Quelle: AktienCheck Neuer Markt-Newsletter 09.03.2000
Sunburst Planzahlen konservativ
AC Research
Die Analysten von AC Research sehen in den Aktien der Sunburst Merchandising
AG (WKN
720150) trotz der Kursexplosion der letzten Wochen, die einer
Kursverdoppelung seit ihrer ersten Empfehlung Anfang Dezember letzten Jahres
entspreche, weiter eine sehr aussichtsreiche Anlagemöglichkeit, da das
Unternehmen noch etliche Trümpfe in der Hinterhand habe, die die aktuellen
Planzahlen für dieses und nächstes Jahr eindeutig zu konservativ erscheinen
ließen.
Sunburst sei Europas führendes Merchandising-Unternehmen, tätig in den
Bereichen Musik, Kino, Sport und vor allem TV und verfüge hier über fast
alle wichtigen Lizenzen, darunter z.B. alle Disney- und Warner
Bros.-Figuren. Nach den Ende letzten Jahres geglückten Übernahmen der
Intramarketing Agency und von EMP, die dem Unternehmen neben lukrativen
Lizenzen in erster Linie ein europaweites Distributionsnetz sowie wichtiges
Know-how im Versandkatalog-Bereich einbrachten, seien die Planzahlen für das
laufende Jahr auf 105 Mio. DM Umsatz und ein Ebit von 8,3 Mio. DM angehoben
worden, was (gemäß der Firmenpolitik) jedoch aus vielerlei Hinsicht immer
noch deutlich zu vorsichtig geschätzt sei, so die Analysten.
Zuletzt habe sich Sunburst die Vermarktungsrechte an den Rockfestivals „Rock
am Ring“ und „Rock im Park“ sichern und damit den Event-Bereich der
Musiksparte deutlich stärken können. Dabei wurde der Deal durch den
Weiterverkauf der Food- und Event-Merchandising-Rechte bereits refinanziert,
so Vorstandsmitglied Benjamin Gawlik, außerdem „sind solche Veranstaltungen
eine ideale Testmöglichkeit für unsere neuen Produkte“.
Zudem sei vor kurzem die Merchandising-Sparte der ebenfalls am Neuen Markt
gelisteten Dt. Entertainment AG (DEAG), einem der führenden
Konzertveranstalter, zu 51 Prozent übernommen worden, wodurch sich Sunburst
zahlreiche Musik-Merchandising-Rechte sowie den ertragreichen Non-Food- und
Food-Verkauf in den Spielstätten der DEAG sichere. Dabei sollte man auch von
der neuesten DEAG-Übernahme, dem Kauf der profitablen Stella-Musicals,
nachhaltig profitieren, zumal auch hier der lukrative Merchandisingverkauf
an die gemeinsame Tochtergesellschaft ausgegliedert werden dürfte, so die
Anlageexperten.
Auch die Kinosparte könne in diesem Jahr noch für einige
Ertragsüberraschungen gut sein, zumal diese „aufgrund des Mangels an
verwertbaren Filmen, wie z.B. Star Wars oder Titanic, nicht in den
Planzahlen enthalten ist“, so Gawlik. Positiv ist in diesem Zusammenhang vor
allem hervorzuheben, so AC Research, dass ein großer Teil der Kosten für die
exklusiven Verkaufsstände in etwa 80 Prozent der großen Multiplex-Kinos dank
einer Werbepartnerschaft mit dem Tabakriesen Philip Morris kompensiert
würden.
Außerdem nicht in den Planungen enthalten, seien eventuelle Übernahmen, die
aufgrund der immer noch gut gefüllten Kriegskasse und der starken
Fragmentierung im Merchandisingmarkt leicht realisiert werden könnten. „In
unserem Markt gibt es viele kleine, gut verdienende Unternehmen, denen
einerseits die nötige Größe und das nötige Kapital zur europäischen
Expansion fehlen, und die andererseits keinen Wettbewerber unseres Formates
haben wollen“, bestätigt auch der Vorstand. Gerade über Akquisitionen ließen
sich für das Unternehmen nämlich umfassende Vertriebs- und
Marketingsynergien und damit große Kosteneinsparungspotenziale erschließen,
so die Analysten.
