem strikten Sparprogramm abhängig gemacht werden. "Wir wollen möglichst so gegenfinanzieren, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Konjunktur gibt", hieß es in Berlin. Die positiven psychologischen Effekte der Steuersenkung sollten nicht durch eine Spardiskussion zunichte gemacht werden. Mit einem Veto aus Brüssel wegen einer erwarteten Defizitüberschreitung 2004 rechnet Berlin nicht. Eine stärkere Konjunktur habe dort inzwischen Priorität vor strenger Sparpolitik.
Allerdings will die Bundesregierung darauf bestehen, dass sich die Bundesländer verpflichten, ihre Haushaltsdefizite abzubauen oder Subventionen zu kürzen. Damit soll die Union zur Kooperation im Bundesrat gezwungen werden. Noch am Freitag hatte es Hessens CDU-Ministerpräsident Roland Koch abgelehnt, erneut über die Kürzung der Eigenheimzulage oder der Pendlerpauschale zu verhandeln. Der CDU-Vorstand beschloss am Samstag, dem Vorziehen der Steuerreform nur bei "seriöser Finanzierung für alle staatlichen Ebenen" zuzustimmen.
Kritik an den Regierungsplänen kam am Sonntag von der finanzpolitischen Sprecherin der Grünen, Christine Scheel. "Wir dürfen die Steuerreform nur vorziehen, wenn dadurch nicht die Sozialversicherungsbeiträge steigen und nicht die Konsolidierung gefährdet wird", sagte Scheel der FTD: "Nicht die Steuern verursachen den Mangel an Arbeitsplätzen, sondern zu hohe Lohnnebenkosten." Bei der Steuerbelastung stehe Deutschland im EU-Vergleich im unteren Drittel, bei den Lohnnebenkosten im oberen Drittel. "Man soll nicht denken, dass durch ein Vorziehen der letzten Stufe der Steuerreform alle Probleme gelöst sind", sagte Scheel. "Wir werden um Strukturreformen nicht herumkommen." Auf jeden Fall müsse die Regierung höhere Rentenbeiträge verhindern.
© 2003 Financial Times Deutschland
Das erfuhr die FTD aus Regierungs- und Koalitionskreisen. Die Senkung des Eingangs- und Spitzensteuersatzes soll entgegen der ursprünglichen Planung nicht mehr von einem strikten Sparprogramm abhängig gemacht werden. "Wir wollen möglichst so gegenfinanzieren, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Konjunktur gibt", hieß es in Berlin. Die positiven psychologischen Effekte der Steuersenkung sollten nicht durch eine Spardiskussion zunichte gemacht werden. Mit einem Veto aus Brüssel wegen einer erwarteten Defizitüberschreitung 2004 rechnet Berlin nicht. Eine stärkere Konjunktur habe dort inzwischen Priorität vor strenger Sparpolitik.
Allerdings will die Bundesregierung darauf bestehen, dass sich die Bundesländer verpflichten, ihre Haushaltsdefizite abzubauen oder Subventionen zu kürzen. Damit soll die Union zur Kooperation im Bundesrat gezwungen werden. Noch am Freitag hatte es Hessens CDU-Ministerpräsident Roland Koch abgelehnt, erneut über die Kürzung der Eigenheimzulage oder der Pendlerpauschale zu verhandeln. Der CDU-Vorstand beschloss am Samstag, dem Vorziehen der Steuerreform nur bei "seriöser Finanzierung für alle staatlichen Ebenen" zuzustimmen.
Kritik an den Regierungsplänen kam am Sonntag von der finanzpolitischen Sprecherin der Grünen, Christine Scheel. "Wir dürfen die Steuerreform nur vorziehen, wenn dadurch nicht die Sozialversicherungsbeiträge steigen und nicht die Konsolidierung gefährdet wird", sagte Scheel der FTD: "Nicht die Steuern verursachen den Mangel an Arbeitsplätzen, sondern zu hohe Lohnnebenkosten." Bei der Steuerbelastung stehe Deutschland im EU-Vergleich im unteren Drittel, bei den Lohnnebenkosten im oberen Drittel. "Man soll nicht denken, dass durch ein Vorziehen der letzten Stufe der Steuerreform alle Probleme gelöst sind", sagte Scheel. "Wir werden um Strukturreformen nicht herumkommen." Auf jeden Fall müsse die Regierung höhere Rentenbeiträge verhindern.
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