Monsun-Rallye an der indischen Börse
Aktien in Bombay legen seit Mai mehr als 50 Prozent zu - Aber Anleger sollten Fonds bevorzugen
von Daniel Eckert
Berlin - Dass das Wetter die Aktienkurse bestimmen kann, wissen wir Europäer spätestens seit diesem Sommer. Doch was hier zu Lande eher die Ausnahme ist, wiederholt sich in Indien jedes Jahr. Immer zu Beginn der Monsun-Saison im Mai starren die Börsianer wie gebannt auf die Wetterprognosen. Sagen die indischen Kachelmänner ausreichend Regen voraus, steigen die Kurse. Rechnen sie mit einem schlechten weil zu trockenen Wetter, sacken die Kurse ab.
Dieses Verhalten ist keine Form des Aberglaubens, sondern hat ganz handfeste realwirtschaftliche Gründe. Noch immer ist die Ökonomie des Subkontinents stark von der Landwirtschaft geprägt: 23 des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen auf den Agrarsektor. "Fallen die Ernten witterungsbedingt schlecht aus, können sich die Bauern keine neuen Maschinen und Konsumartikel kaufen", erklärt
Oliver Stönner, Emerging-Markets-Experte bei der Commerzbank, die dahinter stehende Logik. Ein zu trockener Monsun wie vergangenes Jahr kann das Wirtschaftswachstum um bis zu 0,7 Prozentpunkte dämpfen.
Dieses Jahr ließ der Monsun nichts zu wünschen übrig. Entsprechend rasant fiel die Rallye am Aktienmarkt aus! Seit Mitte Mai hat der Sensex einen Anstieg von 53,3 Prozent hingelegt. Doch nicht nur die wohldosierte Regenmenge beflügelte den indischen Aktienmarkt, sondern auch die nahenden weltwirtschaftliche Erholung. "In den vergangenen Jahren hat sich Indien zunehmend geöffnet. Die ökonomische Verflechtung mit den USA ist inzwischen recht beachtlich", sagt Stönner. Von dem Konjunkturoptimismus besonders profitiert haben die nicht zuletzt die an der indischen Börse vertretenen Werte der Informationstechnologie. "Indien ist einer der größten IT-Standorte der Welt", sagt Heiko Weyand, bei HSBC Trinkaus & Burkhardt für einen Indien-Fonds verantwortlich. Sollte die Weltwirtschaft tatsächlich aus der Krise herauskommen, dürften sich auch bei den indischen IT-Unternehmen die Auftragsbücher wieder füllen. Dann sind bei Gesellschaften wie Infosys weitere Kursgewinne möglich.
Nicht nur auf dem Hightech-Gebiet sind die Aussichten gut. Auch die Pharma- und die Konsumgüterindustrie könnte von dem Aufschwung profitieren. Diese Branchen entwickeln sich aber auch ohne weltwirtschaftliche Impulse sehr dynamisch. "Die einkommensstarke Mittelschicht wächst, dadurch nimmt der private Verbrauch zu", sagt Weyand. Nicht zuletzt auf Grund der der kräftigen Inlandsnachfrage rechnen Experten, für dieses Jahr doch mit einem BIP-Wachstum von 6,5 Prozent und für nächstes Jahr von knapp sieben Prozent. Ein Ende der Dynamik ist erst einmal nicht abzusehen. Stönner glaubt, dass Indien langfristig mit der werdenden Wirtschaftsgroßmacht China nacheifern kann. Daher dürfte auch der indische Wachstumsmarkt weiteres Potenzial haben.
Von einem Investment in Aktien raten die Profis allerdings ab: "Der indische Markt ist sehr schwankungsanfällig, außerdem mangelt es an Transparenz, deshalb kann man mit Einzelwerten auch auf die Nase fallen", wagt Weyand. Glücklicherweise können Anleger inzwischen aus einer ganzen Reihe von Länderfonds wählen. "Und selbst einen Indien-Fonds sollte man nur als Beimischung betrachten", meint Jan Viebig, Fondsmanager von der DWS. Mehr als andere sieht Viebig auch die Schattenseiten der Hare-Krishna-Ökonomie: "Indien ist zwar eine tolle Wachstumsgeschichte. Im direkten Vergleich würde ich zurzeit aber China bevorzugen." Begründung für die Zurückhaltung: Das politische System Indiens breche alte Strukturen anders als Peking nicht schell genug auf. Deshalb wachse Indien nur mit Hindu-Tempo.