Desweiteren verfüge Sunburst mit den europaweiten Textil-Lizenzrechten an
der Fussball-Europameisterschaft 2000 in Holland und Belgien über einen
echten Verkaufsschlager seinem Lizenz-Portfolio, der die Umsätze in diesem
Jahr deutlich voranbringen dürfte. Doch obwohl hierfür schon etliche
Großkonzerne wie Wal-Mart, Carrefour, C&A oder auch Foot Locker auf der
Kundenliste für die etwa 60 bereits fertiggestellten Artikel stünden, rechne
die Unternehmensspitze weiterhin mit einem sehr konservativen Erlösbeitrag
von lediglich 30 Mio. DM, und dass obwohl die Nationalteams der fünf großen
Absatzmärkte (Spanien, Frankreich, Italien, England und Deutschland) zu den
Teilnehmern zählten. „Wir bleiben trotz dieser guten Resonanz des Handels
bei unserer bisherigen Schätzung, weil genauere Prognosen auch wegen
fehlender Vergleichswerte aus der Vergangenheit kaum möglich sind“, erklärt
dazu Vorstand Gawlik, „lieber überraschen wir positiv.“
Zudem besteht im Sportbereich noch weitere Phantasie, so AC Research, da
sich die Einzelvermarktung im Fußball nur für wenige Top-Teams lohnt und
andererseits auch die Formel 1 mit dem geplanten Ausstieg von Patriarch
Ecclestone in eine neue Ära steuert. Pikant sei hierbei vor allem die
Tatsache, dass sich gerade der Medienriese EM.TV, mit dem Sunburst einen bis
2003 befristeten First-Look-Vertrag vereinbart habe und für den bereits die
Merchandising-Rechte an Tabaluga, der Sesamstraße und dem Oktoberfest
ausgewertet würden, um eine mehrheitliche Beteiligung an der
Formel-1-Vermarktungsgesellschaft bemühe. Ein derartiger Deal würde Sunburst
in jedem Fall in eine völlig neue Umsatz- und Ertragsdimension befördern.
Auch im Bereich „e-Business“ ist den Anlageexperten nach noch mit positiven
Überraschungen zu rechnen: Nachdem in den letzten Wochen und Monaten der
Katalog „FanOmania“ fertiggestellt worden sei, der laut Gawlik neben
sämtlichen Sunburst-Produkten auch andere Merchandising-Artikel enthält, um
dem Kunden ein komplettes Sortiment bieten zu können, stehe nun auch der
Webauftritt und die dazugehörige Logistik, um FanOmania auf dem gesamten
Kontinent zu einem bekannten und vielbesuchten Merchandising-Portal werden
zu lassen.
Bei der essentiell wichtigen Frage des Marketings, das beim Positionieren
einer neuen Marke gewöhnlich zweistellige Millionenbeträge verschlinge,
rechnen die Analysten von AC Research damit, dass das Management schon in
einigen Wochen bzw. wenigen Monaten mit einem Konzept aufwarten kann, das
(ähnlich wie im Kinobereich / s.o.) auf Allianzen basiert und damit die
notwendigen Investitionen deutlich verringert.
Alles in allem stünden die Chancen also sehr gut, dass die momentanen
EPS-Erwartungen des Marktes, die im laufenden Jahr bei ca. 70 und im
nächsten Jahr bei etwa 80 Cents pro Aktie lägen, abermals ein gutes Stück
nach oben revidiert werden müssten. Unter gewissen Konstellationen (s.o.)
sei sogar eine völlige Neubewertung der Aktie möglich, so AC Research.