Aktien in Bombay legen seit Mai mehr als 50 Prozent zu - Aber Anleger sollten Fonds bevorzugen
von Daniel Eckert
Berlin - Dass das Wetter die Aktienkurse bestimmen kann, wissen wir Europäer spätestens seit diesem Sommer. Doch was hier zu Lande eher die Ausnahme ist, wiederholt sich in Indien jedes Jahr. Immer zu Beginn der Monsun-Saison im Mai starren die Börsianer wie gebannt auf die Wetterprognosen. Sagen die indischen Kachelmänner ausreichend Regen voraus, steigen die Kurse. Rechnen sie mit einem schlechten weil zu trockenen Wetter, sacken die Kurse ab.
Dieses Verhalten ist keine Form des Aberglaubens, sondern hat ganz handfeste realwirtschaftliche Gründe. Noch immer ist die Ökonomie des Subkontinents stark von der Landwirtschaft geprägt: 23 des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen auf den Agrarsektor. "Fallen die Ernten witterungsbedingt schlecht aus, können sich die Bauern keine neuen Maschinen und Konsumartikel kaufen", erklärt
Oliver Stönner, Emerging-Markets-Experte bei der Commerzbank, die dahinter stehende Logik. Ein zu trockener Monsun wie vergangenes Jahr kann das Wirtschaftswachstum um bis zu 0,7 Prozentpunkte dämpfen.
Dieses Jahr ließ der Monsun nichts zu wünschen übrig. Entsprechend rasant fiel die Rallye am Aktienmarkt aus! Seit Mitte Mai hat der Sensex einen Anstieg von 53,3 Prozent hingelegt. Doch nicht nur die wohldosierte Regenmenge beflügelte den indischen Aktienmarkt, sondern auch die nahenden weltwirtschaftliche Erholung. "In den vergangenen Jahren hat sich Indien zunehmend geöffnet. Die ökonomische Verflechtung mit den USA ist inzwischen recht beachtlich", sagt Stönner. Von dem Konjunkturoptimismus besonders profitiert haben die nicht zuletzt die an der indischen Börse vertretenen Werte der Informationstechnologie. "Indien ist einer der größten IT-Standorte der Welt", sagt Heiko Weyand, bei HSBC Trinkaus & Burkhardt für einen Indien-Fonds verantwortlich. Sollte die Weltwirtschaft tatsächlich aus der Krise herauskommen, dürften sich auch bei den indischen IT-Unternehmen die Auftragsbücher wieder füllen. Dann sind bei Gesellschaften wie Infosys weitere Kursgewinne möglich.
Nicht nur auf dem Hightech-Gebiet sind die Aussichten gut. Auch die Pharma- und die Konsumgüterindustrie könnte von dem Aufschwung profitieren. Diese Branchen entwickeln sich aber auch ohne weltwirtschaftliche Impulse sehr dynamisch. "Die einkommensstarke Mittelschicht wächst, dadurch nimmt der private Verbrauch zu", sagt Weyand. Nicht zuletzt auf Grund der der kräftigen Inlandsnachfrage rechnen Experten, für dieses Jahr doch mit einem BIP-Wachstum von 6,5 Prozent und für nächstes Jahr von knapp sieben Prozent. Ein Ende der Dynamik ist erst einmal nicht abzusehen. Stönner glaubt, dass Indien langfristig mit der werdenden Wirtschaftsgroßmacht China nacheifern kann. Daher dürfte auch der indische Wachstumsmarkt weiteres Potenzial haben.
Von einem Investment in Aktien raten die Profis allerdings ab: "Der indische Markt ist sehr schwankungsanfällig, außerdem mangelt es an Transparenz, deshalb kann man mit Einzelwerten auch auf die Nase fallen", wagt Weyand. Glücklicherweise können Anleger inzwischen aus einer ganzen Reihe von Länderfonds wählen. "Und selbst einen Indien-Fonds sollte man nur als Beimischung betrachten", meint Jan Viebig, Fondsmanager von der DWS. Mehr als andere sieht Viebig auch die Schattenseiten der Hare-Krishna-Ökonomie: "Indien ist zwar eine tolle Wachstumsgeschichte. Im direkten Vergleich würde ich zurzeit aber China bevorzugen." Begründung für die Zurückhaltung: Das politische System Indiens breche alte Strukturen anders als Peking nicht schell genug auf. Deshalb wachse Indien nur mit Hindu-Tempo.